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Haferbrei für Harte Helden – Die Küche der Wikinger

Die Nordgermanen des frühen Mittelalters – egal, ob man sie nun Wikinger, Normannen oder Waräger nennt – genießen im christlich-abendländischen Geschichtsbild nicht unbedingt den besten Ruf. Durchaus zu Unrecht: sie waren Bauern, Kaufleute und Krieger – in dieser Reihenfolge! Ihre Handwerker und Künstler leisteten Außergewöhnliches und ihre Gemeinwesen waren im Vergleich zum mitteleuropäischen Feudalismus geradezu demokratisch. Selbst in konservativen Geschichtswerken treten sie eher als Staatengründer und brillante Strategen denn als primitive Schlagetods hervor.

Wie viele Runeninschriften auch in bäuerlichen Anwesen bezeugen, gab es unter ihnen weniger Analphabeten als weiter im Süden, wo selbst Könige nicht einmal ihren Namen schreiben konnten. Sie waren eben nicht die „kulturfernen Barbaren“ oder die „blonden Bestien mit Hörnerhelmen“ der Germanenhasser.
Nebenbei: Die Wikinger trugen übrigens keine Hörnerhelme. Mit so einer Helmzier kann man nicht kämpfen, und wenn, dann nur einmal! Ein Helm soll Hiebe anlenken, Hörner am Helm hätten einen Schwerthieb zum Kopf hingelenkt. Außerdem hätte ein Schlag auf ein gut befestigtes Helmhorn entweder den Helm vom Kopf gerissen oder das Genick des Trägers gebrochen. Alle gefundenen Hörnerhelme dienten zeremoniellen Zwecken, keiner von ihnen stammte aus der Wikingerzeit.

Noch etwas zum Begriff „Wikinger“: „die Wiking“ war eine „lange Seereise“. Auf „die Wiking gehen“ hieß soviel wie sich auf Handelsreise / Raubzug / Kriegsfahrt / Forschungsexpedition begeben – die Übergänge waren fließend. Ein „Wikinger“ war gewissermaßen (um es mit „Hägar dem Schrecklichen“ zu sagen) ein „Geschäftsreisender“. Aus sprachlicher Bequemlichkeit behalten wir diesen Begriff für die nordgermanische Gesamtbevölkerung bei.
Mit Sicherheit waren die Wikinger aber auch nicht die „nordischen Übermenschen“, als die sie ultrarechte Spinner auch heute noch gerne verkaufen. (Für ein „anständiges“ Führerprinzip wären sie wohl auch viel zu individualistisch gewesen.)
In einer Hinsicht war das Vorurteil des „barbarischen Nordens“ allerdings wohl gerechtfertigt: Am Küchenherd vollbrachten die Wikinger nur selten Heldentaten …
Dank der Schilderungen aus Sagatexten, die gerne und ausführlich von den Freuden des Lebens berichten, aber auch durch archäologische Funde von ausgegrabenen Nahrungsresten bis hin zu den Mageninhalten von Moorleichen wissen wir recht gut über die Ernährung der frühmittelalterlichen Nordeuropäer Bescheid.

Vorratsbehälter (Wikingerzeit)
Vorratsbehälter für Lebensmittel, wie sie in der Wikingerzeit üblich waren.
Wikingermuseum Foteviken – Foto: Volkmar Kuhnle

