„Mutterschaft“ im Auge des Betrachters – Aus dem Leben einer Wikingerwelpen-Ma
Autorin: Ramona
Ein strahlend weißes Lächeln auf dem Gesicht. Leicht gelocktes, natürlich fallendes Haar, welches bei jeder anmutigen Bewegung auf und ab wippt…Die Küche glänzt und man glaubt selbst mit der Lupe kein einziges Staubkörnchen zu finden.
Vor dem selbst gemauertem Kamin sitzt ein Hund und schaut sich so die fröhlich tollenden Kinder an. Hüpfend bewegen sich die Kinder in dem überdimensionalen Garten, der mit seinen frisch blühenden Sträuchern und Bäumchen an ein Paradies erinnert.
Ich „zappe“ weiter … Immer diese Werbungen. Willkommen in der Wirklichkeit!
Meine ältester Sohn sitzt gerade an seinen Hausaufgaben, die er nicht fertig bekommen hat. Ich erhole mich vom Entfernen diverser klebriger, undefinierbarer Überreste auf dem Fußboden. Wozu ein Spachtel doch alles gut sein kann.
Diese Nacht hab ich schlecht geschlafen. Katze 1 fing um 3 Uhr an zu miauen, während Katze 2 in regelmäßigen Abständen versuchte aus dem Bad auszubrechen. Es klang förmlich wie „Anfeuern“. Trotzdem klingelt mein Wecker um 6 und um 6:30 Uhr begebe ich mich vorsichtig in die Höhle des Löwen.
„Aufstehen“ … sage ich ruhig, aber gut hörbar .. .NICHTS, nicht einmal ein Pups ist zu hören. „Das kann ja heiter werden“
Nach 10 Mal rufen „Aufstehen“ und einmal drohen: “Es geht morgen eine Stunde früher ins Bett“ hört man dann ein: “Mama ich hab Bauchweh … ich bin müüüüüde.“
Ich gucke in den Spiegel während ich meine Zähne putze und beobachte für eine Bruchteil mich selbst, als würde ich mir die Frage stellen: “In welchem Film bist du hier..?“
Gähnend ziehe ich mich an, schmiere die Brote … Liebevoll klappe ich sie zusammen, packe noch eine Clementine dazu. „Mama ich MAG aber die Wurst von gestern heute nicht haben.“
Ich überlege kurz die Brotdosen auf den Boden zu legen, drauf zu trampeln und so lange zu hüpfen, bis von den Brotdosen nur noch Flecken auf meinem Laminat übrig sind. Aber ich lasse es und und sage: “Ja, das musst du dann nächstes Mal sagen BEVOR ich dir die Brote schmiere …“
Ruhig, aber schon leicht genervt, weil mein kleiner Wikingerwelpe den Po noch hoch in den Himmel streckt, während sein rechtes Ohr fest auf dem Kopfkissen ruht, anstatt sich anzuziehen, lege ich die Sachen in Reichweite. Es wäre auch einfach zu viel verlangt, wenn zwei Kinderchen sich ihre Anziehsachen hart erkämpfen müssten …. indem sie sich bewegen.
5 min. vergehen und ich trinke einen Kaffee. „Schon angezogen?“ Ich erhalte keine Antwort, was dann so viel bedeutet wie: “Nein Mama, aber ich tue mal so als hätte ich dich nicht gehört, dann kommst du im LEBEN nicht drauf, dass ich immer noch im Bett liege …“
„Meine Sachen sind weg“ , ertönt es aus den Zimmern. Wir reden hier von den Anziehsachen, die ich EIGENHÄNDIG neben meine kleinen Zwerge platziert habe, eben DAMIT sie sie gleich in Griffreichweite haben.
Ich mag mir nicht wirklich die Frage stellen, wie die weg kommen können … Statt dessen stehe ich auf, gehe zum Zimmer und sehe mit einigen wenigen geschulten Blicken die Hose unter der Fensterbank, eine Socke neben dem Kopfkissen, die andere unter der Heizung, während der Pullover auf dem Tisch liegt. Eigens das Unterhemd hat sich nicht vom Fleck bewegt.
