Überreste eines Massakers im 5. Jahrhundert von schwedischen Archäologen entdeckt
Auf der schwedischen Insel Öland haben Archäologen die Stätte eines Massakers, in dem hunderte von Menschen brutal getötet wurden, entdeckt. Ein Team der Universität Lund und Kalmarer Landesmuseums untersuchte die Überreste einer Ringwallfestung auf Öland seit 2010 und entdeckten dabei nun die Überreste von gewaltsam umgekommenen Menschen.
Die Ringwallfestung „Sandby Borg“ erinnert Projektleiterin Dr. Helena Victor an Pompeji, da alle Einrichtungen und Häuser 1.600 Jahre nach dem Massaker unberührt geblieben waren.
Die Ausgrabung hat einige Häuser aufgedeckt, in einem befanden sich fünf Leichen. An anderer Stelle fanden die Archäologen einen jungen Mann, dessen Kopf durch ein Schwerthieb gespalten wurde, als er kniete – eine Hinrichtung. Ein anderer junger Mann wurde durch einen scharfen Gegenstand am Rücken verletzt. Nur 1% der Festung wurde bisher ausgegraben.
Nach Angaben von Helene Wilhelmson deuten die vielen Körper darauf hin, dass es ein sehr heftiger und gut organisierter Überfall gewesen sein muss. Sie ist Doktorand in historischen Osteologie an der Universität Lund, und arbeitet mit dem Kalmarer Museum als Teil ihrer Doktorarbeit zusammen. Wilhelmson, die an dem Projekt seit 2012 teilnimmt, war erstaunt, als immer mehr Skelette in der Burg von Sandby auf Öland entdeckt wurden.
Helena Victor erklärt, dass im frühen Mittelalter in Skandinavien üblich war, die Toten zu verbrennen, deshalb gibt es aus dieser Zeit nur wenige menschliche Überreste.
Archäologe Nicoló Dell’Unto von der Universität Lund erstellt mit moderner 3D-Technik 3D-Modelle der Fundstätte, um zu rekonstruieren, wie die Tat ablief, und um einen besseren Überblick über die Grabungsstelle zu erhalten. Er sagte, dass die 3D-Modellierung ihnen die einmalige Gelegenheit gäbe, alle Körper gleichzeitig zu sehen, auch wenn die Skelette eines nach dem anderen entfernt wurden.
Es wurde außerdem wertvolle Gegenstände geborgen, darunter Broschen im germanischen Tierstil, aus dem späten 5. Jahrhundert. Die Archäologen glauben, dass die Angreifer der Burg entweder nur seine Bewohner abschlachten wollten, oder dass der Überfall zu rasch ausgeführt wurde, um während des Massakers plündern zu können. Das Team ging die Fundstätte ab und barg alle Gegenständen aus Edelmetall, um Grabräuber vom Plündern abzuhalten.
Warum die Ringburg 1600 Jahre lang unberührt gelassen wurde, bleibt ein Geheimnis. Eine Theorie ist, dass der Ort nach dem Massaker tabu war, aber die Archäologen hoffen, dass die Antwort mit weiteren Ausgrabungen deutlicher ausfällt.
„Es ist ein Tag im Leben der Völkerwanderungszeit, und das ist völlig einzigartig. Wir kennen nichts vergleichbares“, stellte Helena Victor fest.
Fifth-century massacre discovered by Swedish archaeologists (mediavalist.net)
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