Textilien gibt es schon länger als gedacht
Nicht nur Laien, sondern auch Fachleute stellen sich den „typischen Steinzeitmenschen“ in Felle gehüllt vor. Was in Europa und während der letzten Eiszeit schon mangels Materialalternativen gestimmt haben dürfte.
Aber die Menschen spinnen schon länger, als die Paläo-Antropologen sich träumen ließen – und zwar Pflanzenfasern.
Schon in einer Zeit, in der noch Mammuts an den Zelten und Hütten vorbeizogen (die wenigsten „Höhlenmenschen“ lebten tatsächlich in Höhlen, die eher als Kult- und Versammlungszentren dienten) und das Eiszeitalter gerade eine wärmere Zwischenphase durchmachte, entdeckten clevere Vertreter des Homo sapiens am Fuße der Kauskasus, dass sich aus Flachs nützliche Leinenfasern gewinnen ließen.
In den Dzudzuana-Höhlen in Georgien stießen Paläo-Anthropologen, die eigentlich nur Bodenproben für Pollenuntersuchungen entnehmen wollten, auf 34.000 Jahre alte Reste von gesponnenen und verknoteten Flachsfasern. Die Steinzeitmenschen sponnen diese von wild wachsenden Flachspflanzen stammenden Leinenfasern zu Fäden, die sie zum Teil mit anderen Fasern wie beispielsweise jenen der Straucherbse mischten. So entstanden teils mehrlagige Garne, die sie vermutlich auch schon zu Stoffen verwoben.
Neben Kordeln zum Transport und allerlei Haushaltsgegenständen wie Körben befestigten sie mit den verarbeiteten Fasern auch Griffe an Steinwerkzeugen. Sicherlich wurden mit den Garnen auch Lederstücke und Leinenstoffe genäht: Es wurden auch Nähnadeln aus Tierknochen im Lehm der Ausgrabungsstätte gefunden – einer der bislang ältesten Nachweise von Nähnadeln im europäischen und vorderasiatischen Raum. Die Textilien wurden bereits gefärbt, wobei eine erstaunliche Vielfalt an pflanzlichen und mineralischen Farbstoffen bekannt war – die Forscher fanden gelbe, rote, blaue, violette, schwarze, braune, grüne und khaki-farbene Fasern.
Die Nutzung von Pflanzenfasern durch Menschen ist somit mindestens 6.000 Jahre älter als bisher angenommen. Mindestens, denn Techniken wie das Spinnen, Kordelschlagen, Weben und Färben wurden sicherlich nicht über Nacht erfunden.
Ah, interessant, danke an Martin für den Link!
Bei Garnen heisst das „mehrfädig“ und nicht „mehrlagig“ 🙂
Noch faszinierender finde ich, dass sich manche Handwerkstechniken bis heute unverändert erhalten haben… gut, das kann man heute nicht mehr sagen, aber Spinnen ist halt so ein Prinzip, das verändert sich nicht, und wenn noch so viele Jahre ins Land gehen.
Danke! Den Begriff „mehrlagig“ habe ich aus der Pressemeldung übernommen.
Das erinnert mich an meine alte Hypothese, dass die Elfen/Elben/Alben (vgl.lat : albus : weiß) vielleicht aus Begegnungen von Fellträgern mit anderen Menschen, die bereits Leinen kannten stammen. Das Flattern der Leinengewänder mag zum Bild der geflügelten Elfen geführt haben.
Ist nur so eine Idee.