Getreidebrei

Breie und Muse bildeten einen wesentlichen Bestandteil des mittelalterlichen Speisezettels – und die Normannen bildeten da keine Ausnahme.
Im Nordeuropa des frühen Mittelalters baute man vor allem Gerste, Hafer und Roggen, aber nur selten Weizen bzw. Dinkel an, der ein milderes Klima benötigt. Alle diese Getreide – vor allem Gerste und Hafer – wurden geschrotet und mit Salzwasser zu einer Art Porrige verkocht. Daneben fand Buchweizen (kein Getreide, sondern ein Knöterichgewächs) als „Grützengrundstoff“ seinen Eingang in die nordgermanische Küche. Getreidebreie und Buchweizengrütze, im österreichischen Sprachraum unter dem bezeichnenden Namen „Heidensterz“ bekannt, waren bis zum Aufkommen der Kartoffel die Volksnahrungsmittel Nord- und Mitteleuropas, in klimatisch raueren Gegenden sogar bis weit ins 20. Jahrhundert.
In einigen Gegenden Norwegens und Schwedens kommt die bei Nicht-Einheimischen eher berüchtigte „Havregröt“ noch heute beinahe täglich auf den Tisch. Der „tägliche Brei“ der Wikinger wird schwerlich schmackhafter gewesen sein.
Der reizlose Brei wurde gelegentlich dadurch verbessert, dass das Getreide vor dem Mahlen geröstet und zuweilen mit Raps- und Leindotter gemischt wurde. Bei festlichen Gelegenheiten und in wohlhabenden Haushalten verbesserten Butter, Sahne oder Dickmilch den Brei, und zuweilen gab es sogar Ansätze, den Getreidebrei mit Nüssen, Kräutern und Trockenfrüchten zu einer Art „Müsli“ aufzuwerten. In schlechten Zeiten griff man aber auch auf wenig schmackhafte „Streckmittel“ wie Knöterich, Spörgel, Gänsefuß, Ackerveilchen und ähnlichen, heutigen Landwirten nur noch als Unkräuter bekannte Wildpflanzen zurück.

Brot

Brot wurde aus Roggen- oder Gerstenmehl gebacken, denn Weizenmehl war derart kostbar, dass es nur den „Hochedlen“, den Jarls und Königen, vorbehalten blieb. Aus dem Mehl knetete man flache Fladen, die in langstieligen Pfannen gebacken wurden.

Es gibt Autoren, die behaupten, die Nordgermanen hätten weder Hefe noch Sauerteig gekannt. Das ist zwar nicht ganz richtig, es stimmt aber schon, dass Brotfladen im Norden meistens ohne Treibmittel gebacken wurden.
Sauerteig und Hefe wurden im Altertum und im Mittelalter ausschließlich nach dem noch heute bekannten Prinzip des „Ansatzes“ verwendet. Angeflogene Wildhefen und Milchsäurebakterien führen in mindestens 9 von 10 Fällen nicht zu einem aufgegangenem Teig oder gut gegorener Maische, sondern zum Verderb. Geglückte Ansätze wurden weitergegeben, d. h. bei jedem Backen oder Brauen bewahrte man einen Teil des Teiges oder der Maische auf, um sie das nächste Mal zu verwenden. Oft wurden einfach Bier oder Met, in dem noch Hefeflocken schwammen, als Backansatz verwendet.
Wenn der Stammteig oder die Stammmaische abstarb, was bei Kälte leicht passieren konnte, musste man warten, bis einem mit viel Glück ein neuer Ansatz gelang oder man von einem glücklicheren Nachbarn etwas Stammteig abbekommen konnte. In abgelegenen Gegenden mit rauem Klima musste man deshalb oft ohne Hefe und Sauerteig auskommen.
Die Hefe- und Sauerteig-Ansätze waren Wildsorten und entsprechend unberechenbar. Nur selten entwickelten sie genügend Triebkraft, um die schweren Roggen- und Gerstenmehle zu halbwegs lockeren Teigen verarbeiten zu können.

Das Fladenbrot der Wikingerzeit, das in etwa dem in Nordwegen und Island noch heute bekanntem „Fladbröd“ entspracht, aß man am besten noch ofenwarm, denn später wurde der Brotfladen steinhart.
Das Fladbröd ist ein Vorläufer des Knäckebrots. Das Hartbrot war gut haltbar und eignete sich somit hervorragend als Vorrat für den Winter oder als Schiffsproviant. Relativ oft wurde diesem Brot gemahlene Kiefernborke beigemischt, die jedoch nicht nur ein Streckmittel war, sondern dem Körper auch lebensnotwendige Vitamine zuführte. Der gefürchtete Skorbut, die Geisel der „christlichen Seefahrt“, war auch dank dieses Zusatzes im „alten Norden“ unbekannt. Gebissschäden waren dafür um so häufiger – die Zähne vieler Wikingerschädel waren auch bei relativ jungen Menschen in ruinösem Zustand, und das obwohl der kariesfördernde raffinierte Zucker noch unbekannt war. Der Grund dafür waren die zahlreichen Gesteinspartikel der steinernen Handmühlen, in denen das Mehl gemahlen wurde. Die weichen Breie setzten sich in dem durch die Steinchen beschädigten Zahnschmelz fest und die Karies fand reiche Beute.

