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Dienstag, Dezember 28, 2004

 
Politik & Wirtschaft

Verschiedenes aus der Telepolis

Damit der Lesestoff nicht ausgeht sei noch auf ein paar interessante Artikel der Telepolis hingewiesen, bevor sie in den Tiefen der Archive verschwinden:

Wie die Faschisten an einer "Nationalen Europäischen Front" stricken, um für die nächsten Europawahlen eine gemeinsame Wahlplattform aufzubauen, beschreibt dieser Artikel:
Die NPD wittert nach ihrem Wahlerfolg in Sachsen und der Zusammenarbeit mit der DVU Höhenluft. Die deutsche "Volksfront von rechts" dient ihr dabei als Vorbild für den Aufbau einer europäischen Rechtsfront [...]


Mit den "verdeckten Lobbyisten" und der Gefahr der Korruption beschäftigt sich die Telepolis am Beispiel des Laurenz Mayer hier.

Ein langer Grundsatzartikel zum Schluss: In "das zweite Scheitern des Neoliberalismus" beleuchten U. Berger und Ch. Stein kritisch den Neoliberalismus als politische Ideologie:
Der Neoliberalismus ist die letzte Großideologie des 20. Jahrhunderts. Wie seine feindlichen Brüder lässt er keine historische Erfahrung und keine theoretische Reflexion gelten, die seinen Glaubenssätzen widersprechen könnte. Diese dogmatische Enge ist ein Makel seiner Herkunft. Er ist ein kämpferischer Anti-Anti-Liberalismus, konzipiert in den Zeiten der schwersten Niederlage der liberalen Ideale. Dies prägt seine Begriffsbildung und seine Kampfesweise. Er musste seinen Feinden auf gleicher Augenhöhe entgegentreten. So übernahm er, insbesondere vom Marxismus, die Grundkonzeption einer "geschlossenen wissenschaftlichen Weltanschauung". Er zwingt alle Weltprobleme in ein einfaches Korsett, hat auf alle Fragen einfache Antworten (im wesentlichen immer dieselbe). Er verfügt über ein simples Menschenbild und er propagiert eine utopische Geschichtsphilosophie. Seine dogmatische Enge und sein utopischer Glaube hindern ihn allerdings daran, für die relevanten wirtschaftlichen Probleme pragmatische Lösungen zu finden. Dies macht ihn ebenso realitätsuntauglich, wie es der Marxismus war. Mit seinem Scheitern ist daher zu rechnen. [...]

von Hellblazer 09:10 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Mittwoch, Dezember 22, 2004

 
Wirtschaft

Pharma-Ramsch für die Dritte Welt

betitelt Telepolis einen Artikel über den Export fragwürdiger Produkte in die sogenannte "Dritte Welt":
Nicht nur bei Insektiziden wird fleißig exportiert, was hierzulande aus gutem Grund verboten ist
Deutsche Pharmaunternehmen machen mit ihren Medikamenten gute Geschäfte in der Dritten Welt. Doch leider fördern die nicht unbedingt die Gesundheit der dortigen Bevölkerungen. [...]

von Hellblazer 11:58 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Dienstag, Dezember 21, 2004

 
Wirtschaft & Politik

Aktion Agenturschluss: die Arbeitsagenturen sollen lahmgelegt werden

Aus dem Aufruf zur "Aktion Agenturschluss":
AktionsaufrufArbeitsagenturen« und »Personal Service Agenturen« am 3. Januar 2005 lahmlegen!

Wenn am 1. Januar 2005 die neuen Hartz-Gesetze in Kraft treten sollten, rufen wir dazu auf, die »Arbeitsagenturen« und »Personal Service Agenturen« (PSA) bundesweit zu schließen. Am ersten Werktag des neuen Jahres, am Montag dem 3. Januar 2005, werden wir den Start von »Hartz IV« stoppen. Wir werden in Form von Besetzungen, Blockaden oder Versammlungen in den Ablauf der Erwerbslosenbürokratie eingreifen. Wir wollen die Nötigung und Beschneidung unseres Lebens anhalten und einen Raum schaffen für den Ausdruck unserer Ängste, unserer Wut und unserer eigenen Vorstellungen von einem würdigen Leben.

