Germanische Sklavenhalter
Es ist eine, wenn auch selten thematisierte, historische Binsenwahrheit: unter den zahlreichen Volksgruppen, die wir als „Germanen“ zusammenfassen, gab es ausgesprochene Sklavenhalterkulturen. Die Entwicklung des wikingerzeitlichen Sklavenhandels wäre zum Beispiele ohne eine entsprechende Gesellschaftsstruktur kaum zu erklären.
Wie sah es aber einige Jahrhunderte vorher und etwas weiter südlich, in der „Germania Magna“, oder „Germania Libra“ der Römerzeit aus?
Schriftliche Quellen geben an, dass auch die Germanen Menschen versklavten, vor allem, wenn es sich um Spezialisten und Handwerker handelte. Allerdings sind diese schriftliche Quellen römischer Herkunft – und im römischen Reich war die Institution der Sklaverei sozusagen selbstverständlich. Vermutlich konnte sich der „Durchschnittsrömer“ eine Gesellschaft ohne Sklaven kaum vorstellen.
Jan Schuster, Professor an der Universität Lódz, hat nun bei Grabungsarbeiten in einer Siedlung des 2. bis 4. Jahrhunderts bei Herzsprung im nordöstlichen Brandenburg (also in der „Germania Magna“) eine Sklavenkette gefunden, erkennbar an den charakteristisch geformten Kettengliedern. Dieser Fund könnte darauf hindeuten, dass die dort lebenden Germanen tatsächlich Sklaven hielten.