Orakel- FAQ Teil 1: Wie sinnvoll sind Zukunftsprognosen?

21. Mai 2014 | Von | Kategorie: Hain & Trommel

Wann treffe ich meine große Liebe? Bekomme ich meinen Traumjob? Gewinne ich bald im Lotto? Mit solchen und ähnlichen Fragen werde ich als Kartenlegerin beinahe täglich konfrontiert. Wer würde auch nicht gerne wissen, was die Zukunft bringt und schließlich muss ein*e Kartenleger*in doch so etwas sehen können, oder nicht?

Nein, muss sie*er nicht, das ist der erste Zahn, den ich meinen Kund*innen ziehe. Und das gilt nicht nur für Karten, sondern auch für Runen und andere Orakel. Wäre dies so, gäbe es wohl keine, oder zumindest nur sehr wenige professionelle Kartenleger*innen, denn die könnten dann mit Lotto, Sportwetten o.ä., sicher leichter ihren Unterhalt verdienen und wären dazu in der Lage ihre Dienste problemlos kostenlos zur Verfügung zu stellen, wäre es ihnen dennoch weiterhin ein Herzensanliegen zu beraten. In den Medien, wird allerdings meist suggeriert, dass eins mit den Karten, Runen, usw. (hauptsächlich) die Zukunft voraussagen kann. Doch da liegt schon das eigentliche Problem. Ich zumindest glaube nicht, dass unsere Zukunft bereits unveränderlich und wie in Stein gemeißelt ist und ich bin ehrlich gesagt auch sehr froh darüber. Wie sollte es also möglich sein, die Zukunft vorherzusagen und das auch noch mit 100% Garantie?

Persönlich bin ich davon überzeugt, dass das nicht geht. Zwar ist es möglich in gewissem Rahmen Tendenzen zu sehen und Prognosen zu machen und ich bin auch nach Jahren immer noch überrascht wie gut sie meist treffen, aber es bleiben Prognosen.
Wenn die Nornen unser Schicksal weben, um dieses Bild aus der nordisch-germanischen Mythologie heranzuziehen, dann weben sie -meiner Vorstellung nach- keinen geraden Faden, sondern ein weit verzweigtes Netz. Es gibt Knoten, oder nennen wir es. „Meilensteine“, um die wir nicht, oder nur schwer herum kommen, weil das was wird aus dem entsteht was bereits ist. Welchen Weg wir aber gehen und vor allem wie, das entscheiden wir und wir gestalten durch jede Entscheidung und jede Handlung JETZT unser Schicksal in entscheidendem Maß selbst.

Schicksal und sich schicken scheinen mir nicht ohne Bedeutung nahe verwandt. Wie wir uns schicken, so ist unser Schicksal. (Novalis)

Viele sind zunächst enttäuscht, wenn ihnen dies klar wird, oder sie sehen darin eine Bestätigung ihres Vorurteils, dass die ganze Orakelei ohnehin nur Scharlatanerie ist. Was bringt es ein Orakel zu befragen, wenn es gar nicht DIE Zukunft voraussagt, sondern nur Tendenzen?

Für mich liegt in der Annahme, dass unsere Zukunft nicht unabänderlich vorbestimmt ist, gerade die Chance und eine der wunderbaren Möglichkeiten des orakelns. Nehmen wir beispielsweise an, ein*e Kund*in kommt zu mir und fragt mich nach dem Ausgang einer Prüfung. Natürlich wäre es interessant könnte ich nun vorhersagen wie das Ergebnis sein wird. Wirklich weiterbringen würde eine schnelle Ja/Nein-Antwort aber in den meisten Fällen kaum, wenn sich an dem Ergebnis ohnehin nichts mehr verändern ließe.
Gehen wir nun aber davon aus, dass unsere Zukunft nicht endgültig vorbestimmt ist und dass wir jeden Tag, mit jeder unserer Handlungen und Entscheidungen unser Schicksal selbst bestimmen, dann sieht es schon ganz anders aus. Wenn wir jetzt Fragen, wie die Prüfung voraussichtlich ausgehen wird, dann stellt uns die Antwort nicht vor vollendete Tatsachen, sondern gibt uns einen wertvollen Hinweis, an dem wir uns orientieren und den wir nutzen können.

Zeigen beispielsweise die Karten, dass die Prüfung voraussichtlich gut verlaufen wird, dann heißt dass natürlich nicht, dass die*der Fragende nun nichts mehr tun muss und am Abend vorher nochmal ordentlich feiern gehen kann, da sie*er die Prüfung eh schon in der Tasche hat, aber sie zeigt, dass die betreffende Person am besten genauso weiter vorgeht, wie sie es bisher getan hat, weil sie damit wahrscheinlich erfolgreich sein wird.
Zeigt das Kartenbild wiederum, dass die Gefahr besteht, dass die Prüfung nicht bestanden wird, dann heißt dies auch nicht, dass die*der Fragende nun gleich die Flinte ins Korn werfen sollte. Gerade hier zeigt sich, wie nützlich der Rat eines Orakels sein kann. Nun kann eins sein Lernverhalten noch einmal überdenken und beispielsweise die Karten befragen, wie nun am besten vorzugehen ist, um die Prüfung doch zu bestehen. Was wäre am besten? Mehr lernen? Mehr Pausen machen? Fehlen noch wesentliche Informationen, oder wäre es vielleicht besonders wichtig, dass unser Prüfling etwas für seine Selbstsicherheit und gegen Prüfungsangst tut? Hier kann das Orakel unter Umständen den entscheidenden Tipp geben, der letztlich doch noch zum Erfolg führt.

Es geht beim Orakeln, egal ob mit den Runen, dem Tarot oder anderen Orakelsystemen, also gar nicht in erster Linie darum mal kurz einen Blick in die Zukunft zu erhaschen. Das ist ein netter Partygag und erscheint nur kurz sehr reizvoll. Viel spannender ist es aber, mit dem Orakel unsere Chancen und Möglichkeiten auszuloten und uns Tipps und Hinweise zu holen, die uns eine ganz konkrete Hilfestellung im Alltag geben. Das ist echte „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Eng verbunden mit der Frage nach der Zukunft ist die Annahme, dass Kartenleger*innen, Runenwerfer*innen usw. hellsichtig sind, bzw. sein müssen oder zumindest vorgeben dies zu sein. Ist das tatsächlich so? Dazu mehr im nächsten Teil dieser Serie, bis dahin viel Spaß und interessante Erkenntnisse beim Orakeln!

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