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Montag, Oktober 24, 2005

 
Gesellschaft

Demo-Aufruf gegen den "etwas anderen" Antisemitismus

Neben dem "klassischen" deutsch-nationalen Antisemitismus, der ja immer noch allzu viele Anhänger hat, gewinnt der notdürftig als "Antizionismus" getarnte islamistische Antisemitismus hierzulande immer mehr an Brisanz. Und die Querfrontbildung zu den alten und neuen "einheimischen" Rechtsextemisten klappt vorzüglich.
Deshalb, und weil der "Islamismus" eine durchaus faschistoide totalitäre Idelogie im religiösem Mäntelchen ist:

Aufruf gegen den internationalen "Al-Quds-Tag" am 29. Oktober 2005

Kundgebung in Berlin am 29. Oktober 2005, ab 12 Uhr
Schlüterstraße, zwischen S-Bahn und Kantstraße


Infos: Kampagne gegen den Al-Quds-Tag

Aus dem Aufruf:
Seit 1995 findet auch in Berlin eine zentrale Demonstration zum Al-Quds-Tag statt, in diesem Jahr voraussichtlich am Samstag, dem 29. Oktober. Anfangs wurde mit Parolen wie "Tod Israels" direkt die Auslöschung des jüdischen Staates gefordert. Nachdem öffentlicher Protest dagegen laut wurde, versuchen die Veranstalter, ihre Absichten durch neutralere Slogans zu tarnen. Der Al-Quds-Tag ist aber keine "friedliche Demonstration gegen Israel", sondern ein Ausdruck blanken Hasses. Er ist die öffentliche Manifestation eines als Kritik an der israelischen Politik getarnten Antisemitismus und zugleich ein Angriff gegen universalistische Werte wie Freiheit, Gleichheit und Emanzipation.

Durch die Ideologie des politischen Islams verbreitet sich Antisemitismus in der muslimischen Alltagskultur. Zielgerichtet werden Kinder und Jugendliche indoktriniert. Antisemitismus ist jedoch nicht der einzige Ausdruck islamistischen Feindbild-Denkens. Andere Formen dieser totalitären Geisteshaltung sind Geschlechterapartheid und sexuelle Diskriminierung mit ihren verschiedenen Aspekten – Homophobie, Ehrenmorde, Steinigungen. Erst kürzlich wurden zwei Minderjährige im Iran aufgrund ihrer sexuellen Neigung zum Tode verurteilt und erhängt. Zurzeit findet in Berlin das Verfahren gegen die drei Brüder Hatun Sürücüs statt, die angeklagt sind, aufgrund eines frauenfeindlichen Ehrenkodexes ihre Schwester ermordet zu haben. Auch diese Tat hängt mit dem Gesellschaftsmodell der Islamisten zusammen. Denn die Ideologie des politischen Islam brandmarkt selbstbestimmte Lebensformen als "gottlos", "verwestlicht" und "dekadent". Er fördert damit ein gewaltbereites Klima unter jungen Muslimen auch in unserer Gesellschaft.

Sowohl das Wegschauen wohlmeinender Multikulturalisten als auch der rassistische Reflex von Abschiebeforderungen sind keine geeignete Antwort auf diese Entwicklung. Für uns heißt Bekämpfung des politischen Islam vielmehr Solidarisierung mit seinen Opfern. Die Bedrohung richtet sich gegen alle, die sich der islamistischen Gesellschaftsform widersetzen. Die Attentate von Madrid, London, Istanbul, Bali und Bagdad haben das erschreckend deutlich werden lassen. Sie zeigen zudem, wie eng die Vorstellungswelt des politischen Islam und die mörderische Tat miteinander verknüpft sind.

von Martin 14:44 | Einzelansicht & Kommentare (3)


Samstag, Oktober 22, 2005

 
Politik
Wir scheinen auf dem Weg zum Weltfrieden zu sein

Gute Nachrichten gehen mitunter unter. Außer einem - keinesweg unkritischen - Artikel Wird die Welt immer friedlicher? hat es der neue Human Security Report nur zu kurzen Meldungen in einige überreginalen Zeitungen gebracht.

Obwohl in vielen Gegenden der Erde von Frieden keine Rede sein kann, und obwohl Säbelrasseln und Kraftmeierei als Mittel der Außebpolitik genau so wieder in Mode kommen zu scheinen wie eigenmächtige "militärische Interventionen", wie Angriffskriege gemein genannt werden, gibt es heute deutlich weniger Kriege und weniger Kriegstote als noch vor wenigen Jahren. Die Zahl der Konflikte mit mehr als 1000 Todesopfern hat sich seit 1990 um 80 Prozent verringert! Trotz US-Invasion im Irak, trotz (oder wegen?) des zähen Kleinkrieges westlicher Armeen (darunter die Bundeswehr) gegen afghanische Warlords, trotz des Völkermordes im Süd-Sudan, trotz diverser Bürgerkriege und trotz des Terrorismus und des "War on Terror".

Auch die Zahl der Menschenrechtsverletzungen ist offensichtlich zurückgegangen.

Nach 1945 waren neben dem West-Ost-Konflikt mit seinen Stellvertreterkriegen vor allem die Folgen des Kolonialismus ein Grund für die Vielzahl von Kriegen und Bürgerkriegen.
Das nach dem Ende des "Kalten Krieges" die Zahl der Konflikte so stark abnehmen konnte, führt der Bericht vor allem auch darauf zurück, dass mit dem Ost-West-Konflikt die Vereinten Nationen mitsamt anderen internationalen Organisationen und NGOs ein höheres Gewicht erhielten und der Sicherheitsrat tatsächlich Entscheidungen treffen konnte. Die UN war zur "hohen Zeit" des Ost-West-Konflikts weitgehend paralysiert. In den 90er Jahren vermehrten sich daher Interventionen zur Verhinderung von Kriegen und Friedensmissionen. Auch wenn die Prävention nicht wirklich gelang, so waren die UN-Bemühungen zur Konfliktbeilegung und Friedenssicherung mit verantwortlich dafür, dass die Konflikte kürzer ausfielen und weniger Opfer erforderten.

Der Bericht warnt durchaus davor, dass mit dem Rückgang der Kriege und bewaffneten Konflikte nicht auch schon deren Ursachen beseitig wären. Die Ursachen seien oft nur verdrängt und unterdrückt, so dass Konflikte schnell wieder ausbrechen können. Der Krieg gegen den Terrorismus hat auch Spannungen verschärft und neue potenzielle Konflikte geschaffen. Dennoch stimmt der Bericht optimistisch.

Eine weitere Ursache für eine friedlicher Welt dürfte darin liegen, dass es heute weit weniger Diktaturen gibt als noch vor 20 Jahren. Tiefgreifende Konflikte gibt es auch zwischen demokratisch regierten Staaten. Gelegendlich gibt es dann Handelssanktionen und scharfe diplomatische Note, doch es gab noch nie in der blutigen Geschichte der Menschheit einen Krieg zwischen auch nur halbwegs intakten Demokratien. (Bezeichnend ist, dass Poltiker demokratisch regierter Staaten, die "militärisch intervenieren" möchten, die demokratische Institionen und die Öffentlichkeit massiv hintergehen bzw. nach Strich und Faden lügen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Ziele der "Intervention" selbst bei dem schmutzigstem "militärischen Eingreifen" z. B. der USA, noch nie auch nur annähernd demokratisch regierte Staaten waren.)

von Martin 18:23 | Einzelansicht & Kommentare (5)


Dienstag, Oktober 18, 2005

 
Politik, Religion, Gesellschaft

Ayaan Hirsi Ali zum Thema "Ehren"-Morde

"Ehren"-Morde in der islamistisch-extremistischen Subkultur waren bereits Thema im "Gjallarhorn": Prozeß wegen "Ehrenmord" beginnt

In Ergänzung dieses Artikels:
Die niederländische Parlamentarierin Ayaan Hirsi Ali bekämpft seit Jahren den extremistischen Islamismus - unter Gefahr für Leib und Leben, wie der Mord am Filmemacher Van Gogh auf traurige Weise bewieß. (Bei der Vernehmung der Täter stellte sich heraus: Eigentlich sollte Ayaan Hirsi Ali getötet werden, aber an den unbekümmert durch seine Heimatstadt radelnden Van Gogh war leichter heranzukommen.)

