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Ostara – oder: dem Fest ist es egal, ob eine Göttin so heißt

Im Ásatrú ist es üblich, das Fest des Frühlingsbeginns als Ostarafest zu feiern.
Es ist ziemlich sicher – wenngleich nicht beweisbar – dass auch schon die „alten Germanen“ im heutigen Deutschland ein Frühjahrsfest kannten. Schließlich wäre es ziemlich ungewöhnlich, wenn ein Bauernvolk kein Frühlingsfest hätte!
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Ob man dieses Fest, wie üblich, Ostara nennt, ist keineswegs zwingend. Im Norden, vor allem in Island, nennt man es schlicht Várblót (Frühlingsfest). Auch der Name Sigrblót (Siegesfest) ist bekannt, da zum Frühlingsbeginn der Sieg über die winterlichen Reifriesen gefeiert wird.

Bleiben wir bei Ostara. Ein Name, der an das Licht der Sonne erinnert, die am Tag der Frühjahrstagundnachtgleiche genau im Osten aufgeht. Deshalb liegt die Betonung bei Ostara auch auf dem „O“ wie „Ost“ und nicht auf dem mittleren „a“, wie man es so oft hört.

Woher jedoch die Bezeichnung Ostara genau stammt, ist nicht ganz geklärt. Manche grimmige Germanenfreunde (also solche, die sich auf Jacob Grimm berufen) meinen, es gäbe eine germanische Göttin des Frühlings namens Ostara. Jacob Grimm leitete diesen Namen durch philologische Vergleiche her, die spätere Gelehrte nicht so ganz zu überzeugen vermochten.
Pünktlich zu Frühlingsbeginn – oder allerspätestens zu Ostern – erscheinen in populären Medien Artikel, in denen vehement bestritten wird, dass „Ostern“ von einer „angeblichen Germanengöttin Ostara“ käme. Etwa weniger Vehemenz wäre da angebracht.
Man kann nicht sagen, dass Jacob Grimm die blütenbringende Göttin mittels blühender Fantasie nachträglich aus dem Namen des Osterfestes erschlossen hätte. Als Quelle bezog sich Grimm nämlich auf den angelsächsischen Mönch und Kirchenhistoriker Beda Venerabilis, der zu Beginn des 8. Jahrhunderts lebte. Beda erklärte den angelsächsischen Eostur-monath (Ostermonat) mit einer heidnischen angelsächsischen Göttin namens „Eostrae“. Grimm war immerhin skeptisch genug, um in seinem „Deutschen Wörterbuch“ die Möglichkeit einzuräumen, Beda könne die Göttin schlicht erfunden haben.

