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NPD und „Germanische“ „Neue“ „Medizin“

Offensichtlich wächst etwas zusammen, was zusammen gehört:
Die niederbayerische NPD will etwas gegen die negative Berichterstattung über die „Germanische Neue Medizin (GNM)“ tun. Ein Informationsabend sei „dringend notwendig“, befand der NPD-Kreisvorsitzende Deggendorf, Alfred Steinleitner.
Mit der GNM werde „das gleiche gespielt wie mit der NPD, totschweigen, negativ berichten und kriminalisieren“, klagte der Parteifunktionär. Dabei sei die GNM keineswegs irgendeine alternative Heilmethode noch eine esoterische Therapieform.
NPD will germanisch heilen. (redok)

Es stimmt, die „Germanische Neue Medizin“ ist nicht irgendeine alternative Heilmethode, denn viele alternative Heilmethoden helfen wirklich – und die meisten anderen schaden wenigstens nicht.
Der ehemalige Arzt Ryke Geerd Hamer (Entzug der ärztlichen Zulassung am 8. April 1986) behauptet nichts Geringeres als die Ursachen jeder Krankheit zu kennen – und selbstverständlich auch die Therapie: so seien bis zu 95 % der Krebserkrankungen nach seinen Methoden heilbar. Auf den ersten Blick erscheint seine feste Überzeugung, dass Krebs durch psychische Konflikte entstehe, gar nicht so absurd zu sein – im Sinne etwa der Psychosomatik. Allerdings hat seine Behauptung, Kranke bräuchten nur ihren „inneren Konflikt lösen“ und die heimtückische Krankheit würde verschwinden, ganz ohne medizinische Behandlung, weniger mit Psychosomatik als mit Wunderglauben zu tun. In der GNM nimmt der Wunderglaube die Form von fünf „empirisch gefundenen biologischen Naturgesetzen“ an (die in der Biologie bisher unbekannt sind), die auf jeden Fall einer Erkrankung bei Mensch, Tier und Pflanze zuträfen.
Das Erstaunliche ist nicht, dass ein esoterischer Möchtegern-Wunderheiler solche Behauptungen in die Welt setzt, das Erstaunliche und Traurige ist, dass er verzweifelte Kranke findet, die ihm glauben. Nicht nur die Deutsche Krebsgesellschaft bringt die GNM mit zahlreichen Todesfällen in Verbindung.
Mag der ehemalige Arzt sich auch in gefährliche fixe Ideen hineingesteigert haben, so beweist er bei der Auswahl der Ausreden, wieso seine Wundertherapie bei so (angeblich) vielen (angeblich) spektakulären Erfolgen nicht längst anerkannt ist, bemerkenswertes Geschick: Hamer knüpft an jene Vorstellungen an, die bei Neonazis unterschiedlicher Bauart ohnehin fest im paranoiden Weltbild verankert sind. In der Weigerung, seine geniale Lehre offiziell anzuerkennen sieht Hamer eine jüdische Verschwörung. Dass seine Habilitationsschrift und Lehre nicht angenommen wurden, ist, natürlich, dem Einfluss „jüdischer Logen“ zuzuschreiben, welche die Professoren, Richter und Journalisten fest im Griff haben. (Interessant ist übrigens, dass Hamer, als er selbst an Hodenkrebs erkrankt war, diesen ganz konventionell operieren ließ.)
Markige Sprüche Hamers wie

Es ist doch so: Die jüdische Religion teilt bekanntlich alles ein in gutartig u. bösartig, so auch in der jüdischen sog. Schulmedizin. Wir Nichtjuden werden gezwungen, weiterhin die jüdische Schulmedizin zu praktizieren mit Chemo Morphium, die Prof. Niemitz lapidar einen „einen unwissenschaftlichen amorphen Brei eines Sammelsuriums von Hypothesen“ nennt (siehe Gutachten)- die die Juden selbst aber seit 20 Jahren nicht mehr praktizieren.

(Quelle) finden bei den kackbraunen Kameraden ein offenes Ohr. Der erwähnte Professor Hans-Ulrich Niemitz – kein Mediziner und auch kein Biologe, sondern ein wegen seines Faibles für „Außenseitertheorien“ wie dem „erfundenen Mittelalter“ umstrittener Dozent für „Geschichte und Ethik von Technik und Naturwissenschaften“ – erstellte auf Hamers Bitte ein ziemlich bizarres Gutachten.

Ein geschickter intuitiver Zug Hamers war es, seine „neue Medizin“ als „germanisch“ zu bezeichnen. Sie hat zwar mit germanischen Traditionen oder germanische Spiritualität etwa so viel zu tun wie die Lehre vom Innenweltkosmos (auch „Hohlwelt-Theorie“ genannt) mit der interplanetarischen Raumfahrt, aber „germanisch“ klingt so schön erdverbunden, traditionell, urwüchsig – und, leider, bei nicht wenigen kackbraunen Kameraden: rassisch überlegen und anti-jüdisch.
So gesehen ist die GNM eine maßgeschneiderte Scharlatanerie für inwändig Braune. Wenn auch schwerlich z. B. mit Riegers Biologismus oder der in „völkischen“ Kreisen beliebten Metagenetik McNallens kompatibel.

Germanische Neue Medizin (wikipedia)
Antisemitische Thesen in Kronacher Synagoge
Krebsliga Schweiz über Hamer (pdf)
Germanisch gegen den Krebs

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