Ob wir mit den jetzt stattfindenden Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen die notwendige gesellschaftliche Kraft entfalten, damit die Regierung die »Hartz-Gesetze« zurücknimmt, wissen wir nicht. Unsere Wut und unsere Phantasie sind aber noch lange nicht aufgebraucht. Wir rufen besonders zur Teilnahme an der Arbeitsagentur-Aktionswoche vom 2. bis 5. November und zur bundesweiten Großdemonstration an der Zentrale der »Bundesagentur für Arbeit« am 6. November in Nürnberg auf. Selbst wenn die »Hartz-Gesetze« Alltag werden, wird der soziale Protest und Widerstand dagegen nicht zu Ende sein. Es sind schon andere Gesetze wieder gekippt worden. Weisen wir das gesellschaftliche Elend, das uns jetzt versprochen wird, zurück. Erinnern wir uns an die erfolgreichen Proteste gegen die Einführung einer Kopf-Steuer (»polltax«) in England Anfang der 90er Jahre. Die massenhafte Aufkündigung des »sozialen Friedens« brachte das Gesetzesvorhaben seinerzeit zu Fall.
[...]

Mehr Informationen auf der Seite der Aktion bei labourNet.de und in der Telepolis mit einem ausführlichen Interview mit der Industrie-Soziologin Mag Wompel, die die Aktion mitentwickelt hat.

von Hellblazer 08:18 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, Dezember 17, 2004

 
Politik

Lordrichter stoppen Antiterrorgesetz

Nach dem 11. September 2001 wurde in Großbritannien ein Antiterrorgesetz erlassen, das es ermöglicht, angeblich Terrorverdächtige, die keine britischen Staatsbürger sind, ohne Klage und Gerichtsprozess unbegrenzt in Haft zu halten.

Nun haben die neun Lordrichter des britischen Oberhauses das Gesetz gestoppt mit der Begründung, es sei unvereinbar sowohl mit den Menschenrechten als auch mit der britischen Rechtstraditionen:
This is one of the most important cases which the House has had to decide in recent years. It calls into question the very existence of an ancient liberty of which this country has until now been very proud: freedom from arbitrary arrest and detention. The power which the Home Secretary seeks to uphold is a power to detain people indefinitely without charge or trial. Nothing could be more antithetical to the instincts and traditions of the people of the United Kingdom.

Bravo! Endlich hat es ein oberstes Gericht gewagt, sich der allgemeinen weltweiten Terrorismus-Hysterie zu widersetzen und den Menschenrechten klaren Vorrang einzuräumen.

Quelle: Telepolis: Britische Antiterrorgesetzgebung verstößt gegen die Menschenrechte

von *V.K.* 09:53 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Donnerstag, Dezember 16, 2004

 
Wirtschaft

Jamba "fällt auf"... die Nase

In der sogenannten Blogossphäre, also dem einige tausend Websites großen Segment der sogenannten personal Weblogs, in denen Leute regelmäßig kleine oder große Artikel zur eigenen Befindlichkeit, aber auch zu politischen oder gesellschaftlichen Themen abliefern und damit langsam zu einer interessanten Zusatzposition zu den Mainstreammedien werden können, gibt es im Moment einen Artikel über den Klingeltonverkäufer Jamba in einem Weblog namens "Spreeblick", der massiv von anderen "Blogs" verlinkt und diskutiert wird.

Dieser Artikel erklärt im Stil der "Sendung mit der Maus", wer hinter Jamba steckt und wie das System Jamba funktioniert:
[...] Und weil man mit so einem Klingelton, den ihr ab und zu auf euer Handy holt, natürlich nicht soviel Werbung bezahlen kann und dabei noch ganz, ganz reich werden kann, und weil aber der Marc, der Oliver und der Alexander ganz, ganz reich bleiben wollen, haben sich der kluge Marc, der schlaue Oliver und der intelligente Alexander was ganz Tolles ausgedacht:

Sie tun einfach nur so, als ob sie euch einen Klingelton verkaufen, in Wirklichkeit aber verkaufen sie euch ein immer weiter laufendes Abonnement für ganz viele Klingeltöne.[...]

Im weiteren Verlauf der Ereignisse nun kann man eine Menge lernen - vor allem darüber, wie man Dinge nicht macht.

Was man macht, bevor man auf irgendetwas reagiert, das in einem Medium stattfindet, mit dem man sich offensichtlich nicht auskennt: sich schlau machen, was denn das für ein Medium ist - in diesem Falle Weblogs.

