Odins Auge Artikel

„Weiß“ ist keine Hautfarbe! (Teil 2)

(Teil 1)

Wir alle sind „Afrikaner“ und alle Menschen stammen von „Schwarzen“ ab!

Auch wenn es weiße Rassisten ungern hören: die ursprüngliche Hautfarbe des Menschen ist dunkelbraun (vulgo: „schwarz“).
Die Menschen, ihre unmittelbaren Vorfahren und ihre nahen Verwandten entwickelten sich in Afrika. Damit wurden auch die Erbanlagen unserer Vorfahren von den Lebensbedingungen des tropischen Afrika geformt- Hier wurde der Mensch auch zum „nackten Affen“. Der wahrscheinlichste Grund für den Fellverlust: Die nackte Haut verbesserte ihre Fähigkeit zur Kühlung durch Schwitzen. Ein Marathonlauf bei hohen Temperaturen ist für entsprechend trainierte Menschen kein Problem, solange genügend Wasser getrunken wird. Hunde, die an sich noch ausdauernder laufen können, machen unter solchen Bedingungen lange vor den menschlichen Läufern hechelnd schlapp: ihre Kühlfläche beschränkt sich auf die Pfoten, die Atemwegen, die Mundschleimhäute und vor allem die Zunge.

Die nackte Haut ist allerdings direkt der Sonne ausgesetzt. Nun kann UV-Strahlung nicht nur Hautkrebs auslösen, sondern zerstört auch das besonders in der Schwangerschaft wichtige Vitamin Folsäure. Daneben darf auch nicht vergessen werden, dass ein schwerer großflächiger Sonnenbrand unter Umständen lebensbedrohlich sein kann.
Melanin, der wichtigster Haar- und Hautfarbstoff der Säugetiere, ist ein äußerst effektiver UV-Schutz. Parallel zum „Fellverlust“ entwickelte sich also eine dunkle Haut.

Nun wanderten mehrmals Vor-Menschen, Früh-Menschen und zuletzt anatomisch moderne Menschen aus ihrer Urheimat, dem tropischen Afrika, aus. Schon in warm-gemäßigten Gebieten ist die Sonneneinstrahlung deutlich geringer als in der Savanne. Bei schwächerer Sonneneinstrahlung hat eine schwarze Haut jedoch einen Nachteil: sie behindert die Vitamin-D-Versorgung.

Dass frühe Menschen fern ihrer tropischen Urheimat an Vitamin-D-Mangel litten, ist keine Spekulation, es wurden Skelettreste von Neanderthalern mit rachitischen Fehlbildungen entdeckt.
Außerhalb der Tropen hatten also Menschen mit hellerer Haut einen Überlebensvorteil und vermehrten sich dort stärker als Menschen mit dunklerer Haut. Spätestens zu dieser Zeit bildete sich die Fähigkeit der menschlichen Menalozyten (der Melanin-produziernden Hautzellen) heraus, auf UV-Strahlung zu reagieren – das Phänomen der Sonnenbräune. Ohne UV-Licht stellt sich durch die Hauterneuerung die „angeborene“ Hautfarbe nach einigen Wochen wieder her. Der Vorteil: im Sommer bietet die gebräunte Haut guten Schutz, im Winter nutzt die blassere Haut das spärliche UV-Licht besser für die Vitamin-D-Bildung aus.

Sehr hellhäutig sind die Vorfahren der heutigen einheimischen Europäer wahrscheinlich erst seit 19 000 bis 11 000 Jahren. Erst seit jener Zeit verbreiteten sich drei typische Gene, die bei Menschen mit heller Haut gehäuft auftreten, unter den Europäern. Das legt den Schluss nahe, dass es „Weiße“ erst seit der letzten Eiszeit gibt. Wobei diese drei Gene eher Indizien als Beweise für die Hautfarbe sind.
Grob gesagt sind es etwa 50 Gene, die an der Hautpigmentierung mitwirken. Welche Gene das genau sind, und wie sie zusammenwirken, und welche epigenetische Faktoren (die wiederum von den Umweltbedigungen abhängen) beteiligt sind, das ist meines Wissens noch nicht genau geklärt. Wobei wohl keines dieser ca. 50 Gene ausschließlich für die Hautpigmentierung zuständig ist – es gibt kein “Hautfarbengen”.

