Römische Säulenfragmente unter Neutronenbeschuss: Lothringer Kalkstein im Mainzer TRIGA
Neutronenaktivierungsanalyse liefert charakteristischen chemischen Fingerabdruck von Gesteinsmaterial aus römischer Zeit
Im Rahmen einer deutsch-französischen Forschungskooperation haben Wissenschaftler zum ersten Mal eine Methode der Kernchemie zur Untersuchung von speziellem Gesteinsmaterial aus römischer Zeit verwendet. Mit diesem Verfahren konnten sie Kalkstein, der vor 2000 Jahren in einer gallo-römischen Luxusvilla des 1.-4. Jahrhunderts n.Chr. in Lothringen verbaut wurde, so präzise analysieren, dass ein charakteristischer chemischer Fingerabdruck sichtbar wurde. Die Wissenschaftler untersuchten dazu Säulenfragmente der Villa und verglichen die Ergebnisse anschließend mit Proben aus den nahe gelegenen römischen Steinbrüchen bei Norroy im Moseltal. Dazu wurden kleine Gesteinsmengen im Mainzer Forschungsreaktor TRIGA mit Neutronen beschossen und die resultierende Gammastrahlung ausgewertet. Die Analyse ergab, dass die Säulenfragmente der Villa nicht aus den benachbarten Steinbrüchen stammen, sondern von anderen Abbauorten des Lothringer Kalksteinmassivs kommen müssen. Derartige Untersuchungen liefern Archäologen, Geologen und Historikern wertvolle Anhaltspunkte über den Abbau, die Transportwege und Handelsrouten wie auch über die „Vermarktung“ von Baumaterial in der Antike.
Weiter in der Pressemeldung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz