In Vinland wuchs doch Wein
Schon seit Jahrzehnten ist erwiesen, dass die Vinland-Fahrten historische Tatsache sind und dass es um 1000 eine kleine nordeuropäische Siedlung auf Neufundland gab.
Die Herkunft des Namens „Vinland“ („Weinland“) für Nordamerika war auch nach den Ausgrabungen in L’Anse aux Meadows rätselhaft, denn im rauen Klima Neufundlands gedeiht kein wilder Wein.
Nach den Sagas fuhren die Wikinger auch in den Süden Vinlands, wo das Sommerlager Hóp lag. Dass diese Fahrten entlang der nordamerikanischen Ostküste tatsächlich stattgefunden haben, konnte durch Früchte des nordamerikanischen Weißen Walnussbaums (Juglans cinerea) bewiesen werden, die in L’Anse aux Meadows gefunden wurden. Diese Baumart gab und gibt es aber nicht in Neufundland – sie kommt nur südlich des St.-Lorenz-Strom vor. Außerdem wurde ein mit einem eisernen Messer etwas bearbeitetes, aber dann weggeworfenes Astknotenstück von einem Weißen Walnussbaum ausgegraben. Die Wikinger müssen daher zumindest das heutigen New Brunswick aufgesucht haben.
Interessant ist, dass in derselben Gegend, in der die Weißen Walnussbäume wachsen, auch der wilde Wein beheimatet ist.
Das heißt: der Saga-Bericht von Wein in Vinland entspricht den Tatsachen, und bei der dort genannten „vínber“ handelt es sich tatsächlich um Reben und nicht um irgendeine andere Beerenart. Weiterhin lässt sich aus dieser Erkenntnis folgern, dass Vinland tatsächlich „Wein-Land“ heißt.
In den Vinland-Sagas wird berichtet, dass man die Rebenstämme fällte und damit die Schiffe belud. Es würden keine Sinn machen, Rebstöcke zu bringen. Die Siedler im fast waldlosen Grönland brauchten aber Bauholz, das heißt große Hartholz-Baumstämme. Bei dem wilden Wein in Vinland handelt es sich jedoch um die sogenannte Flussuferart (Vitis riparia ). Diese windet sich an Wirtsbäumen bis in deren Krone hinauf, und diese Wirtsbäume sind das in den Sagas genannte und von den Wikingern gefällte vínvíðir (Weinholz).