„Hexenpanik“ näher betrachtet
Dass „Hexenpanik“ auch heute noch zu unzähligen Morden führt, ist eine erschreckende Tatsache. Mehr noch, dass es Staaten gibt, allen voran muss Saudi-Arabien genannt werden, in denen Hexerei mit dem Tode bestraft wird.
Es gibt allerdings auch bei uns, im „aufgeklärten Abendland“, Menschen, die sich nicht nur vor Schadenzauber fürchten, sondern auch annehmen, dass es wirklich Menschen gibt, die zwecks Schadenzauber mit dem Teufel einen Pakt geschlossen hätten und dass so ein Pakt auch funktionieren würde. In milderen Fällen äußert sich das z. B. in hysterischen Bemerkungen über „Harry Potter“ oder „Bibi Blocksberg“. Andere, härtere Fälle, halten die Hexenverfolgung der Frühen Neuzeit für gerechtfertigt (einschließlich Hexenverbrennung) und die allerhärtesten Hexenpaniker meinen sogar, eine Strafverfolgung für Hexerei sei auch heute angebracht.
Sicherlich meinen nicht alle, die so etwas schreiben oder sagen, das ernst. Provokateure und Spaßvögel mit Sinn für makabere Scherze gibt es schließlich genug.
Allerdings gibt es tatsächlich gar nicht wenige religiöse Fanatiker, an deren Ernsthaftigkeit leider kein Zweifel besteht.
Der typische fundamentalistische Denkfehler ist es, alles wortwörtlich zu nehmen (nicht nur Bibeltexte), wobei genau eine (die für richtig gehaltene) Wortbedeutung zugrunde gelegt wird – es bleiben nur die Alternative entweder „die einzig wahre Wahrheit“ (an die der Fundamentalist glaubt) oder „Lüge“ (bestenfalls: „schrecklicher Irrtum“).
Im Falle der „Hexenpaniker“ sind alle neue Hexen, Schadenzauberinnen, Ritualfrauen, Schamanen und Schamaninnen, zu Unrecht verdächtigte „Dorfhexen“, die Opfer der Hexenprozesse, vielleicht sogar Kräuterhexen, und so weiter und so fort, offensichtlich alle das Gleiche: Hexen, und als Hexen automatisch und immer Menschen, die sich mit dem Teufel gegen Gott und die Menschheit verbündet hätten. Eine andere Bedeutung von „Hexe“ ist ausgeschlossen! (Zum Hexereibegriff im Wandel der Zeiten: Die Erfindung des Hexereideliktes.)
Dieses Denkmuster, das sich bei christlichen Fundamentalisten mit Hexenpanik immer wieder findet, erläutere ich anhand eines Originalzitats aus einem Kommentar, der uns vorliegt. (Und den wir, auch weil er möglicherweise strafrechtlich relevante Passagen enthält, nicht freischalteten.) Der Kommentator, ein katholischer Traditionalist, ist wahrscheinlich authentisch, d. h. er schreibt in katholischen Foren und auf seiner Website im selben Stil und mit ähnlichen Aussagen.
[…]Es gibt Menschen, die sich als Hexen verstehen, und es gibt Menschen, die sich als Satanisten verstehen. Der Vorwurf gegen die Kirche ist also ganz verlogen und völlig unberechtigt.
Es gibt Hexen und Satanisten, die anderen Menschen schaden wollen und sie sogar zu töten beabsichtigen. Das alles hat die jüngste Zeit einwandfrei bewiesen. “Ich töte, wenn Satan es befiehlt” – so lautete im Jahre 1984 der Titel einer Fernsehsendung des ZDF, in der gezeigt wurde, wie die Hexe und Satanistin Ulla (eigentlich Ursula) Pia Freiin von Bernus ein Ferntötungsritual zelebrierte.
Und da soll die Kirche ruhigbleiben? Das kommt überhaupt nicht in Frage. Mit vollem Recht hat früher die katholische Kirche die Hexen und Satanisten verfolgt und verbrannt. Die Bevölkerung muß vor solchen gottlosen Scheusalen bewahrt und von ihnen befreit werden. Freiin von Bernus hat sich übrigens später bekehrt und von Satan losgesagt. Die Rede vom “Hexenwahn” ist selbst ein Wahn. Es gibt heute eine große Menge von von Hexen und Satanisten geschriebenen Hexen- und Satansbüchern. Die jüdische amerikanische Hexe Starhawk (eigentlich Miriam Simos “M. A.” (geb. 1951)) schrieb den Bestseller “Der Hexenkult als Ur-Religion der Großen Göttin”. Darin wird die allerheiligste Dreifaltigkeit in bösartigster Weise angegriffen. Es ist also völlig falsch, sie für harmlos zu halten. […]1986 veröffentlichte die Autorin, Fernsehjournalistin und Regisseurin Gisela Graichen (geb. 1944) ein aufsehenerregendes Buch mit dem Titel “Die Neuen Hexen”. Darin wird die Wiederkehr des Hexenwesens konstatiert, und es kommen mehrere neue Hexen zu Wort, darunter auch die Historikerin Heidi Staschen. Heidi Staschen versteht sich also auch als Hexe. Wenn sie also vor Jahren das Hexen-Archiv von Johann Kruse neu geordnet hat, zeigt sich darin eine unglaubliche Verkehrung der Situation: Kruse sammelte alles, was mit Hexen zu tun hatte, mit dem Ziel, daß niemand mehr an ihre Existenz glauben werde, und Frau Staschen ordnet Jahre später sein Archiv und ist selbst eine Hexe. Unfaßbar!
