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Montag, Mai 31, 2004

 
Wissenschaft

"Peer Review" erschwert Paradigmenwechsel

Anhand eines Beispiels aus der Biologie (es geht um den Transport von Ionen in Zellen) erläutert Telepolis die fatale Wirkung des "Peer Review Systems" in der Wissenschaft.

Nach Charles Babbage (Reflections on the Decline of Science in England, first edition1830, London) gibt es drei Arten von wissenschaftlichem Betrug:

1. Trimming: Nivellieren von Unregelmäßigkeiten
2. Cooking: Zitieren der Ergebnisse, die zu einer Theorie passen, Weglassen der Ergebnisse, die der Theorie widersprechen
3. Forging: Erfinden aller Forschungsergebnisse

Während Trimming und Forging - wenn sie denn nachgewiesen sind - von jedermann als Betrug identifiziert und als unmoralisch angesehen werden gilt dies nicht für Cooking. Im Gegenteil, diese Betrugsform wird allgemein als legitimes Mittel zur Durchsetzung favorisierter Meinungen eingesetzt. Bei der Komplexität biologischer Fragestellungen und der zunehmenden Daten- und Literaturexplosion ist praktisch jeder Wissenschaftler auf Zusammenfassungen, Übersichtsartikel (Reviews) und Lehrbücher angewiesen, um sich in ein Spezialgebiet einzuarbeiten.

Die Reviews, deren Inhalt sich dann in kondensierter Form in Lehrbüchern wieder findet, sind aber nun so angelegt, dass bei Zugrundelegung allgemein akzeptierter Theorien ein möglichst einheitliches Bild ohne Widersprüche dargestellt wird. D.h. die Autoren (Wissenschaftler!) verschweigen bewusst alle Befunde, die im Widerspruch zu akzeptierten "Grundwahrheiten" stehen, weisen bestenfalls auf periphere Probleme hin, die noch gelöst werden müssen. Sie verschweigen aber, dass diese Befunde bei einer anderen Sichtweise wissenschaftlich im Sinne des eingangs definierten Kriteriums verstanden werden können.

Noch schlimmer aber ist es, dass "querschießende" Vorhaben, die der gängigen Lehrmeinung widersprechen, oft bereits im Vorfeld abgewürgt werden. Das liegt daran, dass heutzutage die meisten Forschungsvorhaben aus staatlichen Geldern finanziert werden. Diese Gelder werden meistens von Kommittees verwaltet. Um an die Gelder heranzukommen, muss man einen Antrag (ein sog. "proposal") verfassen. Jedes Proposal wird nun einer Qualitätskontrolle unterzogen, in dem man es Forschern derselben oder einer verwandten Fachrichtung vorlegt. Das ist der sog. "Peer Review Process". Mit anderen Worten: die proposals werden von meistens von Leuten geprüft, die die gängige Lehrmeinung (die herrschenden Paradigmen) vertreten. Es ist klar, dass abweichende Meinungen unter diesen Umständen nur wenig Chancen haben. Meistens führt das bereits im Vorfeld dazu, dass ein Antragsteller nur solche Dinge beantragt, die auf keinen Fall die gängige Lehrmeinung in Frage stellen - eine Vorgehensweise, die von manchen Institutionen sogar direkt empfohlen wird, etwa dem National Institute of Health, USA: ".... the author of a project proposal must learn all he can about those who will read his proposal and keep those readers constantly in mind as he writes..."

Sollte jemand durch "ein Versehen" doch zu einer Erkenntnis kommen, die der herrschenden Lehrmeinung widerspricht, so ist noch lange nicht gesagt, dass er seine Meinung auch publizieren kann. Denn alle Publikationen in namhaften Fachzeitschriften werden demselben "Peer Review Process" unterzogen wie oben beschrieben.

Der Telepolis-Artikel stellt treffend fest:

Die Folgen eines angepassten Verhaltens liegen auf der Hand: In letzter Konsequenz ist das Peer-Review-System mit seinen Spielregeln erfolgreicher bei der Abwehr genialer Ideen und revolutionärer Neuerungen als die Kirche des Mittelalters im Kampf gegen unpassende Ansichten.

Hierfür gibt es auch Beispiele außerhalb der Biologie. So hat etwa der Physiker und Astronom Wolfhard Schlosser von der Ruhr-Universität Bochum in der Nähe der Externsteine Entdeckungen gemacht, die ebenfalls den herrschenden Paradigmen über die Externsteine widersprechen (siehe diesen Artikel in GEO). Hier kommt erschwerend hinzu, dass die Externsteine heute tabu sind, weil sie von den Nazis mißbraucht wurden, so dass nach 1945 dort keine Ausgrabungen mehr stattfanden. Das ist aber kein Grund, die Externsteine nicht neu zu erforschen.

von *V.K.* 16:49 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Sonntag, Mai 30, 2004

 
Politik

SPIEGEL-online: Kuschelkurs der Neonazis - Dresden als Testfall:
Unter dem Namen 'Nationales Bündnis Dresden' will ein Konglomerat rechtsextremer Parteien bei den Kommunalwahlen in den Stadtrat einziehen. Verfassungsschützer fürchten, dass der neue Schmusekurs der zerstrittenen Rechten im Falle eines Wahlerfolgs Schule machen könnte.[...]

von Hellblazer 00:52 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, Mai 28, 2004

 
Gesellschaft

Die Zeit: "Hochbegabte Ausländer raus!"

"Integration" auf gutbürgerlich: Die ZEIT berichtet aus Hamburg über die national befreiten Zonen auf "zivilisierte" Art, also ohne Baseballschläger - ein Unterschied in den Köpfen muss man da wohl allerdings nicht suchen:
Sie sind fleißig, fähig, kinderreich, gut integriert – und unerwünscht. Lehrstück aus einem Zuwanderungsland

[...]