Dann passieren keine dummen Fehler, die sich am Ende zu einem PR-Gau entwickeln können. Weblogs sind nämlich einerseits kurzlebig, und im Rahmen mittel- und langfristiger Strategien ob ihrer kurzfristigen Tagesaktualität und doch recht geschlossenen "Szene"-Strukturierung nicht so gefährlich und damit wichtig, wie manche - auch Weblogger - das gerne hätten, da die Aufmerksamkeitsspanne teilweise in Tagen gezählt werden kann.

Wenn ich dann aber dilletantisch reagiere und dadurch die Aufmerksamkeit erhöhe, kann sich diese Aufmerksamkeit medienbedingt innerhalb weniger Stunden dramatisch steigern. Eine Sau, die laut und vor allem in dieser Geschwindigkeit durch "Bloggerland" getrieben wird, wird inzwischen auch von anderen, "etablierten" und damit langfristiger wahrgenommeneren Medien, bemerkt. Und dann wird es schwierig, wenn es sich, wie in diesem Fall, um ein Geschäftskonzept handelt, das beim normalen Verbraucher, denn das sind diese "Blogger" nun mal, als unseriös aufgezogen empfunden werden kann.

Der Fall ist lehrreich auf vielen Ebenen:

- Der Verbraucher ist nicht doof.
- Schummelversuche kommen immer irgendwann raus.
- Krisenmanagement braucht Plan.
- Zu PR-Arbeit gehört Medienkompetenz.
- Internet hat eigene Gesetze, sowohl technisch (von wegen "anonym") als auch strukturell.
- ...

Wer sich für den Fall und seine Aspekte interessiert, dem seien folgende Beiträge ans Herz gelegt:

Lehren aus der Jamba-Story - für Blogger und Unternehmen (Markus Breuer) - sehr ausführlich, vollständig und lesenswert!

Jamba: PR-Krise durch Blogs? und folgende (PR-Blogger)

PR Gau bei Jamba? (augenmerk)

Jamba: Rambazamba II (M-E-X Blog)

Oh, und weil ich gerade drüberstolpere: ein Beispiel, wie mans richtig macht findet sich beim Schockwellenreiter: da geriet eine Firma in SPAM-Verdacht, und man schaue sich die Reaktion an. Sowas geht allerdings nur, wenn man tatsächlich ethische Grundsätze hat und einhält.

von Hellblazer 10:55 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Wirtschaft

Fehmarn als Konkurrenz zu Intel?

Seit Jahren verwendet Intel den Slogan "Intel Inside" und hat ihn sich logischerweise als Marke schützen lassen. Letzten Oktober hat Intel diese Marke enorm erweitert, so dass sie u.a. auch Fototechnik und Unterhaltungselektronik umfaßt. Daher ist es (zumindest ansatzweise) nachvollziehbar, dass Intel gegen Websites wie dvd-inside.de, fotoinside.de oder movie-inside.de vorgegangen ist.

Nun aber geht Intel auch gegen die Website fehmarn-inside.de vor. fehmarn-inside.de bietet tagesaktuelle Insider-Informationen über die Ostsee-Insel, daher auch der Name. Intel dagegen behauptet, dass fehmarn-inside sei von "Intel inside" abgeleitet, und will die Betreiber der Domain verpflichten, spätestens zum 31. Januar 2005 die Verwendung des Begriffs "inside" zu unterlassen. Die betroffenen Betreiber der Fehmarn-Site wollen die Angelegenheit nun erst einmal prüfen lassen.

Meiner Ansicht nach ist Intels Vorgehen in dieser Sache überzogen. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, was eine Ostseeinsel mit der Wortmarke "Intel inside" zu tun haben soll.

Quelle: heise online

von *V.K.* 10:40 | Einzelansicht & Kommentare (1)


Mittwoch, Dezember 08, 2004

 
Gesellschaft/Politik

Seltsame Argumentation im "Bickenbacher Magazin"

