Die Legende vom „christlichen Abendland“

27. Oktober 2012 | Von | Kategorie: Odins Auge Artikel

Für den Begriff „Abendland“, wie für den heute gängigeren des „Westens“, gibt es die unterschiedlichsten Definitionen.
Im üblichen Sprachgebrauch steht „Westen“ bzw. „Abendland“ für eine kulturelle Traditions- und Wertegemeinschaft, die sich grob mit „judäo-christliche Religion, griechische Philosophie, römisches Recht, ferner Humanismus, Aufklärung, offene Gesellschaft und Demokratie“ umreißen lässt. Für manche gehören auch Kapitalismus, ein konsumfreudiger Lebensstil und ein Hang zum Individualismus untrennbar zum „Westen“. Auf alle Fälle ist „der Westen“ ein offener Kulturraum, mit fließenden Übergängen zu und regem Austausch mit anderen Kulturräumen. Wer oder was genau zum „Abendland“ bzw. „Westen“ gehört, ist nicht scharf abgrenzbar.

Das „Christliche Abendland“ ist hingegen klar umrissen: es umfasst die Regionen des „lateinischen“ oder „westlichen“ Christentums, also jene Staaten und Regionen, die von der Römisch-Katholischen Kirche oder den Kirchen der Reformation kulturell geprägt sind.
Jene Gebiete, die von den Orthodoxen Kirchen kulturell geprägt wurden, gehören „nicht so richtig“ dazu; ein islamisch geprägtes Land wie die Türkei definitiv und endgültig nicht, egal, wie „westlich“ es auch sonst sein mag.
Amerika gehört demnach ganz zum „Christlichen Abendland“, bei allen kulturellen Unterschieden zwischen einerseits den USA und Kanada, anderseits Lateinamerika.