Wandert eine hellhäutig gewordene Population aber in tropisch sonnige Gebiete ein, dann werden sich unter ihren Nachkommen langfristig jene durchsetzen, die am besten gegen die Sonne geschützt sind, also eine dunkle Haut haben. Das geschah z. B. mit den Ureinwohnern Mittel- und Südamerikas und mit den genetisch und anatomisch den Europäern sehr nahen Indern.

Die Hautfarbe allein verrät praktisch nichts über die Genetik und die Vorfahren eines Menschen. Eine Aufteilung der „Menschenrassen“ anhand der Hautfarbe wäre, wenn man tatsächlich Kriterien aus der Zoologie auf den Menschen anwenden würde, unsinnig.

Bei entsprechender Ernährung können Schwarze Menschen ohne Probleme in sonnenarmen Klimazonen leben. Tatsächlich ist „Weißsein“ im Sinne von „sehr helle Haut haben“ nur bei Ernährung überwiegend auf Getreidebasis, bei Sonnenmangel und bei fast ständig getragener voller Bekleidung vorteilhaft.

Die Haarfarbe und die Farbe der Augen kann mit diesem evolutionsbiologischen Mechanismus nicht erklärt werden, denn es gibt keinen biologischen Vorteil, blond oder blauäugig zu sein. Wahrscheinlich sind blaue Augen ein reines Zufallsprodukt, eine Mutation, die sich eben so zufällig nur in der europäischen Population ausbreitete.
Bei der Haarfarbe gibt es bei Menschen europäischer Abstammung einen statistischen Zusammenhang mit der Hautpigmentierung – einen losen.

Hauttypen – nützlich, an sich nicht rassistisch, aber …

Dass dieser Zusammenhang tatsächlich lose ist, aber auch, wie hartnäckig das in letzter Konsequenz rassistische Schubladendenken ist, lässt sich gut an den den „Hauttypen-Tabellen“ nach Fitzpatrick erkenne, die z. B. von Herstellern von Sonnenschutzmitteln, von Krankenkassen im Rahmen der Hautkrebsvorsorge oder auch von Solarienbetreibern herausgegeben werden.

Zum hellsten Typ heißt es dort z. B.:
Typ I:

  • sehr helle Hautfarbe
  • rötliches oder hellblondes Haar
  • blaue, grüne oder hellgraue Augen
  • Sommersprossen
  • sehr helle Brustwarzen
  • wird nicht braun, sondern bekommt Sommersprossen
  • sehr häufig Sonnenbrand
  • sehr hohes Hautkrebsrisiko

Eigenschutzzeit:

  • unter 10 Minuten

zum zweithellsten Typ:
Typ II:

  • helle Hautfarbe
  • blonde, hellbraune oder dunkelbraune Haare
  • blaue, graue oder grüne Augen
  • oft Sommersprossen
  • mäßig pigmentierte Brustwarzen
  • langsame, minimale Bräunung
  • häufig Sonnenbrand,
  • hohes Hautkrebsrisiko


Eigenschutzzeit

  • 10 – 20 Minuten

usw., bis zum „Schwarzen Typ VI“.

Die Hauttypen an sich, definiert nach der „Eigenschutzzeit“, die ein ungeschützter, nicht-sonnengewöhnter Mensch in der vollen Mittagsonne verbringen kann, bis sich die erste Hautrötung einstellt, sind für Sonnenschutzzwecke sogar brauchbar. (In Wirklichkeit ist es natürlich ein gleitender Übergang.)
Auch wenn es für die Zwecke des Sonnenschutzes egal ist, ist es meiner Ansicht nach bezeichnend, dass die Skala für „Weiße“ vier, für „alle anderen“ zwei Hauttypen vorsieht.

Die zu den Hauttypen angegebenen Haut- und Haarfarben sind bestenfalls Faustregeln.
Jeder kennt den „Schneewitchentyp“: Schwarze Haare, aber milchweiße Haut, die schnell verbrennt und praktisch überhaupt nicht bräunt – sie sind also am hellen Ende des Hauttyps II angesiedelt.
Anderseits gibt es hellblonde Menschen, die innerhalb kurzer Zeit tiefbraun werden und nur selten einen Sonnenbrand bekommen, die also von ihrem Eigenschutz her ein dunkler Hauttyp III, manchmal sogar ein Hauttyp IV sind.
Das betrifft übrigens Menschen, die im Rassenquasslersprech „reinblütig“ sind, also jahrtausendelang praktisch nur „weiße“ Vorfahren haben. Bei Menschen „gemischter“ Abkunft gibt es Dinge, die den simplen Faustregeln der Hautypentabelle glatt widersprechen: Sommersprossen auf kaffeebrauner Haut zum Beispiel, oder Afro-Krause mit Rotstich.

