Gjallarhorn Weblog

Sind für den Papst Schwule keine vollwertigen Menschen?

Zwar gilt Papst Benedikt XIV. als sehr konservativ, aber eine Behauptung, wie er sie laut gaystarnews.com während einer Rede über die Pläne der französischen Regierung, die gleichgeschlechtliche Ehe einzuführen, machte, überrascht in ihre Heftigkeit doch.

Während seiner Ansprache vor Bischöfen auf Castel Gandolfo soll er behauptet haben, dass Homosexuelle keine voll entwickelten Menschen seien, weil sie das katholische Gesetz nicht achteten.
Der Papst der römisch-katholischen Kirche habe gesagt, die Familie sei an vielen Stellen durch ein Lossagen von der menschlichen Natur bedroht. Die Ehe und die Familie seien Institutionen, die befördert und vor jedweder Missinterpretation ihrer wahren Natur verteidigt werden müssten, denn was auch immer die Ehe oder die Familie schädige, würde auch die Gesellschaft selbst verletzen.
Weiterhin soll der Papst gesagt haben, die katholischen Werte von Ehe und Familie müssten befolgt werden, weil nur diese die vollständige Entwicklung der menschlichen Person erlauben würden.

Die Meldung von „Gaystarnews“ halte ich für glaubwürdig, denn Papst Benedikt XVI. wurde schon im Januar dieses Jahres für ähnliche Äußerungen kritisiert. Damals hatte er behauptet, dass gleichgeschlechtliche Ehen die menschliche Würde und die Zukunft der Menschheit an sich gefährden würden.
Allerdings ließe sich die Rede auch anders (zurecht-)interpretieren, als es „Gaystarnews“ es aus der Sicht unmittelbar Betroffener tut. Denn selbstverständlich formuliert der Papst seine „Bedenken“ diplomatisch-vorsichtig: Text der Rede des Papstes in offizieller Übersetzung

Ob Joseph Ratzinger alias Bendikt XVI. solche haarsträubenden Aussagen aus taktischer Rücksichtnahme auf die tradionalistischen bzw. fundamentalistischen Kreise in der römisch-katholischen Kirche oder doch aus tiefer innerer Überzeugung machte, ist für Nicht-Katholiken und erst recht Nicht-Christen weniger interessant, als die Wirkung auf das gesellschaftliche Klima. Schließlich gilt die römisch-katholische Kirche weit über ihre Mitglieder hinaus als wichtige Stimme in ethischen Fragen. In Deutschland ist es sogar so, dass ethische Fragen von der Politik gern an die „großen Kirchen“ regelrecht ausgelagert werden – keine Ethik-Kommision ohne Kirchenvertreter.
Daher hat so eine Äußerung Ratzingers sehr viel mehr Gewicht als die noch heftiger homophoben Äußerungen irgendwelcher TV-Evangelisten oder fundamentalistischer Zelt-Missionare.

Denke ich, als Heide, die Äußerung Ratzingers konsequent zuende, dann fühle ich mich auch als „Hetero“ persönlich beleidigt – abgesehen davon, dass ich ohne Einschränkung zu meinen schwulen und lesbischen Freunden halte!
Wenn er ernsthaft behauptet, nur die katholischen Werte von Ehe und Familie würden die vollständige Entwicklung der menschlichen Person erlauben, dann ergibt sich daraus, dass alle, die sich nicht an diesen Wertekanon halten – „lasche“ Katholiken eingeschlossen – keine vollständig entwickelten menschlichen Personen seien.

Ein Gedanke zu „Sind für den Papst Schwule keine vollwertigen Menschen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert