Sach- und Fachbücher

Ein Klassiker zum Thema Runen – Klaus Düwel: Runenkunde

Klaus Düwel - Runenkunde

Runenforschung bewegt sich zwischen den Disziplinen der Archäologie, Sprachgeschichte, Religions- und Kulturgeschichte hin und her. Sie befaßt sich mit Inschriften vom 1. nachchristlichen Jahrhundert bis ins Mittelalter. Klaus Düwel hat mit seiner „Runenkunde“, in den späten Siebzigern erstmals erschienen und mit der neuesten Ausgabe 2008 gründlich aktualisiert, einen gehaltvollen, aber handlichen Überblick vorgelegt. In großer Detailtiefe werden so unterschiedliche Funde wie kontinentalgermanische Schmuckstücke, das Franks Casket, wikingerzeitliche Gedenksteine und Runenmanuskripte dargestellt, außerdem ein Überblick über die Problematik des Ursprungs der Runenschrift gegeben sowie literarische Zeugnisse für die Verwendung von Runen vorgestellt. Beispiele für Geheimrunen bzw. Verschlüsselungen und Hinweise auf Runenmagie werden nur kurz erörtert, ein Überblick über die Geschichte der Runenforschung fehlt gleichfalls nicht.
Düwels Buch ist eher an ein akademisches Publikum gerichtet und darum keine leichte Lektüre, es wirkt auf Leser, die diesen Stil nicht gewohnt sind, wahrscheinlich recht trocken. Zu exemplarischen Funden werden jeweils unterschiedliche Forschungsmeinungen dargelegt, insbesondere zu frühgermanischen Funden ergeben sich aus unterschiedlichen Lesarten teilweise drastisch verschiedene Deutungen. Es gehört zur wissenschaftlichen Natur dieses Buches, daß nur mit großer Vorsicht definitive Aussagen gemacht werden.

Ich möchte dieses Buch, obwohl es nicht ganz anspruchslos ist, jeder und jedem ans Herz legen, die oder der sich mit Runen befassen möchte. Denn: Es schärft den Blick für das historisch Gewesene und damit die Fähigkeit, auch in esoterischer Literatur Sinnvolles von Zweifelhaftem zu unterscheiden; wer sich im spirituellen Zusammenhang mit Runen befaßt, kann aus diesem Buch bereits wertvolle Anregungen zum Gebrauch der alten Zeichen mitnehmen, wenn auch die wissenschaftliche Darlegung naturgemäß als ‚Ritualrezeptbuch‘ nicht taugt. Darüber hinaus: was die historischen RunenmeisterInnen (es gibt deutliche Hinweise, daß die Runenkunde nicht immer in Männerhänden lag) alles mit den Runen angefangen haben, ist teilweise überraschend, spannend und läßt Elemente von Denken und Leben erahnen, die aus sonstigen Quellen nicht zugänglich sind. Dem 278-Seiten-Band fehlt lediglich ein Stichwortverzeichnis, er gehört zu den Büchern, die ich immer griffbereit haben will.

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