Jul feiern – Nazi-Sonnwendfeuer löschen!
Jul feiern am offenen Feuer in dunkler Winternacht ist schön. Weniger schön ist es, dass auch dieses Jahr wieder mit Sonnenwendfeier von Nazis und anderen Rechtsextremisten zu rechnen ist.
In Eschede treffen sich seit Jahrzehnten Nazis zu größeren Veranstaltungen. Regelmäßig fanden und finden NPD-Treffen oder Sonnwendfeiern auf dem Hof von Joachim Nahtz statt.
Für den 20. Dezember dieses Jahres lädt die neonazistische „Kameradschaft 73 Celle“ wieder zu einer „Wintersonnenwendfeier“ ein. Etwa 150 Neonazis werden erwartet. (Info: indymedia 20.12.: Nazitreffen in Eschede, Nazitreffpunkt Hof Nahtz in Eschede – Infos zur Gegendemo: www.SchlussmitNAhtZIscheiss.tk.
„Odin statt Nazis“
Hierzu auch: Eschede sucht eigene Form des Protests (Cellische Zeitung).
So sehr die Initiative des Escheder Pastors Klaus Burkhard gegen die Nazi-Feier auch zu begrüßen ist, hinterlassen Aussagen wie diese einen unangenehmen Nachgeschmack:
Bei den Sonnenwendfeiern bei Joachim Nahtz in Eschede träfen sich die führenden Köpfe der rechtsextremen Szene, so Burkhard. Die heidnischen Feiern, neben den Sonnenwendfeiern auch das Erntedankfest, würden bewusst in Gegensatz zur christlichen Botschaft gestellt.
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Das steht im auffälligen Gegensatz zum Antifa-Artikel auf Indymedia, in dem es klar und richtig heißt:
Ursprünglich ist die Sonnwendfeier ein heidnisches Fest, das von der Bevölkerung Europas bereits vor der Christianisierung gefeiert wurde. Es gibt jeweils eine Winter-, sowie eine Sommersonnenwende. Vor allem die Sommersonnenwende wurde als Beginn des Sommers und somit als Beginn der fruchtbaren und warmen Zeit gefeiert. Das Abbrennen von Holzstößen und das Überspringen des Feuers sollen Erneuerung, Reinigung und Fruchtbarkeit symbolisieren.
Auch im Nationalsozialismus wurden Sonnwendfeiern zelebriert und in eine „germanische“ Tradition gestellt, an der sich die Nazis orientiert haben. Während der Sonnwendfeiern wurde eine „Blut-, Boden, und Rassegemeinschaft“ abgefeiert, die scheinbar seit den Germanen in Deutschland existent sein sollte.
Dem ist nur zuzustimmen! Es geht den alten und den neuen Nazis darum, eine Traditionslinie zu dem zu konstruieren, was sie als Rassequassler für „germanisch“ halten, und mit der historischen Realität etwa so viel zu tun hat, wie „Conan der Barbar“ – nur das der amüsant ist, während bei der „germanischen Rassengemeinschaft“ jeder Spaß aufhört. Solche Phantasien waren und sind mörderisch ernst gemeint. Ob dann der eine oder andere Nazi auch noch Antimonotheist – sprich aufs Christentum erweiterter Antisemit – ist, setzt dem Ganzen „nur“ ein letztes braunes Häufchen obendrauf.
Da die Nazi-Sonnwendfeier bei Eschede leider nicht die einzige Veranstaltung dieser Art sein wird, und die Gegendemo glücklicherweise nicht die einzige Gegenveranstaltung, ergeben sich für Nicht-Rechtsextremisten, die am Julfeuer feiern, wie eigentlich jedes Jahr einige Konsequenzen:
- Die äußere Verwechslungsgefahr mit Nazis so weit wie möglich verringern.
- Vorher die Nachbarschaft / Anwohner informieren.
- Wenn doch jemand kommt und meint, Ihr seid Nazis, unbedingt Ruhe bewahren! Im ruhigen Ton erklären, was es mit uns und dem Feuer auf sich hat.
- Im Zweifel lieber mal auf ein feierliches Ritual am Feuer verzichten, als „Friendly Fire“ von der Antifa oder gar von der Polizei zu riskieren. Ich würde ausdrücklich davon abraten, im weiteren Umkreis um Eschede Julfeuer zu entzünden.
Ein friedliches Jul und ein friedvolles, fruchtbares neues Jahr!
Verzichten muss man nicht, denke ich, wenn man dafür sorgt, dass eindeutig erkennbar ist, was man ist und was eben gerade nicht. Das sollte machbar sein, ich bin kein Freund von „zurückstehen“, ich glaube, ich würde das als „denen das feld überlassen“ empfinden.
Ein hübsches „Wir müssen draußenbleiben“-Schild und ähnliches sollte Missverständnisse vermeiden. Ich gebe dir im Punkt „Ruhe bewahren, falls jemand meint man sei Nazi“ völlig recht: im Prinzip muss es einen ja sogar freuen, wenn man auf Misstrauen stößt, denn das heißt, da ist es jemandem zur Abwechslung mal nicht wurscht und ich habe es mit jemandem zu tun, der – wie ich – solches Gesocks nicht haben will – wenn ich dieses Misstrauen als berechtigte Sorge von jemandem anerkenne (die ich ja oft genug teile) und nicht als persönlichen Angriff (was es nicht ist, denn ich bin ja kein Nazi und deshalb nicht „gemeint“) , dann kann ich die Gelegeheit tatsächlich nutzen, zu informieren und zu einer differenzierten und kundigeren Sichtweise zu verhelfen – womit am Ende allen gedient ist.
Ganz interessant, was die Polizei im Landkreis Celle im Umfeld der braunen „Brauchtumspfleger“ gefunden hat:
NPD-Blog: Niedersachsen: Neonazis unter Waffen
redok: Sonnenwendfeier supported by Wehrsportgruppe?
aus taz: Neonazis unter Waffen