Küchemagie – my home is my temple
Küchemagie – Erleuchtung ist gut, ein voller Magen besser!
Oder: My home is my temple
Der Begriff “Küchemagie” bringt – wie so viele andere Begriffe auch, eine Reihe an sicherlich sehr unterschiedlichen Assoziationen auf. Der möglicherweise kleinste modus operandi ist vielleicht folgende Definition:Küchemagie ist eine Form der Magie, bei der die oder der Ausführende ihre, bzw. seine Kunst durch Küchenarbeit wirkt und dabei Haushaltsgegenstände benutzt, so wie jeder andere Koch, wie jede andere Köchin auch – oder fast halt.Grundvoraussetzung dafür ist die Annahme, dass Energie auch in Lebensmitteln existiert und dass diese Energie durch Zubereitung verändert werden kann.
Das hier Folgende stellt ausschließlich meine persönliche Sichtweise dar und soll keinesfalls ein „Kochrezept“ für „richtiges“ Kochen sein, sondern lediglich einen Einblick in meinen eigenen Umgang mit dem Thema „Magie und Küche“ darstellen.Dieser Artikel kann als der theoretische Überbau zu dem bereits veröffentlichten Artikel „Vom magischen Prozess des Kochens“ gesehen werden.
Die Küche
Der Arbeitsraum Küche birgt eine Reihe an Möglichkeiten im alltäglichen Leben, Profanes in Heiliges, Gewöhnliches in Außergewöhnliches und Weltliches in Magisches zu transformieren, wenngleich ich diese Trennung an sich nicht so streng, bzw. gar nicht sehe. Die Küche hat das unglaubliche Potential, sich der Präsenz des Göttlichen bei ganz einfachen Arbeiten gewahr zu werden und zwar mit einem sicht- und unmittelbaren Ergebnis.
Kochen in einen rituellen Kontext zu bringen, lässt einen außerdem die ohnehin meist knapp bemessene Zeit besser nutzen. Für mich ist die Zeit, die ich in der Küche verbringe, zugleich Kochzeit, Ritualarbeit, Erdung und Zeit für mich. Ich tu mir dabei selbst etwas Gutes und auf das soll man ja schließlich nicht vergessen.
Küchenmagie ist die Kunst, das Heilige in alltäglichen Handlungen zu ehren und zu würdigen. Wie die Performance diesbezüglich aussieht, bleibt jedem selber überlassen, wichtig ist die Bewusstheit, mit der die Praxis ausgeführt wird. Performance ist kein “Vorgeben” und kein “So tun als ob”. Es ist notwendig, sich seiner eigenen Performance bewusst zu sein, zu wissen, was man tut und warum.
Die lange Geschichte von der Karotte
Oder um es anhand eines wirklich ganz ganz banalen und wahrscheinlich ziemlich grotesk anmutenden Beispiels zu erklären: Ich nehme eine Karotte. Zu Beginn ist es wichtig zu schauen, wo kommt die Karotte her. Aus dem Garten, dem Bioladen oder dem Supermarkt? Jede Karotte wird eine unterschiedliche Energie haben und auch unterschiedlich schmecken – folglich beeinflusst die Herkunft die Energie der Karotte (wenn ich davon ausgehe, dass Energie existiert).
Anschließend stellt sich die Frage, was ich mit der Karotte machen will. Der besten Karotte schadet es, wenn sie nach dem Ausrupfen tagelang in einer schmutzigen Küche liegt, in der mit Zorn oder Missmut gekocht oder schon zum Frühstück die Teller kreuz und quer fliegen. Wiederrum kann eine Karotte aus dem Supermarkt durch die richtige Handhabe energetisch aufgeladen werden. Lebensmittel nehmen in der Regel die Energie auf, die um sie herum herrscht. Herkunft und Handhabe sind also gleichermaßen wichtige Komponenten.
Küchenmagie ist, wie jede andere Form der Magie auch – keine Hoppala-Sache, keine einfach “Drauf los – Angelegenheit”, sondern folgt ebenfalls klaren Abläufen, die den Ausführenden bewusst sein sollten. Von Auβen kann das wie “ganz gewöhnliches” Kochen aussehen. Es gibt für mich auch keinen Grund, es anders wirken zu lassen.
Folgendes, einfaches Gericht, mit Küchenmagie gekocht, birgt beispielsweise folgendes in sich: Ich grabe eine Karotte aus dem Garten oder kaufe sie im Supermarkt. Ich wasche und reinige die Karotte, schneide sie in Dreiecke und koche sie in heissem Wasser. Dann wende ich sie kurz in einem Gemisch aus Butter, Kreuzkümmel und Honig.Das ist eine wunderbare Beilage zu Getreide- oder auch diversen Fleischgerichten. Folgende Punkte kann ich mir dabei, wenn ich den Bedeutungskomplex “Küchenmagie” anwenden will, anschauen:
– Was bedeutet die Performance “ausgraben”? Für was steht für mich der Vorgang “etwas aus der Erde nehmen”?