Deutschen Nachbarn am Hemmingstedter Weg ist es – nach vielen Jahren des Protestes – schließlich doch gelungen, den Abriss des Pavillondorfes durchzuboxen. Sie fürchten, die Not der Flüchtlinge könnte die eigene Existenz kontaminieren und die herangerückten Weltprobleme könnten auf die Grundstückspreise drücken. Der 1. Juli 2004 wird ein Tag des Triumphes für die gehobene Anliegerschaft. Endlich ist man wieder allein mit sich und der Illusion von der geschlossenen Gesellschaft. Keine schwarzhaarigen Afghanenkinder werden an den Häusern vorbei zur Schule traben. Keine Menschen, die in Hosen aus der Kleidersammlung stecken, werden mehr an der Bushaltestelle warten. Darüber sind die meisten deutschen Anwohner des Hemmingstedter Wegs von Herzen erleichtert.[...]
via Vasili.

von Hellblazer 10:20 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Mittwoch, Mai 26, 2004

 
Wirtschaft

Die Allianz aus Gentechnik und Gift geht in die nächste Runde
Monsantos "Roundup"-System ist nur mit noch mehr Gentechnik aufrecht zu erhalten.
Das Herbizidresistenzsystem "Roundup Ready" von Monsanto schwächelt trotz des gefährlichen Pakts mit der Gentechnik und monopolistischer Vermarktung. Im Verein haben mehrere US-Biotech-Labors jetzt versucht, nachzubessern und eine weitere Generation von Gen-Pflanzen entwickelt. Doch die Probleme bleiben – und neue kommen hinzu.[...]
berichtet Telepolis.

von Hellblazer 13:08 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Dienstag, Mai 25, 2004

 
Kultur

"Schwarz wie die Afrikaner"

Um MIßverständnissen vorzubeugen: auch ich bin dagegen, Minderheiten mit diskriminierenden Ausdrücken zu belegen. Aber man kann es auch übertreiben. Und heutzutage wird im Zeichen der Political Correctness (PC) vieles übertrieben.

Zwei Beispiele finden sich in dieser Diskussion auf rechtschreibreform.de.

Der Krimi "Ten Little Niggers" von Agatha Christie, veröffentlicht 1939 benannt nach einem alten Kinderlied. Auf deutsch wurde dieser Titel wiedergegeben mit "Zehn kleine Negerlein", das ist das genau entsprechende Kinderlied in deutscher Sprache. Bei der Neuauflage 1997 musste der Verlag den Titel ändern, weil sich ein paar Leute wegen angeblicher "Diskriminierung" beschwert hatten.

Noch krasser: in Kurt Helds Roman "Die Rote Zora" von 1941 endet das sechste Kapitel noch in der Auflage von 1991 mit dem Original-Satz:

Sie waren in Curcins Kamin schwarz wie die Neger geworden.

1997 wurde daraus:

Sie waren in Curcins Kamin schwarz wie die Afrikaner geworden.

Christoph Kukulies bemerkte dazu sehr treffend:

Diese "Korrektur" ist wirklich dumm. "Schwarz wie die Afrikaner" - ja, welche denn? Die Marokkaner sind sicher sehr stolz auf ihren hellen Braunton und wollen ganz sicher nicht mit den tiefschwarzen Kongolesen, Togoern oder den blauschwarzen Somalis verwechselt werden. Liegt dann da nicht auch eine ethnische Diskriminierung vor, wenn man behauptet, alle Afrikaner seien in gleicher Weise schwarz?

Meiner Ansicht nach sollte man bei Neuauflagen historischen Büchern überhaupt keine "Korrekturen" einbauen, sondern ggf. an der passenden Stelle Fußnoten einfügen, oder vorne ein entsprechendes Vorwort schreiben. Denn weder Kurt Held noch Agatha Christie hatten bei der Wahl des Titels bzw. beim Formulieren des Satzes die Absicht, irgendjemanden rassistisch zu diskriminieren.

von *V.K.* 14:19 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Politik & Gesellschaft

"Endloser Krieg,endloser Strom von Fotos"

Die Süddeutsche bringt die Übersetzung eines ursprünglich in der New York Times erschienenen Essays der amerikanischen Autorin Susan Sontag über die Folterfotos aus Abu Ghraib.
Sontag geht dort auf die Auswirkungen der Folterfotos im Irak ein und beschreibt neben den kurzfristigen politischen Auswirkungen auch des "medialen" Geschehens und des "Spin-Doctoring" seitens der amerikanischen Admisistration die langfristigen Folgen, die sich auf die Wahrnehmung und den Rückblick auf das Debakel namens "Befreiung des Irak durch die freie Welt" ergeben werden.
Fotografien haben seit über sechs Jahrzehnten einen wesentlichen Einfluss darauf, welches Gewicht wir Konflikten beimessen und wie wir sie in Erinnerung behalten. In unserer Gedächtnisgalerie bewahren wir überwiegend visuelle Eindrücke auf. Bilder üben auf uns eine unbezwingbare Macht aus. Die Folter-Aufnahmen von irakischen Gefangenen im berüchtigten Abu-Ghraib-Gefängnis werden deshalb von Menschen auf der ganzen Welt wohl für immer mit diesem unmoralischen Krieg assoziiert werden.

Die Bush-Administration und ihre Verteidiger sind mehr mit dem PublicRelations-Desaster – der Weiterverbreitung der Bilder – beschäftigt als mit der komplexen Schuldfrage in Bezug auf die verantwortlichen Führungskräfte und mit den kriminellen Methoden, die durch diese Aufnahmen ans Licht kamen.[...]
via Der Spindoktor

Hilflos "reagiert" derweil die USA-Führung auf das aktuelle Desaster. Die direkte Reaktion auf die Folterungen ist eine auf die Bilder: konsequent gibts nun ein Fotohandyverbot und das "böse Gefängnis" wird auch abgerissen. Schuld an dem Debakel scheinen also die Fotos und der Ort, nicht etwa die Taten und Verantwortlichen für diese. Entsprechend ärgerlich sind ja auch die Bilder von der Hochzeitsfeier, die von der US-Army bombadiert wurde und deren sturen Beharren auf einen Angriff auf ein "Terroristentreffen" in die Parade fährt. Logik der modernen PR-Welt.