Milchprodukte

Schon römische Autoren wie Cäsar und Tacitus bescheinigen den Germanen eine hochentwickelte Milchwirtschaft. Das gilt erst recht für den rauen Norden Europas: wo harte Fröste oder häufige Überschwemmungen keinen Ackerbau mehr zuließen, konnten immer noch Kühe, Schafe und Ziegen weiden. Das gilt auch für die sich weiter im Süden infolge von Raubbau ausbreitenden Heideflächen.
Aus der Milch ihrer Herdentiere stellten die Wikinger eine Reihe der auch heute noch üblichen Produkte her: verschiedene Sorten Käse, Butter, Buttermilch, Sahne, Sauermilch, Dickmilch und sogar eine Art Joghurt. Skyr, gesalzene Dickmilch, die sich lange hielt, dürfte zur Bordverpflegung der Wikinger gehört haben. Annmerkung: Heute wird unter „Skyr“ in Norwegen eine Art Quark mit geringem Molkeanteil verstanden, in Island eine Art Jogurt. Das Salz diente in erster Linie der Konservierung.

Gemüse, Gewürze, Kräuter

In den Hausgärten der Bauern im südlichen Teil der Urheimat der Wikinger, also im heutigen Dänemark, Schleswig-Holstein und Südschweden, soll einigen Historikern und Archäologen zufolge eine überraschend große Vielfalt an Gemüsesorten angebaut worden sein: Kohl, Bohnen, Erbsen, Lauch, Rüben, Zwiebeln, Knoblauch, Kümmel, Senf und eine lange Reihe Küchenkräuter, wie Dill, Kresse oder Petersilie könnten bekannt gewesen sein. Ein spöttischer schwedischer Archäologe meinte sogar, damals sei die Gemüseversorgung besser gewesen als im modernen Schweden. Andere Wissenschaftler sind da eher skeptisch, denn z. B. der Anbau von Zwiebeln ist im Nordeuropa des Frühmittelalters archäologisch bisher nicht gesichert. (Wenn auch wahrscheinlich.)
Seit 2014 ist die Frage geklärt: Es gab um 700 Zwiebeln in Dänemark! The oldest Onion in Denmark
Die Legende, dass die meisten Würz- und Arzneikräuter erst über die Klostergärten in den Norden kamen, dürfte falsch sein, denn viele dieser Kräuter gedeihen auch in Nordeuropa wild. Kräuter und Gemüse mediterraner Herkunft gelangten schon spätestens in römischer Zeit, wahrscheinlich sogar schon eher, durch Handel in das nördliche Europa.
Andere Gewürze, vor allem Pfeffer, wurden durch den ausgedehnten Fernhandel beschafft, waren entsprechend teuer, und fanden sich aber wohl nur auf den Tellern der Wohlhabenden.

In Norwegen, den Inseln des Nordatlantik oder in Island und Grönland wuchsen nur noch wenige Gemüsepflanze – man führte hierher getrocknete Hülsenfrüchte aus milderen Gegenden ein. Auch in milderen Gegenden ergänzten Wildpflanzen wie Sauerampfer und Löwenzahn den Speiseplan.

Allerdings spricht einiges dafür, dass diese auch aus heutiger Sicht wertvolle Kost durch die Kochmethoden der Wikinger eher verdorben als zubereitet wurde, denn alles und jedes wurde stundenlang im Kochkessel gekocht. Später, im hohen Mittelalter, war das Zermusen und Zerkochen von Lebensmitteln geradezu eine Küchenphilosopie – unser heutiges Wort „Gemüse“, d. h. das „Gemuste“, „Zu-Mus-Gekochte“, zeugt noch von dieser Unsitte. Vermutlich würde ein heutiger Feinschmecker sich von den meisten Wikingereintöpfen mit Grausen abwenden.

