Das
Gjallarhorn Weblog

Gjallarhorn Aktuell

Gjallarhorn Archiv



Artikel des Ariosophieprojektes

Nornirs Aett Home

Nornirs Aett Foren

Donnerstag, Juni 30, 2005

 
Wissenschaft/Gesellschaft

Innovationen: zurück ins "dunkle Mittelalter"?

In einer Analyse der Innovationsrate kommt (lt. Telepolis) der Physiker Jonathan Hüber zu dem Schluss, dass das 19. Jahrhundert die innovatiste Epoche der Menschheitsgeschichte gewesen sei, während wir uns heutzutage, was die Innovationsrate betrifft, wieder auf dem Level des Jahres 1600 sind - mit fallender Tendenz.

Hübner kommt zu dieser Aussage, indem er die 7200 "wichtigsten" Innovationen aus einem Buch entnahm und immer die Anzahl der Innovationen in Abhängigkeit von der Weltbevölkerung berechnete.

Meiner Ansicht nach ist die Betrachtung anfechtbar. Zum einen ist die Liste der "wichtigsten" Innovationen sehr subjektiv. Zum anderen würde ich nach der Feststellung "Anzahl der Innovationen pro Kopf sinkt" erst einmal nach den Ursachen forschen. Und die liegen darin, dass die Bevölkerung in der Dritten Welt schneller wächst als in den Industrieländern, wo die meisten der von Hübner betrachteten Innovationen gemacht wurden. Die meisten dieser Länder haben ein vergleichsweise schlechtes Schulsystem - und ohne vernünftige Ausbildug sieht es bei Innovationen meistens mau aus. Daher bin ich der Meinung, dass diese Statistik nur eins beweist: seit dem 19. Jahrhundert hat sich das durchschnittliche weltweite Ausbildungs- und Wissensniveau erheblich verschlechtert. Es wird Zeit, dagegen etwas zu tun.

von *V.K.* 14:07 | Einzelansicht & Kommentare (2)


Mittwoch, Juni 29, 2005

 
Wirtschaft / Medien

BILD wirbt für Scientology?

Dass ausgerechnet das Sprachrohr der katholischen Kirche völlig unkritisch mit einem Thema wie Scientology umgeht sollte man eigentlich nicht meinen, auch wenn man ja einiges gewohnt ist von dem Blatt. Das Bildblog wundert sich deshalb zu Recht sehr, wenn im Zusammenhang einer großen Reportage über Tom Cruise von BILD ein Bild von Scientology gezeichnet wird, das harmloser nicht sein kann - im Gegenteil, man kann es schon beinahe als "begeistert" verstehen...

Bildblog: "Bild" rühmt Scientology-Organisation und PR für Scientology (II)

von Hellblazer 09:59 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Dienstag, Juni 28, 2005

 
Gesellschaft

Ein Abgrund an Grausamkeit

In der aktuellen Online-Ausgabe der "Zeit" steht eine in jeder Hinsicht erschreckende Reportage über verwahrloste Jugendliche, die als "Nazi-Prolls" im Osten Deutschlands unvorstellbare Grausamkeiten verüben.

Die Wut der Unterschicht

Eine Diskussion des Artikels findet sich im "Forum" in Thread Der Osten besteht nicht nur aus Rechtsgesinnten ab Antwort 009.

(Danke für den Hinweis, Micha!)

von Martin 10:33 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, Juni 24, 2005

 
Politik

Lafontaine - ein "Linker" auf dem "rechten Weg"?

Das im anlaufendem Wahlkampf, vielleicht weil inhaltlichen Alternativen fehlen, normalerweise bürgerlich-konservative Unionspolitiker aus Taktik in die rechtspopulistische Mottenkiste greifen, ist leider keine Premiere. Die "Rechtsausleger" der Union machen diesen Griff auch schon mal aus Überzeugung.
(Siehe auch: Das volle Boot wird aus der Mottenkiste geholt)

Neu ist, dass auch "links von der SPD" in diese Kiste gegriffen wird - ein weiterer Beleg dafür, wie fragwürdig die übliche "Gesäßgegraphie" von rechts und links sein kann.