Zu Ulla von Bernus heißt es in der Wikipedia u. A.
[…] Zur „bekanntesten Hexe Deutschlands“ wurde sie, nachdem sie 1984 in einer Fernsehsendung behauptet hatte, mittels magischer Praktiken töten zu können, und dass sie entsprechende Dienstleistungen für Preise zwischen 300 bis 10000 Mark anbiete. Daraufhin war sie von dem „Fernsehpfarrer“ Adolf Sommerauer angezeigt worden. Die Anzeige führte allerdings nicht zu einem Prozess, da die Staatsanwaltschaft die Aktivitäten der „Hexe Ulla“ als „strafloses Wahndelikt“ einstufte.[…]
Aufschlussreich ist die Passage über Starhawk. Erst einmal fällt auf, dass er sie ausdrücklich „jüdische Hexe“ nennt – Starhawk ist wirklich jüdischer Herkunft, hat sich aber von der jüdischen Religion losgesagt.
Bekanntlich gibt es weder im Judentum noch bei heidnischen Hexen eine „allerheiligste Dreifaltigkeit“ (aus Gottvater, Sohn, heiliger Geist). Wenn der Kommentator also meint, sie würde die Dreifaltigkeit
in bösartigster Weise angreifen, dann geht er davon aus, dass seine Glaubensüberzeugungen für jeden Menschen bindend sind, auch für Nicht-Christen. Es gibt nur richtig (katholisches Dogma) und falsch, und wem das schnuppe ist, oder gar daran zweifelt, stellt sich gegen Gott.
Alarmierend ist für ihn, dass die Historikerin Heidi Staschen eine neue Hexe ist (im Hinterkopf behalten: mit dem Teufel im Bunde!) und das Hamburger Hexenarchiv neu ordnete. Erst kommt also dieser Aufklärer Kruse und kämpft gegen den Volksglauben an Hexen (im Sinne von vermeintlichen Schadenzauberinnen). Im christlich-fundamentalistischen Weltbild waren diese Frauen aber keine vermeidlichen Schadenzauberinnen, sondern mit dem Teufel im Bunde. Wer das, wie Kruse, leugnet, wäre also Helfershelfer des Satans. Dann aber nimmt sich eine echte Satansbündlerin des Archivs an, und nutzt es in ihrem Sinne!!111!!1!!
Fast möchte ich dem Mann für seinen Todesmut beglückwünschen, dass er es gewagt hat, einen Artikel von einem erzüblen Heiden, natürlich mit dem Teufel im Bunde (also mir), den sogar diese gefährliche Hexe Heidi Staschen höchstpersönlich kommentiert hat, kommentieren zu wollen. Dass wir verdammten (und zwar zu ewigen Höllenqualen) Heiden seinen die einzig wahre Wahrheit enthaltenden Kommentar nicht freischalten wollten, zeigt sicher, wie verstockt und böse wir sind.
(Ich stelle mir gerade den katholisch-fundamentalistischen Kommentator vor, wie er seinen PC nach dem Besuch auf der gottlosen Nornirs Ætt-Website mit reichlich Weihwasser von dem virtuellen Schwefelgestank zu reinigen versucht. Wenn der Rechner daraufhin wegen schwerem Kurzschluss irreparabel ausfällt, sind natürlich auch wir daran schuld.)
Neue Hexen (wie es sie, mit germanischer Orientierung, auch in der Nornirs Ætt gibt) haben aus dieser Sicht also einen Pakt mit Satan, egal, ob sie es wissen oder nicht, und üben Schadenzauber aus, egal, ob sie es zugeben oder nicht.
Und in der Bibel steht (Exodus 22,18): „Die Hexe sollst du nicht am Leben lassen.“ (Zwar in der Übersetzung des bei erzkonservativen Katholiken verhassten Martin Luther, aber immerhin.)
Religiöse Fundamentalisten – einschließlich natürlich der fanatisch antimodernistischen Katholiken, die sich selbst nie Fundamentalisten nennen würden – halten sich für besonders gläubig.
