Niederländische Homepage hilft Katholiken beim „Ent-Taufen“
Wie geht das eigentlich, sich Ent-Taufen zu lassen?
Das fragen sich Tausende Katholiken in den Niederlanden, nachdem sich Papst Benedikt XVI. gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen hatte.
Auf der Seite ontdopen.nl, was auf deutsch mit enttaufen.de übersetzt werden könnte, gibt es Dokumente, die für den Kirchenaustritt notwendig sind. Nach eigenen Angaben stiegen die Besucherzahlen von etwa zehn auf mehr als Zehntausend pro Tag an.
Der Betreiber der Seite, der Regisseur Tom Roes, sagte, er sei über die katholische Kirche verärgert, unter anderem auch wegen ihres Umgangs mit Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs in Kinderheimen.
Die Niederlande haben die gleichgeschlechtliche Ehe im Jahr 2001 eingeführt, als erstes Land der Welt. In unserem Nachbarland sind 28 Prozent der Menschen katholisch, 18 Prozent sind evangelisch. 44 Prozent haben nach offiziellen Angaben keine Religion.
Den Link zur Seite gibt es hier.
Quelle: DRadio Wissen Creative Commons BY NC ND 3.0 D
Kommentar: Die Vorstellung, man könne oder müsse das Ritual der Taufe rückgängig machen, ist unter Neuheiden, vor allem den stärker okkultistisch ausgerichteten, relativ weit verbreitet. Selbst in einem heidnisch-magischen Weltbild ist das unnötig, denn Sakramente haben nur eine Bedeutung für die, die dran glauben. Abgesehen davon lässt sich das Sakrament der Taufe nach christlicher Vorstellung sowieso nicht rückgängig machen. Sowohl rational religionsphänomenologisch wie intuitiv ritualistisch gesehen ist „Enttaufen“ Unfug. Wenn jemand nicht mehr an die christlichen Sakramente glaubt, ist die Sache erledigt!
Ich vermute, dass hinter der Idee des „Enttaufens“ oft die selbe Mentalität steckt, die auch im Glauben an Instant-Einweihungen und Schnellkurs-Erleuchtungen deutlich wird. Tatsächlich verdienen einige heidnische und hexische Grüppchen bzw. deren Priester/Innen Geld durch „Enttaufungsrituale“.
Wer unbedingt will, kann nach dem Kirchenaustritt ruhig ein Ritual als Schlussstrich abhalten, ein „Enttaufen“ ist das nicht.
Darum geht es ondopen.nl allerdings auch nicht. Der symbolische Akt des Enttaufens richtet sich gegen die römisch-katholische Auffassung, man könne durch den Kirchenaustritt nicht aus der Glaubensgemeinschaft der katholischen Kirche austreten, da eine Taufe nicht rückgängig gemacht werden kann und die katholische Kirche sich als die Gemeinschaft der Getauften versteht. Der Ausgetretene tritt also aus „seiner“ Gemeinde und „seiner“ Landeskirche aus, aus der universell gedachten katholischen Kirche ist ein Austritt auch über den Tod hinaus bis zum Jüngsten Gericht nicht möglich.
In der Praxis bewirkt die Austrittserklärung die Exkommunikation, also nicht etwa den Ausschluss aus der Kirche, sondern den Verlust bestimmter Mitgliedschaftsrechte als Beugestrafe.
Menschen, die sich aus moralischen Gründen von der katholischen Kirche getrennt haben, und die für sich Lebensweisen gewählt haben, die nach römisch-katholischer Auffassung ein „Leben in Sünde“ bedeuten, betrachten die Lehre von der ewigen Zugehörigkeit der Getauften zur katholischen Kirche als bürgerrechtswidrige Anmaßung. Der Akt des „Enttaufens“ ist also ein symbolischer Protest gegen das römisch-katholische Kirchenrecht.
Über den symbolische Protest hinaus sehe ich in einem „Enttaufen“ durchaus auch eine Möglichkeit, unter psychologisch relevanten Gesichtspunkten eine Trennung von der eigenen, in der Kindheit tiefverwurzelten Religionsvergangenheit zu vollziehen, und kann mir vorstellen, dass das für den ein oder anderen Menschen hilfreich ist und nicht nur reiner Unfug.
Womit ich lediglich ein wenig differenzieren will mit dieser Anmerkung, nicht mehr, und nicht weniger.
Enttaufungen waren nach der Christianisierung Lettlands im 13. Jh. durchaus eine gängige Praxis, mit einem Bad im Fluss versuchten die vom Deutschen Orden zwangskatholisierten UreinwohnerInnen sich zu reinigen