Ein regelrechtes Ärgernis sind die klischeehaften Namen, die manche Tabellen der Hauttypen den unterschiedlichen Typen zuschreiben: Typ I ist danach ein „keltischer Typ“, Typ II ein „nordischer“, Typ III „zentraleuropäisch“, Typ VI „mediterarran“.
Das weckt unangenehme Erinnerungen an solche Schautafeln aus der Nazizeit:ns-prop-klein

Zum Glück scheuen die Herausgeber der „Hauttypen-Tabellen nach Fitzpatrick“ für die beiden restlichen Typen, in der sich alle anderen Hautfarben drängen, den rassistischen Beiklang, die eine Klischee-Zuschreibung in diesem Falle automatisch hätte. Typ V ist schlicht „dunkel“, Typ VI „schwarz“.

Noch etwas zu der Furcht diverser selbsternannter „Hüter der nordischen Rasse“, dass die „Blonden wegen der Rassenmischung aussterben werden“ und sogar berechnen, wann das letzte blonde Kind geboren werden wird.
Es stimmt zwar, dass blonde Haare, grob gesagt, rezessiv vererbt werden, dass also, vereinfacht gesagt, die Kinder einer blonden Mutter und eines schwarzhaarigen Mannes dunkle Haare haben. (Eine grobe Vereinfachung, weil an der Haarfarbe mehrere Gene beteiligt sind, und die Kinder nicht zwangsläufig die tiefschwarzen Haare ihres Vaters haben.)
Es gibt aber keinen Grund, weshalb die Genkombination, die blondes Haar nach sich zieht, aussterben sollte. Es gibt keinen Evolutionsdruck, der diese Merkmale zum Verschwinden bringen könnte. Es wird also, selbst in eine völlig vermischten Menschheit, immer wieder einmal blonde Menschen geben.
Jeder kennt die „Sommerloch“-Meldungen von (zweieiigen) Zwillingen, von denen der eine „Weiß“ und der andere „Schwarz“ ist.
Sie zeigen, dass Humangenetik nicht so simpel wie die „Rassenlehre“ unseligen Angedenkens ist, und die Sache mit der Pigmentierung von Haut und Haar anders funktioniert, als es sich Rassenfanatiker so ausmalen.

Übrigens hat sich die Genkombination für „blondes Haar“ mehrmals entwickelt. Besonders markant ist sie bei blonden Papuas und blonden australischen Ureinwohnern, die tatsächlich „blonde Schwarze“ sind.

Alles in allem: Haarfarben, Augenfarben und Hautfarbe sind buchstäblich oberflächliche Merkmale.

Martin Marheinecke, Oktober 2013

3 Gedanken zu „„Weiß“ ist keine Hautfarbe! (Teil 2)

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  • Peer Korp

    Als Biologe kann ich sagen: Der Artikel ist gut gemeint, beruht leider auf einer veralteten Theorie.