Der Soziologe Oskar Negt sieht Lafontaine in der Nähe von Rechtspopulisten:

Der renommierte Soziologe Oskar Negt vergleicht Oskar Lafontaine mit Rechtspopulisten wie dem Österreicher Jörg Haider.
"Der Unterschied ist tatsächlich nicht groß", sagt Negt der ZEIT.
Lafontaine hatte in der vergangenen Woche auf einer Wahlveranstaltung mit dem NS-Begriff "Fremdarbeiter" Stimmung gegen ausländische Arbeitnehmer geschürt. Statt die grundsätzlichen Probleme der Arbeitsgesellschaft zu sehen, suchten die Rechtspopulisten nach einem Feindbild.
"Aber auch wenn ein vormals Linker diese Position vertritt, ändert das nichts an ihrem rechtsradikalen Kern", erklärt Negt. Er erwarte nicht viel von einem Bündnis zwischen PDS und "Wahlalternative", sagt Negt. Er finde es "bestürzend", dass
Lafontaine sich "mit den meisten seiner politischen Botschaften über die Bild-Zeitung an die Oeffentlichkeit wendet". PDS-Politiker Gregor Gysi und Lafontaine seien "eine merkwürdige Verbindung von zwei Narzissten ohne politische Perspektive".
Negt schließt dennoch nicht aus, dass die Verbindung von PDS und "Wahlalternative" "auf Anhieb sechs oder sieben Prozent" gewinnen könne.


Quelle: ZEIT-Brief, 22. Juni 2005

von Martin 21:29 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Donnerstag, Juni 23, 2005

 
Politik, Gesellschaft

Microsofts Kotau

Der Software-Gigant gab der chinesischen Regierung nach und sagte ihr zu, dass auf seinem chinesischen Internet-Portal Wörter wie "Freiheit", "Demokratie" oder "Menschenrechte" zensiert werden. Wer als chinesischen User diese Worte eintippt, wird aufgefordert, einen anderen Suchbegriff zu verwenden. Schlimmer noch:

If this weren't insulting enough, the message actually says, according to news reports, "this item should not contain forbidden speech such as profanity. Please enter a different word for this item."

("Freiheit", "Demokratie", "Menschenrechte" sind demach also "schmutzige Worte"!)

Microsoft ist nicht allein so "politisch flexibel" - auch Yahoo! und Google haben derartige Absprachen getroffen.

Quelle "Opinion Journal" des Wall Street Journal: Microsoft's Kowtow

Zur Internet-Zensur in China allgemein in der Online-Ausgabe der FAZ: Zensiertes Netz

Wie gut, dass die Geschäfte auch ohne diesen "Luxus" namens Menschenrechte so gut funktionieren! ;)

Offensichtlich denken nicht nur "böse Kapitalisten", sondern auch demokratisch gewählte Regierungschefs so. Von wem war noch mal der tolle Vorschlag zur Aufhebung des EU-Waffenembargos gegenüber China, weil die Menschenrechtslage inzwischen so viel besser geworden ist? Und welcher President eines demokratischen Landes verweigerte dem Repräsentanten eines von China brutal unterdrückten Volkes, dessen gewaltfreies Engagement für die Interessen seines Volkes sogar mit dem Friedensnobelpreis gekrönt worden ist, demonstrativ die Aufmerksamkeit? Und welcher "liberale" Politiker stell die dynamische und von "Investitionshemmnissen" wie z. B. Arbeitnehmerrechten und Umweltschutzauflagen bereinigte chinesische Wirtschaft als vorbildlich dar?

von Martin 10:14 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Montag, Juni 20, 2005

 
Politik

Das volle Boot wird aus der Mottenkiste geholt...

...denn die CDU bereitet sich (wieder) auf einen Wahlkampf auf Kosten derer vor, die sich nicht wehren können. Mit den geplanten sozialen Kahlschlägen wird es wohl auf ein gegeneinander Ausspielen von Arbeitern / Angestellten und Arbeitslosen, Sozialhilfeabhängigen, Ausländern etc. kommen. Kochs ausländerfeindlicher Hessenwahlkampf macht Schule. Die Biedermänner ziehen in den Wahlkampf und verteilen schon mal die Streichhölzer an die Brandstifter.

n-tv: "Es ist wieder soweit - 'Das Boot ist voll'"

von Hellblazer 08:29 | Einzelansicht & Kommentare (2)


Sonntag, Juni 19, 2005

 
Religion

Gott im Gehirn

Titelthema der Juli-Ausgabe der bild der wissenschaft ist die Frage nach den neurologischen Grundlagen von Spiritualität und Religiösität.