Jemand, der Gewalt fordert, weil andere andere Überzeugungen haben, leidet nicht an zu viel, sondern an zu wenig Glauben: er fühlt sich so unsicher, dass er das irritierende Element beseitigen muss.
Es sind innerlich schwache Menschen. Unter Umständen könnten sie mir beinahe Leid tun.
Aber ein Mensch, der einen zehntausendfachen Justizmord für heute noch richtig und geboten hält, tut mir ebenso wenig Leid wie ein Holocaustleugner!
Ich erhielt eine persönliche Nachricht von einem Bekannten, der mich fragte. ob ich nicht sinnentstellend zitiert hätte, bzw. ob ich mir sicher sei, dass der von mir genannte Kommentator wirklich die „mittelalterliche“ Weltanschauung vertreten würde, die ich ihm unterstelle.
Was das Weltbild des Kommentators angeht, habe ich nicht den geringsten Zweifel. Er kommentiert und schriebt, übrigens unter Klarnamen, an vielen Orten, und hinsichtlich seiner Weltanschauung lässt er wenig Zweifel übrig:
Wikipedia über kreuz.net
Ich bin mir aber nicht sicher, ob der Mann nicht einfach krank ist, an einer Psychose (Paranoide Schizophrenie) leidet.
Was allerdings am Tenor meines Artikel wenig ändern würde, denn Positionen, wie sie der Kommentator vertritt, werden auch, wenn auch meistens moderater im Tonfall, von religiösen Ideologen vertreten, an deren geistiger Gesundheit eher nicht zu zweifeln ist.
Nachtrag, 29. 03. 2012: Ein Beispiel: Der frühere päpstliche Geheimkämmerer Egon von Petersdorff schreibt in seinem „Standardwerk“ über Dämonologie:
Egon von Petersdorff: Dämonologie, Christiana Verlag Stein am Rhein, 1995 (aktualisierte Neuauflage durch Ferdinand Holböck, 3. Auflage) ISBN 3-7171-0816-6, Seite 226
Es sind leider nicht nur „isolierte Spinner“, die so denken:
„Sie würden Leute am Scheiterhaufen verbrennen“ (DerStandard.at) Die Theologen Paul Zulehner und David Berger über Sexualmoral und den rechten Rand der Kirche
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ulla von bernus wurde in tibet in den 30ger jahren von gelb-oder grünkappenlamas ausgebildet und war mit dem ss-offizier landig befreundet.sie hat noch mitte der 90ger jahre schwarzmagisch-occulte attacken gegen
über menschen geführt,die innert der ss gegen die ss gearbeitet haben.entgegen den aussagen,die durch wolfgang weirauch über die flensburgerhefte verbreitet werden,hat sie bis zu ihrem lebensende nie aufgehört,
schwarmagisch zu arbeiten.
mfg dr.rita lipecki
Liebe Frau Dr. Rita Lipecki,
dass Ulla von Bernus ohne Zweifel eine zwielichtige Persönlichkeit war, und auch die an sich interessante Frage, wie sie zum Nazi-Okkultismus stand, ist im Zusammenhang mit der „Hexenpanik“ wenig relevant. Die beruht auf den fixen Ideen, dass Schadenzauber („schwarzen Magie“) hinter allem Unglück steckt, das sich „Hexenpaniker“ nicht erklären können und hinter allen Entwicklungen, die ihnen nicht passen, und dass alle, die sich mit Magie (oder den, was „Hexenpaniker“ so alles für „Magie“ halten) beschäftigen, sich mit dem Teufel gegen Gott und die Menschheit verbündet hätten.
MfG
MartinM
lieber martin m,der kommentar geht an der sache vorbei.mit hexenpanik habe
e ich nichts zu tun.ich sprach von der satanistin ulla von bernus.ich habe auch keine frage gestellt. wie sie zum nazioccultismus stand weiss man wenn man ihre arbeit gegen wilfried hacheney erlebt hat.ausderdem war sie mit landig befreundet.im übrigen arbeitet sie noch heute fleisig schwarzmagisch auf der astralebene weiter.-2014.könnte es sein dass sie keine ahnung haben,mit was für mitteln und techniken da gearbeitet wird? lipecki
Ob Ulla von Bernus Satanistin war bzw. ist, ist mir schon deswegen herzlich egal, weil ich nicht an den Teufel glaube. Falls Schadenzauber („schwarze Magie“) funktioniert, ist er aus hexischer Sicht nicht anders zu behandeln, als Kriminalität mit nicht-magischen Mitteln. Mit „Schwarzer Magie“ im Sinne der vorwiegend von Schwarzen Menschen ausgeübten zauberischen Praktiken des Vodou bzw. Vodun, befasse ich mich übrigens selbst.
MartinM
OMG! LOL – Zeit für einen Schwarzwurzelkult oder ist es gar der schwarze Rett-Ich, das alleinige Allheilmittel? *kicher*