Obst, Beeren, Pilze

Äpfel, Birnen und Pflaumen waren, vermittelt durch den Fernhandel, schon zur Wikingerzeit bekannt und geschätzt, und so wurden überall, wo es das Klima zuließ, Obstbäume gepflanzt. Da das Mittelalter nach 900 ein Klimaoptimum erlebte, gediehen selbst relativ weit im Norden Äpfelbäume und Haselnusssträucher. Äpfel wurden, wie aus zahlreichen Mythen, Sagen und Sagas hervorgeht, sehr geschätzt, das Wappen der aus Edda und Nibelungensage bekannten Wälsunger zeigte einen Apfel.
In den Gärten der Nordgermanen wuchs außerdem Beerenobst, wie schwarze und rote Johannisbeeren, Himbeeren und Brombeeren. Wildfrüchte und Beeren aus den Wäldern ergänzten im Sommer den Speiseplan.
Pilze wurden gerne gesammelt und zwar nicht nur als Nahrungsmittel: Volkssagen und Sagas weisen auf den Gebrauch halluzinogener Pilze, wie dem Fliegenpilz, vielleicht auch von „Zauberpilzen“ der Gattung Psilocybe als Rauschmittel hin. Pilze und Beeren wurden, wie das Kulturobst, auch als Winter- und Schiffsproviant gedörrt.

Bodenfunde von Fischgräten und von Netzen, Reusen und Angeln weisen darauf hin, dass die fischreichen Gewässer Nordeuropas schon damals intensiv befischt wurden. Allerdings wurde die Fischküche in den Sagas nur wenig gewürdigt. Das lag wohl daran, dass der Fisch zu alltäglich und gewöhnlich war, um in Heldengedichten besungen zu werden.
Fische wurden gekocht, gebraten oder an langen Eisengabeln geröstet und gegrillt. Funde im norwegischen Sogn deuten darauf hin, dass Fisch und Fleisch auch in Lehmpackungen zwischen heißen Steinen gegart wurden. Fische wurde im Gegensatz zum späten Mittelalter nur selten durch Einsalzen konserviert – Salz wurde durch das Verdampfen von Meerwasser gewonnen; ein aufwendiges und wenig ergiebiges Verfahren, weshalb es vergleichsweise teuer war. Die gängigste „Fischkonserve“ war der luftgetrocknete Stockfisch, der auch exportiert wurde.

Fleisch

In Heldensagen und Sagatexten werden oft Fleischspeisen erwähnt. Daraus darf man keineswegs schließen, dass die Wikinger große Fleischesser gewesen wären. Im Gegenteil: reichlich gutes Fleisch war etwas Besonderes, das deshalb auch besonders gewürdigt wurde. Da man dem Fleisch kraft- und mutfördernde Eigenschaften zuschrieb, achteten Schiffs- und Truppenführer stets darauf, dass ihre Leute ausreichend Fleisch bekamen, das man sich gegebenenfalls durch Raub beschaffte. Das Vieh wurde wegen seiner Arbeitskraft, wegen seiner Wolle oder seiner Milch gehalten und nur bei besonderen Anlässen geschlachtet, nur die Schweine waren vor vornherein allein zum Verzehr bestimmt. Geschlachtet wurde wie bis in die Neuzeit hinnein vor allem im „Blutmond“, dem November, dann waren die Tiere am bestem im Fleisch und brauchten geräuchert oder getrocknet den Winter über kein Futter.
Die Jagd hatte eine relativ große Bedeutung, sowohl als gesellschaftliches Ereignis wie zur Nahrungsergänzung. In allen Kulturschichten der Wikingerzeit finden sich Knochen von Wildtieren.
Fleisch wurde wie Fisch gegrillt, gekocht oder gebraten. Konserviert wurde das Fleisch durch Einsalzen d. h. Pökeln, durch Trocknen oder durch Räuchern.

GETRÄNKE

Im Alltag tranken die Wikinger vor allem Milch und Wasser. Trotzdem ist das Klischee vom „trinkfreudigen Wikingerkrieger“ nicht ganz falsch.