BICKENBACH. Die SPD-Fraktion will in der Sitzung des Gemeindeparlamentes am 14. Dezember den Beschluss vom 15. Juli, dem „Bickenbacher Magazin“ wegen finanzieller Probleme mit 5000 Euro unter die Arme zu greifen, aufheben lassen. Anlass ist ein Beitrag des Herausgebers Tomas Klang in der Dezember-Ausgabe. Die Ursache für die Finanzkrise der gesetzlichen Krankenversicherung liege auch in den zwischenstaatlichen Sozialversicherungsabkommen der Bundesrepublik mit anderen Staaten, schreibt Klang darin und führt dabei das seit 1964 bestehende Abkommen zwischen Deutschland und der Türkei an, demzufolge auch in der Türkei mitversicherte Familienangehörige des in Deutschland lebenden türkischen Arbeitnehmers Anspruch auf medizinische Versorgung hätten. Wegen der, wie Klang es formuliert, „auf dem Land üblichen Polygamie“ werde der Familienkreis eines solchen türkischen Versicherten um mehrere Ehefrauen und deren Kinder und Eltern erweitert. Ausländer verfügten demnach über mehr Rechte und Vorteile als Deutsche, zieht er als Fazit.

Mit diesem Artikel habe Klang gegen ausländische Mitbürger, vor allem gegen Türken und andere Moslems gehetzt, begründet die Bickenbacher SPD ihren Antrag. Tim Schmöker, der Vorsitzende der SPD-Fraktion, vermutet, dass Klang als Quelle für seine Informationen E-Mails benutzt habe, die im Juni dieses Jahres von rechtsradikalen Kreisen verschickt wurden und noch immer auf einschlägigen Seiten im Internet kursierten.

Klang, vor Jahren selbst Vorsitzender der SPD-Fraktion, sei sicher kein „Rechtsradikaler“, so Schmöker, aber offenbar sei er nicht in der Lage, die Gefahr der von ihm verbreiteten Meldungen zu erkennen. Daher sollte ihm die finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde versagt werden und diese sollte das „Magazin“ ebenso wie die Vereine nicht mehr als Veröffentlichungsorgan nutzen.


schreibt das Darmstädter Echo am 8.12.2004

Entsprechen die Behauptungen des Herrn Klang etwa den Tatsachen? Was genau steckt dahinter, wie sehen die Fakten aus? Hier eine Erklärung der Pressestelle des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage des Darmstädter Echos hin:

„Für die in der Türkei wohnenden Familienangehörigen eines in Deutschland Versicherten hat die deutsche Krankenkasse auf Grund des Sozialversicherungsabkommens mit der Türkei den Krankenversicherungsschutz sicherzustellen, soweit die Familienangehörigen zum Beispiel auf Grund einer Beschäftigung nicht selbst versichert sind.

Der Umfang des Leistungsanspruchs richtet sich dabei nach türkischem Recht. Für jeden Monat der Betreuungszeit zahlt die deutsche Krankenkasse – unabhängig von der Zahl der individuell betreuten Familienangehörigen – einen Pauschbetrag, um nicht in jedem einzelnen Behandlungsfall eine verwaltungsaufwendige Abrechnung mit der Krankenversicherung in der Türkei durchführen zu müssen. Dieser Betrag wird auf der Basis der in der amtlichen Statistik ausgewiesenen Durchschnittskosten errechnet. Er betrug für die beiden letzten abgerechneten Jahre (2001/2002) umgerechnet weniger als 30 Euro je Familie. Endgültige Ergebnisse über die Zahl der betreuten Familien liegen noch nicht vor. Es dürfte sich jedoch um etwa 35 000 Familien handeln, die im Auftrag der deutschen Krankenkassen in der Türkei insgesamt betreut werden. Damit wird der Aufwand in beiden Jahren noch nicht einmal 0,01 Prozent der jährlichen Gesamtausgaben der Krankenkassen betragen.

Zu betonen ist in diesem Zusammenhang, dass der deutschen Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) durch diese Regelungen keine Mehrbelastungen entstehen, sondern sogar erhebliche Einsparungen. Die Ausgaben der Krankenkassen würden deutlich steigen, wenn die Familienangehörigen nicht in ihren Heimatstaaten lebten, sondern von ihrem Recht, nach Deutschland nachzuziehen beziehungsweise hier zu wohnen, Gebrauch machen würden. Dies wird deutlich, wenn man berücksichtigt, dass sich im Jahr 2001 die Kosten der deutschen GKV je Mitglied im Durchschnitt auf monatlich 213 Euro beliefen.“


Mit anderen Worten: an obiger Behauptung, "die Ausländer" hätten mehr Vorteile von der gesetzlichen Krankenversicherung als Deutsche, ist nichts dran, noch weniger ist dran an der Behauptung, den Krankenkassen gehe es finanziell schlecht wegen der zwischenstaatlichen Abkommen. Herr Klang scheint nicht allzu gut recherchiert zu haben, wenn er solche Behauptungen wie oben mit seinem "Bickenbacher Magazin" weiterverbreitet.

