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Samstag, Mai 28, 2005

 
Umwelt, Gesellschaft

Ölföderung im Nordmeer: Nichts dazugelernt

Greenpeace warnt heute (28. Mai 2005) in 15 Städten, darunter Berlin, Rostock, Kiel und Karlsruhe, vor der Bedrohung des Seegebiets um die Lofoten (nördliches Norwegen) durch die geplante Ölförderung und sammelt Unterschriften zum Schutz des Gebietes.
Die Gewässer um die Lofoten gehören zu den fischreichsten Nordeuropas, die Lofoten sind ein wichtiger Lebensraum vieler sonst selten gewordener Seevögel. Zugleich macht Greenpeace auf die permanete Meeresverschmutzung durch Ölförderplattformen aufmerksam und fordert Schutzgebiete in Nord- und Ostsee.


"Es geht um die Rettung eines der wenigen noch unberührten Gebiete. Aber es geht auch darum, dass die Industrie nicht jede Grenze überschreiten darf, um Profit zu machen", sagt Greenpeace Ölexperte Christian Bussau. "Die Ölförderung hat bereits die Nordsee in ein Industriegebiet verwandelt, Leckagen und Ölteppiche sind dort Alltag. Nun droht die Ausbeutung weiterer Regionen. Und Shell ist dabei - offensichtlich hat der Konzern nach Brent Spar nichts dazugelernt."


Greenpeace, via Artenschutz-Info:Gier nach Öl bedroht Naturparadies

Offensichtlich hat auch Greenpeace nichts aus der peinlichen Brent Spar-Affäre von 10 Jahren gelernt, ansonsten wäre der Hinweis der Greenpeaceler auf den "wirkungsvollen Protest von Verbrauchern gegen die Versenkung der ausgedienten Ölplattform Brent Spar" weniger vollmunding ausgefallen.

Der Ölkonzern Shell hatte sich, unter Berücksichtigung der technischen, ökologischen und vor allem finanziellen Aspekte, für eine Versenkung des nicht mehr benötigten schwimmenden Rohölspeichers Brent Spar in der Tiefsee entschieden. Eine entsprechende Genemigung wurde von der britischen Regierung erteilt, die Öffentlichkeit informiert (die "heimliche Aktion" ist eine Legende). Im Februar 1995 bat Greenpeace um Einsicht in die Unterlagen, die sie auch erhielt. Zunächst verzichtete die Umweltorganisation darauf, Bedenken bei der Shell-Geschäftsleitung anzumelden.
Zur gleichen Zeit tobte zwischen der Partei der "Kampanien-Haudegen" um Ulrich Jürgen und Harald Zindler, die ein spektakuläre Platformbesetzung forderte und anderen Teilorganisationen von Greenpeace ein offener Streit. Der wissenschaftlich orienetierte Flügel, vor allem die Mitarbeiter der Berliner "Chemikalienkampangne" zeigten sich skeptisch, einige nationale Greenpeace-Büros, darunter Greenpeace USA, lehnten die Aktion glattweg ab. Den Umweltexperten bei Greenpeace war kontinuierliche Arbeit wichtiger als eine grelle, einmalige Aktion gegen eine an sich wenig umweltgefährdende Plattform-Versenkung.
Den Ausschlag zugunsten der Aktionisten gaben die Öffentlichkeitsabteilung und die "Fundraiser": Eine medienwirksame Aktion, parallel zur Nordsee-Schutzkonferenz in Esbjerg würde die Spendeneinnahmen in die Höhe treiben.

Die Plattformbesetzung erreichte ihr Ziel - Shell gab klein bei und verschrottete die Brent Spar unter enormen Aufwand an Land, Greenpeace beherrschte wochenlang die Medien, es gab sogar eine spektakuläre Boykottaktion gegen Shell - aber um einen hohen Preis: die bisher angesehene Umweltschutzorganisation verspielte eine Gutteil ihrer Glaubwürdigkeit.
Die Greenpeace-Kampangne begann mit lancierten Falschinformationen über große Restölmengen (5500 Tonnen), Schwermetalle und sogar radioaktive Stoffe auf der "Bohrinsel". Im Unterschied zur Brent Spar, die sich wegen ihrer Gesamthöhe von 140 m nur unter Schwierigkeiten an Land hätte abwracken lassen, lassen sich Bohrinseln i. d. R. in Häfen schleppen und dort zerlegen. Die Brent Spar-Versenkung wäre also kein Präzedenzfall für die ca. 400 Ölförderanlagen in der Nordsee gewesen. Seltsam auch, wieso ein profitorientiertes (und als "knausrig" bekanntes) Unternehmen Rohöl im damaligen Wert von über 500.000 $ in einem rostigen Wrack zurücklassen sollte, und wie Schwermetalle oder gar radioaktive Stoffe in einen schlichten Ölspeicher kommen sollten. Alles, was es auf der Plattform wirklich gab, waren feste Ablagerungen, vorwiegend Sand, Salz und verfestigte Ölreste an der Innenseite der Tanks, zusammen ca. 100 Tonnen, die später von Greenpeace gemachten Angaben stimmten mit denen der Shell überein.
Etwa einen Monat nach Beginn der Besetzung erfuhr der interssierte Leser im "Spiegel", dass selbst Greenpeace nicht bestritt, "daß die Sprengung (und folgende Versenkung) der Brent Spar auf Flora und Fauna des Meeres kaum Einfluß hat." Der Streit um die Plattform habe vor allem Symbolcharakter.

Mit anderen Worten: Greepeace tauschte damals seinen moralischen Kredit zugunsten eines möglichst effektiven "Fundraising" und maxmimaler öffentlicher Aufregung ein.

So sehr die Informations-Kampanie über geplante Ölforderung vor den Lofoten im Prinzip zu begrüßen ist, so peinlich ist der stolze Hinweis auf den "Erfolg" (besser "Sündenfall") Brent Spar.

von Martin 14:20 | Einzelansicht & Kommentare (1)


Kommentare:

Womit mal wieder bewiesen ist, dass man berechtigte "gute" Anliegen nicht instrumentalisieren darf, wenn man nicht diesen Anliegen direkt schaden möchte...


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