Durch die (allerdings umstrittenen) Forschungsergebnisse des kanadischen Neurologen
Michael Persinger rückte die "Neurotheologie" ins öffentliche Bewußtsein. Persinger hat - so scheint es - Testpersonen zu einer religiös-mystischen Erfahrung verholfen: durch Gehirn-Stimulationen mit magnetischen Feldern. Das funktioniert nach seinen Ergebnissen sogar bei Atheisten. Einige Wissenschaftler meinen sogar, dass die Neigung zum religiösen Empfinden beim Menschen zumindest teilweise in den Genen verankert ist.

In mehreren Artikeln zeigt bild der wissenschaft die Hintergründe zu den oft reißerischen Schlagzeilen z. B. über das "Gottmodul" im Gehirn oder das "Gottes-Gen".
Dabei erfährt man u. A. dass Persingers Ergebnisse von schwedischen Gehirnforschern, die sein Verfahren in einer Doppelblindstudie anwendeten, nicht bestätigt werden konnten, und dass Dean Hammer, dessen Buch mit dem irreführenden Titel "The God Gene" derzeit für Aufregung sorgt, eben jener Genetiker ist, der vor Jahren ein "Schwulen-Gen" entdeckt haben zu glaubte (diese Entdeckung konnte allerdings nicht von anderen Wissenschaftlern bestätigt werden).
Das bedeutet keineswegs, dass die "Neurotheologie" haltloser Unsinn ist. Immerhin zeigte es sich, dass starke Religiösität oft mit überaktiven Schläfenlappen des Großhirn einhergeht (weshalb ein bestimmter Typ Epileptiker zu "religiösen Erweckungsrelebnissen" neigt). PET-Untersuchungen des Gehirns meditierender Menschen (unterschiedlichen Glaubens) zeigten, dass bei mystischen Zuständen Bereiche des Scheitellappens, die der Abgrenzung des Körpers von seiner Umwelt und der Orientierung in Zeit und Raum dienen, inaktiv sind.
Zwillingsstudien weisen darauf hin, dass die Spritualität eine genetische Anlage hat - im Gegensatz zur Religiösität, die von Erziehung und anderen Lebensumständen geprägt wird. (Ein kleines Lob am Rande dafür, dass der Artikel "Das Gottes-Gen" sorgfältig zwischen "Spiritualität" und "Religiösität" unterscheidet.)

Interessant, aber wahrscheinlich nicht beabsichtigt, ist, wieviel einige der zitierten Wissenschaftler über "heimlichen Voraussetzungen" ihres Weltbildes incl. massiver Vorurteile verraten. Ein Beispiel:

"Evolutionsbiologisch betrachtet ist Gott ein imaginäres Alphamännchen, eine Primatenhirn-Konstruktion, die einigen Mitgliedern unserer Spezies deutliche Vorteile im Kampf um die Ressourcen verschafft", sagte der Trierer Philosoph Michael Schmidt-Salomon. Er ist Geschäftsführer der Giodarno-Bruno Stiftung, die sich für ein humanistisches Weltbild nach dem Motto "Wissen statt Glauben" einsetzt. "Das Prinzip ist einfach: Wer es versteht, den Eindruck zu erwecken, einen besonders "guten Draht" zum "jenseitigen Silberrücken" zu besitzen, der kann allein dadurch seine Stellung innerhalb der menschlichen Säugetier-Hierarchie aufbessern. Trotz vieler Jahrtausende Zivilisation ist die Wirksamkeit dieser Form von Machterschleichung relativ stabil geblieben."


Die Behauptung, "Gott ist ein imaginäres Alphamännchen" träfe, wenn überhaupt, nur auf monotheistische und patriarchalisch bestimmte Religionen zu. Es gibt bekanntlich auch andere. (Wer wäre z. B. das "Alphamännchen" unter den Asen? Odin? Thor? Freyr? Tyr? Und letzten Endes laufen alle "Fäden" bei den Nornen zusammen, die weder "Männchen" noch "Alpha" sind. Und was ist mit Religionen, bei denen eine Göttin oder mehrere Göttinnen im Mittelpunkt stehen? Was mit Pantheistischen und Dynamistischen Religionen, in denen es gar keine als personale Wesenheiten gedachte Götter gibt? Was mit dem Buddhismus? usw.)

