Palins „Hexenjäger“ lügt
Ein kenianischer Geistlicher, der die US-Vize-Präsidentschafts-Kandidatin Sarah Palin mittels Gebet vor Hexen schützen will, wird in seiner Heimat kritisiert: der wichtigste „Beweis“ seiner Kräfte – er behauptete, eine böse, zaubernde Frau aus der Stadt verjagt zu haben – ist falsch.
telegraph.co.uk: False claims exposed of Kenyan pastor who protected Sarah Palin from witches.
Bischof Thomas Muthees behauptete, eine Hexe namens Mama Jane, die er für Verbrechen, Verkehrsunfälle und öffentliche Trunkenheit in der Stadt Kiambu verantwortlich machte, gebannt zu haben. Nachdem sie geflohen sei, behaupte Muthee, sei ihr Fluch gebrochen gewesen und es sei wieder Ruhe eingekehrt.
Tatsächlich ist Mama Jane, deren richtige Name Jane Njenga ist, nicht fortgezogen. Sie ist Pastorin an einer Kirche ganz in der Nähe von Muthees „World of Faith“-Kirche.
Muthees Behauptungen nutzen ein in Afrika weit verbreitetes Glaubenssystem aus. Evangelikalische christliche Kirchen sind unglaublich populär – es gibt allein in Kiambu (einer kleinen Stadt mit 14.000 Einwohnern) etwa 500 Kirchen – und einige religiöse Führer beuten den traditionelle Glauben ihrer Anhänger an Hexerei und Zauberei aus.
Muthees Kirche boomt – ein Gebäude mit 5.000 Sitzplätzen ist im Bau und ein Hörsaal mit 12.000 Plätzen ist geplant.
Muthee verbringt einen großen Teil seiner Zeit auf Predigt-Reisen in alle Welt.
Sarah Palin, John McCains Vizepräsidentschafts-Kandidatin, hielt 2005 in ihrer Heimatstadt Wasilla, Alaska, zusammen mit Muthee einen Gottesdienst ab.
(Siehe Video: A Witch Hunt at Sarah Palin’s church!) Er bat Gott, Palin vor jeder Form der Hexerei zu schützen und ihr auf ihrem Weg zu helfen. Später danke sie ihm, dass er ihr geholfen hätte, Gouverneurin von Alaska zu werden.
(Via: What is witchcraft?)
Kommentar: Der afrikanische, in diesem Falle ostafrikanische, Hexenglauben unterscheidet sich zwar vom europäischen, aber einige Mechanismen, die aus der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung bekannt sind, findet man auch hier wieder: Vor der Kolonialzeit gab es im Volksglauben ein System aus Schadenzauber und Schadenzauberabwehr. Viele der meist fundamentalistischen evangelikalischen Kirchen übernehmen das „europäische Modell“, das Hexerei und Zauberei auf einem „Teufelspakt“ beruhen würden – damit ist auch der Gegenzauber, z. B. der traditionellen „witch doctors“ „verteufelt“. Die Prediger heizen den Hexen- und Teufelsglauben an – und bieten sich zugleich als einzige Helfer an.
Der post-koloniale afrikanische „Hexenwahn“ hat, von der Weltöffentlichkeit beinahe unbemerkt, ein erschreckendes Ausmaß angenommen.
Noch mehr erschreckt mich der Gedanke, dass es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass Sarah Palin, eine Frau, die nicht nur eine „Junge Erde-Kreationistin“ ist, sondern offensichtlich auch an Hexerei (im Sinne des Teufelspakts) glaubt, einmal die erste Präsidentin der USA werden könnte.
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