Kulinarisches

Kirschleckereien

Seit etwa 2500 Jahren wird die Wildform der Kirsche, die übrigens zu den Rosengewächsen zählt, auch kultiviert.
Laut Plinius dem Älteren, war es Lukullus, der römische General und Gourmet, der die Kirsche im Jahre 73 v. u. Z. als Kriegsbeute aus dem vorderen Asien mitbrachte, um sie in Italien anzusiedeln. Nur wenig später waren laut Plinius sämtliche Provinzen mit Kirschbäumen besiedelt.
Dennoch ist es nur halbrichtig zu behaupten, es gäbe erst seit damals Kirschen in Mitteleuropa.
Die wilden Vogelkirschen wurden bereits in der Steinzeit als Obst geschätzt, was Kirschkernfunde in jungsteinzeitlichen Schweizer Pfahldörfern beweisen. In der Schweiz waren sie früher und auch sicherlich schneller als Lukullus – dank verlässlicher Vogelpost…
cherry
Foto: allesistbunt

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Sprachgeschichtlich gesehen, leitet sich „Kirsche“ von griechisch „kerasia“, lateinisch „cerasum“ ab. Aus dem althochdeutschen „kirsa“ wurde mittehochdeutsch „kirse“ oder „kerse“ und schließlich neuhochdeutsch „Kirsche“.

Mythologie und Brauchtum

Die Kirsche bietet sich ob ihres Aussehens für Geschichten und Mythen buchstäblich an. Schneeweiße Blüten im Frühjahr, ein dunkler Stamm und leuchtend rote Früchte im Sommer haben wohl dazu beigetragen, dass sie sowohl geliebt als auch gefürchtet wurde: In Sagen und Geschichten wird der Kirschbaum oft als unheimlich beschrieben, er soll Wohnstätte von Wald- und Baumgeistern sein und auch die Seelen Verstorbener seien oft in seiner Nähe.
Wahrscheinlich sind dies Überbleibsel aus vorchristlicher Zeit, denn da war der Kirschbaum unter anderem Artemis, der Göttin des Todes, geweiht.
Er galt aber auch als besonderer Mondbaum, wahrscheinlich weil seine Blätter im Mond ganz bezaubernd silbern glänzen. . Der Mond symbolisiert den Zyklus von Leben und Tod, wie auch die alten Göttinnen das lebenserhaltende Prinzip waren und gleichzeitig die Herrin der Unterwelt.
Doch gibt es auch einen slawischen Gott, der als Hüter der Kirschbäume galt: Kirnis. Um ihn gefällig zu stimmen, werden geschlachtete Hähne auf diese Kirschbäume gehängt und brennende Kerzen daran befestigt.

Als Brauch heute hat sich erhalten, Barbarazweige (4. Dezember) vom Kirschbaum zu schneiden, sie in einer Vase aufzustellen, damit sie an Weihnachten blühen: Die Weihnachtsblüte bedeutet Glück für den Menschen und Fruchtbarkeit für die Ernte und das Vieh im neuen Jahr. Als böses Omen gilt, wenn die Zweige nicht erblühen.
Außerdem zeigt der Zweig an, dass trotz der dunklen Zeit, in der die Götter von Wachsen und  Gedeihen vermeintlich abwesend sind, sie dennoch ihre Botschaft zu den Menschen schicken, nämlich dass die Tage wieder länger werden und doch noch Hoffnung besteht, dass man über den Winter kommt ;-).
Aus mittelalterlichen Kräuterbüchern sind bereits Absud aus Kirschenstielen bei Husten, Tee aus Kirschharz für die ableitenden Harnwege bekannt, ebenso Blütentherapien. Schon Hildegard von Bingen kannte Rezepturen, in denen Kirschkerne verwendet wurden.
Als Aphrodisiakum, Liebeszauber, Potenzmittel dienten Kirschzweige und -kerne noch im 18. Jahrhundert.
Heute erleben auch die Kirschkerne eine unerwartete Renaissance. Haben sich früher noch willige Mädchen Bänder mit aufgefädelten Kirschkernen um den Oberschenkel gebunden um damit Lust und Liebe auf sich zu ziehen, füllt man die Kerne heute in Überzüge, erwärmt sie und nutzt sie zum wohligen Einschlafen.
Hat sich ein Mädchen jedoch vor der Zeit allzu vergnügt, wurde ihm am 1. Mai ein „Schandmai“ ins Fenster gestellt – unter anderem nämlich einen Kirschzweig.