Hirsi Ali: Wir müssen endlich mit den Einwanderern wie mit richtigen Staatsbürgern umgehen. Der Staat muß viel klarer agieren, auch härter, muß mehr verlangen. Nehmen Sie die Ehrenmorde an türkischen Frauen, auch ein Problem hier in den Niederlanden. Nicht nur der Mörder muß unter Strafe gestellt werden, sondern die gesamte Familie, selbst die Frau, die den Tee bringt, während der Familienrat tagt, um eine solche Bluttat vorzubereiten. Alle werden registriert, um ihnen zu signalisieren: Ihr kommt nicht durch damit. Auch im Falle der Klitorisbeschneidung brauchen wir ein Kontrollsystem, das in den Niederlanden vorerst auf freiwilliger Basis operiert. Aber immerhin ein Anfang.

Die WELT: Warum schaffen es unsere Gesellschaften nicht, kraftvoller gegen offensichtliches Unrecht und die Unterdrückung von muslimischen Frauen vorzugehen?

Hirsi Ali: Wenn wir in türkische Gemeinden gehen und über Werte und Verhaltenskodices reden, die nicht kompatibel sind mit Freiheit und Demokratie, dann höre ich oft: In Europa hat man die Juden umgebracht, und das wollt ihr mit uns machen, ihr wollt uns kulturell vernichten. Das sind Totschlagargumente, die jeden Europäer paralysieren. Ich als leidenschaftliche neue Europäerin sage Ihnen: Lassen Sie sich nicht an der Nase herumführen. Diese Leute meinen einzig: Laßt uns in Ruhe weiter unsere Frauen unterdrücken. Keine Zivilgesellschaft darf das akzeptieren, kein Staat darf das akzeptieren.

Die WELT: Ordnung und Unterwerfung funktionieren als geschlossene Systeme besser als die offene, demokratische Gesellschaft. Freiheit fördert den Zweifel.

Hirsi Ali: Selbstzweifel ist gut, aber nicht, wenn es um das Grundsätzliche geht. Der unversehrte Leib, das Leben, die Freiheit des Individuums sind unverhandelbar. Wenn du rauchen willst, ok, da schadest du nur dir. Aber du kannst nicht einfach deine Schwester oder Tochter töten, du kannst sie nicht im Haus einschließen, ihr die Genitalien herausschneiden, sie gegen ihren Willen verheiraten. Die Marokkaner hier schicken ihre Töchter und Frauen zurück nach Marokko, sie holen sie aus den Schulen. Diese Nichtachtung der Frau ist inakzeptabel.

Die WELT: Vor noch nicht allzu langer Zeit war dies durchaus auch in Europa Usus.

Hirsi Ali: Die Bildung hat die Frauen emanzipiert. Und die Männer haben ihre Einstellung geändert. Ich denke an John Stuart Mills Aufsatz aus dem Jahr 1869, in dem er sagte: "Gesellschaften, die Frauen unterdrücken, sind arm." Diese Gesellschaften sind auch gewalttätiger. Das stimmt bis heute. Europa hat nach dem Zweiten Weltkrieg und besonders auch nach dem Ende des Kalten Krieges zu viel für selbstverständlich erachtet. Man glaubte, alles sei immer so wohlhabend, so friedvoll gewesen. Und man ließ die Einwanderer machen, es war schon irgendwie in Ordnung. Friede, Freude, Eierkuchen. Wir haben die Einstellung der Älteren verloren, ihren Respekt vor Freiheit, Demokratie und dem Rechtsstaat als etwas Besonderem, Kostbarem, nicht Selbstverständlichem.


(Aus einem Interview mit der "Welt", via Ayaan Hirsi Ali web.log.nl)

Ayaan Hirsi Ali sagt bedrohten Muslimas in der EMMA, wie sie sich retten können.
Überlege gut, was du wirklich willst. Aber dann: Lauf! Lauf um dein Leben und mache keinen Fehler. Die Tipps sind Auszüge aus dem Buch von Ayaan Hirsi Ali "Ich klage an", das auch auf türkisch erschienen ist ("Itham Ediyorum").
Auf EMMAonline auf Türkisch zum runterladen (als pdf): Evden kaçmak isteyen Müslüman kiz ve kadinlara on tavsiye

von Martin 14:32 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, Oktober 07, 2005

 
Politik, Medien

Hahnebüchene Arbeitsbroschüre zu "Paradise Now"!

Der umstrittenen Film "Paradise Now!" über einen palestinenischem Selbstmordattentäten wird von der Bundeszentrale für politische Bildung als Unterrichtsmaterial empfolen. Allein das ist schon angesichts der - vorsichtig formuliert - einseitigen Darstellung des Film problematisch.

Es ist schon wichtig, dass so ein Film nicht unkommentiert rezipiert wird. Von daher ist es richtig, dass es in allen Kinos, die "Paradise Now" zeigen kostenlos die 24-seitige Broschüre der Bundeszentrale für Politische Bildung gibt.

Schlimm ist allerdings, dass die Broschüre der Zentrale zum Film keineswegs die kritische Auseinandersetzung fördert, sondern leider die im Film vorgegebenen politischen Vorstellungen und Klischees vertieft.

Matthias Küntzel schrieb in seinem Artikel über die 24-seitigen Broschüre:
(zu finden bei Hagalil.com Selbstmord "für ein höheres ideelles Gut"? und Wadinet
Artikel
)
Erstens: Im Film sind alle Israelis böswillige Täter und alle Palästinenser gutwillige Opfer. Die in Szene gesetzte Terroristen-Propaganda bleibt unwidersprochen und wird in dieses dichotome Muster integriert. So legitimiert der designierte Selbstmordattentäter Khaled sein Vorhaben mit dem Argument, dass Israel "keine Zwei-Staaten-Lösung akzeptieren (will)." Um dieses Ziel zu erreichen, hätten die Palästinenser "jedes politische Mittel ausgeschöpft." Weil sie erfolglos geblieben seien, gebe es jetzt zum Selbstmordattentat keine Alternative mehr.

Die von Thomas Krüger behauptete "kritische Rezeption" des Films hätte dieser Darstellung widersprechen müssen. Von jüdischer Seite wurde die Zwei-Staatenlösung nicht nur in den Jahren 1937 und 1947 unterstützt. Man war dieser Lösung auch im Jahr 2000, als in Camp David über den Nahostplan von Ministerpräsident Barak verhandelt wurde, näher gekommen als je zuvor. Jassir Arafat aber verließ den Verhandlungstisch und gab unmittelbar darauf für die zweiten Intifada grünes Licht.

Anstatt die Fehler der Filmdarstellung zu korrigieren, setzt die Unterrichtsvorlage der Bundeszentrale diese Geschichtsklitterung weiter fort. So wird "Camp David" in der hier veröffentlichten "Zeittafel des israelisch-palästinensischen Konflikts" nicht einmal erwähnt. (...)

Anstatt Schüler zur kritischen Distanz gegenüber "Paradise Now" anzuhalten, setzt die Bundeszentrale den antizionistischen Furor dieses Filmes selbst noch in ihrem für Unterrichtszwecke konzipierten "Arbeitsblatt" weiter fort. In dieser Vorlage für die Schüler wird die Politik des Dialogs und der Verhandlung mit Israel nicht einmal als Option erwähnt. Stattdessen werden in Aufgabe 1 die folgenden drei Aussagen zur Diskussion gestellt: "Wer den Tod fürchtet, ist schon tot.", "Ohne Kampf keine Freiheit", "Widerstand kann vielerlei Formen haben." Die Schüler sollen in Kleingruppen Argumente sammeln, die diese Aussagen "stärken bzw. entkräften" und diese Argumente mit Beispielen belegen. Widerstand gegen Israel, Kampf gegen Israel, Selbsttötung gegen Israel – ein andere Form der Konfliktbewältigung taucht, wie schon im Film, so auch in dieser Anleitung für den Unterricht, nicht auf.


Besonders problematisch vor dem Hintergrund des weit verbreiteten "sekundären Antisemtismus", auch an den Schulen:
Zweitens verstärkt "Paradise Now" die antisemitische Wahrnehmung des Nahostkonflikts. So wird in einer Nebenszene jüdischen Siedlern vorgeworfen, das Wasser der Palästinenser mit einem Gift zu verseuchen, dass das Sperma der Palästinenser abtöten soll. Mit diesem Vorwurf wird auf das antisemitische Stereotyp von Juden als den "Brunnenvergiftern" zurückgegriffen, das in Europa seit Beginn der Pest-Epidemien verbreitet worden ist. Zugleich transportiert dieser Film einen antizionistischen Antisemitismus, wie er sich in Form der Dämonisierung und der Delegitimierung Israels offenbart.

