Wissenschaft

Matronenheiligtum im Nöthener Wald wird gesichert

Für den Erhalt der gallo-römischen Tempelanlage in Bad Münstereifel-Nöthen erhielt der Förderkreis für Denkmalpflege in der Stadt Bad Münstereifel e.V am 12.10.2011 einen Fördervertrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) in Höhe von 10.000 Euro.
Damit sind der ersten Abschnitt bei der Mauerwerkssanierung und Reinigung der Wand- und Abdeckflächen und kleiner Erhaltungsmaßnahmen gesichert.

Das Heiligtum der sogenannten Matronae Vacallinehae liegt auf einer bewaldeten Anhöhe im Nöthener Wald. Vermutlich an der Stelle eines bereits bestehenden Heiligtums gründeten hier stationierte Römer ab 50 u. Z. den Tempelbezirk mit seinen Steinbauten. Ihre jetzige Form entstand durch Ausbau und mehrmaligen Umbau bis etwa 330. Noch bis etwa 450 suchten die Gläubigen den Tempelbezirk als Wallfahrtsstätte auf.
Tempelanlage wird für die Zukunft gesichert (Archäologie online).

Matronenheiligtümer dieser Art und Matronensteine wurden bisher nur auf ehemals römischem Gebiet gefunden, im heutigen Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Österreich, in Italien, Spanien und Britannien. Die Matronenverehrung geht aber eindeutig auf vorrömische Kulte zurück.
Die in Inschriften erhaltene Bezeichung Matronae, Matrae oder Matres zeigen, dass dort eine Dreiheit von Muttergöttinnen verehrt wurde. Mater ist das lateinische, Matra das gallische Wort für Mutter, Matrona könnte als „Große Mutter“ oder „Muttergöttin“ übersetzt werden.
Die Matronendarstellungen zeigen immer drei Frauen, meist Frauen im mittleren Alter, einige Male jedoch auch zwei ältere und eine junge Frau. (Das widerspricht der gängigen Deutung als „Jungfrau, Mutter und Weise Alte“.) Die meist sitzenden Göttinnen tragen Fruchtkörbe auf dem Schoß, manchmal auch Kinder. Aufgrund ihrer Attribute und ihrer Namen werden sie als Schützerinnen des Landes bezeichnet.

Streng genommen müsste von einem die gallo-römisch-germanischen Kult gesprochen werden – die Inschriften sind lateinisch, die Architektur der Tempelanlage verbindet römische und keltische Merkmale, die Namen der Stifter sind keltische, römische und germanische.
Für eine keltische Herkunft spricht die geographische Verbreitung, denn die Matronenheiligtümer wurden vor allem in ehemals keltische Regionen gefunden.
Eine Parallele in der überlieferten (insel-)keltischen Mythologie sind die Bendith y Mamau, die segnenden Mütter von Wales. Allerdings ist auch eine Verbindung der Matronen mit der Disen-, Nornen- und Walkürenverehrung der Germanen möglich, und angesichts der germanischen Namen einiger bekannter Matronen nicht einmal unwahrscheinlich.
In der römischen Mythologie gab es zwar ursprünglich keine Matronen, aber in der römischen Kaiserzeit wurden die Matronen römischerseits als Iunones bezeichnen d.h. als dreifache Juno, seltener auch als Cereres also dreifache Ceres, und damit quasi ins römische Pantheon „eingemeindet“.

Damit sind die Matronen ein schönes Beispiel dafür, wie aberwitzig und ahistorisch neuheidnische Versuche, das jeweilige Pantheon „rein“ zu halten, sind. Wobei ich andererseits allzu großzügigen Göttinnnen-Gleichsetzungen widersprechen möchte, erst recht natürlich jenen Ideologen und Idioten, die „germanisch“, „keltisch“ und eventuell auch „slavisch“ für „im Grunde das Gleiche“ halten.

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