Damit nicht wieder etwas verloren geht bleibe ich gleich da und schaue meinem Sohn beim anziehen an. Interessant zu sehen wie er sich nackt auszieht, dann die Jeanshose mit den Potaschen nach vorn anzieht. Darüber dann die Unterhose. Ich schaue ihn an und er fragt: “Was denn?!“
Diese kleine Gemeinheit muss ich mir nun gönnen:
„Nichts“ sage ich und füge ein ungeduldiges „Beeile dich mal“ hinzu. Als mein Sohn fertig ist lasse ich ihn sein Werk betrachten, währen mein großer schon in schallendes Gelächter ausbricht …
Unterhose über die Jeanshose die ohnehin verkehrt herum angezogen ist. Darüber dann ein Pullover der die Mütze vorne hat …
Da regen manche Mütter sich über die typischen „Entenfüße“ ihrer Kinder auf?
Irgendwann haben es meine Zwerge dann auch geschafft sich anzuziehen, die Zähne zu putzen und noch eine Kleinigkeit zu essen. 7:30 es wird Zeit.
Erst den großen zur Schule bringen. Auf dem Weg dorthin treffe ich auf Eltern im Auto, die einfach irgendwo den Zündschlüssel ziehen und das Auto stehen lassen um ihre Kinder auszuladen. Ist ja nicht so, als gäbe es noch andere Verkehrsteilnehmer, die die Straße nutzen müssten um sie zu befahren.
Nachdem ich mir irgendwo eine kleine Lücke suche mein Auto zu parken ohne jemanden zu behindern, verabschiede ich meinen großen Sohn der mir noch schnell unterbreitet. „Mama, du hast vergessen meinen Zettel zu unterschreiben …“ Wenn nun jemand denkt ich hätte schon vorher von der Existenz dieses durchaus wichtigen Zettels erfahren, den muss ich schlicht weg enttäuschen.
Gut, Sohn Nr. 1 ist also wohl behütet in der Schule angekommen. Nun ab zum Kindergarten.
Doch welche Gefahren birgt diese Institution?
Wo ich nun mit dem neuen Kindergarten großes Glück hatte, sah es beim vergangenen ein wenig anders aus. Nein, wir reden nicht von den Erziehern. Ich rede von den wirklichen Gefahren. Mütter!
Obwohl man dieses ja nicht wirklich pauschalisieren kann. Ich bin auch eine Mutter und distanziere mich aber vehement von DIESEN Müttern.
Sie stehen meist in Gruppen da, laut schnatternd und sich darüber ergötzend wie „süüüß“ und „tüddelig“ ihre Sprösslinge ihre 245 Kurse und Vereine absolvieren. „Meiner ist im Kurs für sicheres Schwimmen.“
„Meiner? DER besucht den Kurs für den Kurs für sicheres Schwimmen.“
Manchmal würde ich mich gern dazu stellen und sagen: “Und MEINE Kinder besuchen KEINEN Kurs, weil sie schon alles können oder es selbst lernen wollen.“ Aber wie das halt so ist mit dem Benehmen, nicht wahr?
Ich meine, mal ehrlich. Ich wuchs bei meinen Großeltern auf und Schwimmen lernten wir in der Schule ohne zig Nebenkurse, obwohl mir ein Schwimmkurs noch als der sinnvollste erscheinen mag, gleich neben dem Selbstverteidigungskurs für Pampersrocker. Es gibt da durchaus noch andere Kurse für Kinder die wohl ohne Kurs dazu genötigt werden würden die freie Natur zu erforschen. Geht ja gar nicht!!!
Ich schüttele innerlich den Kopf und gehe vorbei, denke mir meinen Teil. Lieber sind mir die Mütter, die ein wenig genervt die Einrichtung, mit zerzausten Haaren und offenen Schnürsenkeln betreten und dem Kind klar und deutlich sagen: “Jetzt reicht es aber.“
Denn DIESE wirken auf mich authentisch!