So steckte im Begriff des "Kollaborateurs", der eine zentrale Rolle spielt, ein antisemitischer Code. Einerseits ist dieses Wort im deutschen Sprachgebrauch mit einer Bezugnahme auf Nazideutschland konnotiert; unterschwellig legt es somit eine Gleichsetzung von Israel und Nazideutschland nah. Andrerseits wird in diesem Film als selbstverständlich unterstellt, dass jeder Mensch, wenn er nur Israel unterstützt oder mit Israelis kooperiert, sein Todesurteil unterschreibt.


Küntzel auf einen gern verdrängen Aspekt der Dreharbeiten des Filmes hin:
"Paradise Now" wurde hauptsächlich in Nablus gedreht und entstand in jenem Klima der Einschüchterung, wie es in den palästinensischen Autonomiegebieten alltäglich geworden ist. So musste das Filmmanuskript den terroristischen Freischärlergruppen vorgelegt werden. Allein schon der Verdacht, dieser Film könne die Selbstmordattentate kritisieren, reichte aus, um ein führendes Mitglied der Filmcrew, Hassan Titi, zu entführen. Es bedurfte einer Intervention des Terror-Paten, Jassir Arafat, um zu erreichen, dass das entführte Crew-Mitglied wieder auf freien Fuß gesetzt wird.[5] Es ist wenig verwunderlich, dass ein Film, der unter solchen Umständen gedreht wurde, auf jedwedes grundsätzliches Argument gegen die Ermordung beliebiger Israelis verzichtet.


Da die Bundeszentrale für politische Bildung von keiner bewaffneten Bande unter Druck gesetzt wurde, und auch keine "künstlerische Freiheit" für ihre fehlerhafte Darstellung in Anspruch nehmen kann, ist die Broschüre ein ausgewachsener Skandal. Zumal angesichts der weit verbreiteten, als "Antizionismus" verbrämten, antisemitischen Vorstellungen, die durch den Film und die begleitende Broschüre bestätigt werden.

von Martin 23:24 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Umwelt
Indianer besetzen brasilianische Zellstoff-Fabrik

300 Tupinikim- und Guarani-Indianer halten seit gestern das größte Eukalyptus-Zellstoffwerk der Welt von Aracruz-Celulose im brasilianischen Bundesland Espirito Santo besetzt.

Sie wehren sich dagegen, dass der Konzern Aracruz ihnen 11.000 Hektar Land weggenommen hat. Aracruz hatte die Indianer während der brasilianischen Militärdiktatur von diesem Territorium vertrieben, um dort in Monokultur Eukalyptus-Plantagen anzulegen.
Landrechtsstreit eskaliert: Indianer besetzen Zellstoff-Fabrik

Die beiden größten Kunden von Aracruz sind Procter & Gamble (Tempo-Taschentücher, Charmin-Klopapier) und Kimberly-Clark (Hakle und Kleenex-Tücher), die zusammen 45 Prozent seiner Zellstoffproduktion abnehmen. Insofern hat auch der deutsche Verbraucher durchaus Einwirkungsmöglichkeiten.

Quelle und weitere Informationen: "Robin Wood" via Umweltschutz-News

von Martin 23:03 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, September 23, 2005

 
Gesellschaft

Demoaufruf für den 1. Oktober in Leipzig

Am 1. Oktober findet eine Gegendemo zu einem dort geplanten Naziaufmarsch statt. Wer kann sollte hingehen.

- 01. OKTOBER 2005 -
MIT WEISSER ROSE
GEGEN BRAUNE GEWALT


Am 01. Oktober wollen Neonazis wieder in unserer Stadt aufmarschieren.

Wir werden erneut keinen Zweifel daran lassen, entschlossen für die Verteidigung demokratischer Grundwerte einzutreten.

Gemeinsam, friedlich und solidarisch

BETEILIGEN SIE SICH!

Mit der weißen Rose
GESICHT ZEIGEN,
DEN NAZIS ENTGEGENTRETEN !

01. Oktober 2005
13.00 Uhr Roßplatz


Unterstützer: OBM Wolfgang Tiefensee, Leipzig.Courage zeigen e.V., IG Metall Leipzig, Christian Führer (Pfarrer an der Nikolaikirche), Christian Wolff (Pfarrer an der Thomaskirche), Sebastian Krumbiegel (Musiker, Die Prinzen), Anker e.V., Arbeit und Leben BWZ, ARBEIT UND LEBEN Sachsen, B90-die Grünen/Fraktion-Leipzig, Bund der Antifaschisten, Cinémathèque Leipzig e.V., DGB Bezirk Sachsen, DGB Jugend Leipzig, DGB Region Leipzig, Die VILLA, Dr. Engelbert Lütke Daldrup, Dr. Georg Girardet, Erich-Zeigner-Haus e.V., Frauenkultur e.V. Leipzig, GEW Leipzig, Gewerkschaft NGG, GeyserHaus e.V., HALLE 5 e.V., IG BAU Nordwest Sachsen, IG BCE Bezirk Leipzig, IG Metall Jugend Leipzig, Jusos Leipzig-Borna, Jusos Sachsen, kath. Pfarrei St. Gertrud Engelsdorf, Kontaktstelle Orientierung der katholische Kirche, Leipzig hilft e.V., Leipziger Linkspartei.PDS, Linkspartei.PDS-Fraktion im Stadtrat Dr. Lothar Tippach, « LOFFT » Verein zur Förderung des Leipziger OFF-Theaters e.V., Maler u. Grafiker Rainer Schade, MÜHLSTRASSE e.V., naTo e.V. Leipzig, Rechtsanwalt Igor Münter, SPD Unterbezirk Leipzig-Borna, SPD-Landtagsfraktion Sachsen, SPDStadtratsfraktion Axel Dyck, Claus Müller, Stadtökumenekreis Leipzig: Pastorin Bucksch, Pastor Härtel, Superintendent Henker, Pastor E.Müller, Reverend Rehakes -Williams, Erzpriester Tomiouk, Propst Vierhock, Theater der Jungen Welt, Volker Stiehler, Verwaltungsdirektor Gewandhaus

Weiße Rosen können beim Veranstalter am 01. Oktober 2005 am Roßplatz erworben werden.

V.i.S.d.P.: Edda Möller, Leipzig Courage zeigen e.V., Karl-Liebknecht-Straße 30/32, 04107 Leipzig


(micha via mail)

von Hellblazer 12:38 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Samstag, September 17, 2005

 
Politik, Gesellschaft
Bildung schützt nicht vor Ausländerhass

Bisher gingen viele politisch Interessierte davon aus, dass Bildung ein Schutzfaktor gegen rechtsextreme Einstellungen sei.
Gemäß einer Studie der Universität Leipzig, über die bild der wissenschaft in ihrer neuesten Ausgabe berichtet, ist das leider wohl eine Illusion.

Es wurden ca. 2500 Teilnehmer aller Altersklassen repräsentativ ausgewählt und ihne Sätze vorgelegt, zu denen sie ihre Meinung äußern sollten:

38 % stimmten dem Satz zu:
Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichem Maß überfremdet

Fast 25% stimmten folgender Aussage zu:
Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert


"Hitler-Nostalgie" scheint, entgegen dem Klischee, im "Westen" tiefer verwurzelt zu sein als im "Osten".
16 % der Westdeutschen, aber "nur" 6% der Ostdeutschen stimmte dieser Behauptung zu:
Ohne Judenvernichtung würde man Hitler heute als großen Staatsmann ansehen

Auch der Antisemitismus ist offenbar im Westen ausgeprägter. 21% der Westdeutschen und 12% der Ostdeutschen waren mit diesem Satz einverstanden:
Auch heute noch ist der Einfluß der Juden zu groß


Obwohl ausländerfeindliche Aussagen bei den Befragten ohne Abitur mit 27% immer noch mehr verbreitet sind, als bei denen mit Hochschulreife (14%), sieht Studienleiter Elmar Brähler eine deutliche Zunahme rechtsextremer Gesinnung unter den Gebildeten:
Die wirtschaftliche Krise und der strukturelle Umbau des Sozialstaates sind nun auch in den bildungsnahen Schichten der Bevölkerung zu spüren.