Es stimmt aber, dass Grimm dafür verantwortlich ist, dass als mutmaßlicher kontinentalgermanischer Name der Frühjahrsgöttin „Ostara“ gebräuchlich wurde. Er hatte diesen Namen aus dem althochdeutschen „ostarun“ für Ostern“ abgeleitet. Im Althochdeutschen des Frankenreichs wurde der April „ôstarmânôt“ genannt.
In fast allen europäischen Sprachen, außer Englisch und Deutsch, leitet sich der Name für das christliche Osterfest vom aramäischen pas’cha, angelehnt an das hebräische Wort Pessach, ab.
(Dänisch: påske, Finnisch: pääsiäinen, Französisch: pâques, Isländisch: páskar,
Italienisch: pasqua, Niederländisch: pasen, Schwedisch: påsk, Spanisch: pascua usw. usw..) Das spricht für einen „echt germanischen“ Namen des Festes, der dann wohl auch heidnische Wurzeln hätte. (Der Name, nicht das Fest – wenn es ein heidnisches ostarun gegeben hat, trat das christliche Ostern in ähnlicher Weise an Stelle des heidnischen Festes, wie Jul / Mittwinter durch das christliche Weihnachten ersetzt wurde.)
Trotzdem ist die von Grimm erschlossene Form „Ostara“ schon deshalb zweifelhaft, weil der größte Teil des späteren Deutschlands zu der Zeit, als osterun und ôstarmânôt sprachlich fassbar wurden, schon mehr oder weniger erfolgreich christianisiert war.
Das Wort „Ostern“ wie die Himmelsrichtung „Osten“ lässt sich auf die altgermanische Form *ausro für „Morgenröte“ zurückführen. Schwer zu sagen, ob nun der Monatsname direkt nach der Himmelsrichtung benannt ist, die wiederum nach der Morgenröte benannt wurde, oder über den Umweg über eine Göttin, die entweder nach der Morgenröte oder eben dieser Himmelsrichtung benannt wurde.
Jetzt gibt es natürlich Schlaumeier, die darauf hinweisen, dass in der Edda die Himmelsrichtung „Osten“ mit dem Zwerg Ostri verknüpft sei, der zusammen mit seinen Kollegen Nordri, Westri und Södri den Himmel tragen würde. Die mögen daran denken, dass zwischen der Zeit, aus der die ältesten althochdeutschen Sprachdenkmäler, so auch das Wort osterun, stammen, und der Niederschrift der Liederedda locker 500 Jahre und mehr als 2000 km liegen. Abgesehen davon sind „mythologische Mehrfachbelegungen“ nicht ungewöhlich.
Vielleicht ist aber auch der berühmteste Holzfäller des frühen Mittelalters, der angelsächsische Missionar Bonifatius, für das Wort ostarun, das in Chroniken aus seinem Wirkkreis auftaucht, und dann wohl indirekt auch für ôstarmânôt verantwortlich, und zwar in Anlehnung an den angelsächsischen Monatsnamen Eostur-monath. Allerdings schrieb Beda ausdrücklich und spürbar erleichtert, dass sich (vorläufig, wie sich später erwies) unter den Angelsachsen „Passahmonat“ durchgesetzt hätte. Beda Venerabilis lebte von 673 bis 735, Wynfreth Bonifatius von 675 bis 745, sie waren also Zeitgenossen und kannte sich vielleicht sogar persönlich. Es gibt also keinen Grund, wieso Bonifatius ostarun schreiben oder schreiben lassen sollte, wenn diese Bezeichnung nicht im Missionsgebiet üblich war.

Es ist, wie schon erwähnt, sehr wahrscheinlich, dass es frühjährliche Vegetationsriten gab. Außerdem deutet Manches darauf hin, dass zu dieser Gelegenheit die Matronen- bzw. Disen- bzw. Idisi verehrt wurden. Die von über 150 Weihesteinen aus der Römerzeit (um 200 u. Z.) her bekannte Matronis Austriahenis ist die am häufigsten namentlich belegte Matrone. Der Name ist eindeutig germanischen Ursprungs und der Namensteil „Austr-“ wird übereinstimmend als „Osten-“ übersetzt.
Auch würde eine germanische Göttin der Morgenröte namens Austro gut zur indischen Uṣāḥ, griechischen Eos, römischen Aurora und der litauischen Aušrine (alles Göttinnen der Morgenröte) passen.
Aber bewiesen ist dadurch nichts.
Eher skeptisch sollte man aber gegenüber der in vor allem in Wicca-Kreisen beliebten Gleichsetzung von Ostara mit der westsemitischen Fruchtbarkeitsgöttin Astarte (Aschtoret, Athtar)sein. Die Eier- und Hasensymbolik zu Ostern kommt ganz gut ohne Astarte aus, denn Eier oder eifrig rammelnde Hasen sind auch ohne Rückgriff auf Astarte überzeugende Fruchbarkeitssymbole.

Ebenso wenig vermag die Hypothese des fernsehberühmten „Namensprofessors“ Jürgen Udolphs zu überzeugen, der den Begriff Ostern von einem nordgermanischen Wortstamm *ausa (Wasser schöpfen, gießen) herleitet, was er z. B. mit einem im Altwestnorwegischen bezeugtem abgeleiteten Wort *austra (im Sinne von „Wasser aus dem Schiffsboden ausschöpfen und weggiessen“, vgl. plattdeutsch „ösen“) untermauert, und mit Taufriten in Verbindung bringt. Das Dumme dabei ist nämlich, dass für die Taufe schon das nordische Wort „diepan“ und das althochdeutsche „toufan“ bekannt sind.