Früchte bedeuten Fruchtbarkeit, pralle Fülle und im übertragenen Sinne auch Reichtum und Wohlstand – auch die Kirschen. Für die christliche Kirche des Mittelalters war dies natürlich Grund, die Kirsche gemeinsam mit dem Apfel der Versuchung, aus der positiven Symbolik zu streichen.
Seither steht die Kirsche nicht nur für Sinnlichkeit, sondern auch für den Sündenfall und die verbotenen Dinge des Lebens, was zahlreiche Beispiele aus darstellender Kunst und Literatur beweisen.

Die Kirsche ist heute aus unserer Küche kaum mehr wegzudenken – daher hier ein paar Rezepte von Martin und mir, die euch vielleicht die eine oder andere Anregung für die Verwendung der hübschen Früchte geben können.

Rezepte

Sauerkirschsaft

Bei den meisten Zubereitungsarten für Kirchsaft wird der Saft erhitzt oder sogar gekocht. Dabei gehen Vitamine und Enzyme verloren. Deshalb bevorzuge ich dieses „kalte“ Verfahren der Saftherstellung:

41/2 kg Sauerkirschen
15 g Zitronensäure
1/8 l Wasser
2 ½ kg Zucker (Ja, das ist viel – es sind Sauerkirschen – es geht auch weniger.)

Kirschen waschen, entstielen, entkernen.
Die Kirschen in eine Schüssel geben und mit dem Kartoffelstampfer zerdrücken.
Die Zitronensäure im Wasser auflösen und über die Kirschen geben.

Einen vollen Tag lang an einem kühlen Ort zugedeckt stehen lassen, ab und an umrühren.

Den Kirschbrei in ein gespanntes Safttuch (feiner Baumwollstoff) geben, gut ablaufen lassen.
Den Saft mit Zucker süßen. (Ja, man kann ihn auch ungesüßt lassen, allerdings ist er extrem sauer.)

In Flaschen abfüllen, kühl lagern.

Zum Safttuch: dazu nimmt man ein Tuch aus feiner, ungefärbter Baumwolle (Stoffwindeln eignen sich vorzüglich), bindet die vier Zipfel an die Beine eines umgedrehten Stuhls, und stellt eine Schüssel zum Auffangen des Saftes darunter. (MartinM)

Kirschsuppe, mit Grießklößchen (aus Süßkirschen)

750 g Süßkirschen
1 l Wasser
150 g Zucker
1/2 TL Zimt
1 Prise Nelkenpulver
1 EL Speisestaerke
2 cl brauner Rum

Für die Klößchen:
250 ml Milch
20 g Zucker
1 Prise Salz
1 abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone
70 g Grieß
2 Eigelb

Kirschen waschen, entstielen, abtropfen lassen und entsteinen.
Mit Wasser, Zucker, Zimt und Nelkenpulver ca. 15 Min. kochen lassen.
Speisestärke mit wenig kaltem Wasser anrühren, damit die Suppe binden.
Kurz vor dem Servieren mit Rum abschmecken.

Klößchen
Milch, Zucker, Salz und Zitronenschale aufkochen.
Den Grieß hineingeben. Unter ständigem Rühren (Anbrenngefahr!) 5 Minuten kochen lassen.
Eigelb unter die Grießmasse rühren.
Mit einem angefeuchteten Teelöffel Klößchen von der Masse abstechen, in kochendes Salzwasser geben und ca. 5 Minuten kochen lassen.
Die Klößchen mit einem Schaumlöffel aus dem Wasser heben,  gut abtropfen lassen und mit der Kirschsuppe servieren.

Die Kirschsuppe schmeckt warm und kalt. Der Rum ist im Prinzip entbehrlich, er rundet aber den Geschmack ab. (MartinM)

Kirschgrütze (eine Variante der bekannten „Roten Grütze“)

500 g Süßkirschen
¼ Stange Zimt
Zucker nach Bedarf
Saft einer Zitrone
60 – 80 g Speisestärke
Wasser

Kirschen waschen, entstielen, entkernen.
Mit dem Zimt in ½ Liter Wasser geben, 5 Minuten kochen.
Durch ein Sieb geben.
Den Saft mit Wasser auf ¾ Liter ergänzen.
Mit der kalt angerührten Speisestärke binden.
Saft aufkochen.
Mit Zucker und Zitrone abschmecken.
Die Kirschen untermischen.