Außerdem ist keineswegs sicher, dass unsere vormenschlichen Vorfahren - wie die Gorillas - in von "Alphamännchen" angeführten Horden lebten. Bei den Bonobos z. B. (die uns genetisch weitaus näher stehen als die Gorillas), stehen Weibchen im Mittelpunkt der keineswegs straff hierachisch struktrierten Gesellschaft.

(Übrigens war Giodarno Bruno, dessen "Pluralität der Welten" weit über Kopernikus hinausging, und der anno 1600 öffentlich verbrannt wurde, ein Mystiker mit stärken Hang zur Magie. Letzten Endes ist er Opfer der Hexenverfolgung, und nicht Märtyrer der "wissenschaftlichen Vernunft".)

Die wegen ihres radikal aufklärischen und religionskritische Ansatzes trotz einiger atheitisch-kämpferischer Plattitüden sehr lesenwerte Website:
Website der Giodarno Bruno-Stiftung

Zum Thema "Neurotheologie" gab es im Mai einen Beitrag im ARD-Magazin "W wie Wissen". Textfassung des Beitrags: Wohnt Gott im Gehirn?

von Martin 21:19 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, Juni 17, 2005

 
Politik

Unterschriften-Aktion zum Nebeneinkünfte-Gesetz

Möglicherweise ist das Nebeneinkünfte-Gesetz, das die bisher herrschende, Undurchsichtigkeit der finanziellen Anhängigkeiten deutscher Volkvertreter ein wenig lichten wird, durch die vorgezogenen Bundestags-Neuwahlen gefährdet.


Aktion zum Nebeneinkünfte-Gesetz
Transparency International, BUND, Mehr Demokratie und Campact fordern in einem Offenen Brief die Fraktionsvorsitzenden der Opposition auf, das Gesetz zur Reform der Nebeneinkünfte-Regelungen für Abgeordnete nicht zu blockieren. Für diesen Brief sammeln sie bis morgen online Unterschriften.

Morgen berät der Bundestag in erster Lesung über den Gesetzentwurf der Rot-Grünen Koalition. Nebeneinkünfte sollen in Zukunft in drei Einkommensstufen veröffentlicht werden. Verstöße gegen die Verhaltensregeln sollen mit schärferen Sanktionen geahndet werden. Laut Spiegel Online will die Koalition das Gesetz bis zum 30. Juni verabschieden. Der Gesetzentwurf ist im Bundesrat nicht zustimmungspflichtig. Dennoch könnten Union und FDP durch den Einspruch im Bundesrat das Gesetz verzögern. Angesichts der wahrscheinlich bevorstehenden Neuwahlen könnte dies das Aus für das Gesetz bedeuten. Der Gesetzentwurf findet sich
hier auf der Webseite des Bundestags (pdf, 143 KB).


Quelle:
Aktion zum Nebeneinkünfte-Gesetz

von Martin 08:03 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Dienstag, Juni 14, 2005

 
Politik / Gesellschaft

Volksbegehren gegen das bayrische G8 beginnt

Von heute an bis zum 27.6. sollten sich in Wahlberechtigte in Bayern beim Volksbegehren gegen das derzeit gültige achtjährige Gymnasium in Bayern eintragen.
Auf den Rathäusern der Städte und Gemeinden kann man seine Unterschrift gegen Vorlage des Personalausweises (diesen also nicht vergessen) machen.

Auf den Seiten des Vereines "Bündnis für Bildung in Bayern" wie auch auf den "VolksbegehrenbayernG9"-Seiten gibt es weitere Hintergrundinformationen. Oder auch bei mir im Weblog.