Der Begriff „Christliches Abendland“ klingt heute altmodisch. Allenfalls konservative Christen nehmen ihn noch in den Mund.
In den 1950er-Jahren, als die Grundlagen für die europäische Einigung gelegte wurden (Gründung des Europarates, Europäische Wirtschaftsgemeinschaft als Vorläufer der EU, gescheiterter Versuch einer „Europäischen Verteidigungsgemeinschaft“ usw.) und die „Europäische Idee“ in Umrissen ihre bis heute bestimmende Gestalt annahm, war das anders. Weit über die christlich-konservativen Kreise hinaus gab es in Westeuropa eine regelrechte Abendland-Ideologie mit den Zielen „Wiederbelebung des Christentums“ bzw. der kulturellen und politischen Vorherrschaft der christlichen Kirchen, und Abgrenzung gegenüber Staaten und Kulturen, die nicht christlich geprägt sind; im „Kalten Krieg“ vor allem gegenüber der „atheistischen“ Sowjetunion. Zu dieser Ideologie gehört zwar auch das Bekenntnis zur Demokratie, die „Abendländer“ der 1950er und 1960er Jahre hatten aber keine Probleme, die Diktatur Francos in Spanien einzubeziehen.
Wieso die Abendland-Ideologie damals in Westeuropa so populär war, ist, nach den Erfahrungen mit der Nazi-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs, der Auseinandersetzung mit der UdSSR und, nicht ganz so offensichtlich, einem Unbehagen an der als „seelenlos“ und allzu individualistisch wahrgenommenen Moderne, nachvollziehbar. Einerseits betonte sie konservativ-bürgerliche Werte, anderseits distanzierte sie sich vom als gefährlich erkannten Nationalismus. Vor allem in der Bundesrepublik Deutschland bot die Abendlandideologie eine Möglichkeit, sich vom Ungeist der eigenen nationalsozialistischen Vergangenheit zu distanzieren, ohne die unrühmliche Rolle der christlichen Kirchen oder die ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen, die den Nazis erst die Herrschaft ermöglichten, zu hinterfragen: „Hitlerdeutschland“ wurde einfach als nihilistische und antichristliche Diktatur verstanden.
Für Konrad Adenauer, den ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, war der Begriff „Christliches Abendland“ von zentraler politischer Bedeutung. In seiner ersten Regierungserklärung am 20. September 1949 bekannte er sich ausdrücklich zum „Geist christlich-abendländischer Kultur“ als Fundament seiner Kanzlerschaft.
Sowohl die Westintegration wie der Antikommunismus wurden von der Regierung Adenauer mit „christlich-abendländischen Werten“ begründet, aber auch so unrühmliche Entscheidungen, wie die, dass der „Homosexuellenparagraph“ § 175 StGB in der von den Nazis verschärften Form gültig blieb. Dass gleichgeschlechtlicher Sex in der Bibel verdammt wird, zählte faktisch mehr als das Selbstbestimmungsrecht.
Adenauers Außenpolitik mit ihren Schwerpunkten auf „Westbindung“, einschließlich NATO-Mitgliedschaft und europäischer Einigung, war auch in der CDU/CSU seinerzeit umstritten. Durch den Appell an die christlich-abendländische Tradition konnte er den national-konservativen Flügel der Unionsparteien mit seiner politischen Linie versöhnen.
Darüber hinaus spielte der Appell an die Tradition des „Christliche Abendland“ in der Frühphase der europäischen Einigung eine wichtige Rolle. Der Frankenkönig Karl, genannt „Karl der Große“ bzw. Charlemange wurde quasi zum „Schutzheiligen“ der (west-)europäischen Einigung verklärt. Sogar der Zufall, dass das Territorium der ursprünglichen EWG in groben Zügen mit dem Reich „Karls des Großen“ übereinstimmte, wurde in der damaligen Karls-Verklärung propagandistisch überhöht. Das karolingische Reich galt als vorweggenommene Verwirklichung der europäischen Ideale der Nachkriegszeit. Bis in die Schulbücher hinein wurde ein Mittelalterbild vermittelt, das von den europapolitischen Wunschvorstellungen der Bundesregierung und vor allem der Abendland-Ideologie bestimmt war, und es oft mit der historischen Wirklichkeit nicht immer so genau nahm. Außer in einer geschönten Darstellung „Karls des Großen“ zeigte sich das vor allem in einer eher positiven Bewertung der Kreuzzüge.
Zugleich eine Triebfeder der europäischen Einigung wie ein Verbreiter der Ideologie vom „christlichen Abendland“ war die Paneuropa-Union. Sie verlor zwar seit den 1960er-Jahren an Bedeutung, hat aber in der Europapolitik immer noch einiges Gewicht.
Die deutsche Paneuropa-Union steht der CSU sowie den Vertriebenenverbänden nahe. Von rechtskonservativen Vereinigungen unterscheidet sie sich durch die deutlichen Verurteilung des Nationalismus.
Bis heute tritt diese älteste europäische Einigungsbewegung für ein politisch und wirtschaftlich geeintes, demokratisches und friedliches Europa auf Grundlage des christlich-abendländischen Wertefundaments ein. Konkret bedeutet das heutzutage, dass die Europäische Union zu einer „nach außen und innen voll handlungsfähigen Einheit“ weitergebildet werden soll, also einem europäischen Bundesstaat, der auch militärisch geeint ist und keinen fremden Mächten untergeordnet sein soll, und überall in der Welt für seine Interessen und für die Ideale der Freiheit und der Menschenrechte eintritt. (Offenbar notfalls auch mit militärischen Mitteln.)
Die Paneuropa-Union strebt nach eigenen Angaben ein Europa auf Basis des Christentums an, und kämpft gegen alle Tendenzen, die die „geistige und moralische Kraft Europas zerstören“ – wie Nihilismus, Atheismus und ein „unmoralischer Konsumismus“.
Auch wenn der Ausdruck „christliches Abendland“ genau so aus der Mode ist wie die Abendland-Propaganda der Nachkriegszeit, sind die damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen Vorstellungen nach wie vor wirksam. Das zeigt sich zum Beispiel in den diskriminierende und diffamierende Äußerungen christdemokratischer Politiker und konservativer Medien gegenüber Griechenland, das, wie auch Serbien, Bulgarien und vor allem Russland nicht zum „christlichen Abendland“ im eigentlichen Sinne dazugehört, also irgendwo automatisch suspekt ist. Noch deutlicher zeigt sich eine unterschwellige Abendland-Ideologie in der Haltung der meisten christlich-demokratischer Politiker und Publizisten zu einem möglicher Beitritt der Türkei zur EU, dass die Türkei nicht zum „christlichen Abendland“ gehört, wiegt mehr als die tatsächlichen wirtschaftlichen, politischen und auch kulturellen Verhältnisse.

Heute ist eher vom „Westen“ bzw. der „westlichen Welt“ die Rede, und nicht immer ist damit das „christliche Abendland“ gemeint. Der „Westen“ kann auch universalistisch verstanden werden: Humanismus, Aufklärung, Demokratie und Industrialisierung sind zwar historisch „im Westen“ entstanden, aber für alle Menschen aller Kulturen da. Die Idee der „universellen Menschenrechte“ mag in der heutigen Form „im Westen“ formuliert sein, aber schon an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte arbeiteten Menschen aus „nicht-westlichen“ Kulturkreisen entscheidend mit. Wesentlichen Anteil an der Abfassung hatten der libanesische Politiker und Philosoph Charles Malik und der chinesische Philosoph Peng-chun Chang.

Zum „Westen“ kann, nach dieser universalistischen Auffassung, jeder gehören, unabhängig von der eigenen kulturellen Herkunft oder gar Religion. Sogar jene problematische Ideologie, die den „Westen“ mit dem transnationalen Kapitalismus gleichsetzt, ist im Grunde universalistisch.
Es gibt aber auch nicht-universalistische Definitionen des „Westens“, die mit denen des „Christlichen Abendlandes“ übereinstimmen.
Der „Westen“, wie er in Huntingtons „Clash of Civilisations“ definiert wird, entspricht dem traditionellen „Christlichen Abendland“, mit der möglichen Ausnahme Lateinamerika.

Karte der „Zivilisationen“ bzw. Kulturkreise nach Huntington, dunkelblau: „der Westen“.
Clash of Civilizations map
Creative Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“. Kyle Cronan at the English language Wikipedia

Huntington war sich nicht sicher, ob es einen lateinamerikanischen Kulturkreis gibt, da die Kultur mancher Länder in Lateinamerika wie z. B. Argentinien, Mexiko, Brasilien oder Chile mehr durch europäische Einflüsse geformt wurde als jene von Ländern wie Peru oder Bolivien. Er hielt es daher ebenso für möglich, dass sich hier ein eigenständiger Kulturkreis entwickelt, wie dass sich Lateinamerika völlig an den westlichen Kulturkreis anbinden könnte.

Es gibt auch eine anti-amerikanische Variante des „abendländischen Denkens“, in der sehr viel von „Europa“ die Rede ist und eine natürliche Inkompatibilität zwischen europäischen und nicht-europäischen Kulturen behauptet wird.

Ein weiterer Begriff, der neben der „westlichen Zivilisation“ bzw. dem „westlichen Kulturraum“ in heutigen Debatten eine Rolle spielt, ist das „christliche Erbe“ bzw. die „kulturelle Tradition des Christentums“. Neuerdings wird das auch gerne „christlich-jüdisches Erbe“ genannt, ungeachtet der Tatsache, dass das „christliche Abendland“ zutiefst antijüdisch und antisemitisch geprägt war und zum Teil noch ist. Außer der Einsicht, dass Antisemitismus einfach nicht mehr geht, spiegelt sich im Ausdruck „christlich-jüdisch“ die Erkenntnis wieder, dass zentrale Teile der „christlichen Tradition“ jüdisch sind, z. B. die in beiden Teilen vollständig von Juden verfasste christliche Bibel, und dass Juden, obwohl ausgegrenzt und verfolgt, sehr viel zur „abendländischen Kultur“ betrugen und beitragen.