Der an der Studie beteiligte Psychologe Oliver Decker meint:
Rechtsextremismus und Antisemitismus scheinen stabile Einstellungsmuster zu sein, die bei sozialen Krisen aus der Latenz treten.


Persönliche Ergänzung: Ich vermute, dass der "Bildungs-Rechtsextremismus" auch infolge derim Vergleich zu "Stiefnazis" viel zu wenig beachteten "metapolitischen" Aktivitäten der intellektuellen "Neuen Rechten" angewachsen ist. Der "Kultur-Kampf um die Köpfe" scheint leider Früchte zu tragen.

von Martin 20:51 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Donnerstag, September 15, 2005

 
Gesellschaft/Kultur

Prozeß wegen "Ehrenmord" beginnt

Gestern hat der Prozeß; über die Ermordung einer Deutschtürkin in Berlin begonnen. Er begann damit, dass der jüngste Bruder alle Schuld auf sich nahm - wobei das Gericht dieses Geständnis skeptisch bewertet, da nach Ansicht der Staatsanwaltschaft auch die anderen beiden Brüder der Ermordeten in die Tat verwickelt sind (aber dies festzustellen, ist Aufgabe des Gerichts).

Worum es hier geht, ist etwas anderes. Bei allem Verständnis für andere Kulturen und die damit verbundenen anderen Vorstellungen von Ethik: ein Mord aus "Familienehre" ist grundsätzlich nicht tolerierbar. Wobei die allermeisten Moslems das genau so sehen dürften.

Abgesehen davon ist die Verwendung des Begriffs "Ehre" in diesem Zusammenhang völlig unangemessen und steht konträr zu jeder Vorstellung von Ehre, die wir kennen. Genauso wie Ulrich Wickert gestern in den Tagesthemen sprechen wir uns gegen den Mißbrauch des Wortes aus und haben daher bewußt den "Ehrenmord" in Anführungszeichen gesetzt.

von *V.K.* 12:23 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Donnerstag, September 08, 2005

 
Umwelt

Erfolgreicher Nationalpark Wattenmeer

Eine gute Nachricht, die zeigt, wie effektiv Umweltpolitik sein kann, wenn sie mit "langem Atem" betrieben wird:

Am 1. Oktober 2005 wird der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer 20 Jahre alt. Nach Ansicht der beiden vor Ort tätigen Naturschutzverbände WWF und Schutzstation Wattenmeer geht es der Natur durch diesen hohen Schutzstatus schon viel besser.
So werden im Wattenmeer kaum noch Vögel gejagt, viele Salzwiesen blühen wieder, und die Boden zerstörende Fischerei auf Herzmuscheln wurde gestoppt. Als großen Fortschritt werten die Verbände, dass 1999 der Nationalpark vor Sylt und Amrum durch ein Schutzgebiet für die hier heimischen Schweinswale erweitert wurde.


Sinngemäß gilt das auch für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.

Anzumerken bliebe, dass der Nationalpark Wattenmeer anfangs auch bei Umweltschutzorganisationen wegen der Kompromisse mit der Schifffahrt, der Fischerei, dem Tourismus und auch der Ölförderung umstritten war; sein Konzept galt als "verwässert", als "Alibi-Park" und als ökologisch ineffektiv.

Auf der anderen Seite haben sich Horrorprognosen über den Zusammenbruch des Fremdenverkehrs, der Kutterfischerei oder des Industriestandortes Küste in keiner Weise bewahrheitet. Auch der Küstenschutz litt nicht unter den Nationalparks.

Quelle: Umweltschutz News: Die "Küsten-Wildnis" Wattenmeer genießt den höchsten Naturschutzstatus Deutschlands

Keine wirklich gute Nachricht, aber eine, die eine abgehobene Diskussion auf den Boden der Tatsachen zurückbringt:

Zeit-online: Tschernobyl-Folgen: neue Ergebnisse

Eine Wissenschaftler-Kommission der UN legte am Montag ihren Abschlussbericht über die Folgen des AKW-Unglücks von Tschernobyl vor. Die Zahlen werden Apokalyptikern nicht gefallen; und den Verharmlosern auch nicht


Burton Bennett, der Kommissionspräsident, zieht das Fazit: "Der Unfall hatte schwere gesundheitliche Folgen, besonders für Tausende Arbeiter, die in den ersten Tagen starke Dosen Radioaktivität erhielten, und für Tausende weiterer Betroffener, die nun unter Schilddrüsenkrebs leiden. Doch im Großen und Ganzen haben wir keine wesentlichen negativen Folgen für die Gesundheit der übrigen Bevölkerung in der Umgebung gefunden, und ebenso wenig eine weitreichende Kontamination, die heute noch eine substanzielle Bedrohung der menschlichen Gesundheit darstellen würde - von einigen wenigen und begrenzten Orten abgesehen."

Der Bericht schätzt, dass von den mehr als 200.000 Menschen, die beruflich mit dem durchgeschmolzenen Reaktor in den Jahren 1986 bis 1987 zu tun hatten, bis zu 2.200 wegen der radioaktiven Belastung früher sterben müssen, als es ihrer Lebenserwartung entspräche. Zusammen mit der Zahl der Menschen, die in unmittelbarer Nähe wohnten und verstrahlt wurden, könnte die Gesamtzahl der vom Reaktorunfall geforderten Todesopfer auf 4.000 steigen. Registriert wurden bisher 50 Todesfälle.


Wegen angeblicher Verharmlosung wird der UN-Bericht von den "Ärzten gegen den Atomkrieg" und auch von "Greenpeace" kritisiert. Ungekehrt beharren einige Anhänger der Kernenergie darauf, dass es bis auf die erwähnten "gesicherten" 50 Todesfällen keine weiteren Opfer geben würde.

von Martin 10:45 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Montag, September 05, 2005

 
Umwelt, Politik

Stimme der Vernunft

Im derzeitigen Chaos aus verkürzten und tendenziösen "Informationen" wirkt ein fundierter Artikel wie Wolf! - Katrina und der Klimawandel – wer nicht fragt, bleibt dumm (auf "Telepolis") ausgesprochen erfrischend.

Die erfahrene Wissenschaftsjournalistin Stefanie Schneider beleuchtet ausführlich die Ursachen von tropischen Wirbelstürmen und den aktuellen Stand der Debatte um den Zusammenhang zwischen Sturmstärke und globaler Erwärmung. Sie nimmt auch den politischen Mißbrauch dieser Debatte aufs Korn:
Statt kühlen Kopfes und ruhigen Blutes darüber zu sprechen und zu schreiben, nutzte beispielsweise Bundesumweltminister Jürgen Trittin die zweifelhafte Gunst der Stunde, um einen Tag nachdem der Hurrikan "Katrina" Städte und Landstriche im Süd-Osten der USA verwüstet hatte, für Kyoto 2 zu werben. Und wurde dafür prompt ob seiner Gefühllosigkeit den Opfern gegenüber von dem FDP-Politiker Otto Graf Lambsdorf heftig gescholten, gar indirekt zum Rücktritt aufgefordert. Ebenso setzte es Verbal-Kloppe gegen Trittin vom Nachrichtenmagazin Spiegel Online, das sich aber im Gegenzug nicht zu schade war, in den Tenor des umstrittenen Kopenhagen Konsens des dänischen Ökonomie-Professors Björn Lomborg zu verfallen. Viel Wahlkampfgeplänkel – wenig Information.

von Martin 22:37 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Medien / Gesellschaft

Ganz klar unterscheidbar

AFP-Fototexte: Weiße "Anwohner" "finden", Schwarze "junge Männer" "plündern". Als Screenshoot, weil's wohl dann selbst für dort doch ein bisschen zu sehr auffiel und geändert wurde...

(via jörg)

von Hellblazer 22:16 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Samstag, September 03, 2005

 
Politik / Medien

Wie man einen Skandal baut - oder: lustiges Trittin-bashen für die Quote

Wie vor allem Spiegel-Online im Moment versucht, auf eine besonders eklige Art die Opfer des Hurrikans in Amerika zu instrumentalisieren, nämlich, um gegen Trittin zu bashen, beleuchtet lautgeben mit einer Menge Hintergrund.
[...]So bietet SpOn eine ganze Reihe von Artikeln an, warum die Deutschen den USA keine Hilfe anbieten. Berechtigte Frage, spannendes Thema, aber eine eher langweilige Lösung: selbstredend würden die Hilfsorganisationen sofort reagieren, wenn es sinnvoll wäre und die USA nach Unterstützung fragen würden.

