Wissenschaft

Riesige vorwikingerzeitliche Ritualstätte in Alt-Uppsala entdeckt

Eine achäologische Grabung an einer geplanten neuen Eisenbahntrasse brachte in Gamla Uppsala (Alt-Uppsala) die Fundamente zweier langer Reihen hölzerner Pfähle ans Licht.
Opferreste deuten darauf hin, dass er die Überreste der Begrenzung eines heiligen Bezirks aus dem 4. bis 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung sein könnten.

Nur ein paar hundert Meter von den berühmten „königlichen Grabhügeln“ entfernt, an einer der wichtigsten Stätten der schwedischen Eisenzeit, standen die zwei lange Reihen hoher Holzpfähle. Eine der Zeilen war fast einen Kilometer lang und bestand aus 144 Säulen. Die zweite Zeile ist mindestens 500 Meter und verlief ein paar hundert Meter südlich der königlichen Grabhügel.

Die Archäologen um Lena Beronius-Jörpeland schätzen die ursprüngliche Höhe der Holzpfähle auf acht bis zehn Meter. Sie waren von weither sichtbar und flankierten vermutlich eine Straße in Richtung Gamla Uppsala. Von den Pfählen sind die sehr großen und tiefen Gruben mit steinernen Fundamenten erhalten. In einigen der Fundamentgruben sind Überreste der Holzpfeiler erhalten, außerdem wurden in manchen der Gruben Tierknochen entdeckt, was darauf hinweist, dass hier Pferde, Rinder und Schweine geopfert wurden. In einer Grube fanden sich das Skelett eines Welpen.

Es gibt nach Angaben von Lena Beronius-Jörpeland nur sehr wenige ähnliche Monumente in Skandinavien. Unter ihnen wären die neu entdeckte Anlage die größte.

Schon lange ist bekannt, dass Gamla Uppsala ein vorchristliches religiöses, politische und kulturelles Zentrum war. Seit langem sind die eindrucksvollen Grabhügel aus der Zeit um das Jahr 600 u. Z. bekannt. Unter dem Dom von Gamla Uppsala und dem angrenzenden Friedhof vermuten Archäologen schon lange die Überreste des großen Tempels von Uppsala, der Odin, Thor und Freyr gewidmet war. Mithilfe des Bodenradar und anderer geophysikalischen Methoden fanden die Archälogen Price und Alkarp direkt unter dem nördlichen Querschiff der Kirche die Überreste einer großen Holzkonstruktion, außerdem lokalisierte sie zwei weitere Geäude, eines aus der Bronzezeit, während das andere wahrscheinlich eine Festhalle der Wikingerzeit ist. (Leider steht die Kirche von Schweden umfangreichen Ausgrabungen im Wege.)

Okänt monument upptäckt (Arkeologi Gamla Uppsala)

Unique pre-Viking Age monuments uncovered at Old Uppsala pagan ceremonial site in Sweden (Washington Post)

Überlegungen zum Fund auf dem schwedischen Blog „Hednika Tankar“: Epokgörande fynd vid Gamla Uppsala – Massiva bevis för stort Gudahov, redan på 400-500 talet

Pillars from the past: Swedish archaeologists uncover rows of pre-Viking foundations for giant wooden poles near 1,500-year-old royal burial ground (Daily Mail)

Ergänzung, 19. Oktober:
Nach Angaben der Website „Arkeologi i Gamla Uppsala“ wurden mehr als 500 Tonnen Erde und mehr als 260 Tonnen Gestein bewegt, um die „Pfahl-Kolonnaden“ und Prozessionstraßen zu bauen. Außerdem sind Kiefernstämme von 40 – 50 cm Durchmesser in den mittelschwedischen Wäldern nicht allzu häufig.
Ein beträchtlicher Aufwand – es geht in der Tat um ein munumentales Bauwerk und nicht um „ein paar Holzpfosten“. Ohne eine ausgefeilte Organisation und eine gut entwickelte arbeitsteilige Gesellschaft wäre so ein Projekt, an dem hunderte Arbeiter beteiligt waren, nicht möglich gewesen. Ob es damals wirklich schon ein „Svea-Königreich“ gegeben hatte, oder ob das Großprojekt eine Gemeinschaftsaufgabe diverser Stämme war, bleibt dabei allerdings offen.

Es stellt sich auch die Frage, ob damals wirklich „Kolonaden“ aus nicht verzierten, grob zugehauen, Baumstämmen errichten wurde, wie eine erste Rekonstruktion zeigt. Bisher wurden keine Balken gefunden, die ein Dach getragen haben könnten, was allerdings wenig bedeutet. Es stellt sich allerdings die Frage, welche Funktion einen halben Meter durchmessende, 8 – 10 Meter hohe, tief verankerte Pfosten mit aufwendigem Steinfundament hatten, wenn sie nichts zu tragen hatten.

Übrigens: Auch die neuen Ausgrabungen brachten, wie alle Ausgrabungen seit den ersten Grabungen Hjalmar Stolpes, zwar zahlreiche Überreste von Tieropfern zutage, aber keinen Hinweis auf Menschenopfer. Das weißt darauf hin, dass die von Adam von Bremen überlieferten grausamen Opferriten, propagandistische Übertreibungen gewesen sein dürften.

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