Das „Christliche Abendland“, alias „westliche Zivilisation“, alias „europäische Kultur“, gründet sich, wie es Bundespräsident Theodor Heuss am 16. September 1950 bei einer Schulfeier in Heilbronn ausdrückte, auf „drei Hügel“:

Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muß sie als Einheit sehen.

Gemeint sind die attische Demokratie, aber auch die altgriechische Philosophie, das römische Rechtssystem und das Christentum. Manche, die an Heuss rhetorisch anknüpfen, nehmen auch noch den Berg Sinai für den jüdischen Beitrag hinzu.
Das Christliche Abendland ist also, folgt man dieser Lesart, Erbe und Nachfolger der Griechisch-Römischen Antike, Bewahrer der antiken Werte. Wobei Sklavenhaltung, politische Korruption und die Geringschätzung anderer Kulturen alias „Barbaren“ interessanterweise nicht zum „antiken Erbe“ gerechnet werden, obwohl sie für die Geschichte des Christlichen Abendlandes von großer Bedeutung sind.
Das Christentum ist, nach eigenem Verständnis, auch Erbe und Nachfolger des Judentums. (Die Idee, „Nachfolger“ des Judentums zu sein, war eine Hauptursache des christlichen Antijudaismus.)
Den „alten Israeliten“ lieferte nicht nur unfreiwillig die Grundlagen des Christentums. Ihren gelangen, jedenfalls in modernen Version der Legende vom Christlichen Abendland, zwei bahnbrechende Errungenschaften: Erstens erfanden sie die Gleichheit vor dem Gesetz – schließlich gilt die Thora für alle, für den König wie für den Sklaven. Zweitens erfanden sie das Individuum – denn die Bibel bestimmt, dass jeder Mensch für seine Taten selbst verantwortlich ist. Das Christliche Abendland hätte diese Errungenschaften übernommen. Fest mit dieser Überzeugung verbunden ist die Idee, Gleichheit vor dem Gesetz und das verantwortliche Individuum wären für „andere Kulturkreise“, vor allem in der islamischen Welt und in China, etwas fremdes und unverständliches.
Selbstverständlich könnten, nach diesem Verständnis, Humanismus und Aufklärung einzig und allein in christlich geprägten Kulturen entstehen.
Eben so selbstverständlich wäre der Siegeszug der modernen Wissenschaft und die Industrielle Revolution nur im christlich geprägten Abendland denkbar gewesen.

Soweit die Ideologie. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die Idee der universellen Menschenrechte wurde z. B. schon in der „heidnischen Antike“ formuliert, und sie hatte in der Neuzeit gegen erheblichen Widerstand der Kirchen und der mir den Kirchen verbündeten absolutistischen Monarchien zu kämpfen. Es ist außerdem möglich, die Menschenrechte mit einer konfuzianistischen oder einer buddhistischen Ethik zu begründen – Menschenrechte und christliches Menschenbild sind nicht notwendigerweise miteinander verknüpft.

„Momo Rulez“ sinnierte auf Metalust & Subdiskurse was Europa außer Weltkriegen, Genoziden, der Zwöftonmusik, ein paar guten Büchern überhaupt zustande gebracht hätte in den letzten 100 Jahren ohne Input von außen, von anderen Kulturen.
„Woher da die kulturelle Arroganz stammt?“

Ich vermute, dass diese Arroganz aus einem Gemisch aus Ahnungslosigkeit und kulturellem Tunnelblick, dem Tunnelblick der extrem eurozentrischen Abendland-Ideologie, entspringt.
Mit diesem Tunnelblick gilt z. B. die Zwölftonmusik als ein hohes Kulturgut (was sie in der Tat ist, auch wenn nur wenige sie hören – wahrscheinlich verstärkt, wie bei anderen Kulturgütern, die Unzugänglichkeit den Prestigewert), während der Blues als „reine Unterhaltungsmusik“ abqualifiziert und als „kulturfremd“ wahrgenommen wird. Obwohl der Blues zutiefst christlich ist, wenn man die Tradition verfolgt.