Meiner Ansicht nach sollte der Bickenbacher Gemeinderat, der ja das "Bickenbacher Magazin" mit 5000 EUR bezuschußt hat, nochmal mit Herrn Klang reden und - auf Basis der o.g. Fakten - eine Gegendarstellung in der nächsten Ausgabe des Magazins fordern. Sollte Herr Klang aber bei seiner latent ausländerfeindlichen Falschdarstellung bleiben, dann sollte man den Zuschuß streichen.

von *V.K.* 08:22 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Montag, Dezember 06, 2004

 
Wirtschaft

Publicity um jeden Preis?

Im Werbeblogger habe ich einen besonders krassen Fall von fehlgeitetem "Guerillamarketing" gefunden: Ein Hersteller von Edel-Olivenöl, angeblich dem "teuersten der Welt", ließ Obdachlose per beschriftetem Pappkarton Werbung für sein Produkt laufen. Werbeblogger Pattrick Breitenbach stellte dazu fest:
Einer der angeblich exklusivsten Olivenölhersteller benutzte "echte" Obdachlose als Werbeträger. Mir leuchtet immer noch nicht ganz ein wieso und warum? Keinerlei Bezug zum Produkt, reine Aufmerksamkeitshascherei, keinerlei sozialen Hintergedanken.
[...]
Ich als Mensch kann nur sagen PFUI!

Dem kann ich mich nur anschließen.

Die Presseerklärung zur Aktion überbietet den Zynismus der eigentlichen Aktion noch. So ist dort zu lesen:

[...] Männer, die kein festes Dach über dem Kopf haben, für die es nicht selbstverständlich ist, sich täglich mehrmals ein Essen leisten zu können und die sicherlich im Winter auch oft frieren, erklärten sich trotz ihrer schwierigen Lebenssituation bereit für das Edel-Produkt Zabbara Werbung zu machen. Außergewöhnlicher kann Reklame nun wirklich nicht sein! [...]

Natürlich muss es da nicht "trotz" heißen, sondern "wegen", denn in einer existenziellen Notlage, wie sie dort beschrieben ist, verkauft man auch einmal seine Würde. Die Formulierung zeigt lediglich den völligen Realitätsverlust der Verantwortlichen - oder eben einen schon fast menschenverachtenden Zynismus, sollte denen tatsächlich bewusst gewesen sein, was sie da schreiben.

Während der PR-Blogger eine beinahe resignierte Reaktion zeigt, indem er "Grenzverletzungen" als "nun mal zum viralen Marketing" gehörig attestiert, dreht Max Zorno auf und bezeichnet die Aktion in seinem Weblog als Die wahrscheinlich geschmackloseste Olivenöl-Werbung der Welt. Dabei geht er auch auf den Punkt ein, dass er schon durch die Erwähnung des Falles, auch wenn dies noch so kritisch erfolgt, die Aufmerksamkeit, die die Aktion verursacht, erhöht:

[...] Es ging nur um billige Aufmerksamkeit. Natürlich trage ich mit diesem Beitrag auch dazu bei - aber, wenn man sich wie ich mit miesem Marketing beschäftigt, kann ich zu dieser Aktion nicht schweigen. [...]

Natürlich hat er da nicht Unrecht, und natürlich trägt die Berichterstattung, auch die kritische, dazu bei, dass aus der Guerillamarketingaktion auch eine virale Marketingaktion wird. Aus diesem Grund habe ich auch lange überlegt, ob ich das Thema hier aufnehmen soll.

Aber diese cleveren Marketingstrategen vergessen eines: den Konsumenten, denjenigen, der das Beworbene kaufen soll.

Die sind nämlich lange nicht so dumm, wie manche glauben, sie verkaufen zu können. Natürlich ist Aufmerksamkeit das A und O erfolgreichen Marketings. Aber - und das ist etwas, was gerne vergessen wird - auch die Qualität der Aufmerksamkeit zählt, soll ein Erfolg tatsächlich ein nachhaltiger sein. Das wissen auch erfolgreiche Guerilla-Marketingler und gehen ebenfalls auf Distanz.

