Ættlings-Alltag

„Ich und mein Thorshammer“

Autorin: Diana Jägermond

Ok, so – ganz – zutreffend ist diese Überschrift nicht, denn das was ich nun erzählen möchte begann mitnichten mit einem Thorshammer, sondern mit einem Pentagramm.
pentagramm
Doch es geht mir hier allgemein um Erfahrungen mit Symbolen die man für die Öffentlichkeit erkennbar trägt.
Ich gehörte vom Beginn meiner „Heidenkarriere“ an zu denen die nicht nur ihre Religion/Weltanschauung nicht verstecken wollen, sondern sie sogar – durchaus auch provokativ – nach außen tragen.
Das soll nun absolut nicht wertend sein, jeder hat seine Gründe für/wider eines „Outings“. (Übrigens ein Wort mit dem ich mich noch nie anfreunden konnte.)
Manch ein Heide arbeitet z.B. bei einem christlichen Arbeitgeber und möchte deshalb seine Religion nicht öffentlich machen, andere haben andere Gründe, die sicher auch ihre Berechtigung haben.
Doch ich habe eben meine ganz eigene Vorstellung und lebe danach.
Vor vielen Jahren, als ich begann zu entdecken, daß es da etwas gibt was mich zu sich zieht, beschäftigte ich mich mit Hexentum/Heidentum.
Nun ist es ja so… wenn man mal mit Hexen in Kontakt kommt – was recht schnell geschah – dann wird man früher oder später (eher früher) auch mit dem Pentagramm konfrontiert.
Nun bin – ich persönlich – so gestrickt daß ich Kontroversen eher suche als ihnen aus dem Weg zu gehen.
Und so habe ich, als ich spürte daß dieser Weg meiner sein wird, ziemlich schnell und pragmatisch einen Pentagramm-Anhänger gefunden den ich mir fortan ständig um meinen Hals band.
Und auch immer darauf achtete daß er zu sehen war, also nicht versteckt unter Pulli/Shirt.
Tatsächlich passierte lange Zeit erstmal …- garnichts.
Da diese Kette schon zu mir gehörte wie das Haargummi, das ich immer am Handgelenk trage, um im Bedarfsfall meine Haare zu bändigen, dachte ich schon lange garnicht mehr darüber nach, bis mir diese alte Frau begegnete. ..
Berlin, U-Bahn, mittags, ich auf dem Weg zur Kneipenschicht.
Am unteren Treppenende eine ältere Frau mit so ’nem „Einkaufstrolli“, ich natürlich sofort Hilfe angeboten. (Vor mir hab ich einige vorbeilaufen sehen, aber das ist ein anderes – trauriges – Thema).
Ich trug ihr also ihren Einkauf hoch, und angekommen, als sie sich bedanken wollte, stockte sie und starrte auf meinen Hals.
Offensichtlich verunsichert fragte sie mich dann „Sind Sie Satanistin oder sowas?“
Ich daraufhin schaute auf – ihren – Hals, denn da trug sie ein Kreuz.
Da mußte ich von Herzen lächeln und sagte ihr: „Wissen sie denn was ein Pentagramm bedeutet?“
Sie wirkte sehr unsicher und schüttelte den Kopf.
Daraufhin erklärte ich ihr daß -zum einen- ein Pentagramm nichts anderes als ein „Glückssymbol“ ist, zum anderen daß „Hexen“ gar nicht an den Teufel glauben – können -.
Denn Hexen sehen „Gott“ nicht als einzig gegeben an. Die meisten Hexen „glauben“ nicht an Gott (Anmerkung: Für mich sind alle möglichen Gottheiten aller möglichen Religionen existent und ich versuche sie im Rahmen meiner Möglichkeiten zu respektieren)
Und wo man das Eine nicht anerkennt, kann man das „Gegen“ doch auch nicht verehren.
Soll heißen: Wenn ich an „Gott“ nicht glaube, dann ist auch sein Gegner für mich schlicht nicht existent.
Das hab ich dieser Frau versucht zu erklären.
Und dann sagte sie etwas was mich bis heute noch tief beeindruckt:
(Sinngemäß, denn die genauen Worte kann ich nach den Jahren nicht mehr wiedergeben)
„Danke, ich hatte ja keine Ahnung wie Ihr (?) wirklich seid. Ich wußte das alles nicht.“

Danach hatte ich ein so gutes Gefühl wie lange nicht mehr, einfach weil ich so von der Offenheit einer älteren,christlichen Frau so begeistert war. Das hat – mich – voll beeindruckt.

Nun geht’s zum Thorshammer …
kleiner Thorshammeranhäger
Und damit begleiten mich sowohl positive, als auch negative Erfahrungen.
Ich trage, seitdem ich erkannt habe daß Asatru „mich hat“, meinen Thorshammer mit Stolz.
Warum?
Weil ich dazu stehe, und ja auch, weil ich Diskussionen suche, weil ich Vorurteilen entgegen wirken will.
– Auch – weil ich auf Reaktionen wie „Bist Du rechts?“ geradezu warte.
Und ja, die kommen, wenn auch bisher „versteckt“.
Doch sie kommen bisher bei mir nur aus der Ecke, der ich eben – nicht- zugetan bin.
Was mich etwas wundert, aber ich berichte mal …