Im Gedankenexperiment drehen wir einmal den Kalender um 1000 Jahre zurück. Der damals zivilisatorisch unstreitig am meisten entwickelte Raum Europas war die moslemisch beherrschte iberische Halbinsel. Das gilt auch dann, wenn man weiß, dass der Mythos vom „goldenen Zeitalter in al Andalus'“ voller Toleranz und Wohlstand ein idealisiertes Bild ist. Die faktischen „Erben der antiken Philosophie“, jene, die die Gedanken nicht nur abschreibend bewahrten, sondern weiterentwickelten, das waren die islamischen Gelehrten des Mittelalters!
Ebenfalls auf recht hohem Niveau, wenn auch schon lange stagnierend, stand der von den Überresten des oströmischen Reiches beherrschte Südosten.
Das „christliche Abendland“ hinkte, sowohl in der Sachkultur, wie in Philosophie und Wissenschaft weit hinter „Islam-Europa“ und „Byzanz-Europa“ hinterdrein. Erst im Hochmittelalter machte es, unter massiven Einflüssen aus der islamischen Welt, wieder sichtbare Fortschritte.
Das „dunkle Zeitalter“ des frühen Mittelalters ist real, aber es fand nur in Westeuropa, im Einflussbereich der römischen Kirche, statt.
Bertrand Russel schrieb in seiner „Philosophie des Abendlandes“, dass es zwischen Boethius und Anselm von Canterbury, also in einem Zeitraum von über fünfhundert Jahren, nur einen hervorragenden westeuropäischen Philosophen gegeben hätte, Johannes Scottus Eriugena, einen irischen Gelehrten des 9. Jahrhunderts.
Von den kulturell deutlich weniger finsteren Teilen Europas war schon die Rede. In China fällt in die Zeit zwischen ca. 500 und ca. 1100 die Epoche der Tang-Dynastie, eine Zeit höchster kultureller Blüte, in der viele wichtige Erfindungen gemacht wurde (z. B. Papier, Schießpulver, Porzellan). Die Kulturen Arabiens, Persiens und des indischen Subkontinents standen ebenfalls in voller Blüte.
Ironischerweise war in diesen „dunklen Jahrhunderten“ des Christlichen Abendlandes ein Gebiet „Kerze der Zivilisation“, das an der äußersten Peripherie lag: Irland.
Im frühen 11. Jahrhundert war noch der nur oberflächlich christianisierte Norden der wirtschaftlich prosperierendste Teil Europas, mit Handelsbeziehungen nach Byzanz, Iberien und Arabien (unter Umgehung des kontinentalen Westeuropas). Der „alte Norden“ der Wikingerzeit war stärker nach Konstantinopel und auch der orthodoxen Kirche ausgerichtet als nach „Rom“. Erst in der Zeit der Kreuzzüge wurden die Normannen und ihre Nachfahren ins Christliche Abendland integriert, so wie die warägerischen Siedler Russlands und der Ukraine in den „christlichen Osten“.

Ohne Einflüsse von außen wäre das Christliche Abendland unter einer dunklen Glocke zivilisatorischer Rückständigkeit geblieben. Dass unter dieser Glocke auf die Kirchenglocken mehr gehört wurde, als zuvor und später, und die Kirche quasi ein Bildungsmonopol hatte, mag allenfalls für eine extrem katholische Geschichtsschreibung als Vorzug dieser Epoche gelten.

Martin Marheinecke

Linktipp:
Vierzig Generationen verlorener Jahre
Ausführlicher Artikel von Reinhold Schlotz über die Ursachen des „Dunklen Zeitalters“:

Warum bricht der wissenschaftliche Fortschritt in den ersten Jahrhunderten n. u. Z. vollständig zusammen? Warum findet die wissenschaftliche und technologische Blütezeit der Antike im europäischen Mittelalter keine Fortsetzung?

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