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Hexenprozesse nicht verdrängen

Auf dem Domplatz von Eichstätt wurden 160 Namen, viele Frauen und einige Männer, öffendlich gelesen, die in den Terrorprozessen der Hexenjäger unter Bischof Westerstetten brutal gefoltert, beraubt und grausam ermordet wurden. Die Initiatoren fordern die Rehabilitierung aller 426 Opfer in Eichstätt.

Obwohl in Eichstätt die meisten Scheiterhaufen in Deutschland neben Bamberg und Würzburg brannten, gibt es bis heute in Bayern nirgendwo eine Rehabilitierung wie in anderen Städten.

Anders als der Bürgermeister sehen die Initiatoren der Aktion viel Anlass zu handeln.

Die Forderungen der Initiatoren:

  • die volle Rehabilitation der Verurteilten;
  • die Anerkenntnis, dass die Prozesse und Urteile Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen;
  • eine exakte wissenschaftliche Erforschung der besonderen Eichstättischen Geschichte
    der „Hexen“jagd, der Folter („Bugglsegen“, „Helmschneiden“ u.a.), der Vergewaltigungen
  • und der widerrechtlichen Bereicherung des Bischofs und seiner Schergen;
    ein Denk-, Ehren- und Mahnmal mit den Namen der von den Hexenbrennern Verfolgten an einem zentralen Platz in Eichstätt;
  • die Umbenennung einiger Straßen und Plätze nach den Hingemordeten.

Wir erhoffen uns dafür die volle Unterstützung aller Bürgerinnen und Bürger Eichstätts, insbesondere der Mitglieder der katholischen Kirche sowie des Bischofs, der Katholischen Universität und ihres Präsidenten, der Stadträte und des Bürgermeisters.

Rehabilitieren statt totschweigen!

Wieso ist so eine „symbolische Aktion“ wichtig?

Einerseits aus den Gründen, die die Initiative selbst nennt:
Totschweigen ist keine angemessene Form des Umgangs mit dem Grauen. Freispruch, Rehabilitierung und Ehrung der völlig schuldlos Ermordeten hätten längst erfolgen müssen.
Deutlich gesagt: Ohne die Rehabiltierung sind die Opfer der Unrechtsprozesse nach wie vor „schuldig“.

Ein weitere Grund ist die Verdrängung, bis hin zur Geschichtsklittierung.
Ein Geschichtsbild in dem die „Obrigkeit“ und die Kirchen „die Guten“ sind und die „Hexen“ irgendeinem (wohl aus dem Nichts oder vielleicht einem aus „heidnischen Zeiten“ stammenden „Volksaberglauben“ kommenden) „Hexenwahn“ zum Opfer gefallen sind, ist nicht hinnehmbar.
Ebensowenig sollte die historische Tatsache, dass die Verfolgung von der Bevölkerung ausging, im Sinne einer Lynchjustiz, dass eine „defekte Justiz“ Hexenverfolgungen begünstigte und viele scharfe Kritiker der Hexenverfolgung aus kirchlichen Kreisen stammten, für heutige Kirchenvertreter ein Grund sein, sich historisch auf der Seite „der Guten“ zu wähnen. Das verführt nämlich dazu, die Rolle religiöser Dogmen
bei Hexenverfolgungen systematisch zu unterschätzen.
Was, da es auch heute noch systemantische Hexenjagden gibt, z. B. in Westafrika, zu Fehleinschätzungen führt.

Ein Gedanke zu „Hexenprozesse nicht verdrängen

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