Komisch sind auch die Sorte Mütter, die ihr Kind im Kindergarten anmelden, dann aber nichts anderes zu tun haben, als TÄGLICH über die Einrichtung zu schimpfen. „Mein Sohn hatte gestern eine ganz dreckige Hose. Unerhört!“
Richtig. Wie kann man als Kindergarteneinrichtung in einer ländlichen Gegend auch auf die dumme Idee kommen einen Waldspaziergang zu machen und die Kinder ihrem Spieltrieb zu überlassen. Das wurde im Kurs: “Natur! Eine App?“ nicht erläutert.
Es ist ja nicht so, als wären wir heutzutage nicht schon serienmäßig mit einer Waschmaschine ausgestattet, die in absolutem Alleingang die Aufgaben erledigt, wozu es vor einigen Jahrzehnten noch Waschtage gab an denen sich die Mütter und Ehefrauen ihre Finger an Waschbrettern aufscheuerten.
Während ich Mittags darauf warte, dass der Kindergarten seine Tore öffnet, beobachte ich die verschiedenen Mütter und frage mich: “Warum verspüre ich nicht das Bedürfnis mich einzureihen und damit zu prahlen wie geregelt mein Leben ist.“
Ich betrachte das Auftreten jeder einzelnen Mutter und denke: “Was steckt dahinter?“
Dann betrachte ich mich:
Mutter von bisher 2 Kindern. Stramme Burschen, wie man früher gesagt hätte. Kursanmeldungen = 0.
Ich habe nur beim ersten Sohn einen Geburtsvorbereitungskurs besucht und dann kam er via Kaiserschnitt. Immerhin weiß ich nun, wie ich zum Geburtstag die Kerzen RICHTIG auspuste. Krabbelgruppen gab es nur eine: Meine eigene zu Hause. Ich und mein Kind, während wir um die Wette krabbelten. (Angemerkt sei, dass ich den Besuch einer Krabbelgruppe nicht abwerten möchte)
Ich spreche kein Fach-kindisch a la: “Aaaawwww hast du böses Aua gemacht!“ Diese Sprache konnte ich nie zu meiner eigenen machen und ich bin sicher, würde ich so mit meinen Kindern reden wollen würden sie mich fragend anschauen, in der Nase bohren und mich als „Abgehakt“ stehen lassen.
In der Mutter Kind Kur waren meine Kinder die, die sich nicht an mein Hosenbein klammerten und schrien weil ich sie zurück lassen wollte. Voll von Vorwürfen und Unsicherheit fragte ich damals eine Erzieherin um Rat. „Warum heulen meine Kinder nicht? Mache ich was falsch?“ „Nein,“ war die Antwort. „Ihre Kinder scheinen eben genau zu wissen, dass sie sich auf Sie verlassen können.“
Mich traf so manch neidvoller Blick einer Mutter, die gefühlte 300 Kilo an ihrem Bein hängen hatte und nicht mal einen Schritt wagen konnte ohne ein grelles: “Mammaaaaaaaa“ zu provozieren. Verständlich! Aber es war nicht meine Schuld.
Heute falle ich auch damit auf, dass ich zu den Erziehern sage, die sich bei mir vorsichtig dafür entschuldigen, dass die Anziehsachen verdreckt sind: “Ähm, ja?! Damit rechne ich, wenn ich meinen Sohn in den Kindergarten bringe.“
Nicht selten stehe ich offenen Mündern entgegen die es scheinbar nicht fassen können, dass ich eine Waschmaschine zu Hause habe.
Ich bin anders als einige, dass kann ich mit kurzem Blick fest stellen. Doch ist das wirklich so?
