Die zivilen Verwandten der Seekrieger
Klischee und Wirklichkeit bei den frühmittelalterlichen germanischen Stammesgesellschaften Nordeuropas (nicht ganz zurecht pauschal „Wikinger“ genannt) weichen stark voneinander ab. (Siehe hierzu z. B. 20 populäre Irrtümer über Wikinger.) Allerdings halten sich Vorstellungen von einer brutalen Kriegerkultur „im hohen Norden“ sogar bis in Fachkreise. Daher ist ein Projekt der Ludwig-Maximilians-Universität im weit von allen „Wikingergebieten“ entfernten München sehr zu loben:
Wikinger stellt man sich vor als brutale Gesellen, als schwer bewaffnete Krieger, die mit ihren Drachenbooten auf Raubzüge gingen und selbst große Städte wie Paris oder London überfielen.
Doch längst nicht alle frühen Skandinavier gehörten zu diesen berüchtigten Horden. Ganz im Gegenteil. Die meisten Wikinger im 8. bis 11. Jahrhundert nach Christus waren einfache Bauern oder Kaufleute, die auf ihren Handelsreisen zum Teil sogar bis in den Kaukasus vordrangen. Über diese zivilen Verwandten der Seekrieger ist bis heute jedoch nur wenig bekannt.
Wissenschaftler wie Gisela Grupe von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) versuchen das zu ändern. Um das Bild vom waffenstarrenden Wikinger zu korrigieren, analysieren die Anthropologen mit modernsten Labormethoden Skelettfunde aus Haithabu in Schleswig. Mittlerweile ist es ihnen nicht nur gelungen, die natürliche Umwelt der Wikingerstadt zu rekonstruieren. Die Forscher haben längst auch einiges über das „wahre“ Leben der Siedler in Erfahrung gebracht.
Mehr im ->Dossier auf scinexx