Wissenschaft

Normannen in England waren gar nicht so unterdrückerisch

Eine neue Untersuchung mittelalterlicher Handschriften in (alt-)englischer Sprache ergab, dass die Normannen, die England im Jahre 1066 eroberten, nicht die zerstörerische Macht waren, als die sie im Volksglauben gelten.

Das Projekt „The Production and Use of English Manuscripts 1060-1220“ wurde von der AHRC (Arts and Humanities Research Council) finanziert und bietet kontextbezogene Informationen und einen Katalog aller Bücher aus der Zeit zwischen 1060 und 1220, die in englischer Sprache geschriebene Texte enthalten. Dieser beschreibende Katalog ist für Fachwissenschaftler kostenlos zugänglich.

Gemäß der neuen Deutung konnten die eingesessenen Engländer unter der Herrschaft der Normannen, im neuen sozialen und politischen Klima, weiterhin in englischer Sprache schreiben, lesen und predigen, wie sie es unter den angelsächsischen Könige in früheren Jahrhunderten getan hatten.

Das fordert besonders die seit langem vertretene Ansicht heraus, die englische Sprache sei nach der normannischen Eroberung unterdrückt worden. Nach Angaben der stellvertretenden Leiterin des Projekts, Dr. Orietta Da Rold, Dozentin für Chaucer und mittelalterliche Literatur an der University of Leicester, wurden hunderte von Texten in englischer Sprache zwischen 1060 und 1220 in ganz England geschrieben – Gesetze, Predigten, Heiligenbiographien, Urkunden, medizinische Rezepte und Gebete.
Die ausgebildeten Schreiber und Schreiberinnen dieser Zeit konnten wahrscheinlich mit gleicher Leichtigkeit auf Englisch, Latein und Anglo-Normannisch arbeiten.

Die unterschiedlichen Sprachen, die im England des späten elften bis frühen dreizehnten Jahrhundert gesprochen wurden, standen nicht im Widerstreit zueinander. Latein und Französisch erwarben schnell einen hohen Status in Regierung und Kirche, aber das Englische hielt sich neben ihnen.

Mehr bei medievalists.net: Early medieval manuscripts give new view of English life under the Normans

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