Hingehen, Unterschreiben, Weitersagen.

von Hellblazer 08:52 | Einzelansicht & Kommentare (1)


Sonntag, Juni 12, 2005

 
Gesellschaft

Vernunft und magisches Denken

Eine interessante Fundsache aus dem Weblog der "Freude der offenen Gesellschaft", einer lockeren Gruppe von Ex-Linksradikalen, die zum Liberalismus "konvertiert" sind.
In einem länglichen, aber lesenswerten Beitrag über die "Antideutschen"
Antideutsche Todesstrafe? gibt es einen speziell für denkende demokratische Heiden äußerst interessanten Absatz:


III. Bleibt uns also nur noch die Konsequenz. Aber auch die ist uns nicht geheuer. Sicher gehören wir zu der in Deutschland vom Aussterben bedrohten Spezies der Denker. Und jeder Gedanke – auch der trivialste – verlangt Konsequenz. Von dem Denkenden, von dem zu Überzeugenden und vom Diskurs. Die von Dr. Freud entwickelte (aber schon in der Steinzeit weit verbreitete) Methode der freien Assoziation soll die Wahrheit über Konflikte im vernunftfernen Großreich des Unbewußten ans Tageslicht bringen. Diese Wahrheiten sind aber eben nicht mit den Wahrheiten über die uns umgebende Realität zu verwechseln. Diese Verwechslungen zu vermeiden, ist ja der ganze Sinn der Veranstaltung. Liberalen liegt viel an der gefahrlosen, spielerischen Integration des magischen Denkens – nicht obwohl, sondern weil sie die Vernunft hochhalten. In einer gelungenen Therapie wirkt die freie Assoziation befreiend. (3) An den Universitäten dagegen wirkt sie verblödend. Deswegen sprechen Mitglieder unserer seltenen Spezies viele Sprachen, aber niemals die Sprache des Hegelianismus oder Poststrukturalismus. Ja, auf stringente Argumentation und konsequente Faktenorientierung legen wir mehr wert als die Epigonen der Frankfurter Schule oder des Situationismus, die uns umgeben. Aber in antideutschen Zirkeln wird die Konsequenz (wie im klassischen Linksextremismus) häufig auf martialische und dehumanisierende Weise an der Bereitschaft zur Gewaltanwendung gemessen.(4)
----------
Fußnoten:
3) Aber selbst in diesem Rahmen birgt die allzu unkontrollierte freie Assoziation nachweislich einige Risiken. Ohnehin zur Depression neigende Menschen können sich noch tiefer in unfruchtbare, düstere Grübeleien verstricken. Ohnehin zur Regression neigende Menschen können ganze Wochen in der Steinzeit verbringen, wenn die Zeitmaschine einen kleinen Defekt hat. Ein nicht unbedingt zu empfehlendes Urlaubsziel!
(4) Diesen Spleen hatte die kritische Theorie natürlich nicht. Insbesondere Adorno war ein entschlossener Gegner jeder Gewaltverherrlichung. Wahrscheinlich hat er deswegen so selten von der "Revolution" gesprochen, wenn er von der von ihm erhofften Umwälzung alles Bestehenden sprach.

(Hervorhebung von mir. MartinM)

Obwohl die "Freunde der offenen Gesellschaft" keineswegs "Neuheiden" sind, erkennen sie den (vermeindlichen) Gegensatz "Vernunft vs. magisches Denken" als problematisch. "Magisches Denken" ist Bestandteil naturreligiösen / heidnischen Denkens. Es ist bedrückend, wie viele Heiden, nachdem sie "die Magie" für sich entdeckt habe, die kritische Vernunft fröhlich über Bord werfen. Dass das auch ca. 80 % aller Esoterik-Fans so halten, entschuldigt nichts, denn viele Esos wissen noch nicht mal, dass sie magisch denken, wenn sie denn überhaupt denken. Heiden, besonders solche der "hexischen" und der neoschamanischen Richtungen, haben sich bewußt auf magisches Denken eingelassen - sie sollten also wissen, was sie tun, und den Verstand gerade bei "magischen" Praktiken einschalten. Wobei uns noch weitaus mächtigere Instrumente zur Reise in das "Reich des (normalerweise) Unbewußte" zur Verfügung stehen, als die verhältnismäßig harmlose freie Assoziation. Die Gefahrenhinweise aus Fußnote (3) gelten erst recht für schamanische Reisen und ähnliche hypnotische / selbsthypnotische Verfahren!

Den Hinweis, wo magisches Denken hingehört (statt "Therapie" würde ich allerdings "Bewußtseinserweiterung" schreiben) und wohin nicht (nämlich in politische / gesellschaftliche Diskurse) kann man nicht genug beherzigen! Ich erlebe das leider regelmäßig im Internet wie gelegendlich im "real life" anders.