– Was bedeutet eine Karotte? Welche Energie hat sie (kalt/warm, wässrig, erdig etc…)
– Was bedeutet “waschen und reinigen” und womit mache ich das? Wofür stehen diese Werkzeuge oder Reinigungsgerätschaften? Welche Bedeutung, welche Funktion haben sie?
– Was bedeutet “schneiden”? Wofür steht ein Messer?
– Was bedeuten die Dreiecke, also die Schnittform?
– Was bedeutet “kochen”? Was passiert beim Prozess des Kochens?
– Was bedeutet “Wasser”? Für was steht Wasser?
– Was bedeuten Butter, Kreuzkümmel und Honig? Welche Eigenschaften haben all diese Zutaten?
– Was passiert beim Schmelzen der Butter und beim Braten? Inwiefern verändert sich die Energie dabei?
– Welchem Element sind Karotten zugeordnet und warum?
– Was machen sie mit meinem Körper, in Verbindung mit Zubereitungsweise und den anderen Ingredienzen?
– Wie fühle ich mich nach dem Verzehr des Gerichts?
Wenn man bedenkt, dass es sich nur um die Geschichte einer Karotte vom Supermarkt/Garten bis auf den Tisch handelt, sind das ziemlich viele Fragen… Mir ist schon klar, dass dieser Fragenkatalog durchschnittlich dämlich wirken muss, aber ich wollte das einfach mal überzeichnet darstellen, um zu zeigen, wie so etwas auch gesehen werden kann.
Mit etwas Übung stellt man sich natürlich nicht mehr all diese Fragen, sondern geht dazu über, alle Handlung mit genau diesem Bewusstsein durchzuführen. Wichtig dabei ist die Schulung des Instinkts, die Fähigkeit, Unterschiede wahrzunehmen und zu wissen, was einem gut tut und was nicht und wie der eigene Körper darauf reagiert. Genauso wichtig könnte es sein zu verstehen, dass man kein kaltes Wasser nimmt, um einen Germteig zum Aufgehen zu bringen…. Ich rufe bei meiner rituellen Arbeit auch nicht Kali an, um für das Gelingen eines Projektes zu bitten.
Und apropos Anrufung: Jedes Gericht kann natürlich an die Anrufung diverser Götter gekoppelt sein, genauso wie man es besingen oder besprechen kann. Aber das ist dann letztendlich mehr als „Geschmacksache“.
Küchemagie beschränkt sich nicht auf den Prozess des Kochens alleine und wird dahin gehend häufig missverstanden. Sie kann bereits beim Reinigen oder dem Anlegen eines Gartens oder beim Einkauf beginnen. Auch der schnelle Guten-Morgen-Kaffee kann dazu benutzt werden – das Rühren des Kaffees rechtsherum – oder linksherum, oder ein schneller Blick in den Kaffeesatz. Auch Mülltrennung oder das Gieβen der Kräuter am Fensterbankerl können dazu gehören. Auch hier gilt – es geht um die Art und Weise, wie Dinge erledigt werden und die Bewusstheit im Augenblick.
Diese Grundidee des Gewahrseins der Göttlichkeit des Herdes und des Herdfeuers ist nicht ganz neu, doch so wie ich die Küchenmagie verstehe und auch anwende, ist sie an die Gegebenheiten und Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts vollständig angepasst. Dabei wird natürlich auch der Gebrauch von modernen Werkzeugen und Küchengeräten nicht ausgeschlossen.
Kratzt man nur ganz leicht an der Oberfläche der Geschichte, so finden sich viele Hinweise auf die Tatsache, dass der Herd oftmals als der zentrale Punkt der Behausung, der Treff- und Wärmepunkt gegolten hat, an dem Traditionen weitergegeben und Geschichten ausgetauscht und wo das Essentielle des Lebens zubereitet und geteilt wurde: Das Essen. Alleine aus diesem Grunde halte ich es für so wichtig, dass dieses Feuer niemals verlischt, weil dadurch viele, für das Leben so essentielle Dinge mit verlöschen würden.
Werkzeuge
Aus der Geschichte kehren wir zurück in die Küche der Gegenwart. Die Küche jedes einzelnen sollte das beherbergen, was man ganz individuell für die persönliche Küchenarbeit benötigt. Diese Utensilien können, ganz wie “richtige magische Gegenstände” gesegnet und aufgeladen werden, wobei es dabei für mich da keinerlei Trennung gibt. Hölzerne Kochlöffel beispielsweise eignen sich bestens dafür, um eine gewünschte Qualität ins Essen zu projizieren, mit Kunststoffdingern geht das meiner Erfahrung nach nicht so leicht. Dementsprechend könnten sie mit passenden Symbolen verziert werden. Keksdosen sind in meiner Küche als die “Truhe der Süβe des Lebens” vertreten, mein Kochbuch gleicht meinem Book of Shadows und mein groβes Küchemesser ist mir heiliger als mein Athame.
