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Freitag, April 29, 2005

 
Politik, Gesellschaft

Neonazi-Aufmarsch in Leipzig - Konzert gegen Rechtsextremismus am Völkerschlachtdenkmal

Leider hat der Organisator des alljährlichen Neonazi-Auftriebs zu Leipzig, der juristische versierte, hochintelligente, taktisch wendige, bei Bedarf charmante und immer wieder aufs neue unterschätzte Hamburger Drahtzieher der rechtextremen Szene, Christian Worch, wieder mal vor Gericht einen Teilerfolg gelandet:

Der für den 1. Mai geplante Neonazi-Aufmarsch in Leipzig darf gegen den ausdrücklichen Willen der Stadt durch den linksalternativ geprägten Stadtteil Connewitz führen. Das hat das Verwaltungsgericht (VG) Leipzig am Freitag entschieden.
Straßenschlachten dürften damit, wenn überhaupt, nur mittels massivem Polzeiaufgebots zu verhindern sein.

Die Streckenführung steht seit Jahren im Mittelpunkt des Streits zwischen dem Leipziger Ordnungsamt und dem Hamburger Neonazi. Bereits im vergangenen Oktober hatten die Verwaltungsrichter ihm gestattet, durch Connewitz zu marschieren. Dazu kam es am 3. Oktober jedoch nicht wegen linker Krawalle von rund 2000 Gegendemonstranten. Es entstand ein Sachschaden von mehreren zehntausend Euro.

Auch in diesem Jahr befürchten Stadt und Polizei Ausschreitungen. Es werden bis zu 1000 Anhänger der rechten Szene erwartet. Die Polizei rechnet zudem mit rund 3000 Linken aus Berlin und Dresden, wovon etwa 1000 als gewalttätig eingestuft werden. Ihnen gegenüber stehen nach bisherigen Planungen etwa 2500 Polizisten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin. Zudem ist der Bundesgrenzschutz vor Ort.


Aus der online-Ausgabe der Leipziger Volkszeitung: Neonazis dürfen nach Connewitz - Stadt geht in nächste Instanz

Immerhin: vor dem symbolkräftigen Völkerschlachtdenkmal demonstrieren am 1. Mai keine "braune Horden" -dort findet nämlich das Open-Air-Konzert der Aktion "Leipzig - Courage zeigen" statt. Leipzig. Courage zeigen.


30. April 2005 // 18 Uhr Völkerschlachtdenkmal

Schirmherr:
Oberbürgermeister der Stadt Leipzig
Wolfgang Tiefensee

Konzert für Frieden, Demokratie und Menschenrechte

Leipzig zeigt Courage!

Eintritt frei!!!


Also: Wer zu Beltaine noch nichts Festes vorhat und gut nach Leipzig kommt, sollte kommen!

Dieses Konzert ist m. E. ein nachahmenswertes Beispiel, wie nicht nur Nazi-Aufmärsche an "sensiblen" Orten auf verhindert werden können, sondern wie den Rechtsextremisten die "Deutungshoheit" über von ihnen "besetzte" Symbole entwunden werden kann. Schließlich erinnert das Völkerschlachtdenmal - auch wenn seine Symbolik von Anfang an nationalistisch gefärbt war - an die Toten einer der blutigsten Schlachten des 19. Jahrhunderts und an die "Befreiungskriege" gegen Napoleon, mit der viele später schmählich von den wieder erstarkten "alten Obrigkeiten" enttäuschter Hoffnungen auf einen demokratischen deutschen Staat verbunden waren.
Hoffentlich bleibt das Völkerschlachtdenkmal nicht das einzige missbrauchte Symbol, das vom "baunen Belag" befreit wird.

(Danke an ravenbird für den Hinweis.)
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Nachtrag am Abend des 1. Mais:

Es kam leider so wie zu erwarten:

Leipzig. Am Rande des Aufmarsches von etwa 1000 Neonazis ist es am gestrigen 1. Mai in Leipzig zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und mehreren hundert autonomen Gegendemonstranten gekommen. Die rund 2500 Ordnungshüter aus dem gesamten Bundesgebiet setzten Wasserwerfer und Tränengas gegen schätzungsweise 500 gewaltbereite Linksextremisten unter den knapp 5000 Gegendemonstranten ein.

Ganze Meldung:
Leipzig im Ausnahmezustand
Anmerkung: Gut, das die LVZ erwähnt, dass die Krawallniks nur eine Minderheit unter den Gegendemonstranten waren - andere Zeitungen handhaben das leider anders!

Das Konzert Samstagabend am Völkerschlachtdenkmal soll ein voller Erfolg und außerdem musikalisch gut gewesen sein, auf alle Fälle aber friedlich.

von Martin 17:33 | Einzelansicht & Kommentare (0)


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