Dass Menschen (z. B. Antifas, Weltanschauungsbeauftragte, "Sektenexperten") die anderen Menschen, die sich auf "magische" Praktiken eingelassen haben (z. B. Heiden, Hexen, Neoschamanen), pauschal in die Ecke des Irrationalismus stecken, schwer auf dem Holzweg sind, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht länger ausführen.

von Martin 13:48 | Einzelansicht & Kommentare (1)


Samstag, Juni 11, 2005

 
Archäologie
7000 Jahre alte Tempel enthüllen hochentwickelte alteuropäische Kultur

Archaeologists entdeckten ein Netzwerk aus monumentalen Tempeln in Mitteleuropa. Über 150 riesige Bodendenkmäler wurden in Deutschland, Tschechien und Österreich entdeckt. Die umfangreichste bisher bekannte Anlage wurde in Nickern (bei Dresden) ausgegraben. Diese Tempel weisen darauf hin, dass die jungsteinzeitliche Zivilisation in Mitteleuropa sehr viel höher entwickelt war, als bisher bekannt.

Etwa zwei Jahrtausende vor dem Bau der Pyramiden gab es offensichtlich eine hochentwicklte auf Ackerbau beruhende, Zivilisation, die monumentale Tempelanlagen aus Holz und Erde erbauten. Das herkömmliche Bild der Zivilisationsentwicklung ist dadurch verzerrt, dass Steinbauten archäologisch leichter aufgespürt werden können, als Bauten, die nur aus Pfostenlöchern rekonstruiert werden können.

Quelle: The Independent, online-Ausgabe, 11 Juni 2005:
Found: Europe's oldest civilisation

How 7,000-year-old temples reveal the elaborate culture of Europe

von Martin 23:14 | Einzelansicht & Kommentare (2)


Donnerstag, Juni 09, 2005

 
Kultur

Rassistischer Rap

In die Debatte über deutschen HipHop mit rassistischen Texten hat sich jetzt auch die SPD-Politikerin Monika Griefahn eingebracht. Sie fordert Radio- und TV-Sender auf, rassistische Rap-Songs aus dem Programm zu nehmen. Notfalls müsse ein Verbot her. (Mehr dazu hier.)

Die Verbreitung rassistischer Musik geschieht jedoch vorwiegend szene-intern, also in einem kulturellen Umfeld fern der Massenmedien, das sich um Verbote (beispielsweise nationalsozialistischer Symbolik) jetzt schon kaum schert.
Detaillierte Aufklärung und wachsame Beobachtung der Szene bleiben also weiterhin die wichtigsten Mittel.

von Die_Kraehe 09:50 | Einzelansicht & Kommentare (7)


Freitag, Juni 03, 2005

 
Politik

Linktipp: das "Wahlblog"

Unter diesem Namen ist ein Gemeinschaftsblog politikinteressierter Menschen an den Start gegangen, in dem bis zur Wahl Programmatik, Hintergründe und Gedanken zu Parteien, Politik und Politikern beleuchtet, kommentiert und besprochen werden sollen.

zum Wahlblog (und ja, ein bisschen Eigenwerbung ist das natürlich auch ;-) )

von Hellblazer 14:12 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Mittwoch, Juni 01, 2005

 
Wissenschaft / Gesellschaft

Rassenlehre - Glaubenssätze des letzten Jahrhunderts

Eine unsägliche Verquickung von moderner Genforschung und überkommenen Rassetheorien holt letztere, obwohl doch schon zu Recht tief in die Kategorie "Irrtümer der Anfänge von Wissenschaft" versenkt, wieder auf den Tisch. Was bei halbwegs vernunftbegabtem Nachdenken auffallen sollte und auf anderen (nicht ideologisch untergrabenen) wissenschaftlichen Gebieten auch nie passieren könnte - es würde ja auch nie jemand auf die Idee kommen, die olle "Erde ist der Mittelpunkt des Universums"-Theorie ernsthaft wieder hervozukramen, nachdem die Gravitation als "Ordnungsmechanismus" des Weltalls weithin anerkannt wurde, passiert regelmäßig ausgerechnet mit diesem Unfug mit den Rassen immer wieder.