Das Thema gibt also nicht allzu viel her - es sei denn, man hat einen deutschen Umweltminister zur Hand, dessen Name allzuleicht als Aufforderung verstanden werden kann. [...]

Besonders eklig finde ich das Ganze deshalb, weil ebenjener Instrumentalisierungsvorwurf ein Kernpunkt des Bashings ist und damit eine nicht vorhandene Instrumentalisierung konstruiert und sich darüber hochmoralisch echauffiert wird, und damit erst eine Instrumentalisierung betrieben wird, und die vorgegebene Moral selbst unterlaufen wird. Zum Kotzen, sowas. Von Journalismus erwarte ich, dass sie seriös und neutral arbeiten. Und nicht das, was in der Politik "normal" ist auch noch toppen. Solange die das nicht (mehr) schaffen lese ich lieber Blogs, die informieren mich im Moment weit besser als "professionelle" (pah!) "Journalisten".

Dass auch Martin auf diese SpOn-Kampagne hereinfiel (siehe Artikel unter diesem) zeigt, dass diese Kampagne tatsächlich "funktioniert". Das also soll seriöser Journalismus in Wahlkampfzeiten sein? Von der BILD ist man Kampagnen abseits jeglicher Neutralität gewohnt - dass der SPIEGEL sich auf dieses Nieveau begibt ist bedauerlich. Denn damit hat sich SPIEGEL-Online disqualifiziert. Und zwar gründlich.

Nachtrag: Jetzt demontiert sich SpOn vollends selbst. Mal sehen wie tief die noch sinken können...

von Hellblazer 10:07 | Einzelansicht & Kommentare (2)


Donnerstag, September 01, 2005

 
Politik, Umwelt
Heimliche Freude über Hurrikan-Katastrophe

Normalerweise lößt eine schwere Naturkatastrophe Wellen von Anteilnahme und Hilfsbereitschaft aus. Bei den Folgen des Hurrikans Katrina in den Südstaaten der USA scheint das bei vielen Deutschen völlig anders zu sein: Während an der amerikanischen Golfküste hunderte Menschen ihr Leben, zehntausende Hab und Gut verloren haben, reagieren sie eiskalt und selbstgerecht. Kostprobe (aus einem Leserbrief an die "Welt"):
Man sollte bei allen Schreckenszenarien nicht vergessen, daß die USA bewußt zu den größten Umweltsündern der Erde gehört. Schließlich sind die Autos, mit denen sich die Menschen aus New Orleans quälen, zum Teil mit Motoren ausgestattet, die locker 18 Liter schlucken. Man könnte, wäre man gläubig, fast von einer Strafe Gottes reden.


Diese "selber Schuld"-Mentalität ist, mit Verlaub, zum Knochenkotzen! Schon deshalb, weil die armen Slumbewohner in New Orleans, die keine dicken Autos fahren, am meisten darunter leiden, dass eine komplette Großstadt absoff. Leider äußerten sich auch Journalisten in ähnlicher, wenn auch geschickter formulierter, Weise. Das ist primitver, undifferenzierter Anti-Amerikanismus der untersten Schublade und hat nichts, aber auch gar nichts, mit brechtigter Kritik an der US-Regierung oder an konkreten Mißständen in den USA zu tun.

So berechtigt Hinweise auf Klimaveränderungen, daraus resultierende stärkere Stürme usw. vielleicht sind - wenn im jedem dritten Satz darauf hingewiesen wird, dass die USA das Kyoto-Protokoll (eine meiner Ansicht nach eher symbolische Maßnahme) nicht unterschrieben hätten, dann wirkt das eher peinlich. Oder überheblich. Von der wohl obligatorischen Lust am Weltuntergang ganz abgesehen.

Besonders schlimm: Auch der sonst von mir durchaus geschätzte Bundesumweltminister Jürgen Trittin stößt in das selbe selbstgerechte Horn. In seinem Gastkommentar in der "Frankfurter Rundschau" gibt es kein einziges Wort des Mitgefühls für die Katastrophenopfer: "Ein 'Kyoto zwei' wird dringend gebraucht"
Statt dessen schreibt er:
Der amerikanische Präsident verschließt die Augen vor den wirtschaftlichen und menschlichen Schäden, die seinem Land und der Weltwirtschaft durch Naturkatastrophen wie Katrina, also durch unterlassenen Klimaschutz, zugefügt werden.

Klar, hätte Bush brav das Kyoto-Protokoll unterschrieben, wäre der Hurrikan ein laues Lüftchen geblieben! Bemerkenswert, auf was Politiker im Wahlkampf so kommen, wenn es darum geht, sich als ökologische Musterknaben zu verkaufen. Besonders peinlich, wenn jemand tatsächlich umweltpolitische Erfolge in seiner Amtszeit erzielt hat - die aber wohl nicht "wahlkampftauglich" genug sind.

So was kommt auch prima in den USA an und hebt das Ansehen Deutschlands in der Welt ungemein, wie man sieht:
"american readers are furious at German Environmental Minister Jürgen Trittin, who believes America's lax policy on global warming is partly to blame for Hurricane Katrina. Here are some of the kindest of their responses: Mr. Trittin, You've Got Mail!


Sehr lesenswert und ein Lichtblick in all der Mitleidslosigkeit ist folgender Kommentar in "Spiegel Online": Bashing statt Spenden

Aber deutsche Hilfsgelder an amerikanische Hilfsorganisationen wären auf der anderen Seite des Atlantiks sicher willkommen. Offenbar glaubt man hierzulande, dass die Amerikaner unser Geld nicht brauchen. Merkwürdig: Dieselben Leute, die sonst immer die neue Armut, die Ghettos und die Slums in den USA beweinen, wenn sie die Vereinigten Staaten als gnadenlosen Monsterkapitalistenstaat beschreiben, sind jetzt, wo Hilfe wirklich gefragt ist, ganz still.


Michael Kastner hat auf seinem Blog die URLs von Hilfsorganisationen zusammengestellt. Hier: www.freiheitsfabrik.de

von Martin 09:01 | Einzelansicht & Kommentare (2)


Montag, August 29, 2005

 
Politik

CDU-Politiker wirbt mit rechtem Slogan

[...]Der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Henry Nitzsche ist wegen seines Wahlkampf-Mottos erneut in die Kritik geraten.

Er wirbt in seinem Wahlkreis Kamenz mit dem Spruch "Arbeit, Familie, Vaterland" um Stimmen. Diesen Slogan hatte auch die rechtsextreme NPD für ihren Bundesparteitag im vergangenen Jahr gewählt. Geprägt wurde der Spruch von der französischen Vichy-Regierung, die während des Zweiten Weltkrieges mit den Nazis kollaborierte. [...]


MDR: CDU-Politiker wirbt mit rechtem Slogan

Nitzsche ist der, der unlängst mit dem Spruch "Eher wird einem Moslem die Hand abfaulen, als dass er bei der Christlich-Demokratischen Union sein Kreuz auf den Wahlzettel macht." auffiel.

(via lautgeben)

von Hellblazer 10:12 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Dienstag, August 23, 2005

 
Religion/Politik

Pastafarians oder Das Flying Spaghetti Monster

Im US-Bundesstaat Kansas wird aufgrund einer Entscheidung der obersten Schulbehörde seit diesem Frühsommer im Biologieunterricht sowohl die Evolution als auch die Schöpfungslehre (die neuerdings als "intelligent design" firmiert) unterrichtet - gleichberechtigt. Die vielen fundamentalistischen Christen in den USA freuen sich darüber, zumal auch US-Präsident Bush ein Anhänger des "intelligent design" ist.

Weniger freuen dürften sie sich über die neue satirische Religion "Pastafarians", die sich der 25jährige Physiker Bobby Henderson ausgedacht hat. Henderson vertritt die Ansicht, dass das Universum von einem "Flying Spaghetti Monster" (kurz FSM) erschaffen wurde. Im Internet sind bereits Poster und Kaffeebecher mit Abbildungen "Seiner Nudligkeit" (so nennen die Pastafarians ihre "Gottheit") erhältlich. Getreue Pastafarians sollen nach dem Tode im Jenseits mit einer "Stripperfabrik" und einem "Biervulkan" belohnt werden.

Basierend auf der Anerkennung des Kreationismus, fordert Henderson nun, das die Lehres des FSM gleichberechtigt im Biologieunterricht gelehrt wird. Dabei benutzt Henderson dieselben Argumente, die die Kreationisten verwendeten, um ihre Lehre im Unterricht durchzudrücken. Näheres siehe Telepolis.

