Wissenschaft

Hausen wie die Vandalen? Von Wegen!

Unter Kennern der spätantiken Geschichte ist es seit Jahrzehnten eine Binsenweisheit: das germanische Volk der Vandalen trägt seinen üblen Ruf zu unrecht. Zwar eroberten und plünderten die Vandalen und Alanen unter ihrem König Geiserich 455 Rom, aber der aus dieser Begebenheit hergeleitete Begriff Vandalismus für „Zerstören um der Zerstörung willen“ ist historisch wie auch sachlich unkorrekt.

Eine sehr gute Richtigstellung des Mythos von den kulturunfähigen, gewaltliebenden und rücksichtslosen Barbaren gibt Zeit.de: Kultivierte Eroberer. Die Vandalen setzten im Jahr 429 nach Afrika über und pflegten dort die römische Kultur, statt sie zu zerstören. Im Grunde genommen waren die Vandalen kein geschlossenes „Volk“, sonder einer von vielen ethnisch und kulturell wild zusammengewürfelten Stammesverbänden, wie den Goten, Alemannen, Franken, Burgunder usw., die im 5. Jahrhundert den Untergang des Weströmischen Reiches besiegelten.
Ihren schrecklichen Ruf verdanken die Vandalen einem Rufmord. Römisch-katholische Historiker schilderten den Krieg zwischen dem Römischen Reich und den germanischen Einwanderern als einen Kampf gegen Ungläubige. Fast alle Geschichten über die Vandalen stammen aus den Federn der Feinde.
Der Artikel gibt einen guten Überblick auf die Geschichte der Vandalen und auf die Ergebnisse der archäologischen Grabungen tunesischer Archäologen.

Besonders bemerkenswert aus polytheistischer Sicht ist ein Exkurs im Artikel, in dem begründet wird, wieso man als Synonym für blindwütige Zerstörung wohl besser den Begriff „Echnatonismus“ geprägt hätte: Um 1350 v. u. Z. zerstörte Pharao Echnaton, „der erste Monotheist“, aus religiösem Fanatismus die Heiligtümer von Amun-Re und wütete dabei so, wie man es heute gern den Vandalen zuschreibt.

2 Gedanken zu „Hausen wie die Vandalen? Von Wegen!

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