"The Daily Farce" nimmt das Thema für eine Satire auf und meldet ein Verbot von Fotos und Kameras auf irakischen Hochzeitsfeiern:
After the unfortunate attack on a wedding party in Iraq by the U.S., and the surfacing of actual video footage showing the wedding, Donald Rumsfeld announced this morning that camcorders, digital or not, are prohibited from now on during any kind of celebration, including weddings, birthday parties and anniversaries.

"We ask that the people of Iraq refrain from using camcorders of any kind and/or regular cameras as well." Stated Donald Rumsfeld in a televised press conference in Iraq, "The attack on that party was legitimate. These were people that planned attacks on us. Sure they have weddings too. However, the surfacing of the videotapes showing the wedding party makes it very hard for us to seem like the good guys. So from this point on, all recording devices are prohibited."[...]

von Hellblazer 09:34 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Montag, Mai 24, 2004

 
Gesellschaft

Prof will Musterprozess gegen den KKK

Ein Professor versucht den Ku Klux Klan von seinem Campus zu bekommen: indem er sie einfach rausschmeißt und dann vor Gericht darauf klagt, dass es sich um eine terroristische Vereinigung handelt.
LOUISVILLE, Kentucky (AP) -- University of Louisville professor Ede Warner has a unique plan to keep the Ku Klux Klan off his campus: He wants the school to ban the group, then argue in court that it's a terrorist organization.
"Nobody has ever done that," Warner said.[...]
Natürlich jammert der KKK wieder mit dem "right for free speech" rum (immer lustig: das tun immer grad' die richtigen), aber das scheint dem Herrn Warner wurscht zu sein. Mal schaun ob es klappt...

von Hellblazer 15:35 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Politik

Gespart wird immer dort, wo man sich nicht wehren kann.

Telepolis: Kein Anschluss mehr unter dieser Nummer - Vielen Frauennotrufen in Deutschland geht allmählich finanziell die Puste aus:
Nach ersten Einschätzungen hat sich das Gewaltschutzgesetz in der Praxis bewährt. Doch die Basis, die das Gesetz trägt und ihm zum Erfolg verholfen hat, ist brüchig geworden: Sparmaßnahmen von Landkreisen und Kommunen erschweren Einrichtungen wie Frauennotrufen das Leben. Am schlimmsten ist die Situation auf dem Land. [...]

von Hellblazer 08:36 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, Mai 21, 2004

 
Politik

Anwälte gegen leichtere Abschiebung

Die Tagesschau berichtet über die Tagung des DAV, auf der die Pläne zur Verschärfung des Ausländerrechts scharf kritisiert wurden:
[...]Die erwogene Neuregelung, die dem Bundesinnenministerium eine Ausweisung bereits auf Grund einer "Terror-Prognose" ermöglichten, bedeute eine Abkehr von rechtsstaatlichen Prinzipien.
Nach Ansicht des DAV-Präsidenten Hartmut Kilger ist eine weitere Verkürzung des Rechtsweges und der Klagefristen bei einem bedeutenden Rechtsgut wie dem Aufenthalt nicht hinnehmbar. Beides wird sowohl von der Koalition als auch der Union erwogen und war auch Gegenstand der Zuwanderungsgespräche. Dem Terrorverdächtigen bleibe nicht genug Zeit, sich zu verteidigen, sagte Kilger. "Deutschland braucht kein Guantanamo, auch nicht im Ausländerrecht."[...]

von Hellblazer 07:59 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Donnerstag, Mai 20, 2004

 
Umwelt

ALDI auf dem Holzweg?

SPIEGEL-Online berichtet über das schmutzige Geschäft mit illegal geschlagenen tropischen Edelhölzern. Und darüber, wo solches Holz im "Geiz ist Geil"-Land auftaucht und woran man als Käufer erkennen kann, was man da kauft - oder besser nicht kauft.
Billige Tropenholzmöbel gibt es inzwischen an jeder Ecke. Mit Gartenmöbeln dubioser Herkunft bringt jetzt Aldi Naturschutzverbände gegen sich auf: Der Discounter verkauft Stühle, Tische und Bänke aus Meranti - einem Tropenholz, das Umweltverbänden zufolge höchstwahrscheinlich aus illegalem Raub-Abbau in Indonesien stammt. [...]

von Hellblazer 12:12 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Politik

Hans Filbinger in der Bundesversammlung

Nächsten Sonntag ist die Wahl des Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung. Die Mitglieder der Bundesversammlung werden zur Hälfte von den Landtagen nominiert. Darunter befinden sich auch Prominente.

Ein ganz besonderer Prominenter ist das älteste Mitglied der Bundesversammlung: Hans Filbinger, nominiert von der CDU. Er wurde bekannt als Ministerpräsident von Baden-Württemberg. 1978 musste er zurücktreten, nachdem bekannt wurde, dass er als Marinerichter noch wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs Deserteure zum Tode verurteilt hatte. Die Umstände des Rücktritts sind mir noch gut in Erinnerung: zunächst gab Filbinger vor, sich nicht mehr an die Todesurteile erinnern zu können, später erklärte er, was damals rechtens gewesen wäre, könne heute nicht unrecht sein.

Ich kann angesichts dieses Vorgangs nur den Kopf schütteln. Wie kann man nur auf die Idee kommen, Herrn Filbinger zum Mitglied der Bundesversammlung zu machen? Durch ein solches Verhalten wird letzten Endes das Ansehen der Bundesversammlung beschädigt - und damit das des Bundespräsidenten. Wie sagte Christian Ströbele laut einem Spiegel-Artikel so treffend: "Die CDU ist in dieser Hinsicht offensichtlich unbelehrbar und versucht den Mann durch die Hintertür zu rehabilitieren."

von *V.K.* 08:41 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Sonntag, Mai 16, 2004

 
Umwelt

The Day is Today

Unter diesem Titel hat Greenpeace die offizielle Internetseite zum Film des Regisseurs Roland Emmerich, der demnächst anlaufen wird, "aktualisiert: optisch an die Seiten der Fiktion angepasst, mit der Emmerich auch Amerikanern klarbekommen will, dass ein wenig Umweltbewusstsein nicht schlecht wäre, arbeitet Greenpeace mit echten Bildern und zeigt die Auswirkungen des Klimawandels, die jetzt schon sichtbar sind.