Unserer Ansicht nach ist Hendersonss "Rin genialer, geradezu lokischer Schachzug. Durch das FSM wird die gesamte "intelligent design"-Lehre der Lächerlichkeit preisgegeben.

von *V.K.* 14:12 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Montag, August 22, 2005

 
Gesellschaft, Geschichte, Kultur

Braunstichiges "germanisches" Freilichtmuseum in Nauen

Der "germanisch"-völkische "Sermonenbund" mit Sitz in Nauen organisierte nicht nur das umstrittene, weil sperrangelweit nach "rechts" offene, "Rock for Roots"-Festival, sondern plant auch, mit Unterstützung der Stadt Nauen, ein "germanisches" Freilichtmuseum.

Das geplante Freilichtmuseum "Gannahall" des "Semnonenbundes" hat mit einem Museumsdorf zur germanischen Kultur nichts zu tun. Es ist eher eine Art sich germanisch gebendes, aber in weiten Teilen unhistorisches, und zudem ideologisch "braustichiges" Fantasy-Museum. Da hilft es auch nichts, dass der "Semnonenbund" sich auf die Ausgrabungsergebnisse der Grabung in Nauen-Bärhorst, beruft, was offensichtlich einige Nauener Lokalpatrioten blendete.

Der "Semnonenbund" steht der von Geza von Nemenyi neubegründeten "Germanischen Glaubens Gemeinschaft" nahe, die ein völkisch bestimmten, streng hierarchisches (Zerr-)Bild der "Germanischen Religion" vertritt. Auf historischen Gebiet ist Nemenyi u. A. Anhänger der - längst widerlegeten - Hypothese, dass die Slawen des spätantiken und frühmittelalterlichen Ostmitteleuropas in Wirklichkeit Ost-Germanen gewesen wären.
Auf seiner Website www.semnonenbund.de vertritt der "Semnonenbund" z. T. ähnliche Geschichtsklitterungen. Daneben fallen zahlreiche historischen Ungenauigkeiten auf. So wird die "nordische Bronzekultur" (etwa 1800-800 v. Chr.), die in Südschweden, Dänemark und Schleswig-Holstein verbreitet war, einfach als "Ursprung der Germanen" bezeichnet. Allenfalls könnte man diese Kultur als "protogermanisch" bezeichnen.

Dass das Germanenbild des "Semnonenbundes" nicht dem derzeitige Stand der historischen und archäologischen Wissenschaft entspricht, ist aber eher zweitrangig, obwohl gerade bei populären Museen auf sachliche Richtigkeit nach bestem Wissen und Gewissen geachtet werden sollte. Wichtiger ist die ideologische Offenheit gegen rechtsextreme und sogar offen neo-nazistische Gruppierungen.

(Info: Arch-De Archäologie-Mailingliste, via "Eldaring-Forum".)

Besonders deutlich wurde diese völlige "Offenheit nach Rechts" auf dem vom "Semnonenbund" organisierten "Rock for Roots" Festival. (Aus
www.turnitdown.de/484.html)
Auf der Freilichtbühne im Nauener Stadtpark fand vor bis zu 400 Besuchern und Besucherinnen am 29. und 30. Juli das nunmehr dritte "Rock for Roots"-Festival statt. Eingeladen waren hauptsächlich Bands aus dem Bereich des sogenannten Pagan Metal, des heidnischen Black Metal, aus Deutschland und Österreich sowie
ein paar Bands aus dem Neofolk und aus der Mittelalterszene.

Organisiert hat das Ganze der Semonenbund, ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Nauen, der sich vom Namen auf den altgermanischen Volksstamm der Semnonen bezieht, die anno dazumal im Havelland ansässig gewesen sein sollen.
Wenn auch der Semnonenbund sich als "politisch neutral" bezeichnet, so ist er über seinen expliziten Bezug auf das Germanentum und Heidentum natürlich nach rechts offen wie ein Scheunentor. Da nützt es auch nix, wenn man im Vorfeld lapidar verkündet, "dass jeglicher Missbrauch dieses Konzertes zu Zwecken politisch oder
sonstig motivierter Propaganda ausdrücklich unerwünscht ist." Wer auf dem Festival Massen Met saufender, in Kartoffelsäcke gehüllter, Germanen erwartet hat, sah sich getäuscht. Zwar waren ein paar Dutzend derartiger Gestalten am Start, ein unübersehbarer Teil des Publikums bestand aber aus rechten Black-Metal-Fans. T-Shirts von Magog, Absurd, Nordisches Blut, Wotanskrieger(allesamt Bands aus dem Bereich des Nationalsozialsitischen Black Metal / NSBM) waren ständig zu sehen, zwischendrin tauchten auch immer wieder Naziskinheads mit ebenso eindeutigen und einschlägigen T-Shirts auf (die konnten mit dem Met-Gesaufe allerdings nicht soviel anfangen und lungerten eher am Bierstand rum). Sicherlich waren auch (selbsternannte) unpolitische Metal-Fans, Neofolker und Grufties anwesend, nur: die massive Anwesenheit von eindeutigen Neonazis hat da keine Sau gestört – schon gar nicht den Veranstalter und die Security.

In Anbetracht dessen, dass bspw. auch Bands wie Belborn aus Rosenheim auftraten,
die zum stramm rechten Flügel des Neofolk zählen, muss man sich über das Erscheinen glatzköpfiger und langhaariger Kameraden auch nicht wundern.
Außerhalb der Freilichbühne war eine Art germanischer Marktplatz mit verschiedenen Ständen aufgebaut: An dem einen gab es Schriften der "Germanischen Glaubensgemeinschaft" (GGG) aus Berlin, an einem anderen bot der Versand "Zum
Germanen" aus Berlin germanischen Schmuck feil. Und mittendrin beim
Lagerfeuer dudelte die Berliner Band Adivarius, die sonst auf Mittelaltermärkten und so auftritt und ebenfalls überhaupt kein Problem damit zu haben schien, dass etwa
viele der Leute, von denen sie beklatscht wurden, der extremen Rechten zuzurechnen war – klar erkennbar an den Schwarze-Sonne- und Blut-und-Boden-Tattoos sowie an ihren T-Shirts oder auch an Baseball-Kappen mit der Aufschrift "Fresst keine Döner". Im Bereich der Freilichtbühne hatten sich drei CD-Stände eingerichtet: Zum einen Noltex aus Halle, der die gesamte Spannbreite des Dark-Wave und Industrial anbot, zum anderen "Det Germanske Folket" aus Sachsen, wo es hauptsächlich rechten Scheiß gab und auch keine "T-Shirts", sondern nämlich "T-Hemden". Dann war noch Barbarossa-Records aus Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) da, ein Versand, der zum harten Kern der
Kameradschaftsszene gehört und der Nazi-Black-Metal der Härtesorte sowie das neonazistische Zine "Blutvergießen" anbot und kaum eine Gelegenheit ausließ, die anwesenden Blöd-Metaller mit politischen Sachen vollzuschwafeln.

Wenn sich nun einmal im Jahr in Nauen eine Spielwiese für derartigen Mist öffnet, dann ist das eigentlich schon unerträglich genug. Doch wie immer, es geht noch schlimmer. Der Semnonenbund plant die Errichtung eines Museumsdorfes und Seminarzentrums "Gannahall" in Nauen, wo zukünftig Seminare und Infoveranstaltungen zu "Kultur und Mythologie" stattfinden soll und der vor allem ein "Lehr- und Erlebnisort für offene Kinder- und Jugendarbeit" sein soll.
Offen für was und für wen, dass ist die Frage die mensch sich nach dem Rock for Roots-dringend stellen muss. Seitens der Stadt Nauen hat mensch offenbar keine Ahnung, mit wem mensch es dort zu tun hat – städtische Briefe an den Semnonen-Chef Rico Krüger beginnen mit der Anrede "Lieber Rico" und die Nauener Stadtratsversammlung hat im Juni das Projekt "Gannahall" erstmal abgesegnet. Nun brauchen die Germanen noch paar kleinere Genehmigungen und das notwendige Kleingeld für Bau, Inventar und altgermanische Haustiere. Und wenn darum geht Spenden einzutreiben, hilft auch die örtliche Presse mit wohlwollenden Artikeln mit. Auch die Tatsache, dass beim Rock gegen Roots gerade mal zwei Polizisten kurz vorbeischauten, mit dem Gebotenen nun aber garnichts anfangen konnten und sich wieder trollten, zeugt davon, dass es vor Ort offenkundig keinerlei Problembewußtsein gibt.
Michael W.


