In Karthago gab es wohl doch keine Menschenopfer
Die Vorstellung, dass die phönizischen Karthager massenhaft kleine Kinder dem Moloch opferten, gehört wie die offensichtlich unausrottbare Legende von der „spätrömische Dekadenz“ zu jenen Dingen, die „jeder weiß“, die aber wohl nicht stimmen.
Antike Autoren wie Diodor und Plutarch berichten, dass Kinder, vornehmlich Erstgeborene aus wohlhabenden Familien, einer bronzenen Statue des „Moloch“ bzw .Baal, womit wohl der Fruchtbarkeitsgott Baal-Hammon gemeint ist, in die Arme gelegt und durch einen Mechanismus in ein Feuer fallengelassen wurden. Auch in der Bibel ist oft von den Kinderopfern an „Moloch“ die Rede. Seit je her ist dabei verdächtig, dass diese Behauptungen von ausgewiesenen Gegnern der Phönizier in die Welt gesetzt wurden. Auch die Römer bezichtigten ihre karthagischen Feinde des Kindsmordes – das alles riecht regelrecht nach „Gräuelpropaganda“.
Gäbe es da nicht die Funde von Knochen kleiner Kinder auf dem Tofet von Karthago, die diese ungeheuerliche Behauptung scheinbar belegen.
Eine neue Untersuchung widerlegt die jahrhundertealte These, dass im antiken Karthago regelmäßig Kinderopfer dargebracht wurden.
Die Knochenfunde in alten Begräbnisurnen der phönizischen Handelsstadt weisen vielmehr darauf hin, dass die meisten Kinder eines natürlichen Todes starben. So kam ein Großteil der Kinder bereits vor oder unmittelbar nach der Geburt ums Leben und war damit noch nicht alt genug, um geopfert zu werden, berichtet ein Forscherteam um den Anthropologen Jeffrey Schwartz von der University of Pittsburgh. Auch aus anderen antiken Städten wie Rom oder Pompeji sei bekannt, dass dort viele Fehlgeburten und eine hohe Säuglingssterblichkeit vorherrschten.
Mehr zu den Untersuchungen: Was Knochen erzählen (wissenschaft.de)
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