Hier gehts zu Original, hier zur Kopie.

von Hellblazer 13:00 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Freitag, Mai 14, 2004

 
Heiden

Ariosophie – was ist das und wo kommt sie her?

Die "Ariosophie-Projekt" (AP) genannte Untersuchung sozial fragwürdiger Umtriebe sowie deren theoretischer Wurzeln und realen Folgen in (nicht nur, aber besonders auch) Heiden- und Esoterikkreisen, Mitte der 90er Jahre von Hans Schuhmacher im Auftrag der Nornirs Ætt gestartet, hat inzwischen größere Ausmaße angenommen als ursprünglich von vielen erwartet.

Zum einen führt Hans Schuhmacher seine Projektreihe unter dem vertrauten Titel privat fort – zum anderen forscht und informiert die Nornirs Ætt ihrerseits auf dem gleichen Gebiet sowie angrenzender Bereiche weiter. Da Hans Schuhmacher seine fürs AP verfaßten Texte aus persönlichen Gründen nicht mehr von uns präsentiert sehen möchte, entsprechen wir dem Wunsch unseres langjährigen Freundes und Kollegen – möchten aber der Öffentlichkeit die bisherigen Ergebnisse dennoch nicht vorenthalten.

Daher ersetzen wir – neben der Fortsetzung des Projektes als solchem – die Texte von Hans Schuhmacher durch jeweilige inhaltliche Zusammenfassungen (wie auch mancher Erweiterung) aus unserer eigenen Feder, wohlweislich darauf hinweisend, daß die Ehre und der Dank für die geleistete Recherche- und Gedankenarbeit dem Autor der jeweiligen Originale gebührt.

Von uns neu betitelte und textlich überarbeitete Artikel, in denen wir uns direkt auf Hans Schuhmachers Recherchen zwischen 1994 bis 2003 beziehen, sind mit entsprechenden Bemerkungen ausgewiesen, seine ursprünglichen Texte zudem weiterhin einzusehen im "Container"-Bereich der Rabenclan-Webseiten.

Der erste Artikel, der auf diese Weise überarbeitet und aktualisiert wurde ist nun unter dem Titel Ariosophie – was ist das und wo kommt sie her? verfügbar. Er beschreibt den historischen Entstehungsrahmen der Ideologie, die "Ariosophie" genannt wird und wie sie bis heute seine Inhalte vor allem im germanischen Heidentum als "germanische Kultur" verkauft - und von diesem noch immer zu oft abgekauft wird.
[...] Einfacher gesagt: Vielfach beziehen heutige Heiden ihr oft ausschließlich "esoterisches" Wissen, wie daraus abgeleitete moderne Praktiken ihres kulturellen Heidentums, nicht so sehr aus den wenigen gesicherten historischen Quellen und Forschungsergebnissen archäologischer und vergleichbarer Wissenschaften, von zusätzlich eigener, kreativer Neuerschaffung naturreligiöser Kulturformen mal ganz abgesehen, als vielmehr häufig – dies zwar nicht nur, aber auch – aus kolonialzeitlichen, durch und durch rassistischen Ideologien: hier haargenau denselben, die bereits den Nationalsozialisten im 20. Jh. die bekannt krude "Rechtfertigung" für Terror und Völkermord lieferten. [...]

von Hellblazer 20:22 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Politik und Gesellschaft

Wolfowitz gibt Verstoß gegen Genfer Konvention zu


Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz hat eingeräumt, dass die Verhörmethoden amerikanischer Soldaten in irakischen Gefängnissen gegen die Genfer Konvention verstoßen. Er widersprach damit seinem Vorgesetzten Donald Rumsfeld, der diese Praktiken zuvor noch verteidigt hatte.


Weiter gehts im Spiegel

von lokina 11:09 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Donnerstag, Mai 13, 2004

 
Politik

Rau mahnt Eliten: "Alle Maßstäbe verloren"
In seiner letzten "Berliner Rede" hat Bundespräsident Johannes Rau scharfe Kritik an den deutschen Eliten in Politik und Wirtschaft geübt. Einige, die in wirtschaftlicher oder öffentlicher Verantwortung stehen, wirtschafteten "ungeniert in die eigene Tasche", sagte er im Schloss Bellevue. Das Gefühl für das, was richtig und angemessen sei, scheine oft verlorengegangen zu sein. "Egoismus, Gier und Anspruchsmentalität in Teilen der so genannten Eliten schwächen auch das Vertrauen in die Institutionen selber, wenn deren Repräsentanten offenbar alle Maßstäbe verloren haben." [...]
weiter bei der Tagesschau.

von Hellblazer 10:08 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Gesellschaft

Wertminderung
Vielleicht war es ein Fehler, diese Wohnung zu kaufen. Vielleicht ist es ein Fehler, Kinder zu haben. Sicher ist, dass Annette und Peter Winterstein ein Problem haben, weil sie mit Kindern in einer Eigentumswohnung leben. "Für uns war es nicht vorstellbar", sagt die Mutter, "dass Miteigentümer uns das Leben so schwer machen können."

