Spuren frühmittelalterlicher Europäer in der kanadischen Arktis entdeckt
Wikinger oder andere Europäer des frühen Mittelalters könnten in der Nähe des heutigen Ortes Kimmirut in der kanadischen Arktis (im Süden der Insel Baffinland) gesiedelt und mit den einheimischen Inuit Handel getrieben haben.
Das ergab die Auswertung archäologischer Funde die in der Nähe von Kimmirut geborgen wurden, darunter gesponnenes Garn und hölzerne Rechenstäbe (etwa mit einem einfachen Abakus zu vergleichen). Die Funde stammen wahrscheinlich aus der Zeit vor dem Jahr 1000. Schon zuvor waren Spuren europäisch anmutender Bauten entdeckt worden. Nach Angaben der Archäologin Patricia Sutherland von Canadian Museum of Civilisation (CMC) können das Garn und die Rechenstäbe nicht von den damals dort lebenden Inuit der Dorset-Kultur stammes, beides wäre in dieser Kultur unbekannt gewesen.
Auch andere Fundstücke deuten auf den Kontakt mit Europäern hin, so eine kleine geschnitzte Maske. Obwohl die Maske im Stil der Dorset Inuit geschnitzt ist, zeigt sie ein langes und möglicherweise bärtiges Gesicht mit geraden, dicken Augenbrauen und einer Kopfbedeckung, die eine wikingerzeitliche Kappe gewesen sein könnte.
Für Frau Sutherland sprechen diese Fundstücke für einen längeren Kontakt zwischen Inuit und Wikinger oder anderen europäischen Seefahrern, in der Zeit zwischen 1000 und 1450, vielleicht sogar früher.
Möglicherweise liefern die Datierung von Rattenexkrementen, die in der Nähe von Kimmirut gefunden wurden, die entscheidenden Hinweise darauf, wann und mit welchen Europäern die Dorset-Inuit Kontakt hatten. Ratten kommen im südlichen Baffinland nämlich nicht vor, sie können in diesem Klima auch nicht längere Zeit ungeschützt überleben, deshalb können sie nur von einem europäischen Schiff stammen.
Schon länger wurde vermutet wurde, dass das in Sagatexten erwähnte Helluland (Felsenland) die Baffin-Insel gewesen sein könnte, allerdings erwähnen weder die Grönland- noch die Erik-Rauda-Saga gezielte Reisen oder gar Siedlungen.
Fraglich ist noch, ob es wirklich Wikinger waren, von denen das Garn und andere Fundstücke stammen, denn sie konnten auf eine Zeit einige Jahrhunderte vor der grönländischen Normannensiedlung datiert werden. Das könnte auf einen Kontakt mit Europäern vor den Wikingern hindeuten – oder darauf, dass Wikinger den Atlantik weitaus früher als bisher bekannt überquert hatten.
Dass das Garn aus Wolle des Schneehasen gesponnen war, deutet nach Ansicht Sutherland darauf hin, dass die Europäer auch hier gesiedelt haben könnten.
In den letzten fünf Sommern leitete Frau Sutherland Ausgrabungen des Helluland Projekts des CMC bei Cape Tanfield, die von jungen Menschen aus der Umgebung assistiert wurden. Bei Cape Tanfield gibt es zahlreiche Siedlungsspuren der Dorset-Kultur, darunter einige mit „ungewöhnlicher“ Architektur. Aber die Archäologin war seinerzeit noch nicht dazu bereit, die Gebäudereste als europäisch zu bezeichnen.
Anders als in L’Anse-aux-meadows in Neufundland, wo Überreste wikingerzeitlicher Häuser gefunden wurden, deuten die Funde von Kimmirut auf eine Mischung der Kulturen, und damit auf einen lang anhaltenden Kontakt hin.
Quelle: Nunatsiaq News vom 12. September 2008
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