Ich habe leicht ironisch mal meinen Alltag und meine Gedanken mit anderen Müttern besprochen und offen meine Einstellung bekundet. Nach und nach rückten einige Mütter damit heraus, dass auch sie genervt sind. Manches Mal überfordert … Dinge ähnlich sehen wie ich es tue…
Also SO verschieden sind wir ja dann doch nicht, liebe Mütter.
Heutzutage, so habe ich das Gefühl, versuchen manche Frauen eben VOLL und ganz Mutter zu sein und vergessen aber, dass sie in erster Linie Frauen sind die Bedürfnisse haben. Warum nicht dazu stehen? WER bitte gibt den Ton an und wer hält den Maßstab?
Muss mein Kind 245 Kurse besuchen damit ich in der Gesellschaft als „Gute Mutter“ angesehen werde?
Darf mein Kind auch mal schmutzig sein oder rümpft man dann schon die Nase über mich, wie ich es denn wagen könnte ein schmutziges Kind herum laufen zu lassen? Mit Verlaub, ich habe mich in den Anfängen meiner Mutterschaft dem selbigen Stress ausgesetzt. Bis ich irgendwann nicht mehr das Gefühl hatte wirklich mit Leib und Seele „Mutter sein“ zu dürfen. Dabei ist es doch DAS, was eine Frau mit Leib und Seele zelebrieren dürfen sollte. OHNE in Schubladen oder Normen gepresst zu werden, von einer Gesellschaft, die sich selbst nicht einmal mehr kennt. Eine Mutterschaft ist etwas heiliges und nicht, was man an Prestige, Rang und Namen fest machen sollte. Jede Mutter, jedes Kind ist ein Geschenk, was man ehren und schützen sollte. Eine Mutter, die ihrem Kind auch mal sagen muss, dass sie einen Fehler gemacht hat, als sie das Kind grundlos an raunzte ist für mich 100 x authentischer, als eine Mutter, die nach außen hin eine Fassade aufzubauen versucht, hinter die aber nichts steckt, außer Leere. Hohlraum.
Leider nimmt das „Hohlraumdenken“ zu, was ich persönlich traurig finde. Es ist heutzutage wichtiger geworden, welche Markenkleidung mein Kind trägt und mit welchem Auto ich es zur Schule oder dem Kindergarten fahre. Häufig sehe ich Frauen im Kindergarten, die weniger Mittel zur Verfügung haben als andere und absolut abseits stehen, häufig alleine da sitzen ohne dass man sich mit ihnen unterhält. Absolut liebevolle Mütter, keine Frage. Mütter, die kein Geld für ein 2. Auto haben, aber ihre Kinder JEDEN Tag, bei Wind und Wette zu Fuß bergauf, bergab zur Einrichtung bringen. Aber scheinbar nicht „gut genug“ um IN der Gruppe zu stehen. Lasst uns doch hier unsere Kinder mit gutem Beispiel voran gehen. DIESE gehen ohne Vorurteile auf andere Kinder zu. Beobachten wir mal zwei Kinder verschiedener Länder werden wir fest stellen, dass diese sich verständigen können. Auch wenn sie verschiedene Sprachen sprechen ist es ihnen Möglich eine Basis der Verständigung, der Kommunikation zu finden. Sie SUCHEN nicht nach Gründen es NICHT zu tun, sondern tun es einfach. Kleidung, Kurse, Rang und Namen spielen da keinerlei Rolle …
Das ist eine Grundeinstellung eines jeden Kindes unvoreingenommen durchs Leben zu gehen. Von unseren Kindern können wir noch lernen, das ist mal klar.
„Sei doch mal mutig“ hören wir uns oft den Kindern sagen. Lasst uns Mütter auch da mit gutem Beispiel voran gehen 😉 Seid mutig dazu zu stehen eben NICHT „perfekt“ zu sein. Das dürft ihr durchaus, denn ihr seid keine Götterbildnisse, sondern Menschen. Unsere Kinder verzeihen uns Fehler, daraus lernen sie. Warum verzeihen wir uns diese nicht selbst auch???
Ramona S. (Hrafnakona)
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