Seither bestimmen die Beschlüsse von Eigentümerversammlungen ihr Leben, und in der Anlage macht das Wort von der "Wertminderung" die Runde. Wertminderung wegen Kinder. [...]
Weiterlesen in der Süddeutschen.

von Hellblazer 09:58 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Mittwoch, Mai 12, 2004

 
Kultur

Schlimmer als der Tod

Die Süddeutsche hat den amerikanischen Islamwissenschaftler Bernard Haykel zur Frage interviewt, was die Bilder aus dem Abu-Ghraib-Gefängnis in der arabischen Welt ausgelöst haben. Dieser analysiert die kulturellen Hintergründe und zieht ein vernichtendes Resumée.
Haykel: [...]das waren vorsätzliche, geplante, systematische, institutionalisierte Praktiken. Das gilt auch für die Fotos – sie wurden aufgenommen, um neuen Häftlingen Angst einzujagen und zum Reden zu bringen.
[...]

SZ: Versteht die amerikanische Öffentlichkeit, was für eine Wirkung diese Bilder in der arabischen Öffentlichkeit haben?

Haykel: Ich glaube nicht. Amerikaner finden das alles ebenfalls grausam und schlimm, aber die wahre Bedeutung dieser Bilder erschließt sich ihnen nicht. Sie dürfen nicht vergessen, für die westliche Öffentlichkeit sind die Opfer ein paar Iraker, die misshandelt wurden. Für Araber und Moslems sind diese Bilder exemplarische Symbole für die gesamte Beziehung zwischen der islamischen und der westlichen Welt. Die Bilder bringen die ganze Dynamik aus Unterwerfung, Erniedrigung und Entmannung auf den Punkt. Al-Qaida spielt mit diesen Motiven schon lange. Sie sagen immer wieder, dass der arabische Mann vom Westen entmannt wurde, dass der Westen Frauen als Soldaten einsetzt, die sich über die Mannesehre der Araber lustig machen. Und jetzt bestätigen diese Bilder all das.


SZ: Das fiel also auf fruchtbaren Boden.

Haykel: Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, wie fruchtbar der Boden war, auf den die Quälereien gefallen sind. Für al-Qaida waren diese Bilder ein unglaublicher Public-Relations-Coup. Sie dürfen auch nicht außer Acht lassen, dass die Analphabetenrate in vielen arabischen Staaten über fünfzig, sechzig Prozent liegt, schon deshalb haben Bilder hier eine Wirkung, die weit über jedes geschriebene Wort hinausreicht. Diese Bilder werden das einzige sein, was viele Menschen über diese Vorfälle erfahren. Sie werden nichts über den Kontext lesen oder verfolgen, was mit den Soldaten passiert, die das getan haben.


SZ: Hat es geholfen, dass sich George W. Bush entschuldigt hat?

Haykel: Ich glaube nicht, dass der Auftritt irgend etwas bewirken wird. An dem Mann ist für Araber so ziemlich alles ein Affront. Seine Wortwahl, seine Körpersprache, alles.

[...]

Er hat zum Beispiel gesagt, dass die Iraker verstehen müssen, dass die USA so handeln. Die Iraker müssen gar nichts. Bush hat Arabern und Moslems überhaupt nichts vorzuschreiben oder gar zu befehlen. Er hätte ja auch erklären können, dass er sich wünschte, die Iraker würden verstehen, dass die USA so handeln.

[...]

Propaganda reicht nicht mehr. Die Leute in den arabischen Ländern erwarten ganz konkrete Schritte. In diesem Teil der Welt haben die Vereinigten Staaten keine Glaubwürdigkeit mehr, nicht die allergeringste.
Zum kompletten Interview über zwei Seiten geht's hier lang.

von Hellblazer 20:41 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Gesellschaft

vox populi

Ich habe schon länger nach einem Vorwand gesucht, das Weblog einer Hamburger Journalistin hier zu empfehlen. Sie schreibt "Dramolette", kleine kunstvolle Geschichtchen aus dem prallen Leben - ein Weblog mit beinahe literarischem Anspruch.

Achso, der Vorwand. Frau Lessmöllmann beschreibt ihr Erlebnis auf einer längeren Bahnreise:

[...]Dann: Auftritt einer Gruppe mittelalter Männer. Sie sind gut gelaunt, laut und angetrunken. Typ braver Familienvater, die Sau rauslassend. Au Backe. Zeitung noch enger vors Gesicht gehalten, Ohropax herbeigewünscht. Und schon geht es los, Vorhang auf für vox populi, lieber Leser, jetzt kriegst du was geboten.

Einer führt das Wort, steht leise schwankend am Bistrottisch und will Bundeskanzler werden, sagt er, seine Kumpels feuern ihn an. Denn wenn er Bundeskanzler wird, dann wird mal so richtig aufgeräumt. Weg mit den ganzen blöden Gesetzen, die einem verbieten, Laub in seinem Garten zu verbrennen (Zeitung sehr, sehr eng vors Gesicht) und überhaupt (der Mann hat die Zeitungsleserin erspäht - indirekter Angriff): Als Erstes würden alle Gleichstellungsbeauftragten abgeschafft.

Zeitung noch enger vors Gesicht (es ist der Focus, vielleicht rettet das mich vor irgend etwas?), aber nein, der Bundeskanzler legt jetzt richtig los: Polen werde übrigens im Sturm erobert.

Das ist zu viel. Ich hole mir noch ein Radeberger und sage ihm im Vorbeigehen freundlich, schön, dass Sie kein Mikrophon brauchen, Herr Bundeskanzler.

Das war es, der Kampf ist eröffnet, der Fehdehandschuh geschmissen, en garde! Hinter mich, meine Mannen! Ich kenne diese Blicke, Scheißkuh, vermasselt uns hier unseren Spaß, der Rest des Bistrots verschmilzt zur stummen Masse, jetzt warten alle ab, was kommt. [...]
Unbedingt weiterlesen. Hier lang bitte, jeder nur ein Kreuz....

von Hellblazer 10:57 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Politik

Das Irak-Desaster

Aus dem Weblog "riverbend", einer jungen Irakerin. Ihr Eintrag unter dem Titel Just go! zeigt, dass die "bedauerlichen Einzelfälle von Misshandlungen" wohl das Scheitern der amerikanischen Irak-Pläne zur Folge haben werden.
There was a time when people here felt sorry for the troops. No matter what one's attitude was towards the occupation, there were moments of pity towards the troops, regardless of their nationality. We would see them suffering the Iraqi sun, obviously wishing they were somewhere else and somehow, that vulnerability made them seem less monstrous and more human. That time has passed. People look at troops now and see the pictures of Abu Ghraib… and we burn with shame and anger and frustration at not being able to do something. Now that the world knows that the torture has been going on since the very beginning, do people finally understand what happened in Falloojeh?