    Sie wird seit 2009 mit dieser Arbeit widerlegt: A. H. Robins, The evolution of light skin color: Role of vitamin-D disputed. American Journal of Physical Anthropology 139:447-450). Nach heutigem Kenntnisstand hatte die Vitamin-D-Bildung in verschiedenen Breitengraden keinen Einfluss auf die Evolution in Richtung heller Haut der eurasischen Bevölkerung.
    Entgegen der von Ihnen zitierten älteren Annahme schirmt das dunkle Pigment Melanin nicht alle UVB-Strahlen ab. Dunkelhäutige Menschen brauchen nur sechs- bis zehnmal so viel Sonnenlicht, um den gleichen Vitamin-D-Spiegel im Blut zu erreichen wie Hellhäutige. Für einen Afrikaner in Europa bedeutet das praktisch, dass er zwei bis drei Stunden Sonnenlicht abbekommen muss, und zwar dreimal die Woche. Nomadische lebende Frühmenschen auf dem europäischen Kontinent erhielten diese Dosis ohne weiteres. Dass sie unter lebensgefährlichem Vitamin-D-Mangel gelitten haben, hält Robins für unwahrscheinlich.
    Nur für die erste Entstehung des hellhäutigen Typs in Nordeuropa wird UVB-Mangel von den Wissenschaftlern noch als ein möglicher zusätzlicher Faktor einbezogen, aber seit der Arbeit von A. H. Robins habe ich keine Veröffentlichung mehr gesehen, in der dies als alleiniger Selektionsfaktor der Evolution verteidigt wurde. Der Selektionsdruck ist einfach zu gering.
    Gemäß dem heutigen Stand der Wissenschaft beruht Hellhäutigkeit auf Verlustmutationen, die sehr häufig und leicht eintreten, während der umgekehrte Vorgang der genauen Wiederherstellung einer Genstruktur um eine (je nach Gengröße) über hundert bis tausendfach geringere Wahrscheinlichkeit vorkommt. In Zentralafrika hat also der ständige hohe Selektionsdruck der hohen Sonneneinstrahlung dafür gesorgt, dass diejenigen bevorzugt Nachkommen gezeugt haben, die bis zum Aufwachsen des Nachwuchses ohne wesentliche Sonnenschäden gesund blieben. Also wurden die Verlustmutationen zu hellerer Haut durch den Selektionsdruck ständig ausgemerzt.
    In der Praxis wirken eine größere Zahl von Mutationen in Kombination. Deshalb gibt es ja unzählige Zwischenausprägungen. Die Haut erblasst deshalb im Verlauf der Evolution sobald es keinen hohen Selektionsdruck zum Erhalt der dunklen Farbe mehr gibt, aber umgekehrt führt der wieder eingetretene Selektionsdruck nicht dazu, dass ebenso schnell die dunkle Farbe wiedergewonnen wird. Das dauert in Evolutionszeiträumen gemessen um ein Vielfaches länger. Deshalb sind auch die Berberstämme (Abstammung von wieder nach Nordafrika eingewanderten Volksstämmen) nur etwas dunkler als Nordeuropäer aber nicht dunkelhäutig.
    Bei hoher UV-Strahlung gibt es diesen Selektionsdruck zugunsten der dunkleren Farbe, der den ständig eintretenden Verlustmutationen zu hellerer Färbung entgegenwirkt. Diese Wirkung ist natürlich immer über die Zeiträume von mehreren Generationen zu sehen.
    Bei wenig UV-Strahlung gibt es den Druck nicht und die zunehmend hellere Haut aufgrund der Verlustmutationen setzt sich über viele Generationen durch. Der umgekehrte Weg der Gen-genauen Reparatur einer jeden Verlustmutation kommt für jedes einzelne betroffene Gen um einen Faktor von mehreren Hundert bis Tausend seltener vor. In der Summe ist die Wahrscheinlichkeit einer Rückentwicklung also extrem klein.
    Daher hat die Zeit der Evolution für die Berber bei Weitem nicht gereicht, wieder die dunkle Hautfarbe zu gewinnen. Da der Verlust der dunklen Farbe bei den großen Völkerwanderungen der Urzeit bereits in südasiatischen Regionen auftrat, in denen noch genügend Sonneneinstrahlung für das Vitamin D besteht, ist umstritten, ob das Vitamin D überhaupt zur Selektion heller Hautfarbe noch eine Rolle gespielt hat, denn diese Wirkung kam sekundär mit der Wanderung noch weiter in den Norden, als aber bei diesen Volksstämmen die Haut längst hell war.