Nun gab es im "Spektrum der Wissenschaft" zwei Artikel (MAMSHAD, MICHAEL J. UND STEVE E. OLSON. 2005. Menschenrassen—eine Fiktion? Spektrum der Wissenschaft Mai 2005: 90-95. und HAEN, EKKEHARD. 2005. Das Genom ist nur die eine Seite. ebd.: 96-97), der vor allem Ethnologen zur Weißglut brachte. Frau Dr.Herzog-Schröder sah sich zu einem Leserbrief veranlasst, in dem sie u.a. klar stellte:
[...] es zeugt von historischer Kaltschnäuzigkeit, den Terminus 'Rasse' als Synonym von 'Ethnie', 'Population' oder 'Bevölkerungsgruppe' in den Kontext medizinischer Fürsorglichkeit zu kleiden. Wozu dient eine Forschung denn eigentlich wirklich, die das menschliche Genom weiter und weiter durchwühlt, um schlussendlich doch noch Menschenrassen zu identifizieren?

Die vorgestellte Forschung zielt auf folgendes: es soll differenziert werden. Menschen sollen unterschieden, klassifiziert, geordnet werden. Es soll—auf Teufel komm heraus—diskriminiert werden! Die Begründung dieses Treibens, die auf eine bessere Wirksamkeit von Medikamenten abzielt, kommt da als armseliges Feigenblatt daher. Das wird in den Ausführungen von Prof. Haen erfreulicherweise deutlich. [...]

Wohin solche Verquickungen letztenendes führen sind Bücher wie das nicht etwa vor 100 Jahren sondern tatsächlich neu erschienene "Race. The Reality of Human Difference", Westview Press, Boulder, Colorado 2004. Vincent Sarich (Professor Emeritus in Berkely) und Frank Miele behaupten, dass der Intelligenzquotient einer "subsahrarischen Rasse" ziemlich konstant 70 Punkte betrage und damit schwarze dümmer als weiße seien, wie man im ethnolog erfährt. Überhaupt den IQ als "Maßstab" für irgendwelche Vergleiche und Bewertungen anzusetzen setzt freilich schon einen entsprechend niedrigen IQ voraus. In der Süddeutschen wurde das Buch rezensiert - und "kapitale" methodologische Fehler herausgearbeitet, z.B. eben im Widerspruch mancher detaillierten Argumentation der Autoren gegenüber der völlig unkommentierten (missbräuchlichen) Verwendung des "Messinstrumentes" IQ, der als Kernargument dient, aber als ein solches im Gegensatz zu Nebensächlichkeiten, die breit und ausführlich abgehandelt werden, nicht weiter beschrieben wird, weder als Instrument selbst, noch in der Frage, wie es angewandt wurde um auf diesen ominösen Wert zu kommen:
[...] Nun sind aber alle Intelligenztests – die aus der Schulpsychologie stammen – so geeicht, dass sie als Richtwert 100 den Durchschnitt der gemessenen Gruppe voraussetzen; nur im Verhältnis dazu besagt der IQ irgend etwas. Wenn aber die gesamte Gruppe – in diesem Fall nicht weniger als ein kompletter Kontinent – unter ihrem eigenen Durchschnitt liegen soll, dann darf man einen methodischen Fehler vermuten, und zwar einen kapitalen. [...]

Rezensent Burkhardt Müller schließt daraus folgerichtig:
Wenn ein Intelligenztest, der den allgemeinen Lebenserfolg der Probanden prognostizieren soll, dies so grundsätzlich überhaupt nicht tut, gibt es offenbar nur zwei Möglichkeiten: Er misst nicht, was er zu messen vorgibt; oder was er misst, ist unerheblich.

Die Autoren des Buches fanden freilich nicht zu dieser Erkenntnis. Merke: nur weil jemand als Wissenschaftler arbeitet heißt das noch lange nicht, dass seine Erkenntnisse wissenschaftliche wären. Oder auch nur seriös. Manchmal ist es auch einfach nur ideologisch getriebener Unfug aus der Mottenkiste des letzten Jahrhunderts...

von Hellblazer 10:49 | Einzelansicht & Kommentare (2)


©2004 Nornirs Aett - impressum - menü nachladen

This page is powered by Blogger. Isn't yours?