[...]

All I can think about is the universal outrage when the former government showed pictures of American POWs on television, looking frightened and unsure about their fate. I remember the outcries from American citizens, claiming that Iraqis were animals for showing 'America's finest' fully clothed and unharmed. So what does this make Americans now?

We heard about it all… we heard stories since the very beginning of the occupation about prisoners being made to sit for several hours on their knees… being deprived of sleep for days at a time by being splashed with cold water or kicked or slapped… about the infamous 'red rooms' where prisoners are kept for prolonged periods of time… about the rape, the degradations, the emotional and physical torture… and there were moments when I actually wanted to believe that what we heard was exaggerated. I realize now that it was only a small fragment of the truth. There is nothing that is going to make this 'better'. Nothing.

[...]

I sometimes get emails asking me to propose solutions or make suggestions. Fine. Today's lesson: don't rape, don't torture, don't kill and get out while you can- while it still looks like you have a choice... Chaos? Civil war? Bloodshed? We’ll take our chances- just take your Puppets, your tanks, your smart weapons, your dumb politicians, your lies, your empty promises, your rapists, your sadistic torturers and go.
Die Logik der Gewalt sorgt dafür, dass die andere Seite die Vorlage willig aufnimmt und zum Anlass nimmt, wiederum mit "barbarischen" Reaktionen zu antworten und einem Amerikaner vor laufender Kamera den Kopf abzuschlagen.Natürlich nur, um wiederum eine gewaltsame Antwort zu provozieren, die auch prompt angekündigt wird.
[...] Die US-Regierung drückte der Familie ihr Beileid aus. «Mit unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei der Familie» des Opfers, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan. Zugleich kündigte er Vergeltung an. Die Täter würden unnachgiebig verfolgt, sagte er. Diese Bilder zeigten die wahre Natur der Feinde der Freiheit. «Sie haben keinen Respekt vor dem Leben unschuldiger Männer, Frauen und Kinder», so McClellan in Little Rock am Rande eines Wahlkampfauftritts von Bush. [...]
Während die Rhetorik der Gewalt auf allen Seiten kaum mehr auseinander zu halten ist und auch in Logik und Methode kaum mehr ein Unterschied besteht zwischen den austauschbaren "Guten" und "Bösen", ist es die ganz normale Bevölkerung, im Irak, in Amerika, in Spanien, in Afghanistan oder wo auch immer, die mal von dieser mal von jener Seite als Opfer genutzt wird und von einer irrationalen Gewaltlogik, die keine alternative Handlungsweise mehr zu erlauben scheint, zerrieben wird.
Gewalt ist zur einzig legitimen, ja, automatischen Reaktion mutiert, der freie Wille existiert nicht mehr, man "ist verpflichtet" als spräche man von unumstößlichen Naturgesetzen. Und dabei sind es genau jene, die sich so hilflos wie kleine Kinder, die erstmal den Umgang mit Konflikten lernen müssen, um Alternativen zu Schreien und Hauen zu finden, gebärden, die die Chuzpe besitzen, sich auch noch im Besitz "moralischer Werte und Wahrheiten" zu wähnen. Wo sind die "christlichen Werte", die verteidigt werden sollen? Oder die "muslimischen"? Oder die der "Aufklärung"? Wo ist sie, die "moralische Überlegenheit" egal welcher Seite? Wo stehen sie, die Kulturen, die stolz darauf sind die "Barbarei heidnischer Zeiten" überwunden zu haben und altväterlich-bedauernd auf alle herabsehen, die "noch nicht so weit" sind?
Moral als Motivation zu propagieren ist eine schwierige Angelegenheit. Es sind die propagierten Maßstäbe, an denen man selbst sich messen lassen muss. Fällt das Ergebnis negativ aus ist jegliches Vetrauen, jegliche Legitimität und jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Amerika hat seinen Krieg im Irak verloren - auf dem selben Wege wie zuvor und von Anfang an schon die Islamisten den ihren.

von Hellblazer 08:07 | Einzelansicht & Kommentare (1)


 
Kultur

Dringend benötigt: Eine amerikanische "Cautio Criminalis"

1631 begründete der Jesuit Friedrich Spe in seiner Schrift "Cautio Criminalis", wieso Folter als Instrument der Justiz nicht wirksam sein kann. Telepolis umreißt die Geschichte der mittelalterlichen Hexenverfolgungen und vergleicht die dort festzustellenden Dynamiken zwischen vermeintlicher Bedrohung, Angst und der Bereitschaft, diesen Bedrohungen mit irrationalen Schurkenjagden mit zweifelhaften Methoden zu begegnen mit den jüngsten Ereignissen und geschaffenen Rechtsfreien Räumen rund um den "Krieg gegen den Terror".
Steht das junge Amerika nun vor einer Aufgabe, die das "alte Europa" vor 300 Jahren schon angegangen ist?
Die von der amerikanischen Regierung ohne nennenswerten politischen Widerstand nach dem 11. September geschaffenen rechtsfreien Räume haben dem Glauben, mit Gewalt letztendlich doch wieder Recht schaffen zu können, großen Auftrieb verschafft. Zwar versucht die US-Regierung, die inzwischen bekannt gewordenen Erniedrigungen irakischer Gefangener durch weibliche und männliche US-Soldaten als Einzelfälle darzustellen, in Wirklichkeit ist der Glaube, durch Folter "Wahrheit" ans Licht bringen zu können, offensichtlich jedoch schon so verbreitet, dass nur eine radikale Erinnerung an die unausweichlich destruktiven Folgen von Folter für die gesamte Gesellschaft eine Änderung herbeiführen könnte. [...]
weiter hier.

von Hellblazer 07:28 | Einzelansicht & Kommentare (2)


Dienstag, Mai 11, 2004

 
Gesellschaft

Verrohung der Kultur? Oder sind wir schon weiter?

