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Montag, Juli 04, 2005Politik Unbequemes über Afrika Auf Spiegel-Online schlägt der kenianische Wirtschaftsexperten James Shikwati ziemlich ungewohnte und gerade für gutmeinende "Afrika-Freunde" unbequeme Töne an: Streicht diese Hilfe James Shikwati ist ein erklärter Globalisierungs-Befürworter und Wirtschaftsliberaler - mitsamt dem mitunter naiv anmuten Glauben an die heilsamen Kräfte des freien Marktes. Seine Dignosen des traurigen Ist-Zustandes sind aber gerade auch für eher globalisierungs-skeptische Leser sehr interessant: Shikwati: Solche Vorsätze schaden unserem Kontinent schon seit 40 Jahren. Wenn die Industrienationen den Afrikanern wirklich helfen wollen, sollten sie endlich diese furchtbare Hilfe streichen. Jenen Ländern, welche die meiste Entwicklungshilfe kassiert haben, geht es am schlechtesten. Trotz der Milliarden, die geflossen sind, ist der Kontinent arm. Zweifellos richtig ist folgende Diagnose Shikwatis: SPIEGEL: Wäre Afrika überhaupt in der Lage, seine Probleme selbst zu lösen? Nachdenklich stimmt Shikawatis Aussage, dass Malaria für Afrika ein ebenso großes Problem ist wie AIDS, über das aber niemand spricht. Shikwati: Aids ist ein Riesengeschäft, vielleicht das größte in Afrika. Mit nichts anderem kann man so viel Geld lockermachen wie mit schockierenden Aids-Zahlen. Aids ist hier eine politische Krankheit, wir sollten besonders misstrauisch sein. Eine neben fragwürdigen Lebensmittelprogrammen (aus mit hohen Subventionen gepäppelten europäischen und amerikanischen Überschußproduktionen) besonders problematische "Hilfe" sind die gut gemeinte Kleiderspenden: Shikwati: Was sollen diese Kleiderberge? Hier friert niemand, stattdessen werden unsere Schneider arbeitslos. Ihnen geht es wie den Bauern. So kostengünstig kann niemand aus der afrikanischen Billiglohnwelt sein, dass er mit den gespendeten Produkten mithalten könnte. 1997 waren in Nigeria 137.000 Arbeiter in der Textilindustrie tätig, im Jahr 2003 waren es noch 57 000. Und so sieht es überall aus, wo überschäumende Hilfsbereitschaft auf fragile afrikanische Märkte trifft. Auch wenn man Shikawatis ultra-liberale Rezepte nicht teilt - an der Erkenntnis, dass die bisherige Form der "Entwicklungshilfe" den Interessen z. B. der Agrar- und Textilindustrie (und den Rohstoff-Aufkäufern - und den Waffenhändlern) in den "Geberländern" und ebenso dünnen wie korrupten "Eliten" in Afrika nützt, den einfachen Afrikanern aber eher schadet, führt kein Weg vorbei. Was m. E. nichts daran ändert, dass z. B. die Schuldenkrise durchaus real ist und Schuldenerlasse im Sinne einer größeren wirtschaftlichen Unabhängigkeit sinnvoll sein können - und das auf die "Marktkräfte" bei den derzeitigen ökonomischen Machtverhältnissen kein Verlass sein dürfte. von Martin 23:40 | Einzelansicht & Kommentare (0) Kommentare:Post a Comment |
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