Hölzerner Stonehenge-Zwilling entdeckt
Das berühmte prähistorische Monument „Stonehenge“ (England) liegt inmitten einer der weltweit reichsten archäologischen Landschaften. Obwohl bereits seit Jahrhunderten erforscht, ist der größte Teil dieser Landschadt terra incognita. Das internationale Forschungsprojekt „The Stonehenge Hidden Landscapes Project“, welches am 5.Juli 2010 startete, soll diese unbefriedigende Situation durch eines der weltweit bisher größten geophysikalischen Prospektionsprojekte grundlegend ändern.
Ein Sensationsfund ist bereits erfolgt:
In der Nähe des berühmten Steinkreises Stonehenge fanden Forscher Hinweise auf ein ähnliches Bauwerk. Dieses sei vermutlich aus Holz gewesen. Dies wiederrum ist nicht mit „Woodhenge“ zu verwechseln, eine Anlage, die 3,2km südwestlich von Stonehenge liegt.
Englische und österreichische Archäologen haben in 900 Metern Entfernung der Steinringe von Stonehenge eine weitere Ringanlage entdeckt. Nach Angaben der Wissenschafter handelt es sich dabei um einen Ring aus Löchern, der mehrere tiefe Gruben umschließt und mit 25 Metern Durchmesser fast ebenso groß ist wie das bekannte Steinmonument.Die Wissenschaftler des internationalen Forschungsprojektes feierten die Entdeckung des „Stonehenge-Zwillings“ als „unglaublich“.
Die Gruben seien vermutlich gegraben worden, um einen Kreis aus Holzpfählen zu befestigen, erklärte Vince Gaffney von der Universität Birmingham. Es handle sich um das erste bedeutende Zeremonienmonument, das seit 50 Jahren in dem Gebiet gefunden worden sei.
Größtes Zeremonienzentrum Europas
Der Steinkreis von Stonehenge, der inzwischen zum Weltkulturerbe gehört, habe sich in der Mitte des größten Zeremonienzentrums Europas befunden, sagte Archäologe Tim Darvill. Die Entdeckung der 900 Meter entfernten Kreisanlage zeige, wie viel es noch zu lernen gebe.
An dem Forschungsprogramm waren auch Forscher aus Österreich beteiligt. Experten um Wolfgang Neubauer, Direktor des neuen Ludwig Boltzmann Instituts (LBI) für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie in Wien, sind davon überzeugt, dass die Neuentdeckung erst den Anfang vieler weiter markiert. Die High-tech-Methoden, welche die Wissenschafter in Zusammenarbeit mit der Universität Birmingham bei den Arbeiten in Südengland anwandten, sollen die Altertumsforschung revolutionieren.
Sanftes High-Tech
Zu sehen ist vom neuen „Woodhenge“ heute allerdings nichts mehr. Die Wissenschafter haben auch kein einziges Loch gegraben, sie sind vielmehr das Gelände Meter für Meter mit Bodenradar und Magnetometer abgefahren. Dass das Monument einst von 70 Zentimeter bis einen Meter dicken Holzpfeilern umrahmt war, konnte so festgestellt werden.
Quellen und weiterführende Informationen:
Der Standard
Presseaussendung: LBI: Die unsichtbare Landschaft um Stonehenge
A new henge discovered at Stonehenge
The Stonehenge Landscape
The LBI for Archaeological Prospection and Virtual Archaeology