Es geht dabei um die Zuordnungen und die Assoziationen, die jedes Werkzeug, jedes Gerät hat. Wichtig ist es, sich dessen bewusst zu sein. Dafür ist keine teure, vollausgestattete Designerküche notwendig!
Neue Küchenwerkzeuge können, genauso wie andere magische Werkzeuge einem Segnungsritual unterzogen werden. Damit wird der neue Gegenstand dem hoffentlich bereits bestehendem Kraftfeld “Küche” vorgestellt und Teil desselben. Ein derartiges Ritual könnte beispielsweise wie folgt aussehen:
Um einen neuen Topf mit Energie aufzuladen und zu segnen, entzünde eine Räucherung aus geläufigen Küchenkräutern wie Orégano, Rosmarin, Pfeffer etc. Nimm’ deinen “Chef-Kochlöffel” zur Hand. Zeichne damit ein dir wichtiges Symbol auf die Außen- und Innenseite des Topfbodens und sprich:
“Gesegnet durch die Erde mit Überfluss.”
Ziehe den Topf durch den Rauch der Räuchermischung und sprich:
“Gesegnet durch die Luft mit Wohlgeruch”.
Stelle den Topf nun kurz auf den Herd und schalte eine Platte ein und sprich:
“Gesegnet durch das Feuer mit Wandlung”.
Tauche den Topf in das gefüllte Waschbecken und sprich:
“Gesegnet durch das Wasser mit Reinheit und Klarheit.”
Bereite darin nun eine besondere Speise zur Einweihung des Topfes vor.
So kann mit allen neuen Küchenwerkzeugen verfahren werden.
Soll eine ganze neue Küche geweiht werden, könnte ein Küchen-Segnungs-Ritual wie folgt aussehen:
Putze die Küche von oben bis unten durch und fülle den Kühlschrank, alle Schränke, Regal, Schalen, Dosen etc. mit Nahrungsmitteln an, bzw. sorge dafür, dass es keine unterversorgten, bzw, leeren Ecken in der Küche gibt. Entzünde Kerzen und eine Räucherung, fülle ein Gefäβ mit Salz und ein Glas mit Wasser und stelle alles an den dementsprechenden Punkten auf. Die “high tech Version” davon wäre, das Licht anzuschalten, den Wasserhahn aufzudrehen, den Dunstabzug anzumachen und den Ofen einzuschalten.
Dabei können beispielsweise folgende Worte gesprochen werden:
Dieser Ort sei gereinigt, gesegnet und geheiligt
Bei der Kraft von Luft, Feuer, Wasser und Erde
Beschützt durch die heilige Flamme der Großen
Möge alles Weltliche und Magische,
Was hier in Liebe und Frieden entsteht und gewirkt wird
Gesundheit, Nahrung und Heil bedeuten.
Meine persönlichen Regeln in der Küche
· Immer mit gewaschenen Händen und sauberer Schürze und in einer zusammengeräumten, sauberen Küche arbeiten. Chaos und Schmutz in der Küche bringt Chaos und Schmutz in der Arbeit und im Ergebnis!
· Wissen, was man tut und warum.
· Restliche oder ausgekochte Kräuter für Potionen und Tränke als Erdopfer weggeben, niemals einfach wegwerfen.
· Acht geben auf die Herkunft der Lebensmittel.
· Auf den eigenen Instinkt achten.
· Sich beim Kochen nicht unterbrechen lassen.
· Auf rechts- oder linksherum Rühren achten – je nach Intention und Anlass.
· Die Küche dementsprechend vorbereiten und danach wieder aufräumen.
· Niemals mit negativen Emotionen wie Zorn, Hass oder Missgunst kochen! Besser in die Pizzería nebenan oder zum Chinesen ums Hauseck gehen.
· Ein Aloe Vera-Stock in der Küche dient als Schutzplanze und hilft bei kleinen Verbrennungen. Als Schutzplanzen eignen sich auch Basilikumstöcke oder Knoblauchzöpfe.
· Für Rezepte mit Kräutern Aluminiumgefäβe vermeiden, lieber zu Kupfer oder Keramik greifen.
· Holzkochlöffel verwenden, Aluminium unterbricht oft den Kochprozess.
· Ein griffbereiter Mondkalender in der Küche ist mehr als zweckdienlich, wenn man darauf Wert legt.
