Zuerst trifft es immer die Juden, und dann …
Es ist eine alte Erfahrung: In Krisenzeiten werden „Sündenböcke“ gesucht, weshalb in solchen Zeiten der Antisemitismus wächst.
Dass es Antisemiten nicht bei Kneipenpöbeleien belassen, ist leider auch keine neue Erfahrung:
Mehr antisemitische Straftaten in Sachsen.
Bei einer Umfrage der Antidiffamierungsliga in sieben europäischen Ländern ergab sich, dass fast ein Drittel der Befragten Juden für die globale Wirtschafts- und Finanzkrise verantwortlich machten:
Umfrage in Europa: “Juden haben zu großen Einfluss auf Finanzwelt”
Das der Antisemitismus auch christliche Wurzeln hat, wurde aus der Umfrage wieder einmal deutlich: insgesamt machten 23 Prozent der befragten Europäer die Juden für den Tod von Jesus verantwortlich.
Ohne jetzt ins „Christenbashing“ zu verfallen (schließlich gibt es viel zu viele schwer antisemitische Neuheiden): Vor diesem Hintergrund gewinnt die dumme oder selten infamen Entscheidung des Chefs einer nicht unbedeutende christlichen Religionsgemeinschaft an Brisanz.
Es scheint fast so, als läge über der katholischen Kirche und der Person ihre Hohepriesters ein Tabuschirm, als sei sie auch für Nicht-Mitglieder etwas heiliges.
Nur wenige finden so deutliche Worte wie der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer:
(„Die Holocaust-Leugner können sich jetzt auf den Papst persönlich berufen“) (Aber der ist ja Jude, der darf das … )
Eine Aussage Kramers ist zwar keine neue Einsicht, aber sie ist wichtig:
Die Pius-Bruderschaft ist eine Ansammlung von Extremisten, die nicht nur notorische Holocaust-Leugner und Antisemiten in ihren Reihen hat, sondern auch Leute, die demokratiefeindlich und frauenfeindlich oder gegen Homosexuelle sind.
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Dass Antisemiten auch stark zu anderen Formen der Menschenfeindlichkeit neigen, egal, ob verspätete Kreuzritter wie die Pius-Brüder oder neonazistische Strauchritter, die nur dank § 86a Strafgesetzbuch keine Hakenkreuzritter sind, sollte man nie aus dem Auge verlieren.
Zuerst trifft es die Juden, die Fremden oder fremd aussehenden, die sexuellen Minderheiten. Dann trifft es vielleicht auch religöse Minderheiten. Das nur als Warnung für alle „unpolitischen Heiden“, die das alle „halb so wild“ finden.