Das prägnanteste Erlebnis war wohl das vor der letzten Bundestagswahl…
Ich ging ins hiesige „Einkaufszentrum“ und wollte ’ne Currywurst (Na eigentlich ne Currybulette, aber die kennt hier niemand) futtern. Ich setze mich zu einem älteren Paar, die Frau ging dann, und kaum war sie weg sagte der Mann zu mir „Was tragen sie denn da um den Hals?“ (Auf eine Art die mir sagte: Er weiß es ganz genau!)
Ich antwortete also brav: „Na einen Thorshammer.“
Er schien daraufhin geradezu begeistert und plauderte los daß sein Sohn „auch so einer“ sei, und er selbst würde das ja alles ganz genauso sehen (bis hierhin hätte ich noch hoffnungsvoll sein dürfen, aber ich ahnte schon was nun kommen würde).
Und so drückte er mir direkt aufs Auge daß er ja die AfD voll toll fände und die wählen würde.
Ehrlich? Ich mußte ein wenig an mich halten.
Doch ich lächelte, und sagte ihm: „Ach übrigens …- wenn – man mich politisch einordnen würde wollen, dann wäre ich wohl links. Denn das menschenverachtende was diverse rechte Parteien und leider auch demokratisch gewählte Parteien propagieren geht wider meinem Verständnis von Menschenrechten!“
Mit diesen Worten stand ich auf, warf die Hälfte meiner Pommes in den Müll und ging ohne mich umzudrehen.
Nein, normalerweise gehe ich genau solchen Diskussionen nicht aus dem Weg, doch es gibt diese Momente in denen mir klar ist: Der – ist – so, der – denkt – so, seit vielen Jahren, dem kann ich nicht mit einer Nebenher-Diskussion beikommen.
Das waren nun zwei Extrembeispiele … doch es gab viele wirklich fruchtbare Gespräche die entstanden sind durch das tragen meiner „Symbole“.
Zum einen fehlt mir mein Thorshammer als mein persönliches „Bekenntnis“ zu ihm einfach wenn ich ihn mal vergesse, zum anderen fehlt er mir aber auch dann als Provokation nach außen.
– ICH – bin Asatru.
Und ja, das sage ich mit mir eigenem Stolz.
Wie denn auch nicht?
Andere tragen mit Stolz ihre Religion nach außen, und genau das tu ich auch.
Denn so sollte es sein.
Übrigens gibt es auch noch Begegnungen mit z.B. einem Muslimen.
Zur der Zeit trug ich schon den Hammer, und er wußte genau was er bedeutet.
Ich bin dazumals oft in seinen Laden gekommen um Kleingeld zu wechseln für die Kneipe gegenüber, in der ich umsonst für eine „Freundin“ gearbeitet habe.
Und es ergaben sich interessante Gespräche.
Über den Islam, über das Heidentum und über die Mißverständnisse die da so herrschen.
Wir – beide – gingen aus diesen Gesprächen bereichert hinaus.
Nun mag so was der „beste Fall“ sein, aber ich hab ihn mehr als einmal erlebt.
Nicht „missionieren“, sondern erklären/aufklären.
Auf allen Seiten.
Ich hab in solche Gesprächen viele Vorurteile abbauen können die ich wohl hatte ohne mir dessen überhaupt bewußt zu sein.
Und meinen Gegenüber ging es sicherlich genauso 😉
Eigentlich wollte ich das alles mit der Message schreiben: „Steh dazu!“
Doch letztendlich muß es jeder für sich selbst entscheiden.
Ich kann nicht von – meiner – Einstellung ausgehen.
Aber vielleicht kann ich einen Impuls setzen.
Denn ich bin überzeugt davon daß Kommunikation der Schlüssel zum Verständnis anderer Weltanschauungen ist..
Und meiner Erfahrung nach kommt es immer auf die menschliche Komponente an.
Und….durch das öffentliche tragen meines Thorshammers hab ich einige sehr fruchtbare Gespräche führen dürfen.
Ich denke damit mache ich was richtig..für mich zumindest 😉

Diana Jägermond

(Petagramm und Thorshammer aus dem Sortiment von Beowulf Schleswig.)

11 Gedanken zu „„Ich und mein Thorshammer“

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  • Ruar Tanner

    schlech erzählt + konstruiert

  • Der Erzählstil ist schlicht Geschmackssache, und konstruiert? Ich wüßte nicht wie man einen Erfahrungsbericht „konstruieren“ kann? Oder hat Dich nur meine Reaktion auf den AfD-Wähler gestört? 😉

  • Linus

    mir gefällt’s….

  • Hrafnakona

    Mir gefällt die Story, sowie auch die Art und Weise der Erzählung. Diese ist authentisch 😉

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  • Nils

    Das einzige Problem, welches ich mit dem Text habe ist, daß ich ihn jetzt nicht mehr selbst schreiben kann, ohne daß es wie ein Plagiat aussähe ;o)
    Bin begeistert, wie sich die Erlebnisse und der ‚Werdegang‘ der Autorin mit meinen eigenen Erfahrungen und Ansichten decken – auch wenn ich mittlerweile ein Axtamulett trage. Einerseits aufgrund historisch-geschlechtlicher Zuordnung, zum anderen, weil sich in meinem geistigen Langhaus mittlerweile auch slawische Götter gemütlich eingerichtet haben.

  • Diana Jägermond

    🙂 Das freut mich zu hören Nils. Ja, ich denke so einige Heiden machen da ähnliche Erfahrungen, und das ist einer der Punkte die ich am Heidentum spannend finde.

  • Deckt sich auch mit meiner Erfahrung, daß gerade Menschen mit Muslimisch und (wenn auch in geringerem Maße) Orthodoxem Hintergrund nicht nur sehr interresiert sind, sondern durchaus viel Verständnis aufbringen.
    Da eint dann wohl der Umstand daß man einer eher weniger akzeptierten Glaubensgemeinschaft entstammt.

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