Grütze in eine kalt ausgespülte Schüssel geben, erkalten lassen.(MartinM)

Amarena Kirschen

1 kg Kirschen (inkl. Kerne!)
1 Zimtstange
1 Vanilleschote
2 Sternanis
500g braunen Kandiszucker
¾ Liter Amaretto

So geht’s:
Kirschen entkernen. Die Kerne noch aufbewahren!
Kirschen und Zucker in ein großes, verschließbares Glas geben. Gewürze und Kirschkerne in ein Leinentuch geben, fest zubinden und ab zu den Kirschen damit!
Amaretto hinzufügen und das Glas fest verschließen. An einem dunklen, kühlen Ort ziehen lassen.
Den Amaretto über alles gießen und gut verschlossen und dunkel an einem kühlen Ort ziehen lassen.(Brigh)

Kirsch-Topfenstrudel

Für zwei große Strudel

2 Packungen Strudelteig
1/2 kg entkernte Kirschen
750g Topfen (Quark)
4 Eidotter
2 Eiklar
4 EL Honig
1 Schuss Rum

So geht’s:
Topfen mit Eidotter, Honig und Rum aufschlagen und auf dem Teig verteilen.
Die Strudel mit einer Gabel mehrmals einstechen, damit sie nicht aufplatzen.

Ca. 30 Minuten im Rohr bei 200 Grad backen, bis der Strudel oben goldbraun wird. Um dies zu erreichen, ohne dass er austrocknet, empfiehlt sich das Bestreichen mit Wasser, Eidotter oder Butter.(Brigh)

Kirschschmarrn

2 Eier
250 g Mehl
½ Liter            Milch
250 g Kirschen
1 EL Butter

So geht’s:
Kirschen entkernen. Ei, Mehl, Milch und eine Prise Salz zu einem Schmarrn-Teig verarbeiten. Kirschen unterheben.

In einer beschichteten (unbedingt!!!) Pfanne Butter zerlassen und die Masse einige Minuten darin stocken lassen, dann wenden. Damit auf jeden Fall warten, bis sich der Teig wie bei Palatschinken vom Pfannenboden lösen lässt.

Auf der andere Seite ebenfalls ein paar Minuten braun anbraten. Danach mit einem hölzernen Löffel oder Wender den Schmarrn in kleine Stücke zerteilen, 1Esslöffel Butter dazu geben und einige Male wenden. Mit Zucker bestreut servieren.
(Brigh)

Kirsch-Tiramisu

ca. 50 Biskotten
Kirschlikör
1 kg eingelegte Kirschen
750 g Mascarpone
1 Becher Schlagobers
150 g Staubzucker
1 Pkg. Vanillezucker
5 Blatt Gelatine oder Agar Agar

So geht’s:

Schlag schlagen und Mascarpone und Zucker unterheben. Eventuell die aufgelöste Gelatine dazugeben. Wenn es nicht allzu heiß ist, kann man stattdessen einfach Sahnesteif nehmen. Eine große Auflaufform am Boden mit den in Likör getränkten Biskotten auslegen – wem das zu viel Alk ist, kann den Likör mit Kirschsaft strecken oder einfach den Saft pur nehmen. Dann Kirschen drauf, Creme, wieder Kirschen etc. Mit der Creme abschließen. Mit Zimt bestreuen.Mindestens 4 Stunden kalt stellen.
(Brigh)

Kirschkompott

1kg Kirschen
250g braunen Zucker
2 Sternanis
1 El Lavendel
1 Vanilleschote
1Pkg. Einsiedehilfe

So geht’s:
Kirschen in einen großen Topf geben, mit Wasser bedecken. Zucker und Gewürze dazu geben, aufkochen lassen. 10 Minuten auf kleiner Flamme köcheln lassen und noch heiß in Gläser füllen.
(Brigh)

Kirschkuchen

4 Eier
250g brauen Zucker
250g Mehl
50g Weizengrieß
250g zerlassene Butter (schon abgekühlt)
250ml Milch oder Schlagsahne
1Pkg. Backpulver
250g Schokoraspel oder Hasel-, bzw. Walnüsse (gerieben)
ca. 250g entkernte Kirschen
1Pkg. Backpulver

So geht’s:
Eier mit Zucker dick schaumig schlagen. Mehl, Gries, Butter, Milch und Schokoraspel unterheben. Backpulver dazu geben.
Die Masse auf ein Blech streichen und im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad 5 Minuten vorbacken, dann die Kirschen darauf verteilen. Fertig backen, bis der Kuchen oben goldbraun geworden ist.
(Brigh)

Katzengold

1/2l guter Rotwein oder Wasser
2-3 Kirschharztränen

So geht’s:
Harz im warmen Wein oder Wasser auflösen – ein altes Rezept aus der Volksmedizin gegen Husten.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

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