Schnell wachsende schwedische Asatru-Organisation als Rassisten entlarvt
Im Prinzip ist es eine erfreuliche Entwicklung: Das moderne Heidentum in Schweden ist seit den 1970er Jahren stetig gewachsen. Dort gibt es einige größere Gruppen, wie „Forn Sed“, während, ähnlich wie in Deutschland und Österreich, die Mehrzahl der Heiden kleinen, lokalen Gruppen angehört oder allein praktiziert. In jüngster Zeit jedoch hat sich die innere Dynamik des schwedischen Heidentums verändert. Eine neuere Organisation namens „Nordiska Asa-Samfundet“, die erst in den letzten zwei Jahren aufgetaucht ist, expandierte schnell und ist dabei, zu einer der größten organisierten Asatru-Gruppen in Schweden zu werden. Sie hat es sogar geschafft, formale Anerkennung von der schwedischen Regierung zu erhalten. Und genau das könnte zum weit über Schweden hinaus gehenden Problem werden.
Im schwedischen Blog Huginn’s Heathen Hof berichtete Xynder, dass der Sprecher der Nordiska Asa-Samfund, Stenar Sonevang, in einem Interview alle Vorwürfe gegen seine Organisation, sie sei rassistisch, entschieden zurückgewiesen hätte. Er bestehe darauf, dass Nordiska Asa-Samfundet keine politische Agenda hätte, abgesehen von der Verbreitung der alten nordischen Religion.
Nach Recherchen der Blogger hält diese Behauptung keiner näheren Betrachtung stand. Zum Beispiel wären die meisten führenden Mitglieder „Nordiskas“ aktuelle oder ehemalige Mitglieder dersselben politischen Partei, der Sverigedemokraterna („Schwedendemokraten“). Der SD betreibt eine Anti-Einwanderungskampagne und befürwortet einen „Ethnopluralismus“, der auf „Rassentrennung“ hinausläuft. Nach Angaben der schwedischen Regierung ist der SD offen fremdenfeindlich.
Der „Nordiska“-Sprecher Sonevang war der regionale Vorsitzende der SD in Norrköping; „Nordiskas“ „leitender Theologe“ Omar Richter arbeitete früher für die SD und wurde Ende November 2016 immer noch auf deren offiziellen Website als Kontoführer genannt. Außerdem wäre er ein sichtbarer Unterstützer der ehemaligen Nachwuchsorganisation der SD, der SDU gewesen. Die „Schwedendemokraten“ hatte sich im September 2015 offiziell von der SDU getrennt, da ihre Jugendorganisation unangenehm enge Bande zur den radikalen Neo-Nazi-Gruppen “Nordisk Ungdom” und “Nordic Resistance Movement” unterhielt.
In einem SDU-Werbevideo vertrat Richter in der Tat typische Nazi-Positionen.
Ob auch „Nordiskas“ Vorsitzender Mattias Ericson SD-Parteimitglied ist, konnte „Huginn’s Heathen Hof“ nicht herausfinden. Allerdings hätten sie andere beunruhigenden Verbindungen in Ericsons öffentliches Facebook-Profil geunden, einschließlich Links zur radikalen Neo-Nazi-Vereinigung “Nordic Resistance Movement”: Einer Organization die für einen Nationalsozialismus im Sinne der Nazizeit eintritt und regelmäßig Gewalt und eine politische Revolution befürwortet.
Nach Ansicht von „Hugin’s Heathen Hof“ ist die bezeichnendste Verstrickung hinter den Kulissen jene zwischen „Nordiska“ und der us-amerikanischen “Asatru Folk Assembly“ (AFA). Etliche „Nordiska“-Führungspersonen seien an einer Onlinegruppe namens “Vi som vill förbjuda Forn Sed Sveriges arbete mot det Nordiska urfolket“ (“Wir, die wir die Aktivitäten von Forn Sed Schweden gegen das nordische Urvolk verbieten wollen“) beteiligt. Diese Gruppe, die sich auf den Kampf gegen „Nordiskas“ größten Konkurrenten „Forn Sed Schweden“ konzentriert, wurde von Sibbe Bladh-Hvas organisiert und gehostet, einem AFA-Mitarbeiter mit Verbindungen zu zahlreichen völkischen Gruppen und Seiten.
Damit wäre „Nordiska“ eine (weitere) Heidenvereinigung, die behauptet, unpolitisch zu sein und keine Verbindung zur faschistischen Ideologien jeder Art zu haben, aber deren Anführer in Verbindung zu gewaltätbereiten radikalen rassistischen bzw. faschistischen Organisationen stehen.
Nach Ansicht des Blogs „Hugin’s Heathen Hof“ scheinen ALLE Führungsmitglieder eifrige Unterstützer einer fremdenfeindlichen politischen Partei zu sein, die regelmäßig für Rassentrennung eintritt. Schlimmer noch, in dieser Organisation stammen anscheinend viele ihrer zahlreichen neuen Mitglieder aus der gleichen Richtung wie die alte SDU, einer Vereinigung, die so radikal rassistisch war, dass ihre notorisch fremdenfeindliche Mutterpartei sie ausgeschlossen hatte.
Es sollte, nach Ansicht der Blogger, klar sein, dass das, was der „Nordiska Asa-Samfund“ sagt und was er wirklich tut, zwei ganz verschiedene Dinge seinen. Wie der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz heiße Nordiska jeden mit offenen Armen willkommen und würde von freundlicher politischen Neutralität reden. In einer politisch turbulenten Zeit, in der Gruppierungen unglaublich polarisiert sein könnten, sei es leicht zu verstehen, dass es gut ankommt, wenn eine umstrittene Gruppe sich zurückhaltend gibt. Jedoch schiene dieses vielversprechende Äußere nur ein dünner Lack zu sein.