Bier

Die Nordländer brauten ihr Bier aus Gerste, hin und wieder auch aus Hafer. Als Bitterstoff wurde bereits Hopfen verwendet, wie Funde aus Haithabu und Graveney bezeugen. Da der Hopfen zum größten Teil aus milderen Landstrichen eingeführt werden musste, wurden auch Wegewartenwurzel und Schafgabe zum Würzen verwendet. In Mitteleuropa wurde auch Bilsenkraut zu diesem Zweck gebraucht, vielleicht war das auch im Norden der Fall. Bilsen-Bier ist eine starke, halluzinogene und enthemmende Rauschdroge.
Das Bierbrauen stand in gewisser Weise in Konkurrenz zum täglichen Brot bzw. Brei. Dennoch halte ich die Aussage, in der Wikingerzeit hätte nur bei guten Ernten Bier gebraut werden können, denn die Ernährung hätte allemal vor dem Genuss den Vorzug gehabt, für übertrieben, denn noch im 18. Jahrhundert galt Bier nicht als Genuss- sondern als Nahrungsmittel. Bis zum Siegeszug von Kaffee und Tee wurde zum Frühstück üblicherweise Bier getrunken!
Es waren schon mehrere Biersorten bekannt. Für den täglichen Verzehr wurde Dünnbier gebraut, das, da es sich in Fässern besser hielt als Frischwasser, in großen Mengen als Schiffsproviant diente. Dieses Dünnbier wurde auch gerne zum Kochen verwendet.
Für festliche Gelegenheiten gab es natürlich auch Starkbier. Die obergärigen Normannenbiere gab es als helle und als dunkle altbierähnliche Sorten, sowohl süffig wie herb, wobei sehr starke Biere das höchste Prestige genossen. „Je größer der Herr, desto stärker sein Bier“ galt als Faustregel der nordgermanischen Seefahrer.
Wenn sich die Gelegenheit ergab, war der Bierkonsum der Wikinger maßlos. Der Höhepunkt eines typischen Normannenfestes scheint der allgemeine Vollrausch gewesen zu sein, dem auch kultische Bedeutung zukam. Eine Eigenart der Wikinger war es war, das Bier – wie andere alkoholische Getränke – oft erwärmt zu trinken.

Obstweine

Weintrauben von einigermaßen brauchbarer Qualität gediehen in der Heimat der Normannen nicht. Wein war deshalb – anders als in Mitteleuropa – ein Luxusgetränk. Dafür verstand man sich im Norden sehr wahrscheinlich auf die Kunst der Obstweingewinnung.
Apfelwein, der in etwa dem moussierendem Cidre entsprach, und Johannisbeerwein (im Schwedischen heißt die rote Johannisbeere noch heute „Vinbär“) sollen die gängigsten Obstweine gewesen sein, die oft erhitzt und gewürzt getrunken wurden. Als die Kunst des Destillierens im Norden bekannt wurde, gehörten Obstschnäpse zu den ersten „heimischen Spirituosen“ – allerdings geschah das wahrscheinlich erst nach der Wikingerzeit.

Met

Met (Mjöd) gilt als „das“ Wikingergetränk schlechthin – nicht ganz zu recht, denn Met wurde schon zur Bronzezeit aus vergorenem Honig gewonnen. Er war bei den Kelten sehr beliebt und sogar den alten Griechen („Methys“) bekannt.

Darüber, wie oft Met genossen wurde, gibt es unterschiedliche Angaben. Wolfram zu Mondfeld z. B. meint, er sei eher selten gewesen, da lediglich der Honig von Waldbienen zur Verfügung stand. Da aber die Bienenzucht schon bei den römerzeitlichen Germanen bekannt war, und bei den Kelten Mitteleuropas eine systematische Imkerei schon für vorrömische Zeit nachgewiesen ist, und schon der griechische Forschungsreisende Phytheas (um 300 v. u. Z.) die Bienenzucht in Nordeuropa bezeugt, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass zumindest wohlhabende Kreise sich öfter mal ein Trinkhorn Met leisten konnten – wenngleich wohl seltener, als es das Klischee den Wikingern nachsagt. Met wurde meistens warm getrunken.

Wikingerküche
Kochstelle – Wikingermuseum Haithabu – Foto: Volkmar Kuhnle

Einige Rezepte:

(Wenn nicht anders angegeben für 4 Portionen)

Haferbrei (Havregröt)

  • 1 Liter Wasser
  • 1 Prise Salz
  • 125 g Haferschrot bzw. Haferflocken
  • ½ Liter Skyr (Gesalzene Dickmilch)

Das gesalzene Wasser aufkochen lassen, den Hafer hinzugeben. Ca. 20 – 25 Minuten köcheln lassen, dabei gelegentlich umrühren. In Schüsseln mit dem Skyr anrichten.

Buchweizengrütze („Heidensterz“)

  • 1 l Milch
  • 1 Prise Salz
  • 125 g Buchweizen
  • 20 g Butter
  • Honig

Den Buchweizen mit heißem Wasser abspülen. Die Milch mit dem Salz aufkochen lassen, den Buchweizen dazu geben.
Ca. 20 – 25 Minuten köcheln lassen, dabei ständig rühren, da die Grütze schnell ansetzt. In Schüsseln anrichten und in die Mitte jeweils einen Klacks Butter und Honig geben.
Dies ist natürlich die edle Variante, meistens wurde die Grütze mit Wasser oder nur mit verdünnter Milch zubereitet. Buchweizengrütze sättigt stark.

Fladbröd (Fladenbrot)
Zutaten für 8 Brote:

  • 450 g Roggenvollkornmehl
  • 1 Teel. Salz
  • 50 g Butter
  • 20 g Hefe
  • 275 ml lauwarmes Wasser
  • 75 g Weizenkleie

Hier die Variante mit Hefe, die für heutige Verhältnisse genießbarer ist. Außerdem setzen wir statt der historisch getreuen Birkenrinde oder Kiefernborke Weizenkleie bei.
Die Hefe mit etwas Wasser glatt rühren, das restliche Wasser hinzugeben und mit dem Mehl zu einem glatten Teig verarbeiten. Die Weizenkleie nach und nach dazugeben. Den Teig für ca. 5 Minuten gut durchkneten. Dann den Teig in 8 ungefähr gleich große Stücke teilen und zu runden Fladen ausrollen.
Eine große Pfanne fetten, den Fladen in die Pfanne geben und mehrfach mit dem Messer einstechen. Nun den Fladen unter mehrfachem Wenden in der Pfanne ausbacken. Das dauert, je nach Teigdicke, zwischen 10 bis 20 Minuten pro Brot. Das Brot kann auch auf dem Backblech im Backofen gebacken werden, dann entfällt das Wenden.
Warm serviert schmeckt das Brot am besten. Zum kalt essen eignen sich dünne Fladen am besten, denn das Brot wird abgekühlt ziemlich zäh und schnell hart, ist dann aber lange haltbar. Geschmacklich etwa mit Knäckebrot vergleichbar.

Lauchsuppe

  • 1000 g Lauch (in 2 cm lange Stücke geschnitten),
  • 1 ¼ l Fleischbrühe (am Besten selbstgemacht)
  • Salz
  • Pfeffer
  • 2 Eier
  • 1/8 l Sahne
  • 2 bis 3 TL Petersilie (fein gehackt)

Lauch in der Fleischbrühe weichkochen, mit Salz und Pfeffer abschmecken, Eier und Sahne in die Suppe einrühren, mit Petersilie bestreuen. (Wer es ganz authentisch mag, lässt den Pfeffer weg.)

Kohleintopf

  • 1000 g Weißkohl (gehobelt)
  • 250 g säuerliche Äpfel (in feine Scheiben geschnitten)
  • Pfeffer
  • Kümmel
  • ½ l Skyr (Dickmilch mit Salz)
  • 2 EL Butter

In einer feuerfesten Form Butter zerlassen, Weißkohl mit Kümmel und Pfeffer, Apfelscheiben und Dickmilch schichten und bei mittlerer Hitze im Ofen etwa 1 Stunde weichkochen.

Zwiebelsuppe

  • 6 mittelgroße Zwiebeln (in Ringe geschnitten)
  • 40 g Butter
  • 40 g Mehl
  • 1 ½ l Fleischbrühe
  • Pfeffer, Salz
  • 3 bis 5 Knoblauchzehen (zerdrückt)

Zwiebeln in der Butter glasig werden lassen, Mehl zugeben und Zwiebeln goldgelb rösten, mit Fleischbrühe aufgießen, mit Pfeffer und Salz abschmecken, alles kurz durchkochen lassen.
Eine besondere „diagnostische“ Verwendung dieser Suppe ist aus Sagas überliefert: Dort wird berichtet, dass Kriegern, die Unterleibsverletzungen erlitten hatten, Zwiebelsuppe eingeflößt wurde. Wenn dann der Wunde anschließend Zwiebelgeruch entströmte, wusste man, dass Magen oder Darm ernsthaft verletzt waren und somit jede weitere Hilfe vergebens war. Auch wenn die Sagas erst in hohen Mittelalter niedergeschrieben wurden, bin ich der Ansicht, dass Zwiebel und Knoblauch trotz bislang fehlendem archäologischem Nachweis den Wikingern bekannt waren.