Mit einer solchen Aktion lässt sich keine Sympathie gewinnen. Mag sein, dass der ein oder andere Zyniker sich tatsächlich davon beeindrucken lässt und ein Fläschchen Olivenöl dieser Marke da kauft - mag aber auch sein, dass der Hersteller das Marktpotential der Zielgruppe "Zyniker" überschätzt und sich von "seinen" Konsumenten ebenso schnell und zynisch verlassen sieht, wie er selbst sich diesen angebiedert hat...

von Hellblazer 15:47 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, Dezember 03, 2004

 
Politik & Gesellschaft

Gute Frage

Reinhard Bütikofer, Bundesvorsitzender
von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, fragt in einer aktuellen Pressemeldung:
Herr Stoiber hat im WELT-Interview erklärt: ,Unser Land zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass wir für viele Ausländer attraktiv sind, weil wir ihnen Toleranz, Freiheit und wirtschaftliche Chancen anbieten.
Natürlich soll jeder Muslim und jeder Jude in Deutschland seinen Glauben leben. Aber was wir fordern müssen: Ausländer, die in unserem Land dauerhaft leben wollen, noch dazu, wenn sie einem fremden Kulturkreis angehören, müssen die hier geltenden Wertmaßstäbe respektieren und dürfen nicht dagegen verstoßen.'

Dazu hätte ich einige Fragen an Herrn Stoiber: Sind Muslime und Juden in Deutschland grundsätzlich Ausländer? Gehören Juden einem ,fremden Kulturkreis' an? Zu welchem Kulturkreis gehören deutsche Muslime? Sind die Formulierungen Herrn Stoiber nur unterlaufen oder will er tatsächlich deutsche Juden und deutsche Muslime aus der Nation ausgrenzen?

Vorsicht, liebe Patrioten!
Sowohl den Fragen als auch dem Aufruf zur Vorsicht schließe ich mich an. Zumal in der letzten Zeit auch leise Zweifel an der "Toleranz", von der Herr Stoiber da redet aufkommen könnten....

von Hellblazer 13:25 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Mittwoch, Dezember 01, 2004

 
Gesellschaft

Zu schlecht für die Werbung?

Dass die Kritiker das immer mehr sinkende Niveau im Fernsehen beklagen (insbesondere im Privatfernsehen), ist nichts neues. Nun aber ist zu den Kritikern eine zweite Gruppe gestoßen, die sich über mangelnde Programmqualität beklagt: Deutschlands größte Werbekunden!
Erstmals machten die verantwortlichen Werbechefs auf einer Fachtagung der Organisation Werbungtreibender im Markenverband (OWM) Mitte November ihrem Ärger Luft. Seither mehren sich die Attacken. "Der Erste zieht in den Dschungel, der Zweite auf die Insel, der Dritte auf die Alm", beklagt Ferrero-Werbeleiter Herbert Korrell die Vielfalt der Einfalt.
"Die Sender werden von immer denselben Formaten verstopft, und die Qualität bleibt auf der Strecke", schimpft sein Unilever-Kollege Uwe Becker. "Wir brauchen endlich wieder ein breites Umfeld für alle Zielgruppen", fordert Margret Buhse, die die Werbemillionen von Beiersdorf (Nivea) verteilt und zugleich OWM-Vorstandssprecherin ist.

schreibt SPIEGEL ONLINE.

Wenn sich nun sogar die Werbekunden über das schlechte Programm und die immer gleichen Formate beklagen, dann besteht endlich die Chance, dass diese Dutzenden unnützen Reality-Shows vom Bildschirm verschwinden. Sendungen wie "Bachelorette" oder "The Swan" gehören für mich zu den Dingen, die die Welt nicht braucht.

von *V.K.* 21:44 | Einzelansicht & Kommentare (1)


 
Politik

Hessens zweiter Hohmann

Nachtrag zum hessischen Landtagseklat um Irmers rechtsradikale Stammtischsprüche:

Das "Jugendnetz Wetzlar" hat eine Collage der aussagekräftigsten Schlagzeilen des "Wetzlarer Kuriers" zusammengestellt, die zeigt, mit welchen Sprüchen Irmer seine ausländer- und schwulenfeindlichen Ansichten unters Volk bringt.
Der SPIEGEL sieht in der Affäre einen Zusammenhang mit der allgemeinen politischen Situation in Hessen. Auch Hagalil berichtet über den Fall.

(via male dei)

von Hellblazer 20:47 | Einzelansicht & Kommentare (2)


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