Muss die Geschichte nach dem Fund eines römischen Schlachtfeldes in Niedersachen wirklich umgeschrieben werden?
In den letzten Tagen ging eine sensationelle archäologische Entdeckung durch die Presse:
Römisches Schlachtfeld: Sensationsfund in Südniedersachsen (Stern.de)
Archäologische Sensation: Römisches Schlachtfeld in Niedersachsen entdeckt (Die Welt online)
Überreste einer Römerschlacht in Niedersachsen freigelegt (Der Standard.at)
Nachtrag: Ausführlicher Bericht auf Archäologie Online: Römisches Schlachtfeld am Harzrand entdeckt
Nachtrag: sehr informativer Artikel, der den geschichtlichen Kontext der Funde ausführlich berücksichtigt, auf scinexx: Roms vergessener Feldzug
Im Landkreis Northeim entdeckten Archäologen ein römisches Schlachtfeld aus dem dritten Jahrhundert – Schauplatz eines Gefechts zwischen Germanen und Römern.
Von dem Areal seien bisher schon 600 Fundstücke geborgen worden, vor allem Waffen und Waffenteile. Dadurch würden „faszinierende Einblicke in ein dramatisches Kampfgeschehen“ ermöglicht. Die Entdeckung des Schlachtfeldes bringe das bisherige Geschichtsbild ins Wanken, sagte Northeims Landrat Michael Wickmann (SPD).
Auf diese Aussage des Landrates geht ein großer Teil der „Sensationswertes“ der Entdeckung zurück.
Tatsächlich belegt das Schlachtfeld, dass die Römer auch 200 Jahre nach der „Varus-Schlacht“ (und den anschließenden Germanien-Feldzügen des Tiberius und Germanicus) noch groß angelegte Militäraktionen im Inneren Germaniens durchgeführt haben.
Allerdings zeigt schon ein Blick in ein gutes Geschichtslexikon (oder die Wikipedia), dass schon bisher sehr wohl bekannt war, dass die Römer im 3. Jahrhundert östlich des Rheins militärisch aktiv waren. Zu dieser Zeit bildeten sich Stammeskonföderationen (gentes wie die Alamannen und Franken), deren Schlagkraft beträchtlich war, und die für das in dieser krisenhaften Zeit, gekennzeichnet von blutigen Machtkämpfen und häufig wechselnden Soldatenkaisern, geschwächte Imperium gefährlich werden konnten. Bekannterweise gab es zu dieser Zeit Kaiser, die Feldzüge unternahmen, um die Germanen „ruhig“ zu halten, zu nenne wäre Maximinus Thrax. Die „Germanenüberfälle“ müssen ein erhebliches Problem gewesen sein, immerhin wurde der rätisch-obergermanische Limes im Zusammenhang mit dem großen Alamanneneinfall des Jahres 259/260 aufgegeben.
Wirklich überraschend am neuen Fund ist nur, dass die Germanenkriege des 3. Jahrhundert auch relativ weit im Norden geführt wurden. Davon, dass die Geschichtsbücher umgeschrieben werden müssten, kann keine Rede sein – sie müssen lediglich ergänzt werden, was in der Geschichtsforschung normal ist.
Am Montag will Wickmann die Einzelheiten des „Jahrhundertfundes“ (stimmt schon,so lange ist das 21. Jahrhundert noch nicht im Gange), gemeinsam mit dem niedersächsischen Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) der Öffentlichkeit vorstellen. Bis dahin solle die genaue Lage des Fundortes geheim bleiben.
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