    Eine Verlustmutation, die dazu führten, dass die Pigmentzellen weniger Melanin enthalten, ist die der Gensequenz SLC24A5. Bis zu einem Drittel des Unterschieds zwischen Europäern und Afrikanern sind auf diese SLC24A5-Mutation zurückzuführen. Diese Mutation ist relativ neu. Sie geschah erst innerhalb der letzten 6000 Jahren. Wie Sie darauf kommen, dass die Vorfahren der heutigen einheimischen Europäer wahrscheinlich erst seit 19 000 bis 11 000 Jahren sehr hellhäutig wären, müssten Sie mir erklären, auch welches die „drei typische Gene, die bei Menschen mit heller Haut gehäuft auftreten“ sein sollen. Definitiv falsch ist, dass diese Gene „eher Indizien als Beweise für die Hautfarbe“ seien. Wer eine mutierte SLC24A5-Sequenz hat, hat weniger Melanin in den Pigmentzellen, so einfach ist das!
    Es ist unstrittig, dass die Neanderthaler helle Haut hatten. Neanderthalerskelette mit Anzeichen von Rachitis litten wahrscheinlich an Vitamin-D-Mangel, aber nicht infolge ihrer Hautfarbe.
    Die Vitamin-D-Theorie der Aufhellung baut darauf auf, dass die helle Haut einen Selektionsvorteil in Bezug auf bessere Vitamin-D-Bildung mit sich brachte. Mit dem zeitlichen Verlauf der Entwicklung passt das allerdings schlecht zusammen.
    Die Dunkelhäutigen haben mehrere zehntausend Jahre in Europa bis hin nach Nordeuropa gelebt und überlebt, ohne dass es den geringsten Beginn einer Hellhäutigkeit gab. Das ist durch die Genuntersuchungen an den fossilen Knochen eindeutig nachgewiesen und das streitet keine einzige der Forschungseinrichtungen der Anthropologie ab. Das heißt: in diesem Punkt sind sich die Fachleute seit mehreren Jahren auf den entsprechenden Fachtagungen weltweit einig!
    Vor 6000-5000 Jahren trat die Hellhäutigkeit plötzlich auf und hat sich in rasanter Geschwindigkeit in Europa und später in Kleinasien und Nordafrika durchgesetzt (Für die Hellhäutigkeit in Asien werden zurzeit zwei Theorien diskutiert und man braucht mehr Ergebnisse, um sich auf eine davon festlegen zu können – Details führen hier zu weit).
    Die Ergebnisse der Genuntersuchungen haben ergeben: Die Hellhäutigkeit begann nur bei Volksstämmen, die sesshaft waren und Ackerbau betrieben, und zwar lange (Jahrtausende) nachdem sie damit begonnen hatten.
    Die nicht sesshaften Jäger und Sammler behielten noch lange (Jahrtausende) weiterhin die dunkle Haut. Aber in Nordeuropa hatten sie auch eine Ernährung mit reichlich Vitamin D!
    Erst nachdem die nomadisch lebenden Stämme an mehreren Stellen die inzwischen hellhäutigen sesshaften Stämme überfallen und junge Frauen entführt hatten (*), begann sich bei denen die hellere Hautfarbe auch durchzusetzen. Viel später gab es ohnehin die volle Durchmischung, auch der Lebensgewohnheiten, die dann Teile von beiden enthielten (bis heute, denn auch heute noch wird gejagt und werden Pilze und Wildkräuter gesammelt …), so dass ab einer bestimmten Zeitepoche auch in den Untersuchungen nicht mehr zwischen den zuvor getrennten sesshaften und nicht sesshaften unterschieden werden kann. Und die Änderungen bzw. neuen Wanderungen aufgrund der Kälteperiode sind zu berücksichtigen.
    Ich habe den Eindruck, dass Ihr Artikel weitere Ungenauigkeiten und Fehler enthalten, da sie aber mein Fachgebiet nicht berühren, gehe ich nicht näher darauf ein. Da Sie, soweit ich es beurteilen kann, ansonsten sorgfältig recherchieren, muss ich leider davon ausgehen, dass diese falschen Darstellungen nicht immer Ihrer mangelnden Sachkenntnis geschuldet sind. Meine Vermutung ist, dass Sie eine ideologisch geprägte und höchst widersprüchliche Agenda haben. Einerseits versuchen Sie, ein wissenschaftlich unhaltbaren Germanenkult aufrecht zu erhalten, der ohne rassistische und nationalistische Annahmen schlicht nicht funktionieren kann. Anderseits hängen Sie offensichtlich der Ideologie der „Critical Whiteness“ an, die aufgrund des schlechten Gewissens antirassistischer Weißer gegenüber Rassismusopfern u. A. biologische Tatsachen abstreitet.
    Das mag gut gemeint sein, ist meines Erachtens aber bei der Bekämpfung des Rassismus kontraproduktiv.
    Ihr,
    Dr. Peer Korp