Info: Arch-De Archäologie-Mailingliste, via "Eldaring-Forum" und turnitdown.de

Dank an "Ravenbird" für die Weiterleitung.

von Martin 21:21 | Einzelansicht & Kommentare (10)


Samstag, August 20, 2005

 
Gesellschaft/Politik

Netzwerk Holon: wer liegt mit wem im spirituellen Bett?

Passend zum Artikel "New Age und der Ökospiritualismus" analysiert Martin Marheinecke ein sogenanntes "spirituelles Netzwerk" und zeigt, wie sich verschiedene New Age - Inhalte auf einen gemeinsamen Nenner einigen - und wie dieser aussehen kann. Es wird deutlich, dass bei allen inhaltlichen Oberflächlichkeiten, die so manche esoterische Organisation an den Tag legt die Vernetzung selbst alles andere als dilletantisch angepackt wird. Durch die tiefe Durchdringung vieler New Age-Richtungen, insbesondere auch vieler "ökospritueller" Lehren, mit mindestens theosophischen Inhalten werden diese Inhalte durch so errichtete Strukturen effektiver weiterverbreitet als es Einzelphänomenen je möglich war..
[...] Weil, frei nach Karl Valentin der Mensch zwar gut, die Leute aber schlecht sind, setzt der ökosprituelle Holozentrismus, in dem 6 Milliarden Erdbürger nebst allem Getier und Gewächs so harmonisch wie eine gut eingespielte WG miteinander umgehen, eine "Umerziehung des Menschengeschlechts" zwingend voraus. Deshalb vermutlich auch die Vorliebe im Holon-Umfeld für "Lernfelder" (frei nach dem legendären "100sten Affen"), "höhere Einsichten", angeblich allen Menschen gemeinsame Spiritualität, Weltethos usw. . [...]

von *V.K.* 12:23 | Einzelansicht & Kommentare (1)


 
Umwelt, Politik:

Nicht viel aus der Elbeflut gelernt
- Hochwasserschutz teuer, aber Wirkungslos


Der WWF kritisiert, dass die rund zehn Milliarden Euro, die seit dem Elbe-Hochwasser 2002 in den Hochwasserschutz flossen, größtenteils in zweifelhafte Maßnahmen gesteckt wurden. Ein wirklicher Neuanfang fand nicht statt. So wurden zum Beispiel in gefährdeten Gebiete weiterhin Häuser gebaut.

Drei Jahre nach der Elbeflut: Milliardenflut ohne Wirkung

Und noch ein "Aufreger" vom WWF:
Riesiges Urwaldgebiet soll für Margarine und Waschmittel gerodet werden

Die Regierung Indonesiens will nach eigenen Angaben an der Grenze zu Malaysia auf der Insel Borneo die größte Ölpalmen-Plantage der Welt anlegen. Das Geld dazu soll aus China kommen. Mitten im Regenwald soll auf einer Länge von 850 Kilometern eine Fläche von 1,8 Millionen Hektar – das entspricht der Größe Sachsens – bepflanzt werden. "Diese Mega-Schneise wäre eine ökologische Katastrophe und ist auch ökonomisch unsinnig", so WWF-Waldexpertin Nina Griesshammer. Riesige Flächen ursprünglicher Bergregenwälder müssten für die Plantagen abgeholzt werden, der Lebensraum von Orang-Utans und anderer Arten wäre gefährdet.

Mega-Schneise durch den Orang-Utan-Wald

von Martin 11:26 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Mittwoch, August 17, 2005

 
Politik

Iran-Diskussion: Ein gern verdrängter Aspekt

Bei der Diskussion über die Uran-Anreicherungsanlagen im Iran (die überigens, dass sollte nicht vergessen werden, mit deutschen Know-How und deutscher Technik errichtet wurden) gerät ein Aspekt gerade in Deutschland gern in den Hintergrund:
MORD UND VERFOLGUNG VON KURDEN IM IRAN

Öffentlicher Appell an die Deutsche Bundesregierung
und
die Mitglieder des Deutschen Bundestages

05.08.2005

Sehr geehrte Damen und Herren,

Zwanzig ermordete Kurdinnen und Kurden, Hunderte von Verletzten, Verhaftete, Verfolgte und Gefolterte – das ist die neueste Bilanz an Schandtaten des Mullah Regimes in Teheran gegenüber den Kurden des Landes.

Die neue Regierung des Iran scheint die verheerende Politik und Praxis der Kurdenverfolgung der Vergangenheit nun ins Extrem steigern zu wollen.

Während Europa noch überlegt, wie mit dem islamistischen Regime zu verfahren ist, befinden sich aktuell ganze kurdische Städte im Iran im Streik und ihre Bevölkerungen leisten zivilen Widerstand gegen tägliche brutale Attacken der Geheimdienste und des Militärs: mit dem erklärten Ziel auf die Erkämpfung von Freiheit, Demokratie und Menschenrechtlichkeit.

In Deutschland wird dieser Kampf für die Freiheit gegen ein Verbrecherregime bislang kaum zur Kenntnis genommen – in Achtlosigkeit gegenüber den Toten und Leidenden.

Wir fordern heute die Regierung der BRD dazu auf, auf europäischer Ebene sofort initiativ zu werden, um diplomatisch in Teheran zu intervenieren. Verbunden mit der Forderung, alle repressiven Angriffe auf die kurdische Bevölkerung einzustellen und internationale Untersuchungsdelegationén ins Land zu lassen.

Wir wenden uns zugleich an die deutschen und europäischen NGO’s mit der Bitte um solidarische Hilfe für die verfolgten Kurdinnen und Kurden in Form von materiellen Hilfszuwendungen, fact finding missions und Öffentlichkeitsarbeit.

Imre Kertész Nobelpreisträger
Ayaan Hirsi Ali Filmemacherin / Autorin

Für den Verein Hans Branscheidt

Kopien in Übersetzung:

An NGO Netzwerk der EU Brüssel
An Abgeordnete des EU Parlaments
VENRO – Verband Deutscher Entwicklungsorganisationen
Redaktion "Zeitschrift Entwicklungspolitik"


Via: wadinet-news

Vor einer Reaktion der Bundesregirung habe ich bisher nicht mitbekommen.

von Martin 13:37 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Sonntag, August 14, 2005

 
Politik

Sicherheitspolitik praktisch angewandt

Passend zum Thema totalitäre Systeme:

Telepolis: Vorsicht bei Zwischenlandung in den USA
Ausländer, die auf internationalen Flügen in den USA umsteigen müssen, haben praktisch keine Rechte und müssen mit Übergriffen bis hin zur (leichten) Folter rechnen

von Hellblazer 17:25 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Samstag, August 13, 2005

 
Gesellschaft / Politik
Totalitarismus und Sicherheitsdiskurs

Aus aktuellem und historischen Anlaß verweise ich auf einen sehr guten und sehr wichtigen Artikel zum Thema "totalitäre Tendenzen in demokratischen Staaten" in Heise Telepolis:
Die Riesenwandkarte der Überwachung

Was Hannah Arendt für die fünfziger Jahre feststellt – totalitäre Tendenzen seien "überall und nicht nur in totalitär regierten Ländern" zu finden –, gilt erst recht heute. Der alles durchdringende, obsessiv geführte Sicherheitsdiskurs, der Individuen "bis ins geheimste Fühlen hinein" umformt, Territorien – von den kleinsten bis zu den größten – überwachungstechnologisch neu ausstaffiert und neue Wirtschaftszweige aufblühen lässt, zeigt eindeutig totalitäre Merkmale wenn nicht gar Tendenzen. Doch woran sind sie zu erkennen, wie sind sie zu identifizieren?


Der historische Anlaß ist der Jahrestag des Baus der Berliner Mauer, einer geradezu "klassich" totalitären Lösung eines gesellschaftlichen Problems (der massenahften Abwanderung von DDR-Bürgern in den Westen). Der aktuelle sind die mit ängstlichem Blick auf den Terrorismus durchgepeitschten Sicherheitsgesetze, Überwachungsmaßnahmen, des Abbau von Bürgerrechten.

