Wisente sind bereit für die freie Wildbahn
Im Wittgensteiner Land läuft mit wissenschaftlicher Begleitung der Universität Siegen die Wiederansiedlung der Wisente in freier Wildbahn. Voraussichtlich im Frühjahr 2013 wird die Herde freigesetzt.
Nach dreijähriger Forschungsarbeit hat das Umweltministerium des Landes Nordrhein-Westfalen nun die Genehmigung erteilt, eine Herde von derzeit acht Wisenten im Privatwald des Fürstenhauses zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg freizusetzen. Die Tiere werden sich voraussichtlich ab dem Frühjahr 2013 frei in den Wittgensteiner Wäldern bewegen können. Diese Herde wird somit seit über 150 Jahren die erste wild lebende Rinderherde Deutschlands sein.
Der World Wide Fund For Nature (WWF) hat kürzlich das Projekt besucht und betrachtet es als „wegweisenden Schritt für den Naturschutz in Deutschland“. Das Projekt wird Vorbildcharakter haben und gewissermaßen als Pilotstudie für andere ähnliche Projekte in dicht besiedelten Regionen dienen. So werden bereits in Dänemark Anstrengungen unternommen, ebenfalls Wisente freizusetzen.
Die Wisente (wieder) als Wildart zu etablieren wird vielfältige positive Folgen für das Ökosystem haben. So besetzen die Tiere die seit Jahrhunderten vakante Position des großen Gras- und Raufutterfressers. In ihrem Kot können sich eine Vielzahl an koprophagen Wirbellosen entwickeln, von denen einige einerseits selbst auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen und andererseits Nahrungsgrundlage für bedrohte Insektenfresser sind. Durch Tritt und Beweidung schaffen die Tiere offene Flächen in ansonsten geschlossenen Vegetationsdecken, die essenziell für manche Konkurrenz schwache (und daher heutzutage seltenen) Pflanzen sind. Weiter bewahren sie kleinräumig bedrohte Wiesenbereiche vor Verbuschung. Darüber hinaus verspricht man sich natürlich auch eine Attraktivitätssteigerung der ganzen Region für Naturliebhaber, Tierfreunde, Wanderer oder Tierfotografen. Dass von diesen Tieren eine Faszination ausgeht, beweist der bisherige Erfolg des kürzlich eröffneten Geheges „Wisent-Wildnis am Rothaarsteig“.
Quelle: Pressemitteilung der Uni Siegen