Filmprojekt: Dokudrama über die Vorgeschichte des Limesfalls
Unter dem Arbeitstitel „A.D. 235 – Fall des Limes“ produziert die Hochschule der Medien (HdM) Stuttgart zur Zeit ein 60-minütiges Dokudrama, das die politischen und militärischen Ereignisse an der römischen Reichsgrenze skizziert, die zum Fall des Limes im Jahr 260 führten. Das zentrale Ereignis ist der Mord an Kaiser Severus Alexander und dessen Mutter Mamaea im Jahr 235, der im süddeutschen Bereich des Limes stattfand. Dieser Mord gilt als wesentlicher Faktor der Destabilisierung des römischen Reiches und beschleunigte die umwälzenden politischen und militärischen Ereignisse im 3. Jahrhundert nach Christi, die den Wendepunkt der römischen Herrschaft in Germanien darstellten und mit zum Niedergang der Reichsgrenze Limes führten.
Hauptschauplatz der auf historisch belegten Fakten beruhenden szenischen Handlung sind die römischen Grenzanlagen im heutigen Schwäbisch Gmünd. Gedreht wird aber nicht nur bei Schwäbisch-Gmünd, sondern an insgesamt 14 Drehorten in 3 Ländern. Im Februar wurde z. B. die Plünderung und Brandschatzung einer römischen „Villa Rustica“ durch alamannische Krieger gedreht.
Das fertige Dokudrama soll in Museen, Tourismuszentren, Schulen und Hochschulen gezeigt werden. Eventuell wird es auch im Fernsehen zu sehen sein, aber dazu liegt noch nichts Konkretes vor. Die Premiere soll Anfang August in Schwäbisch-Gmünd und im September an der HdM sein.
Anders als bei vielen Fernseh-Dokudramen der letzten Jahre werden die Bilder soweit wie möglich real hergestellt und computergenerierte visuelle Effekte auf ein Mindestmaß beschränkt. Das ist möglich, weil architektonische Rekonstruktionen, z. B. in Freilichtmuseen, als Drehorte gewählt wurden. An und in diesen originalgetreuen Nachbauten agieren professionelle Schauspieler und Laiendarsteller. Die historisch korrekte und eindrückliche Darstellung der Ereignisse wird durch die Mitarbeit sogenannter Reenactment-Guppen vervollständigt. Diese Gruppen bringen ihre jahrelange Erfahrung mit der Darstellung römischen und germanischen Lebens, ihre Kostüme und ihre Ausstattung in die Produktion ein.
Website des Projekts: A. D. 235 – Der Fall des Limes.
Die Projektmappe (PDF)
Eine der Reenactment-Gruppen: Ask Alamannen
Szenenfoto – Zwei alamannische Plünderer werden ausgepeitscht
Die „Schauwerte“ des fertigen Films werden es also wahrscheinlich mit einem gut gemachten Historienfilm aufnehmen können. Zu hoffen ist, dass das Dokudrama auch inhaltlich gut sein wird – zu viele Dokudramen oder sich angeblich eng an das wirkliche Geschehen haltende Historienfilme haben in dieser Hinsicht enttäuscht. Immerhin achtet Dr. Markus Scholz vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz als Berater auf die historisch korrekte Wiedergabe im Drehbuch und in der Gestaltung. Als gutes Zeichen werte ich, dass die in der Projektmappe erwähnten Hauptpersonen wirklich existiert haben.
Ein wenig Kritik am Arbeitstitel: im Jahre 235 unsere Zeitrechnung gab es den Begriff „Anno Domini“ noch nicht, nicht einmal unter den damaligen Christen. Außerdem geht es nicht um den „Fall des Limes“, sondern um Ereignisse, die dazu beitrugen, dass immerhin 25 Jahre später der Limes aufgegeben wurde.
Eine Zeitungsreportage von den Dreharbeiten:
Heimtückischer Mord am Limes (bkz online).
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