· Was zum jeweiligen Zeitpunkt in der jeweiligen Region an frischen Nahrungsmitteln verfügbar ist, ist in der Regel das Gesündeste und der Energie der Jahreszeit am Angepassteste! (Und auch das günstigste!). Heißt beispielsweise: keine Orangen oder Tomaten im Winter! Oder hat schon einmal jemand bei uns Tomaten unterm Schnee wachsen gesehen?
· Soweit als möglich frische Zutaten verwenden.
· Achte auf Zeichen während des Kochens. Oft sagt dies mehr über die Magie die du wirkst aus, als das Endergebnis.
So viel zu meinen ganz persönlichen Umtriebe in der Küche.
Viel Spaß bei den Euren und Mahlzeit!
Ein inspirierender Artikel mit schönen Beispielen, der mir mal wieder bewusst gemacht hat, was ich in letzter Zeit so alles im Alltag vernachlässige.
Bloß die Sache mit den Orangen: Haben die nicht gerade im Winter bzw. im Herbst Saison?
Hallo Swantje!
Orangen haben durchaus im Herbst und Winter Saison, aber nicht in unseren Breiten ;-).
Man kann die im Winter auch überall dort essen, wo sie grad reif sind, da tuts dem Körper gar nix. Aber bei uns – also wenn es sehr kalt ist – kühlen sie den Körper halt gerne aus, so wie alle anderen Zitrusfrüchte auch.
Wer aufs Vitamin C im Winter versessen ist, kann es stattdessen mit Holunderbeeren, Sandorn und Gemüse versuchen, dazu gibt es unzählige Vitamin C – Tabellen, die den Gehalt genau angeben.
Ich teile so meine Lebensmittel aber nicht ein, sondern nach den fünf Elementen der TCM und da gibt es sowas wie Vitamine eigentlich nicht.
Liebe Grüße,
Brigh
Hallo Martin,
von Vitamin-Tabletten halte ich auch nichts.
Wie gesagt, ich teile meine Lebensmittel nach TCM ein und ein dabei mir schon recht logisch erscheinender Grundsatz besagt, diejenigen frischen Obst- und Gemüsesorten zu sich zu nehmen, die gerade in der jeweiligen Region reif sind.
Und das sind im Winter bei uns weder Orangen noch Tomaten, die zu den sogenannten „kalten Nahrungsmitteln“ (Yin) zählen und ein guter Ausgleich bei klimatischer Hitze sind, wenngleich sie sogar dann differenziert eingesetzt werden sollten, je nach persönlicher Konstitution. Ein übermäßiger Genuss führt zu Qi-Mangel, innerer Kälte, Verlust von Abwerkräfteen etc.
Und da ähneln sich Tomaten und Orangen – aber wie gesagt, das basiert auf der TCM und innerhalb dieses Systems hinkt der Vergleich überhaupt nicht.
Der von dir beschrieben Wirkung von Alkohol stimme ich zu.
Liebe Grüße, Brigh
Hi Brigh,
Orangen haben nun mal im uns noch geographisch halbwegs nahen Mittelmeerraum im Winter Saison – weshalb Orangen im Winter auch am besten, weil frischsten, schmecken. Da Orangen in Mitteleuropa gar nicht wachsen, hängt das Tomaten-Winter-Beispiel gewaltig.
Zitrusfrüchte wirken aufgrund ihres großen Gehaltes an Säure und ätherischen Ölen auf unsere Sinne „kühl“ – aber das hat mit der Temperatur nichts zu tun, wie das Wärmegefühl, wenn wir Alkohol trinken. Ein Schnapps wärmt nicht – tatsächlich begünstigen große Alkoholmengen das Auskühlen, weil sie die Kapilargefäße öffnen.
Von Vitamin-C-Tabletten halte ich wenig – weil sie die reine Ascorbinsäure enthalten, aber eben nicht die in Obst und Gemüse enthaltenen Enzyme.
Ah, also mit der TCM kenne ich mich nicht aus und habe meine Ernährung auch noch nie danach gerichtet.
Fakt ist, dass ich auch schon als Kind im Winter ordentliche Mengen Zitrusfrüchte verputzt habe und extrem selten krank war.
Ich habe allerdings auch eine ziemlich hohe „Grundhitze“, d.h. mir ist ohnehin kaum je kalt, also macht das bei mir vermutlich einfach den Kohl nicht fett, wie man so schön sagt.
In einem stimme ich dir zu – man sollte versuchen sich wieder mehr auf heimische Gemüse und Früchte zu besinnen. Nicht aus einer Rückwärtsgewandtheit heraus, sondern in erster Linie um die Vielfalt in der Ernhährung zu vergrößern; natürlich nicht zuletzt auch um Transportwege möglichst kurz zu halten.
Es ist so schade, wie viele einheimische Lebensmittel in Vergessenheit geraten sind, zumindest im konventionellen Bereich.