    (*): Diese Ereignisse wie Überfall der sesshaften Stämme durch die jagenden (und im Waffenumgang besser gewohnten) Nomaden erkennt man an starken Häufungen von Knochenfunden an bestimmten engräumigen Stellen mit Verletzungen durch damalige Waffen. Das Verschleppen erkennt man am Auftreten der mit dem Herkunftsstamm genetisch übereinstimmenden Knochen an plötzlich weit entfernten Orten zur gleichen Zeit (also bei praktisch gleichem Alter der Knochen). Viele Funde und viele Untersuchungen ergeben im Zusammenhang ein Bild der Bewegungen und Ereignisse.

  • MartinM

    Vielen Dank für die interessante Information und die Kritik, Herr Dr. Korp!
    Ich muss zugeben, dass mir die Erkenntnisse A. H. Robins et. al. nicht bekannt waren. Damit war also der Selektionsdruck durch Vitamin-D-Mangel geringer als bisher angenommen.

    Ein wenig Schlucken musste ich bei Ihrem Vorwurf, der Artikel enthielte weitere Ungenauigkeiten und Fehler, und dass diese falschen Darstellungen nicht meiner mangelnden Sachkenntnis geschuldet wären (die ich in vielen Fällen einräumen muss), sondern meiner ideologisch geprägten und höchst widersprüchliche Agenda. Ich würde über diesen herben Vorwurf hinweggehen, wenn er nicht die Nornirs Ætt als Ganzes betreffen würde.

    Wir sind einerseits konsequent menschenrechtsorientiert, demokratisch, pazifistisch und antirassistisch, beschäftigen uns andererseits mit „germanischer“ Kultur und der damit verbundenen Spiritualität. Das geht nach unserer Erfahrung sehr gut zusammen.
    Der Pazifismus der (streng christlich-religiösen) Quäker wird ja auch nicht durch die (ebenfalls streng christlichen) äußerst kriegerischen Kreuzrittern widerlegt. Oder die pazifistischen Richtungen des Zen-Buddhismus durch den Bushido der japanischen Samurai.

    „Critical Whiteness“ stellt übrigens eine grundsätzliche politische Auseinandersetzung unter Weißen mit ihren Privilegien dar – sie ist Teil der antirasstischen Arbeit, aber nicht mit ihr gleichzusetzen. Sich auf CW zu beschränken führt nach meiner Erfahrung allzu leicht zur „Nabelschau unter Weißen“, in der die realen Interessen „Nichtweißer“ keine Rolle spielen.
    Es wird es Sie vielleicht überraschen, dass mir von einem entschiedenen Vertreter der CW der Vorwurf gemacht wurde, ich sei Anhänger des „wissenschaftlichen Rassismus“. Er gründete seinen Vorwurf darauf, dass ich Erkenntnisse der Populationsgenetik auf Menschen anwenden würde. Das entspräche dem Denken jener „Rassenforscher“, die Schädel vermaßen und nach Menschen nach äußeren Merkmalen „Rassen“ zugeordnet hätten. Obwohl ich ihm darin zustimme, dass Rassismus immer sozial konstruiert ist und typischerweise auf (projizierte) phänotypische und davon abgeleitete persönliche Unterschiede verweist, sehe ich das anders. Aber ich werde mich hüten, diesem Mann (im Grunde egoistische) Motive wie „schlechtes Gewissen gegenüber Rassismusopfern“ zu unterstellen.

    Nachtrag: Sie fragten mich, wie ich darauf käme, dass die Vorfahren der heutigen einheimischen Europäer wahrscheinlich erst seit 19 000 bis 11 000 Jahren sehr hellhäutig wären. Das war der Stand der mir zugänglichen Quellen, als ich meinen Aufsatz schrieb. Die Arbeit, in der ein sehr viel kürzerer Zeitraum angenommen wird, in dem sich sehr hellhäutige Menschen in Europa durchsetzten, wurde erst 2014 veröffentlicht. Selbst wenn ich „vom Fach“ wäre, hätte ich sie gar nicht berücksichtigen können: Direct evidence for positive selection of skin, hair, and eye pigmentation in Europeans during the last 5,000 y.

    Die „drei typischen Gene, die bei Menschen mit heller Haut gehäuft auftreten“ ist eine flapsige Formulierung. Ich meinte, dass die Gene HERC2, SLC45A2 und TYR bei den meisten hellhäutigen Europäern charakteristische Varianten aufweisen, die auf eine helle Hautfarbe hindeuten.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Martin Marheinecke

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