SPIEGEL-Online berichtet über ein Interview mit dem Bundeswehr-Professor Michael Wolffsohn und setzt die Äußerungen über die Legitimität von Folterungen in einen größeren Zusammenhang.
[...] Mit seinen Äußerungen zur Legitimität von Folter setzt der Historiker eine Debatte fort, die bereits in den USA für Wirbel gesorgt hat. Nach den Anschlägen vom 11. September hatte dort der Anwalt und Rechtsprofessor an der Harvard-Universität, Alan Dershowitz, eine Zulassung der Folter verlangt, wenn damit geplante Straftaten aufgedeckt werden könnten. Und auch für den Fernsehkommentator und konservativen Ex-Präsidentschaftskandidaten Pat Buchanan ist Folter in Zeiten höchster Gefahr ein "Naturrecht". [...]
Dazu wird noch die Folter-Debatte im Zusammenhang mit dem Entführungsfall Jakob von Metzlers vorletztes Jahr gesetzt - und es entsteht tatsächlich ein erschreckendes Bild, denn der "zivilisierte Westen" stellt ohne es zu merken gerade Grundprinzipien seiner Kultur in Frage.
OK, ein weiteres Grundprinzip dieser Kultur war wohl auch schon immer, dass zwischen Ideal und Realität Lücken von der Größe des Grand Canyon zu klaffen haben, also muss das alles ja noch nichts heißen, aber eine Kultur, die Amnesty International hervorbrachte und Folterer-Länder stets als die barbarischsten Flecken Erde betrachtete geht im Ernst in einen Denkansatz der "möglichen Legitimität" von Folter? Ja ist man mit dieser Hochkultur denn doch schon an sein Ende gekommen? Wenn man sich das Ende anderer Hochkulturen so ansieht (Athen, Rom, China usw.), und wie es auch dort stets der Wegfall der hehrsten Ideale war, der diesen eingeleitet hatte kommt man schon ein wenig ins Grübeln...

von Hellblazer 18:40 | Einzelansicht & Kommentare (1)


 
Gesellschaft

Die Folterpraxis in Irakischen Gefängnissen aus Republikanischer Sicht

Rush Limbaugh, prominenter Angehöriger des rechten Randes der amerikanischen Republikaner, ist berühmt-berüchtigter Radio-Talker einer eigenen Show, die unter anderem auch über Medien des Disney-Konzerns ausgestrahlt wird (vgl. Neuer Film von Michael Moore: nicht in USA zu sehen) und bekannt für extreme Ansichten - man meint, der Mann möchte einem Goebbels Konkurrenz machen, L. hetzt gegen alles, was nicht seiner Vorstellung von "amerikanisch" entspricht, und worunter z.B. Lesben und Schwule, Ausländer und Frauen, die nicht in den 50-er Jahren leben wollen, Franzosen und Spanier, Moslems, Buddhisten usw. usf. fallen.
In den letzten Tagen nun gab es ja eine Menge Aufregung um die amerikanische Folterpraxis in Irakischen Gefängnissen. Limbaugh zeigt, wie man die Sache als "guter Amerikaner" auch sehen kann - er spielt nicht nur herunter
From the May 4 Rush Limbaugh Show, titled "It's Not About Us; This Is War!":

CALLER: It was like a college fraternity prank that stacked up naked men --

LIMBAUGH: Exactly. Exactly my point! This is no different than what happens at the Skull and Bones initiation and we're going to ruin people's lives over it and we're going to hamper our military effort, and then we are going to really hammer them because they had a good time. You know, these people are being fired at every day. I'm talking about people having a good time, these people, you ever heard of emotional release? You of heard of need to blow some steam off?
Quelle mediamatters.org: Limbaugh on torture of Iraqis

sondern verteidigt die Vorgänge im Irak sogar:
Maybe the people who executed this pulled off a brilliant maneuver. Nobody got hurt. Nobody got physically injured. But boy there was a lot of humiliation of people who are trying to kill us -- in ways they hold dear. Sounds pretty effective to me if you look at us in the right context.
Quelle mediamatters.org: Limbaugh: prisoner abuse "brilliant"

von Hellblazer 13:54 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Montag, Mai 10, 2004

 
Gesellschaft

50 Jahre Bundesprüfstelle

Dieser Tage wird die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) (ehemals "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS)" 50 Jahre alt. Wir gratulieren. Der Kunsthistoriker und Autor Roland Seim zog in einem Telepolis-Artikel ein Fazit zu 50 Jahre BPjM:

Grundsätzlich ist der Jugendschutzgedanke etwa bei rechtsextremen, fremdenfeindlichen und gewaltauffordernden Inhalten sinnvoll, da popkulturelle Medien Vorbildfunktion für das noch nicht gefestigte Weltbild von Minderjährigen haben. Fraglich scheint, ob der mittelalterliche Index geeignet ist, die notwendige moderne Medienkompetenz zu fördern. Unter der Käseglocke von Jugendverboten kann man Heranwachsende kaum auf die Erwachsenenwelt vorbereiten. Zur Medienbeurteilung gibt es Selbstkontrollinstanzen, und für strafbare Inhalte wie Kinderpornografie, Rechtsextremismus und Terrorismus sind die Gerichte zuständig.