Glasiertes Wurzelgemüse

  • 1 Kohlrübe (auch bekannt als Steckrübe)
  • 2-3 Karotten
  • 1 Stange Lauch
  • Butter
  • Honig (Menge nach Geschmack)
  • Salz, Pfeffer

Das Gemüse putzen und klein schneiden. In leicht gesalzenem Wasser ca. 5 Min. lang kochen und dann abgießen. Den Lauch noch nicht hinzufügen!
Dann das vorgegarte Gemüse in der Pfanne mit etwas Butter dünsten, bis es weich ist.
Kurz vor Ende der Garzeit den Lauch dazu geben und bräunen. Jetzt den Honig unterrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Das Gemüse ist fertig, wenn der Honig schön gebräunt ist.
Das Wurzelgemüse passt zu Lachs und geschmortem oder gegrilltem Fleisch.

Pökelhering gebraten

  • 1 kg frischer Hering, ganz („grüner Hering“)
  • Salz
  • Butter
  • Thymian

Heringe ausnehmen (oder fertig ausgenomme „grüne Heringe“ kaufen). Die Heringe gründlich Waschen und abtropfen lassen. Dann mit dem Salz bestreuen und gut zwei Stunden durchziehen lassen. Heringe auf Stöckchen spießen und acht Stunden zum Trocknen in die Sonne hängen. (Eher weniger, auch Fliegen mögen Fisch!) Nachdem der Fisch gut durchgesalzen und getrocknet ist, von innen und außen mit Thymian einreiben und in der Pfanne mit der Butter goldbraun braten.
Obwohl das Pökeln und Trocknen eigentlich der Konservierung dient, schmeckt der Hering direkt nach dem Trocknen gebraten am besten.

Lachs mit Wacholderbutter

  • 4 Lachssteaks ca. 2cm dick
  • 50 g Butter
  • 6 Wachholderbeeren (zerdrückt)
  • 1 TL. Salz
  • 50 g Schnittlauch

Die Wachholderbeeren, den gehackten Schnittlauch, Salz und Butter miteinander vermengen. Den Lachs trockentupfen und auf einem Grillrost oder in einer Pfanne Goldbraun rösten. Die Wacholderbutter über den Lachssteacks zerlaufen lassen.
Als Beilage eigneen sich glasiertes Wurzelgemüse und Brot,

Lachs galt in Skandinavien bis in die Neuzeit hinein als „Armeleuteessen“!

Får i kål – Hammel und Kohltopf

  • 750 g Schaf- oder Hammelfleisch (gebrüht, gewürfelt)
  • 500 g Zwiebeln (in Scheiben geschnitten)
  • 750 g Weißkohl (gebrüht, in Achtelstücke geschnitten)
  • Salz
  • 10 Pfefferkörner
  • 10 g Mehl
  • Wasser
  • 1 EL
  • Petersilie (fein gehackt)

Fleisch, Zwiebeln und Kohl lagenweise in einem Topf schichten, Pfefferkörner jeweils auf das Fleisch, mit Kohl abschließen, mit Salz bestreuen, Topf zu zwei Dritteln mit Wasser füllen, in gut geschlossenem Topf 2 Stunden lang bei mäßiger Hitze schmoren. Aus Mehl und einer halben Tasse Wasser einen Brei anrühren, am Schluss zugeben. Gericht durchschütteln und mit Petersilie bestreuen.
Dieses bis heute in Norwegen beliebte Gericht schmeckt nach mehrmaligen Aufwärmen am Besten.

Får i kål gilt als ausgesprochenes „Wikingerrezept“, auch wenn die Behauptung, dass es von dem berühmt-berüchtigten „nordischen Achill“ Olav Tryggvasson (um 1000) stamme, wohl nur Legende ist.

Martin Marheinecke

Ursprüngliche Fassung: Oktober 1998 – Überarbeitete Fassung in Zusammenarbeit mit Inger Sveinsson: August 2003 – Abermals überarbeitet: Mai 2008 – Aktualisiert: Juni 2016

Ein Gedanke zu „Haferbrei für Harte Helden – Die Küche der Wikinger

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