Schizophrenie: Gesprächstherapie ist eine gute Alternative zu Psychopharmaka
Wenn ein Schizophrener zum Arzt geht, bekommt er meistens Psychopharmaka verschrieben.
Allerdings schlagen die Wirkstoffe noch nicht mal bei der Hälfte der Patienten an. Viele haben auch Angst vor den Nebenwirkungen wie Diabetes oder Gewichtszunahme. Das Resultat: Viele Patienten entscheiden sich, keine Psychopharmaka zu nehmen. Englische Forscher wollten deshalb mit einer Studie herausfinden, ob statt dessen kognitive Verhaltenstherapie Schizophrenen helfen kann. Dieser Therapieansatz geht davon aus, dass die Art und Weise, wie wir denken, bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten und wie wir körperlich reagieren.
Für ihre Studie teilten die Forscher 74 Kranke in zwei Gruppen ein – eine bekam Psychotherapie, die andere nicht. Dabei fanden sie heraus: In der Therapie-Gruppe ging es den Patienten besser als in der Vergleichsgruppe. Sie hatten weniger Krankheitssymptome und ihre sozialen Fähigkeiten verbesserten sich. Die Wissenschaftler sagen aber, dass größere Studien nötig sind, um die Ergebnisse der Untersuchung zu untermauern.
Die Untersuchung ist im Fachmagazin „The Lancet“ erschienen.
Quelle: DRadio Wissen Creative Commons BY NC ND 3.0 D
Annmerkung: die von „DRadio Wissen“ übernommen Überschrift ist nicht ganz korrekt: Es handelt sich um eine „kognitive Verhaltenstherapie“, nicht um eine „Gesprächstherapie“ Dieser Irrtum ist nachvollziehbar, da therapeutische Gespräche durchaus auch zur „kognitiven Verhaltenstherapie“ gehören – sie ist aber gerade nicht das, was umgangssprachlich „Redekur“ genannt wird und eventuell einen falschen Eindruck von der Art und Intensität der Therapie gibt.
Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich insbesondere in der Behandlung von Phobien, Panikattacken und Depressionen, also psychischen Störungen, die mit der Wahrnehmung zusammenhängen, als sehr effektiv erwiesen – sowohl zusammen mit Psychopharmaka oder auch alleine.
Therapieerfolge bei Schizophrenie überraschen daher nicht wirklich, da es auch bei ihr um (gestörte) Wahrnehmungsprozesse geht. Sie wirken allerdings spektakulär, da Phoebien, Panikattaken und Depressionen vielfach als „alltägliche Beschwerden“ wahrgenommen werden, die „jeder mal haben kann“. Wer daran leidet, gilt gemeinhin nicht als „verrückt“, während Schizophrenie immer noch als „Irresein“, als „schwere Geisteskrankheit“ wahrgenommen wird.