Tröstlich ist, dass die Macht der BPjM 2003 eingeschränkt wurde. So dürfen von anerkannten Kontrollgremien (wie der FSK) mit einer Altersfreigabe vershene Medien nicht mehr indiziert werden. Und alle Indizierungen sind automatisch nach 25 Jahren aufgehoben, sofern sie nicht explizit verlängert werden. Gut, das ist wenigstens ein Anfang.

von *V.K.* 19:11 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Gesellschaft

Heise-News: "Datenschützer warnt vor Überwachungsstaat im Zuge von Terror-Angst"

Schleswig-Holsteins oberster Datenschützer, Helmut Bäumler, warnt angesichts zunehmender Terror-Angst vor der Errichtung eines Überwachungsstaates. Die Bedrohung durch Terroristen mache es denjenigen leicht, die den Menschen einreden wollten, sie müssten für ihre Sicherheit Grundrechte aufgegeben, sagte der Landesbeauftragte für den Datenschutz am Donnerstag in Kiel.
Hier zum Artikel.

von Hellblazer 08:39 | Einzelansicht & Kommentare (1)


Donnerstag, Mai 06, 2004

 
Politik

Neuer Film von Michael Moore: nicht in USA zu sehen

Der amerikanische Filmemacher Michael Moore, bekannt geworden durch "Bowling for Columbine" sowie seine Bücher "Stupid White Men" und "Volle Deckung, Mr. Bush - Dude, where is my country?", hat in den USA neuerdings ein Problem: sein neuer Film "Fahrenheit 9/11" wird von Miramax nicht in die US-Kinos gebracht. Der Grund: Der Disney-Konzern, dem Miramax gehört, fürchtet um seine Steuervorteile in Florida. Denn der Gouverneur von Florida heißt Jeb Bush - und die Familie Bush (und ihre Geschäftsbeziehungen zur Familie bin Laden) ist unter anderem Thema von "Fahrenheit 9/11" und kommt dabei nicht allzu gut weg. Nach Europa dagegen ist der Film bereits verkauft und wird im Sommer auf jeden Fall in die Kinos kommen. Dadurch entsteht die paradoxe Situation, dass ein Film in Europa zu sehen ist, in den USA - dem Land, das angeblich die Meinungsfreiheit immer so hoch hält - dagegen nicht.

Es ist erschreckend, wie weit die Selbstzensur und der vorauseilende Gehorsam der meisten US-Medien inzwischen geht. Ja keine Kritik äußern, man könnte ja den Gouverneur verärgern. Wohl gemerkt: könnte, denn weder von Jeb Bush noch gar von George Dubbeljuh liegen bisher irgendwelche Statements zu "Fahrenheit 9/11" vor. Michael Moore selbst kommentierte den Vorgang mit den Worten:

"Irgendwann muss man sich fragen: Darf so etwas einer freien und offenen Gesellschaft passieren, wo offenbar finanzielle Interessen darüber entscheiden, was die Menschen sehen sollen oder nicht?"

Dem ist nichts hinzuzufügen.

von *V.K.* 19:05 | Einzelansicht & Kommentare (2)


 
Gesellschaft

Al-Quaidaismus: Terror und Ideologien

Auf dem englischsprachigen Portal Foreign Policy nimmt sich Jason Burke am Beispiel der "Al Quaida" die gängigen Sterotypen und Vorstellungen vor, die in Zusammenhang mit Terrorismus immer wieder aufgefahren werden. Leider auf englisch.
The mere mention of al Qaeda conjures images of an efficient terrorist network guided by a powerful criminal mastermind. Yet al Qaeda is more lethal as an ideology than as an organization. “Al Qaedaism” will continue to attract supporters in the years to come—whether Osama bin Laden is around to lead them or not.
Burke nimmt sich Kernthesen her, die vor allem in der Politik, aber auch von den Medien gern formuliert werden und zerpflückt sie knapp aber präzise.
“Al Qaeda Is a Global Terrorist Organization”
“Capturing or Killing Bin Laden Will Deal a Severe Blow to Al Qaeda”
“The Militants Seek to Destroy the West so They Can Impose a Global Islamic State”
“The Militants Reject Modern Ideas in Favor of Traditional Muslim Theology”
“Since the Rise of Al Qaeda, Islamic Moderates Have Been Marginalized”
“The Israeli-Palestinian Conflict Is Central to the Militants' Cause”
sind nur ein paar davon. Zum Artikel Think again: Al Qaeda.

von Hellblazer 15:57 | Einzelansicht & Kommentare (0)


Montag, Mai 03, 2004

 
Politik

Provozierter Bruch

Ein ARD-Kommentar beleuchtet die Hintergründe hinter dem Scheitern des "Zuwanderungsgesetzes" - wieder einmal politisches Kalkül auf dem Rücken derer, die sich nicht wehren können:
[...] Das Problem war - und CDU und CSU haben das messerscharf erkannt: die Front verlief schon länger nicht mehr zwischen Regierung und Opposition, sondern vor allem zwischen SPD und Grünen. Eine Krise in der Koalition schwelte also schon lange, im Mikrokosmos der zermürbenden Unterhändlerrunde für - oder besser gegen ein neues Zuwanderungsgesetz.

Jetzt ist der Konsens, der in vielen Einzelpunkten schon erreicht schien, an dieser Sollbruchstelle gebrochen. Lässt uns die Union wissen. Verräterisch, schon diese Wortwahl. Sie zeigt: ein Interesse am Zustandekommen des Zuwanderungsgesetzes hatte die Union nicht mehr wirklich. Unverständlich. Denn: was zuletzt auf dem Tisch lag, war ein Zuwanderungsbegrenzungsgesetz, das vor allem die Zuwanderung zum deutschen Arbeitsmarkt straff nach deutschen Interessen regeln würde. Inhalt: zu 95 Prozent Union. Sagt die Union selbst.[...]

von Hellblazer 20:08 | Einzelansicht & Kommentare (0)


 
Politik

Folter im Irak
Die US-Regierung und das Militär versuchen, die Folterungen im Irak als bedauerliche Einzelfälle darzustellen. Doch neue Recherchen zeigen: Die Besatzer installierten in Saddams ehemaligem Gefängnis Abu Ghureib ein perfides Verhörsystem. US-Armee und Geheimdienste teilten sich die schmutzige Arbeit. [...]
zum Bericht.

von Hellblazer 20:00 | Einzelansicht & Kommentare (0)


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