Untersuchung mit GIS überprüft Caesars Angaben über die Helvetier
Ein internationales Team verwendet eine mittels „Geographic Information Systems“ (GIS) erstellte Simulation, um Julius Caesars Angaben über seinen Krieg mit dem keltischen Stamm der Helvetier zu überprüfen.
Ceasars Buch „De bello Gallico“ ist die wichtigste Quelle zum Gallischen Krieg – und höchst fragwürdig. Es ist nämlich von starken Eigeninteressen eines genialen, aber völlig skrupellosen Politikers und Eroberers geprägt.
Auch nach römischen Maßstäben war Julius Caesar ein Kriegsverbrecher. Wegen seines Massakers an den Usipetern und Tenkterern (430.000 Tote, nach Caesars eigenen Angaben) beantragte Cato der Jüngere im Senat, Caesar an die Germanen auszuliefern und konnte die Einsetzung einer Untersuchungskommission durchsetzen.
Caesar schlug einige Aufstände in Gallien mit großer Brutalität nieder. Berüchtigt ist vor allem seine grausame Rache nach Eroberung der Stadt Uxellodunum: Er ließ allen Gefangenen die Hände abschneiden.
Caesars eigenmächtige und letzten Endes ergebnislose Feldzüge nach Britannien und ins rechtsrheinische Germanien sorgten in Rom, vor allem im Senat, für Aufsehen und Empörung.
Die gewaltige Kriegsbeute und die Tribute der Unterworfenen nutzte Caesar, um seine Armee zu finanzieren, die er wenig später im Bürgerkrieg einsetzte, und für den politischen Machtkampf in Rom.
Caesar versuchte also, sich mit seinem Buch zu rechtfertigen, daher ist zu erwarten, dass er die Tatsachen verzerrte, die Leser irreführte und dort, wo es keine unabhängigen Zeugen gab, lügte. Gerade seine Zahlenangaben bieten immer wieder Anlass zum Misstrauen.
Laut Caesar ließen sich eine Viertelmillion Helvetier im Schweizer Mittelland nieder, bevor sie beschlossen, ihr Gebiet zu verlassen um im Jahre 58 v.u.Z. nach Gallien einzudringen. In seinem „Gallischen Krieg“ behauptet er, eine Hungersnot hätte die Helvitii zu dieser Invasion getrieben.
Um zu klären, um Caesar mit den 250.000 Helvetiern übertrieben hat, um seinen Sieg glänzender erscheinen zu lassen, muss man zunächst klären, wie viele Menschen dieses Gebiet überhaupt maximal hätte ernährt haben können.
Der australische Archäologe Tom Whitley und sein Team entwickelten ein GIS-Modell, um Caesars Angaben über die Größe der Bevölkerung zu überprüfen, und testete geophysikalische Techniken, mit denen sich Anzeichen für die Wanderung und den Krieg zu erkennen ließe. Es benutzt das GIS um ein groß angelegtes Wirtschaftssystem mit Schwerpunkt auf dem Lebensunterhalt zu modelieren; dieses Modell berücksichtigt lokale natürliche und landwirtschaftliche Ressourcen. Caesars Behauptungen lassen sich gegen die Menge an Kalorien, die die Menschen, die dieses Gebiet besiedelten zur Verfügung hätten, wenn sie es vollständig besiedelt hätten, prüfen.
Nach Professor Whitleys Angaben erlauben die archäologische Daten allein nur eine sehr fragmentarische Rekonstruktion des historischen Mechanismus. Mithilfe der Computersimulation können die Forscher verschiedene Umwelteinflüsse simulieren und erkennten, welche Folgen sie gehabt hätten.
Der zweite Teil der Studie zielt darauf ab, spezifische archäologische Spuren des Krieges, wie römische Befestigungsanlagen an Flussufern aufzuspüren. Einige der GIS-Modellierung können zeigen, wo die Römer und Helvetier wahrscheinlich Befestigungen anlegten und siedelten. An diesen Stellen kann mit archäologischen Methoden gesucht werden.
Hiermit lässt sich außerdem auch die Aussagekraft von Bodenradar, Magnetometrie und Luftbild-Photogrammetrie im helvetischen Siedlungsgebiet überprüfen. Hier gibt es nämlich heute Weinberge mit Drahtverspannungen und Metallpfosten, die Magnetometer stören und das Bodenradar auf die Streifen zwischen den Rebenreihen beschränken.
Tom Whitley ist Assistenz-Professor der Archäologie an der University of Western Australia (UWA) in Perth. Seine Mitarbeiter sind Geoff Avern, Christine Markussen und Katie Simon.