Wie dem auch sei, für ein fröhliches Frühlingsfest ist es völlig egal, wie die dazugehörige Göttin heißt, und es ist auch einigermaßen schnuppe, ob es wirklich bei den ollen Germanen eine spezielle Morgenrötegöttin gab!

Allen näher an Ostara Interessierten sei dieser weiterführende Artikel von Kurt Oertel ausdrücklich empfohlen:
Göttin Ostara – Eine germanische Göttin?

7 Gedanken zu „Ostara – oder: dem Fest ist es egal, ob eine Göttin so heißt

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  • Volker der Mattiaker

    Asenheil Euch allen!
    Für mich als gläubiger Asatru stellt sich die Frage ob es wirklich vor 1000 Jahren (oder 500 oder 10.000) schon ein Fest gab, welches Ostara hieß oder nicht, eigentlich gar nicht. Auch ist es für mich als „Asatru im Hier und Jetzt“ relativ irrelevant, wie der genaue Name der Göttin war, die vor 1000 Jahren (oder 500 oder 10.000) verehrt wurde. Dass damals jemand aus Asgard von meinen Vorfahren verehrt und angebetet wurde, ist für mich hingegen eine selbstverständliche Tatsache, mögen auch die Einzelheiten und Details der damaligen Verehrung für immer im Dunkel der Geschichte versunken sein, egal! Obwohl es natürlich sehr, sehr wahrscheinlich ist, dass Sie auch damals Ostara genannt wurde. Ich liebe die Göttin Ostara jetzt und hier, ich sage Ihr danke für den Frühlingssegen den Sie uns schenkt, mal früher, mal später.
    Um mit den Worten meines alten Matheprofessors zu sprechen: „Die Existenz folgt aus der Definition“, somit beweist sich für mich die Existenz einer Göttin namens Ostara aus der Definition, was ich als Asatru einen Gott oder Göttin nenne: Ein uns liebendes Geistwesen, eine wohlwollende Kraft der Natur, so wie Freyja und Frey, Sif mit Ihrem güldenen Haar, mein persönlicher Freund Thor… und eben auch Ostara!
    Desweiteren beliebt es ja bekanntlich unseren Göttern sich unter sehr, sehr vielen Namen zu manifestieren, man denke nur an Odin mit seinen über 70 überlieferten Namen (nur Er weiß wie viele es wirklich sind). Von da her sind auch die historischen Darstellungen z.B Frigg als Ostara (Wilhelm Wägner 1882) meines Erachtens auch nicht ganz verkehrt – obwohl ich hier allerdings persönlich der Auffassung bin, dass Freyja als Ostara passender wäre.
    Aber nochmal: das ist egal! Lasst uns unseren dank der Lieben und Gütigen Ostara erweisen, für Ihren Frühlingssegen

    Ich wünsche Euch allen eine gesegnete Frühlingszeit – mögen die Götter mit Euch sein!

  • Volker der Mattiaker

    Errata: Der Author des Bildes „Frigg als Ostara“ ist natürlich der gute Carl Emil Doepler, Wilhelm Wägner ist der Herausgeber des Buches, in dem die Zeichnung veröfftentlicht wurde.

  • Jens Opitz

    O.K. Habe den Beitrag gelesen. Danke dafür. Ostern hat nach vielen Unterlagen, welche durch mich Ausgewertet wurden, überhaupt nichts mit dem Christentum zu tun! Das ist Außschlieslich ein Heidnisches Fest. Das Fest der Fruchtbarkeit, deshalb auch der Hase, als Symbol dafür! Genau so hat die Kirche auch Weihnachten übernommen. Ein Heidnisches Fest- Die Wintersonnenwende- . Die Christen haben aus Eifallslosigkeit unsere Feste Missbraucht. Das bringt uns Heiden auf .

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