Steinschiffe weisen auf Seehandelsnetz in der Ostseeregion vor 3000 Jahren hin
In der Mitte der Bronzezeit um 1000 v. u. Z.. stieg die Zahl der Metallgegenstände in der Ostseeregion dramatisch an. Etwa zur gleichen Zeit erschien entlang der Küsten eine neue Art Steinsetzungen in Schiffsform. Neue Forschungsergebnisse der Universität Göteborg, Schweden zeigen, dass die steinernen Schiffe von den „maritimen Gruppen“ gebaut wurden.
Die „maritimen Gruppen‘ waren Teil eines Handelsnetzes, das sich über in weite Teile des nördlichen Europa erstreckte. Das Handelsnetz bestand vor allem wegen der starken Abhängigkeit von Bronze.
Seit langem nehmen Archäologen an, dass die Bronze aus dem Süden nach Skandinavien importiert wurde, und jüngste Analysen konnten diese Vorstellung bestätigen. Die Verteilung der Bronzeobjekte wurde schon häufig diskutiert, wobei der Schwerpunkt der meisten Untersuchungen auf den Verbindungen innerhalb des Netzes lagen. Die Menschen hinter dem Netz wurden dennoch nur selten angesprochen, schon gar nicht ihre Treffpunkte.
„Ein Grund, warum die Treffpunkte der Bronzezeit nicht sehr oft diskutiert werden, ist, dass wir nicht in der Lage sind, sie zu finden. Dies steht in starkem Gegensatz zu den Handelsplätzen der Wikingerzeit, die einfach zu finden waren, da sie viel archäologisches Material hinterließen „, sagt der Autor der Dissertation, Joakim Wehlin von der Universität Göteborg und der Gotland-Universität.
In seiner Dissertation hat Wehlin das archäologische Material der bronzezeitlichen Steinschiffe und ihre Platzierung in der Landschaft analysiert. Die steinernen Schiffe sind im gesamten Ostseeraum und vor allem auf den größeren Inseln zu finden, mit einer signifikanten Häufung auf der schwedischen Insel Gotland. Lange wurde geglaubt, dass die Schiffe als Gräber für eine oder mehrere Personen gedient hätten, und wurden deshalb oft als Totenschiffe, die den Verstorbenen ins Jenseits bringen sollten, angesehen.
„Meine Studie zeigt ein anderes Bild. Es scheint, dass in der Regel keine ganzen Körper im Schiff bestattet wurden, und dass es in einigen steinernen Schiffen nicht einmal Gräber gibt. Stattdessen gibt es in ihren manchmal Reste anderer Aktivitäten. Durch das Fehlen der Toten treten die Spuren der Lebenden in den Vordergrund.“
Eine von Wehlins Schlussfolgerungen ist, dass die steinernen Schiffen und die Aktivitäten, die dort stattfanden, auf Menschen, die sich sehr auf die Seefahrt konzentrierten hinweisen. Details der Schiffe zeigen, dass sie gebaut wurden, um echte Schiffe darzustellen. Wehlin sagt, dass die steinernen Schiffen Hinweise auf Schiffs-Technik dieser Zeit geben und damit über die Schiffe, die in der Bronzezeit auf der Ostsee segelten.
Durch das Studium der Landschaft ist es Wehlin gelungen, eine Reihe von Treffpunkten oder frühe Häfen zu finden.
„Diese bestehen aus Bereichen, die Hügelfestungen ähneln und in der Nähe gut zugänglicher Stellen in der Landschaft liegen – das heißt, in der Nähe bekannter landeinwärts führender Wasserwege. Während bisher angenommen wurde, dass diese Areale viel jünger seien, haben die jüngsten Altersbestimmungen sie in die Bronzezeit datiert.“
Die Arbeit bietet eine sehr umfangreiche Darstellung der Steinschiffe. Sie weiß außerdem darauf hin, dass die Bedeutung der Ostsee während der skandinavischen Bronzezeit, nicht zuletzt als Wasserstraße, in der bisherigen Forschung unterschätzt wurde.
Pressemitteilung der Universität Göteborg: Stone ships show signs of maritime network in Baltic Sea region 3000 years ago