Teufel nochmal! Papst hält uns für Teufelsanbeter
Viele gläubige Christen, sogar solche, die normalerweise nicht zu fundamentalistischen Positionen neigen, halten „Neuheiden“ wie uns grundsätzlich und immer für Satanisten. Nun, selbstgerechte Fanatiker mit Tunnelblick gibt es überall.
Mehr als nur ärgerlich ist es allerdings, wenn der oberste Chef der mitgliederstärksten religiösen Organisation der Erde diese Ansicht offensiv vertritt – und zwar gegenüber allen Nichtchristen:
Wenn sich der Mensch nicht zu Jesus Christus bekennt, geschieht, was wir bei Leon Bloy lesen: Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel. Wer sich nicht zu Christus bekennt, gibt die Welt der Weltlichkeit des Teufels anheim.
So der amtierende oberste Hohepriester der Römisch-Katholischen Kirche, Jorge Mario Bergoglio, Künstlername Franciscus, in seiner programmatischen ersten Messe (laut tagesschau.de).
Es ist durchaus möglich, dass Bergoglio sich selbst gar nicht der Tragweite seiner Worte bewusst ist. Dass er (unabsichtlich?) auch die Juden unter die „de facto Teufelsanbeter“ einreiht, dürfte nicht im Sinne des wegen seiner pro-jüdischen Positionen berühmt gewordene französischen Schriftstellers und katholischer Sprachphilosopen Léon Bloy sein. Anderseits war Bloy ein fanatischer Katholik und ein „klassischer“ Endzeitprophet, der vor dem nahen Ende der Zeiten warnten und überall den Teufel am Werk sah. Sein bevorzugtes Feindbild war der Protestantismus, wobei er ganzen „protestantischen Nationen“ wie Deutschland, England und Dänemark vorwarf, sich in der „Gottlosigkeit“ gut eingerichtet zu haben.
Wenn sich ein neuer Papst in seinem ersten Gottesdienst nach seiner Wahl klar zu Bloy und seiner Schwarz/Weiß-Weltsicht bekennt, dann ist meiner Ansicht nach das eben so programmatisch wie die oft in den Massenmedien hervorgehobene Namenswahl Franciscus bzw. Fanziskus – nach Franz von Assisi, aber wohl auch Franz Xaver, dem Mitbegründer des Jesuiten-Ordens, dem Bergoglio angehört. Die Franziskaner gelten in der römisch-katholischen Kirche als die radikalen Vertreter eines asketischen, sich um die Belange der Armen kümmernden, aber auch fanatischen Christentums, die Jesuiten als die pragmatischen „Macher“, aber auch jene, die immer bereit waren und sind, mit den Mächtigen zu paktieren.
Wofür der Papst steht umreisst, aus säkularer und agnostischer Sicht, dieser hpd-Artikel: Alles wird anders und bleibt wie es ist.
Da ist einerseits sein soziales Engagement und seine persönliche Bescheidenheit, andererseits seine harte und kompromisslos konservative Position, nicht nur in Sachen Morallehre, sondern auch in über seine Kirche hinaus in gesellschaftlichen und politischen Fragen.
Die harte Linie des neuen Papstes zeigte sich schon wenige Tage nach Amtsantritt, als der Vatikan die Vorwürfe gegen Bergoglio wegen seiner Rolle während der argentinischen Militärdiktatur ungewöhnlich scharf zurückwies. Laut Vatikan-Sprecher Federica Lombardi hätte es nie glaubwürdige, konkrete Anschuldigungen gegen ihn gegeben. Die argentinische Justiz hätte ihn nie angeklagt. Es handele sich um eine Kampagne „linker antiklerikaler Elemente, um die Kirche anzugreifen“.
Womit Lombardi ganz auf der Linie der Antrittsmesse seines Chefs liegt.
Selbst wenn Bergolio kein aktiver Unterstützer der Junta war, spricht die (unbestrittene) Tatsache, dass er zwei Jesuiten-Pater die sich für die Opposition engagiert haben aus dem dem Orden ausschloss, und zwar, nach seinen Angaben, „um die politische Neutralität zu gewährleisten“, bestenfalls für Opportunismus.
Jeder Mensch muss die Freiheit haben, an ihren Gott, seine Göttin, ihre Götter oder auch gar nichts zu glauben. „Glauben“ im Sinne von „Vertrauen“ (lat. credo), nicht im Sinne von „für wahr halten“, geschweige denn sich „im Alleinbesitz der einzigen Wahrheit wähnen“! Vielen überzeugten Monotheisten, darunter vermutlich auch Bergoglio, fällt es schwer, sich Menschen vorzustellen, die wirklich an kein „höheres Wesen“ glauben – „an irgend einen Gott muss der Mensch doch glauben!“ Und da es, in ihrem Verständnis, nur einen Gott geben kann, glauben gemäß dieser inneren Logik eben alle Nichtchristen an den Teufel.
Es stimmt, dass Niemand das Recht hat, andere wegen der Ausübung ihrer Religion lächerlich zu machen. Was aber etwas grundsätzlich anderes ist, als Kritik an Religonsgemeinschaften, an ihrem Klerus, ihrer Alltagspraxis, ihren politischen Positionen.
Was geht uns, als Nichtkatholiken und sogar Nichtchristen, der oberste Hohepriester der Römisch-Katholischen Kirche an? Sehr viel, denn die Wahl eines Papstes ist auch ein politisches Ereignis, und was jemand wie der Papst sagt und denkt, hat enormen Einfluss auf die politische Meinungsbildung auch von Nicht-Katholiken; auf die „öffentliche Meinung“ in kulturell katholischen geprägten Regionen ohnehin.
(Dass unsere (deutschsprachigen) Medien in unerträglichem Maße pro-katholisch sind, thematisiert
Albrecht Müller auf den „Nachdenkseiten“. Müller, als Fachmann für Meinungsmache, rückt dabei die Manipulation, das Kalkül, das angeschlagene Image des Katholizismus durch Jubelpropaganda zu Reparieren, in den Mittelpunkt, was meines Erachtens nur einen Teil der tatsächlichen Problematik abdeckt.)
Also im Bezug auf die Diktatur damals und die widerspenstigen Jesuiten hat der gute Bergoglio ja eigentlich nur konsequent im Sinne seiner Religion gehandelt. Siehe Römerbriefe und so. Da kann man ihn eigentlich nichts vorwerfen.
Hierzu ein Kommentar – vielleicht nicht gerade über diese Beispiel, aber ein ganz anderen, das auch zu dasselbe führt…
http://sverigesradio.se/sida/artikel.aspx?programid=2108&artikel=5493470
https://tannhauser3.wordpress.com/2013/04/03/ensam-prast-i-vaxjo-stift-erkanner-svenska-kyrkans-stasi-samarbete/
Pingback: Nye Påven anser att alla andra religioner är DJÄVULSDYRKARE – Passar den inställningen för vårt århundrade ? | Hedniska Tankar