Der Begriff "Totalitarismus" ist nicht mit der von "westlicher" Seite im kalten Krieg gern verwendeten Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Kommunismus zu verwechseln ("Totalitarismusdoktrin"). Totaltitarismus ist eine Form der Machtausübung, die unter unterschiedlichen gesellschaftlichen Vorraussetzungen und unter unterschiedlichen Ideologien möglich ist.

Artikel in der Wikipedia zum Begriff Totalitarismus.

Ich empfehle als Lektüre Hannah Ahrendts Klassiker "Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft" Piper, München 2003
und als einen weiteren Klassiker:
Karl Popper "Die Offene Gesellschaft und ihre Feinde (2 Bände)" UTB, Stuttgart, 1992
Zur Psychologie des totalitären Denkens: Werner Huth "Glaube, Ideologie und Wahn" Ullstein, Berlin, 1988
und H. Joachim Schwagerl "Rechtsextremes Denken" (das sich nicht nur bei "Rechtextremisten", sondern auch in der "Mitte" der Gesellschaft findet). Fischer, Frankfurt/Main, 1993

Und wer es wirklich noch nicht kennt: George Orwell "1984" und "Die Farm der Tiere".

"Das wesentliche der totalitären Herrschaft liegt also nicht darin, daß sie bestimmte Freiheiten beschneidet oder beseitigt, noch darin, daß sie die Liebe zur Freiheit aus den menschlichen Herzen ausrottet; sondern einzig darin, daß die Menschen, so wie sie sind, mit solcher Gewalt in das eiserne Band des Terrors schließt, daß der Raum des Handelns, und dies allein ist die Wirklichkeit der Freiheit, verschwindet."
Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, S. 958

von Martin 13:00 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, August 12, 2005

 
Politik, Umwelt
Niedersachsen missachtet andauernd EU-Naturschutzrecht

Der Naturschutzbund (NABU) hat das Land Niedersachsen erneut aufgefordert, die Umsetzung des europäischen Naturschutzrechtes nicht weiter zu blockieren und damit hohe Strafzahlungen gegen die Bundesrepublik zu provozieren.

"Man muss zu dem Schluss kommen, dass sich die schwarz-gelbe Landesregierung derzeit nicht im Griff hat", sagte NABU-Sprecher Miller. Geltendes Recht würde dauerhaft und bewusst in besorgniserregender Weise missachtet. Es sei interessant, wie die beiden Parteien - die bundesweit eine 1:1-Umsetzung von EU-Recht versprächen - dort agierten, wo sie Regierungsverantwortung tragen. "Das ist kein gutes Zeichen für die Regierungsfähigkeit von CDU und FDP", so Miller weiter. Sollte der Europäische Gerichtshof Deutschland deshalb verurteilen, müssten alle Steuerzahler für das Fehlverhalten Einzelner zahlen. Darüber hinaus riskiere Niedersachsen auch den Verlust von für die Regionalförderung wichtigen EU-Strukturfondsmitteln.


Quelle: NABU: Niedersachsen missachtet dauerhaft EU-Recht

Via:
Umweltschutz-News

von Martin 12:29 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Mittwoch, August 10, 2005

 
Gesellschaft / Politik

Hagalil wird immer noch nicht gefördert

Nun springen engagierte Künstler ein. Das ist gut. Peinlich genug ist es, dass es überhaupt nötig wurde.

von Hellblazer 20:42 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Gesellschaft / Kultur

Artikel im Ariosophieprojekt: "New Age und der Ökospiritualismus"

Mit dem Artikel New Age und der Ökospritualismus freuen wir uns, den ersten Artikel von Martin Marheinecke aufnehmen zu dürfen, nachdem er schon seit einiger Zeit das Gjallarhorn-Team als "externer" Mitblogger verstärkt.

Auf den Seiten des Ariosophieprojektes gibt es also nun im Rahmen der Betrachtung theosophisch geprägter und oft millenialistischer Weltbilder einen neuen Artikel, der einen groben Überblick über die Denkstruktur dessen gibt, was vor dem letzten Weltuntergangstermin "New Age" genannt wurde, bzw. welche Denkmuster "New Age" heute weiter entwickelt hat.

Die New Age Bewegung entstand in den 1960er Jahren, erreichte ihren Höhepunkt in den 1980er Jahren und wirkt in der "Esoterik"-Szene bis heute nach.
Sie ist extrem vielfältig und in sich widersprüchlich. Als gemeinsames Merkmal der New Ager gilt die Überzeugung, dass die Menschheit an einem historischen Wendepunkt steht, und dass ihr zukünftiges Schicksal davon abhängt, ob es gelingt, ein neues Bewusstsein zu entwickeln.

Ursprünglich ging die Idee des "Neuen Zeitalters" auf die Astrologie zurück: Der Frühlingspunkt wandert derzeit vom Sternbild der Fische in das des Wassermanns, womit eine Epoche der Toleranz, Humanität, Spiritualität und Brüderlichkeit beginnen soll - wenn die Krise des Übergangs überwunden ist. Wie so vieles andere in der Esoterik lässt sich diese Vorstellung auf die Theosophie Helena Blavatskys zurückführen.
Die Ideologie des New Age ist millenialistisch und im - gar nicht so seltenen - Extremfall jener religiöser Endzeitsekten nicht unähnlich: Der Welt droht der Untergang in Form globaler Umweltkatastrophen oder eines neuen Weltkrieges. Einzig die New Ager (der jeweiligen Richtung) haben die richtigen Rezepte, wie der Weltuntergang doch noch abgewendet werden kann. Bei richtiger Anwendung führen sie in eine neue, gerechte, harmonische, spirituelle und ökologisch einwandfreie Weltgesellschaft.
Im Unterschied zu z. B. sozialistisch bzw. kommunistisch orientierten "Weltrevolutionären" setzen die New Ager nicht auf das marxistische "Das Sein bestimmt das Bewusstsein", sondern darauf, dass das richtige Bewusstsein, wenn es nur genügend verbreitet ist, die Welt schon zum Besseren wenden wird.
Ungemein typisch für viele New Ager ist ein verallgemeinerndes Weltbild - Gegensätze werden "wegharmonisiert" und in einem nebulösen Wortgemisch verborgen. Nur wenige der New Age-Denker versuchen sich mit verschiedenen Weltbildern kritisch auseinanderzusetzen. [...]


weiter in: New Age und der Ökospritualismus

von Hellblazer 13:24 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Politik/Gesellschaft

Illegale Einwanderer und falsche innere Sicherheit

In den letzten Tagen hat Bundesminister Otto Schily laut Telepolis an mehreren Orten eine Großrazzia veranstalten lassen, auf der Suche nach Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Bei dieser gigantischen Großrazzia wurden 3 (in Worten: drei) illegale Einwanderer festgenommen.

Als Rechtfertigung dieser Aktion diente vermutlich der "Kampf gegen den Terror". Doch dies ist ein Trugschluss, wie Telepolis darlegt:
Der Kalif von Köln hielt sich ebenso legal in Deutschland auf wie jene arabischen Studenten in Hamburg, denen die Bundesanwaltschaft eine Beteiligung an der Vorbereitung der Anschläge vom 11. September vorwarf. An den Anschlägen in London waren - den bisherigen Ermittlungen zufolge - auch britische Staatsbürger beteiligt. Nur der versehentlich erschossene Brasilianer floh wohl nur deshalb vor der Polizei, weil seine Aufenthaltserlaubnis abgelaufen war.

Schily, der sich von seinem Herausforderer, dem Bayern Beckstein, zu immer neuem innenpolitischen Unfug anstacheln lässt [...], beweist stündlich, dass es für Befürworter einer polizeistaatlichen Ordnung wirklich keinen Grund gibt, nicht ihn, sondern Beckstein zu wählen. Schily demontiert im Wahlkampf weitere verbliebene Bürgerrechte. Und die SPD macht mit. Der eigentlich eher linke Landesverband Bayern nominierte ihn trotz seiner Politik erneut für den Bundestag.


Andere EU-Staaten gehen mit illegalen Einwanderern wesentlich humaner um. So gibt es in Italien und Frankreich jährlich mehrere tausend "Legalisierungen" illegaler Aufenthalte, ohne dass die innere Sicherheit der beiden Staaten darunter gelitten hätte.

Es wird Zeit, mit diesem hysterischen "Kampf gegen den Terror" endlich aufzuhören. Herr Schily, Herr Beckstein, wann begreifen Sie endlich, dass das Aushöhlen von Bürgerrechten kein Plus an innerer Sicherheit bringt???

von *V.K.* 10:06 | Einzelansicht & Kommentare (1)


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